In knapp zwei Jahren durch Malaysia, Neuseeland und Australien

Reisezeit: Oktober 2015 - Juli 2017  |  von Anja & Wolfgang

Teil 6 – von 07.06 bis 16.06.2017 1480 km

Ziel: Auf dem 4WD Track 72, dem Binns Track Richtung Süden, vorbei am Davenport Range NP , der Arltunga Historical Reserve, dem Trephina Gorge NP, der Corroboree Rock Conservation Reserve und dem Emily and Jessie Gaps NP, bis Alice Springs. Sind Zuschauer beim Alice-Finke Desert Race und folgen dann dem 4WD Track 71 auf der Old South Road bis zur Chambers Pillar Historical Reserve. Über Finke zum Lambert Center, dem geographischen Mittelpunkt Australiens und wieder zurück nach Finke um dann dem Old Ghan Heritage Trail zu folgen, bis wir nahe dem Mt. Dare Hotel / Roadhouse die Grenze zu SA erreichen.

Wetter: Sonnenschein < 25°, nachts < 10°.

Ein paar km nördlich von der Devils Marbles Conservation Reserve stossen wir auf 4WD Track 72, den Binns Track, dem wir nördlich von hier im Oktober letzten Jahres schon ab Daly Waters bis zum Judharra Gregory NP gefolgt sind. Wir nehmen nun den südlichen Teil unter die Räder, der uns auf Offroad Strecken zurück nach Alice Springs bringen wird. Die ersten 150km sind tolle glatte Staubpisten,

aber je näher wir dem Davenport Range NP kommen, umso anspruchsvoller wird die Fahrbahn. Wir lassen es heute noch mal ruhig angehen und lassen uns relativ früh auf dem NP CP Old Police Station Waterhole nieder, geniessen Vollmond im Abendrot

und harren der Pisten die uns Morgen erwarten werden.
Gleich neben unserem CP beginnt eine 17km lange „Abkürzungsstrecke‘ (außen rum wären es 25km) die lt. Tafel so um die 2Std. kosten soll,

ein total überwachsener Pfad

führt uns durch diese einsame Hügellandschaft,

ein Rückzugsgebiet für die Städter von Alice Springs und Tennant Creek. Steile felsige Aufstiege

und genau so spannende Abfahrten machen den Reiz dieser Strecke aus, die wir dann doch ohne uns zu beeilen in 90 min absolvieren. Zurück auf der Hauptstrecke geht es Richtung Süden an der alten, aufgelassenen Wolfram Mine von Hatches Creek vorbei,

sehen endlich einen der Esel am Strassenrand, deren Gebrüll uns letze Nacht unterhalten hat

und passieren irgendwann dieses Rockhole, das im Sommer sicher ein schöner Badeplatz ist.

Immer schön den Binns Track entlang geht es mal durch tiefen Sand,

mal auf festen Pisten, mal auf Kies, mal im Geröll durchs Flussbett und auch immer wieder mal über felsige Abschnitte. Plötzlich stehen wir mitten im Verladehof einer Station und schauen genau so doof wie die gut 1.000 Rindviecher, die da rumstehen und auf ihr Road-Train-Taxi warten, bis uns ein nettes Cowgirl erklärt, dass die Strasse die wir suchen nicht wie in unserer offiziellen NT Karte markiert durch die Station führt, sondern erst 21km!!! weiter Richtung Süden abzweigt. Ist ja nicht das erste Mal hier in Australien, dass Karte und Wirklichkeit voneinander abweichen, aber soweit daneben lagen die bisher noch nie. Wir finden die versprochene Abzweigung, fahren nochmal ein Stück auf so stark überwachsenen Pisten, dass bei uns der Eindruck entsteht, dass zumindest dieser Teil des Binns Track wohl zu den weniger befahrenen Strecken zählt, obwohl gerade hier auf diesem Stück die Ausschilderung wieder hervorragend ist. Auf dem SP Bush Camp am Bundey River beenden wir den Tag, bewundern das Abendrot

und freuen uns schon auf die morgigen Abenteuer.
Schon kurz nach unserem SP geht es im tiefen Sand quer durch das Flussbett ans andere Ufer und dann weiter auf einer endlosen roten Sandpiste

