2025 - Tansania - Freiwilligenarbeit in einem Baby Haus
29.10- 01.11.2025 - Ausgangssperre
29.10. - Wahlen in Tansania
Seit Tagen sagt man uns, das am Tag der Wahlen alle Zuhause bleiben sollen, zumindest bis zum Abend d.h. bis die Wahllokale geschlossen sind. Man rechne mit Demonstrationen. Wir nehmen es gelassen hin.
Gegen 17Uhr geht Antonia zur Nachtschicht ins Baby Haus. Bis dahin war alles weitestgehend ruhig. Doch kaum war sie dort angekommen, hört sie Schüsse. Auch wir im Homestay hören es. Wir können es allerdings nicht einordnen. Ich schaue mit Witness und Vumilia Fernsehen. Es wird von den Wahlen und ein paar Demonstrationen in Dar es Salam berichtet. Das Internet ist geschlossen. So geht dieser Tag mit einem mulmigen Gefühl zu ende. Aber man versichert uns, morgen sei wieder alles ganz normal.
30.10 - Alle bleiben Zuhause
Antonia kommt von der Nachtschicht zurück. Sie berichtet von den Schüssen der Nacht. Auf der Straße habe sie Brandflächen gesehen und Scherben. Überreste der Demonstrationen. Die Straße zum Baby Haus ist gesperrt. Denn nicht weit vom Baby Haus entfernt ist eine Polizeistation. Die wird von Soldaten abgesichert. Sie ist froh sicher zurück im Homestay zu sein. Wir haben weiter kein Internet. Daher ist für uns die Lage total unübersichtlich. Man erzählt uns, das es zu Demonstrationen in allen großen Städten gekommen sei. Die Tatsache keine Informationen zu bekommen und nicht zu wissen was tatsächlich außerhalb der Mauern des Homestays vor sich geht, hat mich beunruhigt. Schließlich sind wir es aus der Heimat gewohnt, stets viele Quellen zur Verfügung zu haben uns zu informieren, um uns unsere eigene Meinung und unser eigenes Bild zu machen. Das war jetzt in dieser Situation unmöglich. Wir hören jedoch den ganzen Tag weiter Schüsse.
Wir versuchen trotzdem entspannt zu bleiben und verbringen den Tag mit Lesen, Kreuzworträtsel und UNO. Am späten Nachmittag plötzlich wieder Internet was bin ich froh. Ich schreibe schnell eine Nachricht in meinen WhatsApp Status "uns geht es gut", dann versuche ich Matthias anzurufen. Doch das Internet ist zu schwach, beziehungsweise völlig überlastet. Auch eine Voice Nachricht funktioniert nicht. Also schreibe ich schnell ein paar Zeilen und dann ist das Internet auch schon wieder weg
Morgen beruhigt sich alles, versichern uns Vumilia und Witness.
Baby Milchpulver
Ich mache mir inzwischen Sorgen um die Babys, denn ich weiß das wir nur noch wenig Vorrat hatten. Eigentlich wäre ja heute unser Wocheneinkauf gewesen. Doch das fiel nun wegen Ausgangssperre aus. Fast alle Geschäfte, Banken etc. sind geschlossen. Ich kann Nuruana nicht einmal kontaktieren. Daher bitte ich Vumilia es für mich zu tun. Es geht allen gut, aber meine Vermutung wird bestätigt - die letzte Dose Baby Milchpulver wird am Abend angefangen.
31.10 - Wie geht es weiter?
Wir haben weiter kein Internet und sind somit von der Außenwelt ausgeschlossen. Vumilia wagt es mit dem Auto nach Arusha zu fahren. Er bringt einen Freund zurück, der am Wahltag hier gestrandet ist. Auf der Fahrt dorthin erreicht ihn ein Anruf aus dem Baby Haus. Könnt ihr helfen, die Baby Milch ist fast leer. Er ruft Witness an und so erfahre ich davon. Vumilia will in Arusha sein Glück versuchen, ein offenes Geschäft zu finden. Doch er hat kein Geld dabei. Da alle Banken und ATM`s geschlossen haben, brauchen wir Bargeld. Ich habe zum Glück noch Geld für vier Dosen. Das schickt Witness via M-PESA zu Vumilia. M- Pesa ist ein mobiler Bezahldienst, der es Nutzern erlaubt, Geld über ihr Mobiltelefon zu senden, empfangen und zu bezahlen. Vumilia hat nach einiger Suche ein Geschäft gefunden und konnte die vier Dosen kaufen. Ich atme tief durch und bin erleichtert. Ansonsten gilt weiterhin Ausgangssperre und somit war die Aktion nicht ganz ungefährlich.
Wir überlegen indessen, wie wir uns den Tag vertreiben können. Schließlich bereiten wir mit der ganze Familie Chapati.
Chapati
Wir bekommen eine Schritt für Schritt Anleitung von Celina und haben unseren Spaß. So können wir für eine Weile das was auf den Straßen von Tansania passiert vergessen.
Schließlich werden die Teigfladen gebacken und dabei mit Öl bestrichen.
Frische Chapati sind einfach köstlich.
Aktion Baby Milchpulver
Inzwischen ist Vumilia mit dem Baby Milchpulver angekommen. Ich bin mehr als erleichtert. Zusammen fahren wir ins Baby Haus. Auf dem Weg dorthin sehe ich nur wenige kleine Verkaufsstände die geöffnet haben. Es ist sehr wenig los auf den Straßen und es ist alles geschlossen. Auch ich sehe nun die Brandstellen und viele Scherben auf der Straße. Die Straße zum Baby Haus ist gesperrt. Überall sind schwer bewaffnete Soldaten. Wir parken das Auto in der Nähe und gehen zu Fuß weiter. Die Soldaten haben uns im Blick und ich habe ein sehr mulmiges Gefühl. Doch wir erreichen das Baby Haus ohne Problem. Dort ist die Freude riesen groß und alle sind erleichtert. Wir halten uns nicht lang auf und sind unsererseits froh, als wir wieder heil im Homestay sind.
Es gibt weiterhin kein Internet und mir ist bewusst, das man sich in der Heimat inzwischen Sorgen macht. Auch das ist ein ungutes Gefühl.
Wir gehen wieder zu Bett, ohne Informationen und ohne zu wissen wie es weiter geht.
01.11 - Tag 4 in der Ausgangssperre
Mir geht es heute nicht gut und das wundert mich nicht. Der Blick geht immer mal wieder zum Handy - gibt es endlich wieder Internet? Nein, leider nicht! Ich bin angespannt.
Aber am Abend gibt es endlich eine gute Nachricht, wir können morgen wieder ins Baby Haus
| Aufbruch: | 07.10.2025 |
| Dauer: | 6 Wochen |
| Heimkehr: | 19.11.2025 |