Onsen, Sushi und Grüner Tee: Reisebericht aus Japan

Reisezeit: November 2010  |  von Peter Belina

Shodo-shima - Karatsu

Es geht wieder zurück zur Insel Shikoku und weiter in Richtung Kyushu: Abschied nehmen von Shodo-Shima.

Es geht wieder zurück zur Insel Shikoku und weiter in Richtung Kyushu: Abschied nehmen von Shodo-Shima.

15.11.2010: Mit dem Zug unterwegs

Heute verlasse ich bei strahlendem Sonnenschein und bester Sicht Shodo-Shima. So macht eine Fährüberfahrt richtig Spaß, auch wenn die See sehr unruhig ist. Das gleiche Spiel wie bei der Hinfahrt: Beim Ablegen wird ein Seemannslied gespielt. Aber nicht nur eines, sondern gleich eine halbe Stunde lang, u.a. (ja, im ernst!) "Auf der Reeperbahn, nachts um halb eins", war wohl von Hans Albers.

Mein MP3-Player ist auf die Minute pünktlich angekommen. Als ich das Ryokan verlasse, stehen alle Mitarbeiter daußen und winken mir zum Abschied. Bei den Bussen haben sie das nicht gemacht...

Von Takamatsu nach Okayama geht es wieder per Marine-Liner, einem Schnellzug, der auf einer Normalstreecke verkehrt. Von dort geht es auf der speziell ausgebauten Shinkansen-Strecke mit dem Hikari, dem zweitschnellsten Zug Japans und dem schnellsten, den ich verwenden darf, nach Hakata, bereits auf der Insel Kyushu gelegen. Von dort aus mit einem Kamome, einem Schnellzug auf der Normalstrecke nach Saga (der erste eher unbequeme Zug) und dann in die tiefste Pampa mit dem "One Man Turbo Train" (so ist der Zug auf der Seite beschriftet), erinnert ein bißchen an die alten Schienenbusse. Klappt alles reibungslos, von Hotel zu Hotel bin ich allerdings 8 Stunden unterwegs. Linker Hand meist das Meer, rechter Hand hoch aufragende Berge. Insbesondere die letzten Kilometer sind landschaftlich reizvoll.

Das Schöne beim Shinkansen: Extrem viel Platzfreiheit, interessanterweise 5 Sitze nebeneinander (Rolf, haben die eine andere Spurbreite?), alle 30 Minuten kommt eine Mitarbeiterin mit einem Wägelchen vorbei mit Essen und Trinken. Man kann auch etwas Warmes zum Essen bestellen, wird dann im nächsten Bahnhof an Bord gebracht. Probiere ich aus, eine halbe Stunde oder knapp 150 km vor Hiroshima bestellt, habe ich, kaum dass wir den Bahnhof Hiroshima verlassen, ein leckeres Curry für 650Y (knapp 6,50 €) am Tisch. Es kommt auch regelmnäßig eine Mitarbeiterin mit einem Mülleimer vorbei.

Apropos Mülleinmer. Als ich in den ersten Zug einsteigen will, ich stehe brav an der Markierung für den Wagen Nr. 1, hinter mir 10 oder 12 Leute, kommt mir eine Dame zuvor, versperrt den Eingang und fängt an, den Wagen sauber zu machen und alle Stühle umzudrehen (Japaner verfallen in Panik, wenn sie rückwärts fahren müssen). Inzwischen erfolgt vorne das Signal zum Losfahren. Ääh, hallooooo, wir wollen auch noch mit! Der Oberschaffner (oder wer das auch immner ist) erkennt, dass etwas schief läuft, sofort gibt er die Info zum Zugführer weiter. Ein wildes Gepfeife und Gerufe beginnt, 1 Minute später kommt ein 6-köfiges Kommando, sieht, was Sache ist und unterstützt die Reinigungskraft beim saubermachen. Eine Minute später sollten wir reindürfen.

Drei Haken hat die japanische Bahn allerdings: Es gibt kaum Platz zum Koffer abstellen- da sind die Züge der DB schon fast ein Paradies dagegebn. Zum zweiten sind die normalen Bahnhöfe und die für den Shinkansen zwar im gleichen Gebäude, aber stets in einer anderen Etage (der Shinkansen fährt, je nach Bahnhof, im 2. bis 4. Stock ab) und räumlich weit getrennt; Rolltreppen oft nicht vorhanden und Lifte, soweit vorhanden, bestens versteckt. Zum Dritten: Die Türen für den Einstieg in den jeweiligen Wagen sind stets markiert. Wenn man des Japanischen unkundig ist, tut man sich aber sehr schwer, heraus zu bekommen, welche der 6 bis 10 verschiedenfarbigen Markierung für welchen Zug gilt.

Beim "One Man Turbno Train" sollte ich das Kofferproblem zu spüren bekommen. Als ich einsteige, ist der Zug fast leer. Hier stehen die Sitze gegenübert. Es erscheint mir die beste Lösung, den Koffer zwischen die Sitze zu klemmen und mich daneben zu sitzen. So benötige ich allerdings vier Sitzplätze. Auf halber Strecks steigen jedoch rund 100 Schüler ein. Jetzt muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Also stelle ich den Koffer neben den Eingang, er kann ja jetzt nicht mehr umfallen und biete die drei Sitze an. Erst will sich niemand setzen. Wie gesagt, die Japaner und vor allem die Japanerinnen sind sehr schüchtern. Schließlich trauen sich drei Mädels mit viel Kichern, dürften so 14-16 gewesen sein. Was mich echt erstaunt, ist ihr für japanische Verhältnisse gutes Englisch, müssen einen Lehrer haben, der nicht nur, wie in Japan üblich, Wert auf das Schriftliche legt. Wir kommen ins Gespräch. Englisch können sie zwar gut, aber dafür haben sie Schwächen in Erdkunde. Von "Germany" haben sie noch nie etwas gehört, obwohl ich es mit verschiedenen Aussprachevarianten probiere. In Karatsu verlasse ich den Bahnhof in Richtung Sonnenuntergang, die Schüler winken mir zum Abschied zu.

Keine 50 Meter vom Bahnhof entfernt liegt mein Hotel. Auch hier wird gutes Englisch geprochen. Nachdem die Rezeptionistin max. 25 Jahre alt ist, gehe ich mal davon aus, dass sie den/die gleiche(n) Lehrer(in) hatte. Beim Einchecken fragt sie mich "Do you want to use the bus?" Mir ist zwar nicht ganz klar, wo mich der Buis hinbringen soll, auf Verdacht bejahe ich erst mal. "Then use the yukata, please. You will find it in the wardrobe!"

In Osaka hatten sie mich gewarnt, dass die Leute im Süden etwas wunderlich sind. Aber dass sie im Bademantel Bus fahren? Oh Mann! In dem Moment dämmert es mir, das Wort war (a) falsch betont und (b) das tie-eitsch eher wie ein "s" ausgesprochen war. Klar will ich ins "bath", also den Onsen! Manchmal ist die Aussprache halt doch gewöhnungsbedürftig.

© Peter Belina, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Japan ist anders. Japan ist eine Herausforderung. Japan ist ein Erlebnis. Japan nervt. Japan begeistert. Japan ist unglaublich vielseitig. Eine tolle Reise liegt hinter mir. Von Osaka aus ging es immer Richtung Süden mit Kurokawa-onsen, einem versteckten Bad, Nagasaki, einer Traumstadt, dem Mt. Aso, einem tollen Berg, den Klostern auf Koya-san und Kyoto mit seinen schönen Tempeln als Highlights.
Details:
Aufbruch: 05.11.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.11.2010
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Peter Belina berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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