bis zum (Staub-)Highway of Plenty, wobei hier bei der Namensgebung wohl das Wort ‚corrugations‘ = Wellblech vergessen wurde. 70km weiter Richtung Westen ist auch diese Rüttelei zu Ende, der Binns Track biegt nach Süden ab und wird erneut zu einer einfach zu fahrenden 4WD Strecke, mal auf Lehm, mal auf festgefahrenem Sand und gelegentlich auch über etwas Geröll. Am Horizont begrüßen uns bereits die Berge der East MacDonnell Range,

wir erreichen die Arltunga Historical Reserve, um 1875 wurde hier goldhaltiges Quarz gefunden, bei etwa 30g Gold pro Tonne Gestein abbauwürdig, der nächste Goldrausch war geboren. Heute sind hier noch ein paar Stollen zu sehen,

der Stampfer, der das Quarz zu Mehl verarbeitete, bevor das Gold ausgelöst werden konnte,

wurde mittlerweile genauso schöne renoviert wie die Polizeistation mit dem Gefängnis im Hintergrund.

Wir verbringen die Nacht auf dem nahegelegenen CP Arltunga Hotel Bush Site (AUD 5pP) um uns diese Gegend morgen nochmals etwas genauer anschauen zu können.
Wir steigen erst hoch zur Joker Mine, dann zur Christmas Mine und schliesslich noch zur Golden Chance Mine, kommen an diesem schönen alten Steingebäude vorbei,

finden natürlich einen Brocken von diesem für diese Gegend typischen Quarz mit kleinen Kupfereinschlüssen,

Goldeinschlüssen wäre uns noch lieber gewesen, aber wurde vor 100 Jahren schon alles abgebaut und in den naheliegenden Government Works verarbeitet. So bleibt uns nur der Blick ins Umland,

der Blick auf die Restes des Boilers und der Dampfmaschine, die die riesigen Stamper antrieb

und ein Besuch im Visitor Center - Museum, wo noch mehr Alteisen ausgestellt ist.

Wir fahren weiter in den Trephina Gorge NP und machen dort zwei jeweils 1-stündige Wanderungen, erst mal hoch auf den Berg um die Aussicht zu geniessen,

dann oben am Rand der Schlucht entlang

und schliesslich im Sandbett des Baches wieder zurück zum Parkplatz.

Noch eine kurze, 4km lange 4WD Strecke bachauf und wir sind am CP John Heyes Rockhole in Trephina Gorge NP( AUD 3,3/pP). Ein kleines Lagerfeuer zum Kartoffeln braten, ein paar Steaks in der Pfanne,

dazu noch ein Glas Rotwein, so macht Samstag Abend Camperleben echt Spass.
Am nächsten Morgen erst ein kurzer Spaziergang im Trephina Gorge NP zum John Hayes Rockhole,

gefolgt vom Chain of Ponds Walk, einer 3,5km langen Wanderung, die uns in 1,5h erst oben am Rand die Schlucht entlang führt und uns dann runter in die Schlucht bringt,

an zahlreichen Wasserlöchern vorbei,

uns sogar die Begegnung mit solch einem eigentlich sehr seltenen Black Foot Rock Wallaby ermöglicht

und uns schliesslich zu diesem Aussichtspunkt gelangen lässt, an dem wir von oben auf das John Hayes Rockhole runter schauen können.

Der Kreis hat sich geschlossen, wir verlassen den Park und fahren weiter zur Corroboree Rock Conservation Reserve, einem nur etwa 3m dicken Dolomit Felsen, der hier einsam die Landschaft verziert,

durch seine Form aber anscheinend inspirierende Wirkung haben muss und daher zum Heiligtum erklärt wurde, das nur aus gebührendem Abstand betrachtet werden darf.

Jo mei, dann fahren wir eben ganz schnell weiter zum Emily and Jessie Gaps NP. Erster Halt an der Jessie Gap,

eine Lücke in der Felswand, zur Regenzeit sicher geflutet und in einer Felsnische dieses Kunstwerk.

Ein Stück weiter die Emily Gap, heute ein Kies- zur Regenzeit sogar ein Schwimm-/Wasserloch, die Felswände mit ähnlichen Kunstwerken verziert

und hier lernen wir endlich, dass dies Raupen sein sollen, Teil der Dreamstories, der traditionellen Schöpfungsgeschichte. Wir erreichen Alice Springs, gehen schnell zum Einkaufen und ins Internet, bevor wir uns auf dem SP Ranges View, 20km südlich von Alice Springs niederlassen.

