Vietnam 2008

Reisezeit: März / April 2008  |  von Michael Markiewicz

Sa Pa

Die Tour im bergigen Norden beginnt am Vorabend mit ein wenig Chaos im Tourbuero, mir ist nicht klar, wer zu meiner Gruppe gehoeren wird, aber das wird sich schon regeln.

Aber erst einmal geht es zum Bahnhof durch das naechtliche Verkehrschaos. Wir haben den Nachtzug in der Variante Soft-Sleeper gebucht, also Schlafwagen mit Matratzen in einer Viererkabine, alles ganz ordentlich und komfortabel aber mit historischem Charme.

Dort treffe ich auf Colin aus London und Steven und Carol aus Vancouver. Wir tauschen viele Erlebnisse aus bis der Zug gegen 21 Uhr loszuckelt. Fuer die Fahrt von 350 km werden wir 8 Stunden benoetigen! Zeitweise liefert sich ein Mororbike, also maz. 40 Kmh ein Rennen mit uns.

Der Zug ruckelt ganz schoen und ist auch recht laut, aber mit einer Schlaftablette und Ohrenstoepseln schlafe ich recht gut. Leider ist es dank Aircon sehr kuehl und ich muss mir noch einen Pullover anziehen.

Wir werden bereits um 4 Uhr geweckt knapp eine Stunde vor Ankunft und der versprochene Kaffee kommt leider nicht. Nach der Ankunft in Lao Cai, es ist noch tiefe Nacht und kueh. Nach der Ankunft trottet der ganze Treck, sicher mehr als 200 Personen auf den Bahnhofsvorplatz. Zum Glueck gibt es dort dann heissen Kaffee.

Empfang am Bahnhof in den Bergen

Empfang am Bahnhof in den Bergen

Im Bus habe ich Glueck und die letzte Bank ganz fuer mich alleine und kann mich noch ein wenig langmachen. Wir fahren noch ca. eine Stunde auf einer Serpentinenstrasse stetig bergan. Langsam wird es hell und wir sehen eine herrliche Berglandschaft und auch die ersten Reisefelder im Terassenbau. Dann kommen wir nach Sa Pa, einer kleinen Stadt auf einem Pass, ca. 1500 m hochgelegen. Hier ist alles bereits hellwach, ein reiner Touristenort mit Geschaeften jedweder Art, natuerlich insbesondere Tour Offices, Souvenierlaeden und Hotels.

Sa Pa,das Touristenzentrum

Sa Pa,das Touristenzentrum

Frauen gekleidet in traditionellen Trachten sprechen uns sehr freundlich an, in sehr gutem Englisch und verwickeln uns immer wieder in eine nette Konversation, natuerlich wollen sie ihre Handarbeiten verkaufen, aber es ist nie aufdringlich oder unangenehm!!!

Colin, umringt von SaPa Frauen

Colin, umringt von SaPa Frauen

Hier oben ist es noch kaelter, sicherlich unter 10 Grad und ich bin froh, dass ich entsprechen ausgeruestet bin. Das geht leider nicht allen so, bei den Temperaturen in kurzer Hose und T-Shirt ist es sicherlich nicht angenehm.

Ich finde meine Gruppe, eine Familie aus Australien und auch Collin, mein Bettnachbar aus dem Zug, hat seine Plaene geaendert und schliesst sich uns an. Dann stossen noch Michael und Jennifer, ebenfalls aus Australien zu uns. Da die maximale Gruppengroesse 6 Personen umfasst, werden wir mit zwei Guides gehen.

Wir haben eine 2-Tagestour gebucht mit Homestay, d.h. einer Uebernachtung in einem Dorf bei einer Familie.

Nach einer kleinen Busfahrt ins Tal geht es dann gegen 9 Uhr los. Sofort werden wir von einer Gruppe Frauen, traditionell gekleidet, ein gutes Stueck begleitet. Wieder netter Smalltalk in erstaulnich gutem Englisch, alles sehr freundlich und unaufdringlich.

