Kanada - Nova Scotia

Reisezeit: September - November 2007  |  von Holger Dorn

Warren Lake und Franie Trail

Warren Lake Trail. Ich dachte noch an einen anderen Trail wo am auch ein Wasserfall ist, aber die Straße dorthin war gesperrt. Auch gut, dann muss ich mich nicht entscheiden. Also Warren Lake - ein 8 km langer Rundweg um einen See. Die Sonne ist mittlerweile wieder hinter Wolken verschwunden aber es ist angenehm warm. Und los geht's. Die Farben der Blätter und der Pflanzen sind einfach ne Wucht. Ich hab mal wieder meine Lieblingstiere fotografiert. Die Squirls - das sind die kanadischen Eichhörnchen. Die sind so neugierig und zetern und pfeifen und rennen so schnell wie der Blitz. Ist einfach lustig denen zuzuschauen. Dann hab ich mal wieder so ein Huhn gesehen. Die haben die Ruhe weg. Die sind total entspannt. Als ob die keine Feinde haben. Da kommt man bis auf 5 m ran. Immer mal wieder ein schönes Blatt oder eine tolle Baum gruppe mit farbigen Blätter fotografiert. Hier gibts ständig was zu sehen und zu staunen. Dann ging der Trail über einen Bach. Ich dachte mir schauste vielleicht ein bischen den Bach entlang hoch, weil es ganz einfach zu laufen war. Ein einfaches Kiesbett. Dann schau ich da entlang und mein Blick freut sich. Eine Elchkuh. Toll, gleich das Teleobjektiv rausgeholt und ein paar Schüsse gemacht. Sie hatte mich natürlich auch bemerkt und immer ein Auge auf mich geworfen. Soll ich näher hingehen? Ne, lieber nicht! Die war ca. 20-30 m weit von mir entfernt. Ich stehe total frei ohne Fluchtweg auf einem Kiesfeld. Da wird einem schon ein bischen mulmig. Wenn die Gas gibt, dann wars das mit mir. Also mal ganz vorsichtig. Dann hörte ich noch ein knacken und merkte, daß da noch einer im Gebüsch war. Ne gegen zwei hab ich noch weniger Chancen. Dann lassen wir das lieber mit dem Vorrücken. Ich bin dann weiter und wollte das andere Tier auch noch sehen. Hab ich auch. War auch ne Elchkuh. Würde gerne mal einen Burschen mit Geweih sehen.

Am Schluß war ein schöner Strand an dem See. Dort habe ich dann einen mit Metalldedektor im Wasser rumlaufen sehen. Was es alles gibt. Bin dann hin und hab gefragt, ob er Gold sucht. Ne nur Münzen, sagte er, aber es war wahrscheinlich schon jemand da, weil er nix findet. Was soll man dazu sagen? Viel Glück hab ich gesagt. Is schon klar, jeder lebt in seiner Welt. Die laufen hier rum wie die Hennen. Klar, da war schon einer da. Is klar. Das macht doch jeder. Wenn er nicht weiß, was er tun soll, dann holt er seinen Metalldedektor aus dem Handschuhfach und sucht in einem See nach Münzen. Irgendwie muss man den Tag ja rumkriegen. War schon einer da ... tsssss. Ich fands einfach witzig. Ist ja auch ein gutes Geschäft. Du musst dir nur für, keine Ahnung, schlag mich tot, für 300 Dollar einen Metalldedektor kaufen, eine Anglerhose alles in dein Auto packen und im Oktober an einen Badesee fahren. Das lohnt sich. Da kannste mal richtig Asche machen. Ne nix für mich, ihm hat es auf jeden Fall Freude bereitet und das ist doch das Wichtigste.

Auf dem Rückweg hör ich auf einmal ein Knacken im Gebüsch und bleibe stehen. Sicherheitshalber hole ich mal meine Kamera aus dem Rucksack und wechsle noch schnell das Objektiv. Dann sehe ich wie sich ein Elchbulle durch das Gestrüpp gewegt. Ich bleibe ganz ruhig und er kommt immer näher auf mich zu. Ich mache zwei Bilder und mir wird wieder mulmig, da er sehr nahe steht. Ich bewege mich kurz und er läuft weg wie von der Tarantel gebissen. Schade. Ich hab ihn leider nicht so richtig mit dem Foto erwischt, weil er im Gebüsch stand. Aber vielleicht ganz gut so, weil er mir ehrlich gesagt, etwas zu nahe war und ich ihm wohl auch, Darum wahrscheinlich die Flucht. Er hat mich einfach erst im letzten Moment gesehen. Da pumpt die Pumpe. Wenn man mal sieht wie schnell der durch den Wald rennt und was der für eine Masse bewegt dabei. Und ich bin mal wieder ganz alleine. Keine Sau weiß wo ich bin. Sowas fällt einem dann danach ein. Wärend der Situation bist du nur gespannt und beobachtest, was das Tier macht. Also Leute die so zwischen so große Tieren wie Bären oder Elche rumspazieren, die müssen schon die Ruhe weg haben. Kommt aber wahrscheinlich auch darauf an, wo es ist. Ob die Tiere Menschen kennen oder eher nicht. Also bei Tieren, die in menschlicher Nähe sind, da bin ich lieber vorsichtig. Man weiß ja nie, welche Erfahrungen sie mit dem Menschen gemacht haben.

Franie Trail. Für mich der schönste Trail im Nationalpark.
Der Anfang des Trail ist ganz normal. Man geht stehts bergauf durch einen schönen Birkenwald. Dann wird es immer steiler und der Trail immer spannender. Die Farben nehmen zu und alles wirkt wie in einem Traum. Dazu noch die trübe Stimmung vom Wetter und je höher ich kam, desto nebliger wurde es. Nebelfezen ziehen durch bunte Bäume und liefern wirklich eine besondere Stimmung. Ich kann es nicht genau beschreiben aber dieser Teil des Trail ist was ganz besonderes. Wieder hat er mich in seinen Bann gezogen. Einfach märchenhaft. Das bunte Laub liegt auf dem Boden und die Bäume wetteifern im Kontrast. Die Birken zeigen ihr stärkstes Gelb und die Ahornbäume kontern mit intensivem Rot. Die kleinen Ahornbäume habe manchmal ein Mischung zwischen Organge und Rot. So grell und fast unnatürlich, das man meinen könnte die sind aus Plastik, Dazu dann das Grau von den toten Bäumen, gemixt mit etwas Braun vom sterbenden Farn und dann noch etwas Grün von den Nadelbäumen. So schön kann vergehen sein. Das Ganze dann in einem harmonischen Chaos angeordnet. Da wandelt man mehr als das man wandert. Da fiel mir wieder mein Ausdruck ein, den ich beim ersten mal hier gebraucht habe. Es ist so schön, ich könnte mich in die Landschaft ejakulieren. Man lustwandelt dann so weiter bis man den höchsten Punkt erreicht. Gipfel passt hier nicht. Ist eher ein Plateau. Auf dem Plateau ist die Landschaft dann wieder anders. Sumpfig mit viel kleinen Nadelbäumen. Dann ging es wieder bergab. Die Farben nahmen dann wieder zu und zum Schluß läuft man noch an einem schönen Bach entlang und an einem See vorbei, bis man wieder am Auto ist.

© Holger Dorn, 2007
Du bist hier : Startseite Amerika Kanada Warren Lake und Franie Trail
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Rundreise durch die ganze Provinz Nova Scotia.
Details:
Aufbruch: 01.09.2007
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 01.11.2007
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Holger Dorn berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors