Frankreich - 2011

Reisezeit: September / Oktober 2011  |  von Uschi Agboka

Sarlat-La-Caneda–Dordogne-Tal–Bastide Domme

22. September 2011 - 16. Tag - Gefahrene Meilen: 47 (76 km)

Sarlat-La-Caneda - Dordogne-Tal - Bastide Domme

Auch ohne Wecker werden wir um 8 Uhr wach. Es hat viel Nebel über der Dordogne. Sicht gleich Null. Die vielen verschiedenen Vögel lassen sich nicht davon beirren. Sie singen, zwitschern, zirpen, dass es eine wahre Lust ist. In der Nacht hatte ich einen bösen Traum, mein Kater Hunter sei gestorben. Rolf fährt ins Dorf zum Bäcker, den wir noch vom letzten Besuch kennen, um Baguette zu holen. Und natürlich frühstücken wir draußen, da kein Wind geht, ist es nicht kalt. Unsere Jacken haben wir eh an.

Heute ist unser Ziel zunächst Sarlat-La-Caneda, einmal um ein neues Bugrad zu kaufen, zum anderen muss Rolf die gekaufte Messertasche umtauschen. Um 10 Uhr fahren wir los, immer noch bei starkem Nebel über dem Fluss. Doch je mehr wir uns Sarlat nähern, desto sonniger und wärmer wird es. Rolf findet auf Anhieb das Geschäft, welches uns der Campingplatzinhaber empfohlen hat. Es ist ein Spezialgeschäft und Rolf muss ziemlich lange warten, bis er an der Reihe ist. Doch zum Glück haben sie ein passendes Bugrad zum Preis von 26 €. Wir sind froh, dass das Problem damit schnell gelöst ist und fahren nun ins Zentrum der mittelalterlichen Stadt. Heute ist kein Markt, nur wenige Menschen laufen herum und so kann Rolf besser fotografieren. Auch der Platz um die "Laterne des Morts - Totenleuchte" ist geöffnet. Die nette Dame im Messergeschäft tauscht ohne Probleme das Etui um. Wir genießen nochmals den Bummel durch das malerische Städtchen. Es ist sehr warm geworden. Rolf ersteht ein Aquarell der Stadt, von einem älteren Herrn gemalt.

Unser nächstes Ziel heute ist die Bastide Domme. Der anmutig auf einem steil aufragenden Felsen gelegene Ort, die "Akropolis des Périgord", beherrscht eine der reizvollsten Landschaften des Dordogne-Tals. Vom Felsen von Domme reicht der Blick über das Tal der Dordogne vom Cingle de Montfort bis nach Beynac. Bastide Domme wurde 1283 von Philipp dem Kühnen gegründet. Sie spielte während des Hundertjährigen Krieges eine bedeutende Rolle. Nach den Religionskriegen gelangte sie Dank ihres hochwertigen Weinbaus, der Binnenschifffahrt und des Abbaus von Mühlsteinquarz einen gewissen Wohlstand. Die Porte des Tours wird hinten mit zwei von Philipp dem Schönen errichteten Türmen eingerahmt. Es waren Wachtürme, von 1307 bis 1318 wurden hier Templer gefangen gehalten, die zahlreiche Wandschriften hinterlassen haben. In der Mitte des großen quadratischen Platzes - Place de la Halle - befindet sich eine schöne Markthalle aus dem 17. Jh. mit starken Steinpfeilern. Gegenüber ist das von einem Türmchen geschmückte Gouverneurshaus (heute Fremdenverkehrsamt). In der Markhalle ist auch der Eingang zu den Höhlen. Diese dienten den Bewohnern während des Hundertjährigen Krieges als Zufluchtsstätte.

Die Dordogne
erscheint je nach Tageszeit in einem anderen Gewand. Morgens ist sie meist in einen Dunstschleier gehüllt, schimmert mittags bläulich zwischen den Pappeln und wirkt am Abend wie ein silbernes Band. Der majestätische Fluss windet sich durch Mais-, Tabak- und Getreidefelder, mit einer waldreichen Hügel-landschaft im Hintergrund. Unzählige Menschen kamen auf der Suche nach Inspiration ins Tal der Dor-dogne, darunter Henry Miller, der die Gegend als den Ort auf Erden bezeichnete, der dem Paradies am ähnlichsten sei.

Wir sind zwar keine Künstler, aber auch wir lieben diese Landschaft sehr. In Bastide Domme ist Markt, ich kaufe Haselnussöl für Zuhause. Rolf ergattert einen schönen Tisch in der 1. Etage eines Hotels. Wir trinken Kaffee und überblicken das Treiben in der Grand Rue. Nachdem der Markt geschlossen wird, 13 Uhr, packen die Händler zusammen - erstaunlich, was in manche Autos hineingeht! - und wir können die schönen Häuser um den Platz besser sehen.

Nach 14 Uhr fahren wir über St. Gybranet, Pont de Cause, durch einen richtig dunklen Hexenwald, manchmal unterbrochen von riesigen Tabakplantagen mit großen Hallen, in denen der Tabak trocknet. Wir sehen das Chateau Castelnaud, gegenüber der Burg Beynac. Chateau Castelnaud beherbergt ein Museum für mittelalterliche Kriegsmaschinen. Die Burg gilt als die meistbesuchte in ganz Südfrankreich.

Wir passieren Chateau des Milandes, welches 1949 von Josephine Baker erstanden wurde. Sie wollte hier mit 12 Adoptivkindern ihren Traum einer von Rassenschranken befreiten Gemeinschaft verwirklichen. Dieses Projekt musste sie leider 1969 aus Geldmangel aufgeben. Das Schloss liegt in einem herrlichen Park, zu dem auch ein Falkengehege gehört.

Nun kommen wir nach Beynac et Cazenac. 2009 haben wir die prächtige Burg Beynac, die eine herrliche Lage auf einem Steilfelsen über Dordogne hat, besichtigt.

Über eine Ministraße fahren wir nach Cazenac zur Kirche. Aber es ist nicht die Kirche, die ich in Erinnerung zu haben glaubte. Mittlerweile weiß ich, dass ich mich mit dem Ort vertan habe - die Kirche, die ich nochmals anschauen wollte, lag in Carsac. Rolf amüsiert das sehr.

Durch kleine Dörfer gelangen wir zurück zum Campingplatz, Ankunft 15 Uhr. Rolf montiert sogleich das Bugrad an den Motorradanhänger, es passt. Zum Cappuccino gibt es leckere Meringe. Von unserem super Platz können wir den Booten auf der Dordogne zuschauen. Es ist herrliches Wetter, wir sitzen in der Sonne und genießen den schönen Tag. Zum ersten Mal auf dieser Reise gelingt es Rolf, mit dem Laptop ins Internet zu gehen. Wir sind umgeben von verschiedenen Vögeln, die ich leider alle nicht kenne. Ein kleiner Frosch hopst an unserem Stellplatz herum. Ich lese in meinem spannenden Buch, während Rolf arbeitet - Abwasser, Wasser, Toilette. Nach dem Duschen essen wir: Kalbschnitzel mit Pilzen, Tomatensalat, Baguette, Rotwein.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Tour über 39 Tage, von Niederbayern, durch Frankreich (Zentralmassiv) und weiter nach Italien (Ligurien - Aosta-Tal) Hier der erste Teil - Frankreich.
Details:
Aufbruch: 07.09.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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