Unsere Begleitung, in traditionellen Trachten aber Gummistiefeln und mit Regenschirm, für den Fall der Fälle.

Unsere Begleitung, in traditionellen Trachten aber Gummistiefeln und mit Regenschirm, für den Fall der Fälle.

Wie in Vietnam ueblich geht es zuerst immer um Herkunft, Alter und Familie. Habe geleernt, dass dies fuer die Vietnamesen sehr wichtig ist, da sie in sehr klaren hierarchischen Gruppenstrukturen leben. Aeltere Personen werden in der Anrede stets mit Onkel/Tante angesprochen und geniessen damit eine hoehere Stellung, juengere mit Nichte/Neffe und sind entspechend niedriger eingestuft. Fuer uns etwas ungewohnt aber hier ein absolutes Muss.

Eine andere Minderheit mit rotem Kopfschmuck

Eine andere Minderheit mit rotem Kopfschmuck

Wir starten in einem kleinen Dorf und haben gleich das Glueck eine Schule zu besuchen.

Das Klassenzimmer

Das Klassenzimmer

Ein kleines Mädchen, offensichtlich etws verärgert

Ein kleines Mädchen, offensichtlich etws verärgert

Dann geht es auch schon durch die ersten Reisefelder, den Berg hinauf. Die Wege sind naturbelassen und teilweise recht steil und schluepferig, hoffentlich wird es nicht regnen, dann wird es sicherlich schwierig.

Auf dem weiteren Weg kommen wir an einer ganzen Reihe von sehr einfachen Holzhaesern vorbei, wenige Kilometer vorher noch das moderne Leben stossen wir hier auf sehr karges Leben, gepraegt von harter landwirtschaftlicher Arbeit.

Ein einsamer Hof, weit oben in den Bergen

Ein einsamer Hof, weit oben in den Bergen

In der Region gibt es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Minoritaeten, die eigentlich sehr eng beieinander wohnen, aber sehr unterschiedliche Kulturen und vor allem Sprachen bewahrt haben, was uns doch sehr erstaunt.

Die beiden Guides, uebrigens beides Frauen, wie offensichtlich alle hier, die sich um die Touristen kuemmern, erklaeren uns Kultur und Natur sehr gut.

Die Aussicht auf die Reisterassen ist recht beeindruckend, allerdings liegt alles etwas im Hochnebel. Die Felder sind noch nicht bepflanzt, dazu ist es noch zu kalt. Hier wird der Reis nur einmal im Jahr geerntet. Ansonsten wird hier fast alles an Gemuese angebaut, die Gegend ist sehr fruchtbar, allerdings alles an sehr steilen Haengen, also eine Knochenarbeit.

Die wundervollen Reistereassen im leichten Nebel

Die wundervollen Reistereassen im leichten Nebel

Der Pfad wird dann doch sehr schwierig, wir haben die anstrengende Route gewaehlt um weitere Siedlungen zu besuchen. Gegen 14 Uhr machen wir dann die erste Rast, durchaus ein wenig erschoepft.

Das Restaurant, wenn man es denn so nennen will, ist sehr bescheiden, die Kueche ein Graus.

Das ist tatsächlich die Küche in in unserem "Restaurant"

Das ist tatsächlich die Küche in in unserem "Restaurant"

Zum Glueck gibt es nur Brot, Gemuese und Obst. Der Ort ist sehr klein, aber auch hier gibt eine kleine Schule, in der die Kinder die ganze Woche ueber leben, der Weg fuer den taeglichen Schulweg waere einfach zu weit.

Unterwegs kommen wir noch an den örtlichen Tankstellen vorbei, ein etwas ungewöhnlicher Anblick für uns Europäer.

