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Reisezeit: Oktober 2009 - April 2010  |  von Katja Grach

Kambodscha: Phnom Penh - mit einem weinenden Auge

15.11.09 - Phnom Penh
Wir sind heute wiedermal ziemlich spät aufgestanden, aber dafür gabs dann zum Frühstück leckere Pancakes. Beim ersten Schritt dann aus dem Hotel stellten wir gleich fest, dass wir neben Nationalmuseum und Royal Palace quasi gleich am Flussufer wohnten...auch nicht schlecht. Und da war auch schon ein Tuk Tuk Fahrer, der uns den ganzen Tag herumkutschieren wollte. Nagut. Erster Stopp: Killing Fields, etwas ausserhalb der Stadt.
Bei der Anfahrt stellten wir bereits fest: Phnom Penh stinkt und ist irrsinnig dreckig. Und die Armut quillt aus allen Strassen.

Killing Fields Choeung Ek

Killing Fields Choeung Ek

Was soll ich zu den Killing Fields sagen...es ist der furchtbarste Ort an dem ich je war. Kaum zu ertragen, ohne in mitleidvolle Tränen auszubrechen. Die nach Alter und Geschlecht sortierten Schaedel, die Beschriftungen der Massengraeber und die eindringlichen Beschreibungen in der Ausstellung bilden einen Kloß in meinem Hals so groß und schwer wie eine Bleikugel. Es ist schwer mit Worten zu beschreiben, was man an diesem Ort fuehlt, zwischen den zahlreichen Massengraebern und den Kindern die sich an die Umzäunung des Geländes klammern und rufen "please, some money..I can buy something to eat". Nein, nicht heute. Heute gibts keine Dollars für bettelnde Kinder, heute möchte ich mit niemandem reden, heute kann ich mit niemandem reden. Die Einträge in den Visitor´s Impressions spiegeln meine Gefühle wieder. Leider habe ich keinen Stift dabei.
Die Khmer Rouge haben in ihrer kurzen Schreckensherrschaft 2 Millionen Menschen ihre eigenen Volkes umgebracht...für einen komplett falsch verstandenen Kommunismus. Kaum zu glauben, dass die Weltöffentlichkeit erst so spät davon Wind bekommen hat, und das diese Taten, die noch grausamer waren, als die der Nationalsozialisten im 2. Weltkrieg, bis heute den meisten Menschen gänzlich unbekannt sind.
Hier eine kleiner Auszug aus Wikipedia:
"Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten in diesem Exekutionszentrum nicht erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder ähnlichem erschlagen. Kinder wurden gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die auch heute noch deutlich sichtbar auf dem Gelände vorhanden sind.

Da teilweise mehr Leute pro Tag ankamen, als getötet werden konnten, wurden die Leute temporär in einem "Warteraum" eingesperrt. Damit die auf ihren Tod wartenden Leute die Schreie der Sterbenden nicht hören konnten, wurde die Anlage mit Musik beschallt."

Die Khmer hatten zudem "Angst" vor Intellektuellen, obwohl sie selbst - also diese kleine obere Riege - ebenso meist AkademikerInnen waren. So brachten sie Ärzte, Lehrer, Intellektuelle aller Art um, um ein "gleiches Volk aus Bauern" zu erschaffen. Manchmal reichte es schon, ein Brille zu tragen, um als intellektuell zu gelten!

Ausstellung

Ausstellung

Memorial

Memorial

Massengrab mit 450 Menschen

Massengrab mit 450 Menschen

Zauberbaum...An diesem Baum wurden Lautsprecher aufgehängt, die so laut aufgedreht wurden, um die Schreie der Opfer zu übertönen, als sie exekutiert wurden

Zauberbaum...An diesem Baum wurden Lautsprecher aufgehängt, die so laut aufgedreht wurden, um die Schreie der Opfer zu übertönen, als sie exekutiert wurden

Massengrab mit 166 Opfern ohne Kopf

Massengrab mit 166 Opfern ohne Kopf

Massengrab mit mehr als hundert Kindern und Frauen, die in der Großzahl nackt waren

Massengrab mit mehr als hundert Kindern und Frauen, die in der Großzahl nackt waren

das ist ueberhaupt das Furchtbarste. Die Khmer Rouge töteten gleich ganze Familien, damit sie keine Nachkömmlinge hatten, die Rache üben könnten. So wurden zum Beispiel auch Babies an den Füßen gepackt und gegen diesen Baum geknallt.

das ist ueberhaupt das Furchtbarste. Die Khmer Rouge töteten gleich ganze Familien, damit sie keine Nachkömmlinge hatten, die Rache üben könnten. So wurden zum Beispiel auch Babies an den Füßen gepackt und gegen diesen Baum geknallt.

Auf der Fahrt in die Stadt haben wir kaum ein Wort gesprochen. Unser nächster Stopp war das Völkermordmuseum Tuol Sleng. Dieses wurde von den Khmer als Sicherheitsbüro S 21 verwendet, bzw. als Folterkammer und Gefängnis. Viele der hier Inhaftierten wurden später in Choeung Ek exekutiert, wenn sie noch nicht hier qualvoll gestorben waren.

By the way, die Ampeln zählen hier runter, wie lange es noch grün bzw. rot ist

By the way, die Ampeln zählen hier runter, wie lange es noch grün bzw. rot ist

Völkermordmuseum Tuol Sleng

Völkermordmuseum Tuol Sleng

Listen der Massengraeber

Listen der Massengraeber

ein weiblicher Mönch

ein weiblicher Mönch

Folterwerkzeuge

Folterwerkzeuge

Austellungen mit Aussagen von Opfern und Khmer Rouge

Austellungen mit Aussagen von Opfern und Khmer Rouge

Nationalmuseum

Nationalmuseum

Den Kids vom Waisenhaus hab ich ein Shirt abgekauft.

Den Kids vom Waisenhaus hab ich ein Shirt abgekauft.

Und schliesslich und endlich waren wir noch für den guten Zweck essen, bei Friends. Friends ist ein Trainingslokal für junge Straßenkinder, die dort im Service arbeiten. Nebenbei ist das Essen dort auch sehr exquisit.

mmmh mit Mango und Cashewnüssen..lecker

mmmh mit Mango und Cashewnüssen..lecker

© Katja Grach, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
...und genau darum werde ich ein halbes Jahr um die Welt reisen. Auch wenn man meinen könnte Toskana, Kroatien, Bali und Deutschland müssten für heuer doch reichen - Nein! Das war erst die Aufwärmrunde...
Details:
Aufbruch: 14.10.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.04.2010
Reiseziele: Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Singapur
Neuseeland
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Grach berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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