2025 - Tansania - Freiwilligenarbeit in einem Baby Haus
18.10.2025 - überLeben in Tansania
Hagai und seine Familie
Ich mache mich heute zeitig auf den Weg ins Baby Haus, denn ich bin dort mir der Sozialarbeiterin Sophia verabredet. Gemeinsam wollen wir die Familie von Hagai besuchen. Hagai und seine kleine Schwester Elisabeth sind seit Januar im Baby Haus. Doch nun ist Hagai fast vier Jahre alt und muss die Einrichtung verlassen. Die große Frage ist nun, wie es für ihn weitergeht. Ein anderes Waisenhaus oder doch zurück in die Familie und tagsüber in die Bethelhem Star Schule?
Piki Piki
Ich setze mich aus Sicherheitsgründen nur ungern auf ein Motorrad. Denn Schutzkleidung ist hier Fehlanzeige. Aber heute gibt es keine andere Möglichkeit. Denn Hagais Familie ist nur auf unwegsamen Gelände zu erreichen. Der Motorradfahrer fährt sehr umsichtig und so macht die Tour unter großen Bäumen und durch kleine Dörfer richtig Spaß. Der erfrischende Fahrtwind tut bei der Hitze gut.
Der Vater wartet drinnen auf uns. Es ist alles sehr spartanisch. Kaum vorstellbar, das hier ein Vater mit vier seiner sechs Kinder lebt.
Mama Hagai
Die Mutter lebt nicht mehr bei der Familie. Ihr Gesundheitszustand ist sehr schlecht. Als junges Mädchen ist sie einst vom Baum gefallen und hat sich den Rücken verletzt. Sie hat nie medizinische Versorgung erfahren. So litt sie seither unter Schmerzen. Diese wurden von Geburt zu Geburt stärker. Nach der Geburt der kleinen Elisabeth konnte sie nicht einmal mehr laufen. Es war somit unmöglich das sie sich um ihre Kinder kümmern konnte. So kamen die Jüngsten, Elisabeth und Hagai ins Baby Haus. Hagai zeigte damals erste Anzeichen von Unterernährung. Doch er hat sich rasch erholt.
Die Zukunft
Sophia erzählt dem Vater von der Möglichkeit, das Hagai in die Bethelhem Star Schule gehen könnte und das wir einen Sponsor haben. Er freut sich darüber. Aber der Kleine kann nicht bei seinem Vater leben. Denn dieser hat so schon alle Mühe die anderen Kinder satt zu bekommen. Der älteste Sohn unterstützt seinen Vater, indem er sich etwas Geld als Piki Piki Fahrer verdient. Aber es wäre auch niemand dort, der sich zuverlässig um Hagai kümmern könnte. Ich frage den Vater was seine größte Not ist. Ohne zu überlegen sagt er Essen. In dieser Familie geht es ums überleben. Der Vater verdient sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Sie leben somit von der Hand in den Mund. Er ist damit einverstanden, das Hagai zukünftig bei seiner Tante lebt.
Draußen darf ich ein Foto der Familie machen. Es ist den Kindern anzusehen, das das Essen knapp ist. Das Leben kann so erbarmungslos sein.
Agnes
Ich unterhalte mich noch ein wenig mit der Tochter. Sie heißt Agnes und ist hier die Ersatzmama. Sie wäscht, kocht, putzt und geht dabei selbst noch zur Schule.
Wir verabschieden uns schließlich. Doch irgendwie möchte ich dieser Familie zumindest mit ein paar Lebensmittel helfen. Auch wenn es ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Ich denke ich werde wieder kommen.
Auf geht`s zur Tante
Mit dem Motorrad geht es nun zur Tante. Ich kenne die Frau und das Haus indem sie leben. Ich habe sie Anfang des Jahres schon einmal besucht. Damals hat sie sich um Hagais Mutter gekümmert.
Hier lebt die Tante mit ihrer Familie. Leider treffen wir sie nicht an. Sophia telefoniert mit ihr und erklärt ihr unser Anliegen. Sie will es mit ihrem Mann besprechen und sich melden.
Hier ist die Lebenssituation etwas besser. Denn die Familie hat eine kleine Bananenplantage, zwei Kühe, ein paar Enten und auch Hühner.
Das ist die dreizehnjährige Cousine von Hagai. Sie kocht gerade das Essen für die Familie. Es gibt Makande - Bohnen, Mais und Möhren. Sie freut sich über mein Interesse.
Schließlich verabschieden wir uns auch hier. Nun heißt es abwarten, wie sich die Familie entscheidet.
Umzug
Unterwegs beobachte ich einen Umzug. Da die meisten nur wenig besitzen, reicht ein Handkarren um von einem Ort zum nächsten zu ziehen.
Baby Haus
Wir beenden unsere Besuchstour im Baby Haus. Dort freut sich Hagai seine Familie auf dem Foto zu sehen. Ich helfe noch beim Füttern der Kindern, ehe ich mich auf den Weg mache, um selbst etwas zu essen.
Der heutige Tag hat mich wieder einmal sehr sehr Dankbar für mein eigenes Leben im Wohlstand gemacht. Ich denke daran, wie oft bei uns über den sogenannten Wohlstandsverlust gesprochen wird. Hier inmitten der Armut ist diese Art der Diskussion einfach total vermessen, denn hier geht es in vielen Familien ums überleben und das an jedem einzelnen Tag!
| Aufbruch: | 07.10.2025 |
| Dauer: | 6 Wochen |
| Heimkehr: | 19.11.2025 |