Zapfsäulen mit Sonnenschutz

Zapfsäulen mit Sonnenschutz

Dann geht es nur noch 2 Stunden bergab, mit herrlichem Blick auf die Gegend, zu dem kleinen Ort in dem wir uebernachten werden. Unsere Herberge ist ein sehr offenes Holzhaus in traditionller Bauweise, wie alle Haeuser hier, nur die Schulen und oeffentlichen Gebaeude sind aus Stein, und sehr sauber und gepflegt.

Unser "Homestay", ein luftiges Holzhaus auf Stelzen

Unser "Homestay", ein luftiges Holzhaus auf Stelzen

Wir beziehen unser Matratzenlager. Die Waende, auch die Aussenwaende, bestehen nur aus duennem Bambusgepflecht. Uns ist voellig unklar, wie man hier im Winter bei Temperaturen um die 5 Grad leben soll. Derzeit herrschen hier Temperaturen um die 18 Grad, das laesst sich aushalten.

Meine Schlafkammer mit fast durchsichtigen Aussenwänden, aber die Decke war sehr dick und warm

Meine Schlafkammer mit fast durchsichtigen Aussenwänden, aber die Decke war sehr dick und warm

Dann die grosse Ueberaschung. In unserem Dorf im Tal gibt es heisse Quellen, zu erreichen ueber ein sehr wackelige Bambusbruecke, und wir koennen in einem grossen Pool wunderbar relaxen, ein traumhafter Abschluss der anstrengenden Tour. Wir sind erschoepft aber voll von vielen herrlichen Eindruecken.

Entspannung in den warmen Quellen, eine wahre Wohltat nach dem anstrengenden Tag

Entspannung in den warmen Quellen, eine wahre Wohltat nach dem anstrengenden Tag

Unsere Guides muessen nun noch in der Kueche helfen und bereiten uns auf dem offenen Feuer ein sehr schmackhaftes Mahl. Die Unterhaltung am Abend in der Gruppe ist sehr amuesant.

Unser Guide (rechts am offenen Feuer) hilft auch bei der Zubereitung des sehr leckeren Abendmahls

Unser Guide (rechts am offenen Feuer) hilft auch bei der Zubereitung des sehr leckeren Abendmahls

Am Abend geht es dann noch in den Ort, wo in der Schule zufaellig eine folkloristische Auffuehrung stattfindet. Wir toben mit den Kindern und gehen dann muede und zufrieden ins Bett, ein toller Tag.

Mein Eindruck bisher ist zwiegeteilt. Die Menschen hier leben noch sehr bodenstaendig und einfach. Die Arbeit auf den Feldern ist sehr hart. Natuerlich wird mit dem Tourismus Geld verdient, aber nur in bescheidenem Masse und sicherlich nur deshalb tragen hier fast alle Frauen ihre traditionellen Trachten. Natuerlich gibt es die Annehmlichkeiten des modernen Lebens, Strom, Fernsehen und Handyempfang, aber die Hauser sind sehr karg eingerichtet, Haushaltseinrichtung ausser den Betten und dem Altar fuer die Ahnen sind so gut wie nicht vorhanden, von Wohlstand keine Spur. Aber in jedem noch so kleinen Dorf gibt es eine Schule, teilweise von der UN gefoerdert. Die Menschen leben hier im wahrsten Sinne des Wortes von ihrer Haende Arbeit sehr bescheiden. Die Haeuser sind im Untergeschoss voellig offen, jeder kann an dem Leben des anderen teilnehmen, Rueckzugsmoeglichkeiten gibt es keine.

Zum Abschluss, wie immer, das Bild des Tages.

Ein kleines Mädchen, unterwegs getroffen

Ein kleines Mädchen, unterwegs getroffen

© Michael Markiewicz, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Individuelle Reise durch Vietnam von Nord nach Süd mit einem Abstecher nach Kambodscha im März/April 2008
Details:
Aufbruch: 20.03.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 14.04.2008
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Michael Markiewicz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.