Dieses Wochenende findet das Alice – Finke Desert Race statt, ein 2*225km langes Wüstenrennen, die DAKAR Australiens und das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Heute am Sonntag sind alle ‚mal schnell‘ runter nach Finke gefahren und Morgen am Montag, einem Feiertag in NT zu Ehren der Queen, kommt der ganze Pulk wieder zurück nach Alice Springs. Mit unserem Stellplatz hier direkt an der Rennstrecke müssten da schon ein paar gute Fotos zu machen sein, na dann schau mer mal…
07:15 Start des Rennens in Finke, um 9h ist der erste der Wüstenflitzer hier bei uns angekommen

und dann kommen so im 10 min Abstand die restlichen Fahrzeuge in Sicht,

meist speziell für dieses Rennen vorbereitete Buggys, die uns kräftig einstauben.

In den Rennpausen lernen wir mehr und mehr der Gäste am Pistenrand kennen, so wie diese Camper-Gruppe, die hier 5 Tage lang stilvoll das Leben geniesst,

Couch und Grossgrill, alles dabei. Gegen 14h kommt dann Teil 2 des Rennpulks auch bei uns an, die Motorradfahrer,

die besonders in den engen Kurven

und auf der welligen Piste ihr ganzes Können aufbieten müssen.

Wer hat gewonnen? Wissen wir nicht, Siegerehrung ist erst am späten Abend, wir fahren noch mal schnell zurück in die Stadt zum Internet, buchen unsere Heimflüge für Ende Juli und ziehen uns dann auf den SP Alice Springs Free Camp zurück, wo heute bereits gut 30 WoMos Unterschlupf gefunden haben.
Am nächsten Morgen fahren wir zurück nach Alice um uns eine Werkstatt zu suchen, die Zeit und Lust hat bei SL3 einen Ölwechsel zu machen. War gar nicht soo einfach, die erste Antwort war immer ‚Heute nicht‘ bis ‚Diese Woche nicht!!‘, bis wir dann einen fanden, der meinte ‚Heute nicht, aber Morgen früh um 7:30‘. Wir bedanken uns, sind eigentlich schon raus aus der Tür, da ruft er uns zurück und meint, ‚lasst das Auto ein paar Stunden bei mir und wir machen das dann in der Zwischenzeit‘. Geht doch, wir wandern Richtung Innenstadt, kommen an etlichen solcher Buggys vorbei,

die wir gestern auf der Rennstrecke schon bewundert haben – und bereits 2 Stunden später der Anruf: ‚Auto ist bereit zum Abholen‘. Der Nachmittag nochmals Internet, Einkaufen, Wasser fassen und heiss duschen, bevor es mit ein paar T-Bones im Kühlschrank zurück auf den SP Alice Springs Free Camp geht. Grill anwerfen, Abendessen und Abendrot geniessen,
Am nächsten Morgen geht es endlich weiter Richtung Finke auf dem 4WD Track 71, der Old South Road. Wir erreichen die Ewaninga Reserve, einer Felsengruppe in der sich Jahrtausende alte Felszeichnungen der traditionellen Landbewohner befinden

und in der sich auch noch ein paar letzte Überreste der alten Telegraphen Leitung Darwin – Alice zu sehen sind,

Masten, die genau einen Leitungsdraht zu tragen haben. Die Rennstrecke Alice – Finke verläuft mittlerweile direkt neben der Strasse und so ist auch kein Problem den berühmt-berüchtigten km 40 zu besichtigen, eine Düne die hier überquert werden muss,

ein Sprunghügel, der ein recht unsanftes Aufkommen garantiert,

der schon so manchen Fahrer der Piste verwiesen hat. Unsere Strasse dagegen, relativ eben, anspruchslos,

nur diese Notrufstation wirft so manche Fragen auf,

Telefon ohne Anschluss, Wasserhahn ohne Zuleitung, ob sich da wohl einer einen Scherz erlaubt hat? Wir besuchen kurz die Maryvale Station

und erleben dort mit AUD 2,15/l einen neuen Rekord-Dieselpreis, bevor wir mit den Felsformationen der Chambers Pillar Historical Reserve unser heutiges Tagesziel erreichen.

