Von Pattaya nach Zittau

Reisezeit: Januar - Dezember 2016  |  von Bernd Feurich

Machu Picchu - Ja, Nein, Vieleicht: Machu Picchu

Prolog

Ich breche zeitig auf. Es sind 750 km bis Nazca. Die 25 km bis Santa Maria sind holprig und ich beginne ernsthaft an der Funktion meiner Vordergabel zu zweifeln. Dann fahre ich 50 km Asphaltstraße und mache irgendwo Branch. Bei der Unterhaltung mit dem Wirt und einer wachsenden Anzahl von Zuhörern wird mir klar, dass ich falsch abgebogen bin und ich sogar fast bis Cusco zurückfahren muss. Halleluja. Am Ende heißt das, ich bin fast 500 km gefahren, nur um mir darüber im klaren zu werden, dass ich nicht nach Machu Picchu will, Blödsinn oder ? Ich werte das als Wink des Schicksals und beschließe, der Berg ruft, auf nach Mach Picchu.
Ich fahre zurück, beziehe ein Zimmer in Santa Maria, um nicht wieder über die Buckelpiste zu müssen und breche am nächsten Tag gegen 6 Uhr morgens auf.

Hidroelectrica

Hidroelectrica

Bis Santa Teresa fährt man mit dem Sammeltaxi, 10 Pesos. Ich habe Glück, die erforderlichen vier Personen sind mit mir vollzählig und es geht sofort los. In Santa Teresa muss ich 30 min warten bis jemand mitfahren will. Zu zweit kostet es halt 10 Pesos, mit vier Leuten wären es 5 gewesen.
Die erste positive Überraschung erlebe ich an der Bahnstation. Es sind fast keine Touris anwesend.

Dann geht es los, immer die Gleise entlang. Es sollen wohl 10 km zu laufen sein oder 2,5 Stunden, keine Steigung, alles easy.

Alle paarhundert Meter gibt es ein Restaurant oder Verkaufsstand. Bei Einem liegt die Speisekarte aus. Ich glaube die Preise waren alle über 20 Sol. Später erkundige ich mich nach einem Kaffee. Der Wirt sagt 7 Sol. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Klar, wenn ich hier wohnen würde und die Touristen zahlen diesen landesuntypischen Preis, würde ich auch zuschlagen. Aber ich habe Wasser und Brot dabei.

Entlang der Strecke blüht es. Hier sind es Bananen.

Entlang der Strecke blüht es. Hier sind es Bananen.

Das - ich weiß nicht, Trompetenstrauch ?

Das - ich weiß nicht, Trompetenstrauch ?

Irgendwann überholt mich dann der Zug

Irgendwann überholt mich dann der Zug

Nach 2,5 Stunden erreiche ich Agua Caliente. Der Ort ist herrlich gelegen zwischen den Bergen. Im Fluss liegen riesige , rundgeschliffene, helle Steine.

Der Ort ist eine Ansammlung von Hotels und Restaurants. Ich erkundige mich nach dem Ticketbüro. Es gibt keinen Andrang dort. Ich frage den Angestellten nach dem Preis, er antwortet 128 Sol. So hatte ich es auch zu Letzt gehört. Ich hatte aber auch von einem nach 11 Uhr Boleto gehört und spreche ihn darauf an. Er lacht, schaut zur Uhr, fragt seinen Nachbarn und beginnt am Computer zu tippen. Nach einer Minute bin ich wieder raus und habe 90 Sol bezahlt. Vielleicht gibt es auch ein nach 14 Uhr Ticket, aber das weiß ich nicht. Ich gehe zur Busstation und kaufe ein One Way Ticket nach oben, 40 Sol für 8 km.

Oben dann das erwartete Bild, Massenandrang.

Oben dann das erwartete Bild, Massenandrang.

Und da steht es nun, das Heiligtum von Südamerika.

Und da steht es nun, das Heiligtum von Südamerika.

Ich gehe erst einmal nach oben, um an die Stelle zu gelangen, von der aus man das berühmte Foto schießen kann. Dort setzte ich mich eine Weile und lasse die Szenerie auf mich wirken. Es ist schon ein schöner Fleck Erde hier oben zwischen den Berggipfeln. Aber es ist auch ein großer Jahrmarkt und ich bin ein Teil davon geworden.

Die Sonne brennt recht heftig auf meinen neuen Kurzhaarschnitt. Ich mache einen Rundgang.

Ich bin etwas überrascht. Ich dachte eigentlich, dass alle Bauten hier oben aus diesen perfekt geschliffenen Steinen bestehen würden. Aber nein, es sind nur die Tempel. So etwas kann man aber auch in Cusco oder anderswo bestaunen.

Nach 1,5 Stunden steige ich wieder ab. Ja, ich war nicht lange dort gewesen, aber ich habe genug gesehen. Und ich habe noch gute Chancen, bis zum Abend mein Hostel zu erreichen. Eigentlich hatte ich eingeplant irgendwo unterwegs zu übernachten.

Den Abschnitt, den ich mit dem Bus rauf gefahren bin, laufe ich dieses Mal oder besser gesagt ich renne. Es geht richtig steil bergab und ich habe das Gefühl, die Strapazen für meine Knie, so schneller zu überstehen. Dann nochmal 2,5 Stunden Fußmarsch. Gegen 18 Uhr bin ich im Hostal. " Er erreicht den Hof mit Müh und Not, in seinen Armen das Kind ist tot" - Nein, aber ich fühle mich so. Ich bin so richtig kaput. Auch meine Wirtsleute sind überrascht, dass ich schon zurück bin. Ich hatte eigentlich gesagt, dass ich in 2-3 Tagen wieder komme. Am nächstem Tag habe ich noch kräftigen Muskelkater.

Epilog

Mein One Day Trip hat mich 165 Sol gekostet, 46 Euro. Er war körperlich recht anstrengend gewesen. Hat es sich gelohnt ? Ich kann die Frage nur aus meiner ganz persönlichen Sicht beantworten und keine Empfehlung aussprechen. Ich finde es im Nachhinein gut, dort gewesen zu sein. Aber es ist kein unbedingtes Muss. Machu Picchu ist ein wundervoller Platz in den Bergen Perus, aber er ist auch eine riesige Ansammlung von Touristen, die wie ich um das beste Selfie kämpfen und dafür bereit sind, völlig unangemessene Preise zu zahlen.

© Bernd Feurich, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Insgesamt habe ich in den letzten 20 Jahren 5 bis 7 Jahre in Thailand gelebt und gearbeitet. Die letzten zwei Jahre war ich fast am Stück dort gewesen. Jetzt ist das Ende des Geldes abzusehen und ich reise in östliche Richtung über die Pazifikinseln und Südamerika nach Deutschland zurück.
Details:
Aufbruch: 04.01.2016
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 15.12.2016
Reiseziele: Thailand
Philippinen
Fidschi
Neuseeland
Französisch Polynesien
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru
Brasilien
Der Autor
 
Bernd Feurich berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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