Wann kannst du kommen?

Reisezeit: Juli / August 2019  |  von Beatrice Feldbauer

Tanzen

Wir sind dann gestern doch noch aus dem Haus gegangen. Der ganze Tag vor dem Ofen sitzen und lesen musste irgendwie noch abgerundet werden. Und ausserdem wollte ich sehen, wie diese winzige Pizzeria aussieht, die wir vor zwei Tagen in völliger Dunkelheit mit Isidro angesteuert hatten.

Also fuhren wir gestern noch einmal dahin und jetzt war offen. Und zu meinem allergrössten Erstaunen war sie dann doch nicht so winzig, wie ich gedacht hatte. Draussen standen immerhin drei Tische mit Stühlen und Bänken, nur sass da natürlich in dieser Kälte niemand da. Und drinnen war auch Platz für drei Tische, also für rund 15 Personen. Es war allerdings niemand da und es machte auch nicht den Anschein, dass noch jemand kommen würde. Aber der Holzofen war heiss und wir bekamen vier frisch gemachte feine Pizzen.

Heute brechen wir am Nachmittag auf. Wir wollen Rodrigo besuchen. Ihn hatte ich bei meinem ersten Aufenthalt bei Stella kennen gelernt - und mich fast in ihn verliebt. Jedenfalls während ungefähr einer Stunde. Nämlich als er an einer kleinen Fiesta seine Gitarre hervorholte und sang. Fantastische Stimme, tolle Ausstrahlung, ich war hin und weg.
Und dann hat er am Schluss die Gitarre wieder weg gelegt und ging in den Stall, Kühe melken. Er war der erste Knecht von Stella und völlig unauffällig solange er am Arbeiten war. Mit der Gitarre verwandelte er sich in einen anderen Menschen.

Ich habe damals ein Video aufgenommen, das man im Youtube noch immer sehen kann. Hier gehts zum Video

Stella hatte ihn vor ein paar Tagen bereits einmal angerufen und ihm zum Kuhkopf eingeladen. Doch da hatte er keine Zeit, war selber an einem Geburtstagsfest. Also werden wir ihn heute besuchen.

Ich bin an der Arbeit, aber ihr könnt mich gern besuchen, hat er Stella gesagt und so suchen wir ihn jetzt. Ob er nicht weiss, wie die Cinca heisst, jedenfalls hat er nicht genau angegeben, wo genau er arbeitet und so fragen wir uns ein wenig durch. Nach Rodrigo, dem Arbeiter.

Gerade als wir aufgeben wollen, rast er mit dem Motorrad heran. Mit vier Personen auf hinter und vor ihm. Die anderen drei steigen allerdings so schnell ab und sind gleich verschwunden, dass ich nicht einmal feststellen kann, wer das denn war.

Er freut sich mich zu sehen - nach so vielen Jahren, wie er betont. Er arbeitet heute als Angestellter für die Umgebung. Schaut zu den neu angepflanzten Bäumen, fegt Blätter von der Anlage weg, füttert die Fische im kleinen Weiher. Es scheint ihm ganz gut zu gehen.

Das Haus für das er arbeitet ist grossartig. Ich kann es kaum glauben, dass das einem Paraguayer gehört. Doch doch, meint er, er ist Bäcker, aber gesehen hat er ihn noch nie.

Wir dürfen uns umsehen. Den grossen Wohnraum, die moderne Küche, den Barbeque-Platz und den Pool. Und die beiden Weiher. Die Fische wollen sich allerdings nicht zeigen, es ist zu kalt, auch das Futter, das Rodrigo hinein wirft kann sie nicht aus dem Schlamm locken.

Die Bäume im Garten sind voller Zitronen und Orangen. Viele liegen bereits am Boden und verfaulen. Macht denn da niemand etwas damit, will Peter wissen, worauf der zweite Arbeiter, der daneben steht und uns beobachtet, einen Plastiksack holt, damit wir ein paar Früchte mitnehmen können. Nein, niemand kümmert sich um die Früchte. Es sind zu viele und sie sind sauer.

Wir verabschieden uns von Rodrigo, lassen ihn arbeiten und fahren in die Stadt. Nach Asuncion. In der Schule, in der Patricio arbeitet, findet heute ein grosses Tanzfest statt. Seine Tochter wird auftreten und selbstverständlich wollen wir dabei sein.

Eine gute Stunde dauert die Fahrt aber in der Stadt ist jetzt Feierabendverkehr und wir brauchen einige Zeit bis wir einen Parkplatz finden.

Es ist noch früh, wir kehren in einem schönen Cafe ein und geniessen ein spätes Mittagessen.

Ein Fruchtdrink voller spritziger gesunder Vitamine

Ein Fruchtdrink voller spritziger gesunder Vitamine

ein witziges Detail in der Damentoilette.

ein witziges Detail in der Damentoilette.

Dann holen wir Patricio und seine Eltern in seiner Wohnung ab und kommen gerade Recht zum Beginn der Veranstaltung. Eine grosse Turnhalle, überdacht mit einem Wellblech, aber überall offen, so dass Luft zirkulieren kann, eine Zuschauertribüne und ein paar Reihen Plastikstühle.

Laute Musik, fröhliche Kinder und ein Moderator, der die Stimmung anheizt. Es ist eine fantastische Stimmung. Das ganze ist ein Turnier, ein Wettkampf von zwei verschiedenen Gruppen der gleichen Schule. Die Blanco gegen Bordo. Die Tanzgruppen werden angeheizt wie Fussballmannschaften, Farbige Scheinwerfer, farbige Kostüme, ein Fest, das ich in seiner ganzen Freude überhaupt nicht wiedergeben kann. Auch wenn ich fast pausenlos Videos mache. Alle Zuschauer werden angesteckt, kaum jemand bleibt auf den Sitzen.

Auf das nichts und niemand unseren Traum zerstört, Geschichte zu machen.

Auf das nichts und niemand unseren Traum zerstört, Geschichte zu machen.

Pamela und eine Freundin nach ihrem Auftritt.

Pamela und eine Freundin nach ihrem Auftritt.

Am Schluss gewinnt Blanco, zu der auch Pamela gehört und wir gehen alle zusammen in ein japanisches Restaurant, essen Fleischspiesse und Misosuppe und stossen an mit Cola und Bier. Der Sieg muss gefeiert werden.

Stella-Bier, was denn sonst.

Stella-Bier, was denn sonst.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine unerwartete Einladung ist der Start zu einer ungeplanten Reise.
Details:
Aufbruch: 15.07.2019
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.08.2019
Reiseziele: Paraguay
Brasilien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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