Schnell mal zum und um den Chambers Pillar gewandert,

dann SL3 mit einer hier empfohlenen und später in der Simpson Dessert sogar vorgeschriebenen ‚Sandflag‘ dekoriert,

ein Wimpel der den Gegenverkehr an den Dünenkuppen früher sichtbar macht, Chambers Pillar im Abendrot fotografiert

und einen letzten Blick auf den Castle Rock geworfen,

zu dessen Füssen sich unser Nachtlager, der lokale CP (AUD 3,30 pP) befindet, der zu unserer grossen Freude auch noch mit Gasgrills ausgestattet ist.
Wir sind hier am Ende der Fahrstraßen angekommen, ab hier geht es nur noch zu Fuss oder per Pferd / Kamel weiter. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die ganzen 50km wieder zurückzufahren, war uns aber von Vornherein klar. Von einem Aussichtspunkt nochmals ein Blick auf den Pillar,

bevor wir dann bei dem bereits gestern erwähnten Notruf-Wasserhahn die Strasse Richtung Süden erreichen. Mal schnell an der Rodinga Siding vorbeigeschaut,

einer der zahlreichen Haltepunkte an der alten Ghan Linie und dann geht es im roten Sand auf einer fürchterlichen Wellblech-Rüttelpiste immer weiter Richtung Süden,

dicht neben der Strasse die Rennstrecke mit ihren km Schildern und als einzige Abwechslung, Unterbrechung der Eintönigkeit diese ehemaligen Haltepunkte. Bei Bundooma biegen wir kurz zu Alice Well ab,

ein Brunnen der auch heute noch Wasser spendet, während das zugehörige Gehöft seit langem aufgegeben, verfallen ist.

Die 5km lange Fahrt dahin gibt uns einen ersten Vorgeschmack darauf, was uns in ein paar Tagen in der Simpson Dessert auf etwa 500km erwartet, ein endloses auf – und nieder, Düne hoch

und Düne runter,

drunten evtl. eine Clay Pan (Tonebene) und dann gleich wieder Düne hoch. Zurück an der Hauptstrecke noch der alte Eisenbahn-Wassertank von Bundooma,

die heute völlig problemlose Durchquerung des Finke Rivers, dessen Bett zur Zeit trocken und kaum versandet ist – oder wurde da wegen des Rennens hier noch kräftig geräumt? Wir bewundern die Start – und Ziellinie in Finke,

diese nett gemachte Willkommensskulptur am westlichen Ortseingang

und fahren dann aber gleich weiter zum Lambert Center,

dem geographischen Mittelpunkt Australiens. Nachdem wir schon die Extrempunkte im Osten, Norden, Westen und Süden schon besucht haben, darf dieser in unserer Sammlung natürlich nicht fehlen und hier mitten, im Niemandsland, nur über eine 14km lange 4WD Strecke zu erreichen darf auch noch kostenlos gecampt werden – machen wir doch sofort.
Am nächsten Morgen eine Frühstücks-Stippvisite von ein paar Emus,

dann zurück nach Finke und weiter Richtung Süd-Osten, auf Strassen denen wir die Kategorie F (= fürchterlich) zugewiesen haben,

noch ein kurzes Stück entlang der Grenze zu SA,

bis wir dann formlos, ohne Schlagbaum und Gemüsekontrolle zurück in SA sind. Das Abenteuer NT ist für diese Reise auf jeden Fall mal beendet, ob wir jemals hierher zurückkehren, Inch Allah, wir (vor allem ich) träumen ja noch davon irgendwann die Cunnings Stock Route zu befahren, ca. 2.000km 4WD extrem, aber alleine undurchführbar und Partner keiner in Sicht, wird wohl für immer ein Punkt in der Bucket List, ein ewiger (Wunsch-)Traum bleiben. Also schliessen wir hier wieder mal ein Kapitel ab und machen in SA mit der Durchquerung der Simpson Dessert weiter.

© Anja & Wolfgang, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir die letzten 2 Jahre auf dem amerikanischen Kontinent verbracht haben, zieht es uns diesmal wieder gegen Osten. In den nächsten 22 Monaten wollen wir Malaysia, Neuseeland und Australien erkunden.
Details:
Aufbruch: 15.10.2015
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: 22.07.2017
Reiseziele: Malaysia
Singapur
Neuseeland
Australien
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.