Frankreich - 2011

Reisezeit: September / Oktober 2011  |  von Uschi Agboka

Montignac - La Roque Saint-Christophe

23. September 2011 - 17. Tag - Gefahrene Meilen: 75 (121 km)

Sarlat - St. Genies - Montignac - Tal der Vezere - La Roque Saint-Christophe - Maison Forte de Reignac - Les Eyzies-de-Tayac

Morgens um 8 Uhr liegt wieder dichter Nebel über der Dordogne, das andere Ufer ist nicht zu sehen. Alles sieht ein wenig unwirklich, gespenstisch aus. Doch nach und nach lichtet es sich, Reiher, Enten und Vögel leisten uns beim Frühstück Gesellschaft. Später, wenn die Boote mit den Touristen kommen, verschwinden sie, sie wollen wohl ihre Ruhe haben. Erst abends, wenn der Bootsverkehr eingestellt ist, erscheinen sie wieder, zu unserer großen Freude. Unser heutiges Ziel ist das Tal der Vezere und La Roque St-Christophe. Die Tour führt über Sarlat, St. Genies bis Montignac.

Montignac war bereits in der Altsteinzeit besiedelt und wurde in der Antike von den Römern kolonisiert. Montignac erstreckt sich beiderseits der Vézère. Rechts liegt der mittelalterliche Teil mit Turm und Umfassungsmauer als Überreste der Festung der Grafen von Périgord. Die Anlage wurde durch Krieg mehrfach beschädigt und 1825 endgültig zerstört. Die Stadt war durch eine Mauer mit drei Stadttoren geschützt, von denen eines zur Brücke über die Vézère führte. Diese Brücke wurde 1580 von den Protestanten verbrannt und nach dem Wiederaufbau 1620 vom Hochwasser beschädigt. Die gegenwärtige, zwischen 1766 und 1777 errichtete Brücke ersetzte die Fähre, die 150 Jahre lang benutzt worden war.

Einen Bummel durch die verwinkelten malerischen Gassen des Ortes lassen wir uns nicht nehmen. Rolf ersteht - mal wieder! - ein herrliches Messer, auch zur Selbstverteidigung geeignet, und eine Laguiole-Biene. Die wird demnächst unsere Hauswand schmücken. Bei den in der Nähe liegenden Grottes de Las-caux machen wir nur einen kurzen Halt. Rolf hat sie sich vor Jahren schon angesehen und ich verzichte auf eine Besichtigung, zu viele Leute an der Kasse und außerdem ist mir auch der Eintrittspreis zu hoch. Die ursprüngliche Höhle wurde 1940 entdeckt und 1948 zur Besichtigung freigegeben. Aufgrund der beeindruckenden Malereien wird sie auch als die "Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte" bezeichnet. 1963 wurde die Höhle für Besucher geschlossen, um die Malereien vor den Ausdünstungen der Besucher zu schützen. Eine originalgetreue Nachbildung ist 200 m von der ursprünglichen Höhle entfernt. Weiter an der Vezere entlang, über St. Leon-sur-Vezere bis La Roque St. Christophe. Diesen historischen Ort - Weltkulturerbe UNESCO - besichtigen wir natürlich, Rolf bekommt Behindertenrabatt und wir erhalten eine deutsche Info-Schrift.

La Roque St. Christophe
Dieser 900 m lange und 80 m hohe Felsen überragt das Vézère-Tal. Er hat die Form eines Bienenkorbes, mit hunderten von Höhlen, die in fünf Geschossen übereinander angeordnet sind. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass hier bereits in der jüngeren Altsteinzeit Menschen lebten. Auf den Felsterrassen wurde im 10. Jh. eine Befestigungsanlage geschaffen, zu der auch eine Kirche gehörte und die während der Einfälle der Normannen und während des Hundertjährigen Krieges als Zufluchtsort für bis zu 1.500 Personen diente. In den Religionskriegen wurde sie zerstört. Doch die in die Wände gehauenen Löcher geben Aufschluss über das frühere Aussehen. Die zahlreichen Kanalisationen, Becken, Zisternen, Feuerstellen, Treppen und in den Fels gehauenen Gänge zeugen vom unermüdlichen Schaffen der Menschen in La Roque St. Christophe. Ein an den Felshang gebautes Haus wurde mit den alten Techniken rekonstruiert, ebenso wie verschiedene Baumaschinen des Mittelalters.

Lange halten wir uns an diesem schönen Ort auf, es sind nur wenige Besucher da. Es ist herrlich warm und die Sonne lacht vom Himmel. Rolf macht Fotos vom Maison Forte de Reignac.

Vorbei am prachtvollen Chateau Marzac - als historisches Denkmal von der UNESCO eingestuft - fahren wir nach Les Eyzies-de-Tayac. Der Ort wird von seinen Einwohnern liebevoll "Welthauptstadt der Vorgeschichte" genannt. Hier liegt der Abri (Felsüberhang) von Cro Magnon, wo man 1868 beim Bau einer Eisenbahnstrecke fünf 30.000 Jahre alte Skelette gefunden hat, drei Männer, eine Frau und einen Säugling, deren Schädel und Anatomie sich deutlich vom Neandertaler unterscheiden und uns, dem homo sapiens sapiens, gleichen. Es waren die ersten Überreste unseres Urahns, die gefunden wurden, seither heißt er Cro-Magnon Mensch. Wir finden ein hübsches Cafe, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf die Felswohnungen und die Statue des Neandertalers haben. Während Rolf seine Zigarre raucht, mache ich einen Spaziergang durch den Ort. Eine Katze und eine Maus haben es sich in einem Hauseingang gemütlich gemacht. Sie spielen miteinander und verschwinden nach einer Weile einträchtig zusammen um die Hausecke. Gott sei Dank sind meine Fotos etwas geworden, so etwas glaubt einem ja sonst niemand.

Nach wie vor muss ich feststellen, dass die Toiletten in Frankreich sehr zu wünschen übrig lassen, oft klein, ungepflegt, unsauber. Da muss ich doch nochmals eine Lanze für die Amerikaner brechen, dort sind die Restrooms immer picobello. Auf der Weiterfahrt kaufen wir noch in St. Cyprien ein. Um 16.30 Uhr sind wir zurück auf unserem Campingplatz "La Plage", diesen Platz können wir nur empfehlen. 10 % Rabatt bekommt man mit der Campingcard in der Hauptsaison, 20 % in der Nebensaison. Was mich sehr wundert, der Platz steht nicht in dem holländischen Campingplatzführer. Ein Fehler, denn der Platz liegt herrlich, die Sanitäranlagen sind sehr schön, ganz neu. Platz 74 ist der beste Platz. Heute gibt es zum Abendessen frische Sardinen, Batavia- und Tomatensalat, Baguette, Pfirsiche und Weißwein. Es sind noch 2 junge Franzosen mit Zelt auf den Campingplatz gekommen. Der junge Mann telefoniert mit seinem Handy so laut, dass der ganze Platz mithören kann und das ca. 30 Min. lang, ganz schön nervig.
Erst als es kühl wird, nach 20 Uhr, verziehen wir uns in den Bus und schauen uns einen Film mit Götz George an, ehe wir schlafen gehen.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Tour über 39 Tage, von Niederbayern, durch Frankreich (Zentralmassiv) und weiter nach Italien (Ligurien - Aosta-Tal) Hier der erste Teil - Frankreich.
Details:
Aufbruch: 07.09.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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