Frankreich - 2011

Reisezeit: September / Oktober 2011  |  von Uschi Agboka

Pl. Gergovie–Olliergues–Gorges de La Durolle

13. September 2011 - 7. Tag - Gefahrene Meilen 104 (167 km)

Plateau Gergovie - Olliergues - Gorges de La Durolle - Thiers

Wecker schellt wie immer um 7.30 Uhr. Rolf fährt nicht nur für uns zum Bäcker Baguette kaufen, sondern auch für ein holländisches Paar, denn auf dem Campingplatz bekommt man erst ab 9 Uhr Brot. Zudem ist Rolf sehr wählerisch beim Kauf von Baguette. Eigentlich wollen wir heute nochmals zur malerischen Schlucht der Sioule. Doch wie so oft, ändert Rolf kurzfristig die Fahrtroute, denn der Himmel schaut dunkel aus. So fahren wir Richtung Monts Dore, zum Plateau Gergovie. Das 1.500 m lange und 500 m breite Plateau auf 744 m Höhe ist mit einer ca. 30 m dicken Basaltschicht bedeckt, die von einem Lavastrom gebildet wurde. Das Plateau gilt als der offizielle (aber umstritten!) Ort der Schlacht von Gergovia, zwischen Vercingetorix, dem Gallier und Julius Caesar 52 v. Chr. Napoleon III., der sowohl Caesar als auch Vercingetorix sehr bewunderte, ließ für den Arvernerfürsten mehrere Denkmäler errichten, u. a. auf dem Plateau Gergovie. Man hat von hier einen tollen Blick über die Landschaft, bis hin zum Puy de Dome.
Nun geht es über Roche Blanche, Vic le Comte, Gaillard, Cunlhat, Saint-Gervais bis Olliergues, wo wir am Marktplatz Pause machen. Eine Bäckerei verkauft gute Meringe, die Rolf gleich verputzt. Die Land-schaft, durch die wir heute fahren, ist einmalig schön: dunkle, geheimnisvolle Wälder, blühende Sonnenblumenfelder, Salers- und Cantal-Rinder-Weiden, hin und wieder Ziegen- und Schafherden. Es ist sehr warm und die dunklen Wolken sind mittlerweile in Richtung Gebirge gezogen. Die Tour geht weiter, in die Gorges de La Durolle bei Thiers, Vallee de Usines (Tal der Fabriken), wo uns mehr als 140 Wasserfälle und Stauwehre auf 3 km erwarten. Diese lieferten früher die für die Mühlen der Messerschleifer notwendige Energie. Nach einer Legende soll der Heilige Genes, von Soldaten verfolgt, am Creux de l'Enfer (Höllenschlund) auf seinem Maulesel über die Schlucht gesprungen sein. Die Stelle erhielt den Namen Saut du Moine - Mönchssprung. Ab dieser Stelle wird das Tal immer enger und felsiger, der Fluss immer reißender, was die Steinschleifer nicht davon abhielt, ihre Werkstätten bis zur äußersten Grenze - Bout du Monde - zu bauen. Die stillgelegten Fabriken am Ufer der Durolle geben Zeugnis ab über eine lang zurückliegende Epoche. Wir machen nochmals einen Stopp in Thiers selbst, nachdem wir durch die ganze Altstadt gefahren sind, eng und noch enger, steil und noch steiler, einfach abenteuerlich, mir ist ganz schön mulmig zumute, was Rolf sehr amüsiert. Geparkt wird an der Gendarmerie (wird uns dort wohl niemand abschleppen) und kaufen zu den bereits erstandenen Messern die passenden Gabeln und noch einige andere Laguiole-Messer.

Das Laguiole ist ein traditionelles französisches Taschenmesser. Es wird von verschiedenen Unternehmen in Laguiole selbst und in Thiers hergestellt. Das Design stammt von Pierre-Jean Calmels und ist aus dem 19. Jh. Die Biene/Fliege ("Mouche") auf dem Messerrücken gilt als ein Markenzeichen, ist aber traditionell nicht das einzige Motiv, sondern es gibt auch solche mit Stierköpfen oder Jakobsmuscheln usw. Sie dient nicht der Verriegelung der Klinge, sondern nur der Zierde. Es wird erzählt, dass Hirten das Messer nachts in die Erde gesteckt haben sollen, um so vor dem Kreuz zu beten.
In einer urigen Bar im Altstadtviertel trinken wir Kaffee und Rolf genießt seine Zigarre. Wir haben 26 Grad. Zurück fahren wir über die schönen Orte Pont-de-Dore, Pont-de-Chateau zum Campingplatz. Dort treffen wir um 16 Uhr bei strahlendem Sonnenschein ein. Der nette ältere Herr steht wieder mit seinem Stock am Ufer angelt. Zum Abendessen haben wir Fisch, dazu Salat, Baguette und Weißwein. Wir erleben einen schönen Abend, tollen Sonnenuntergang und einen wunderbaren Mond. Fledermäuse sind auf der Jagd. Erst spät verziehen wir uns in den Campingbus, schauen uns noch einen spanischen Film an und gehen sehr spät schlafen. Was sehr angenehmen ist, es gibt keine Mücken!

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Tour über 39 Tage, von Niederbayern, durch Frankreich (Zentralmassiv) und weiter nach Italien (Ligurien - Aosta-Tal) Hier der erste Teil - Frankreich.
Details:
Aufbruch: 07.09.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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