Einmal rum!

Reisezeit: Juli 2011 - März 2012  |  von Insa Joost & Luc Hammerstein

Nepal: Besuch des tibetanischen Flüchtlingscamp

Während Luc sich beim Kayaken unter Wasser vergnügt, spiele ich Angelina Jolie, nur das ich Unmengen Scheiss kaufe, statt Millionen zu spenden.
Bronnie und Anthony, 2 australische Freunde, die wir auf dem Treck kennengelernt hatten, hatten mich eingeladen, mitzukommen.
Die beiden hatten sich am Phewa See von einer der zahlreichen tibetanischen fliegenden Händlerinnen in die Zange nehmen und eine Menge Ketten, Anhänger, Armbänder etc. andrehen lassen. Und dabei offensichtlich so schlecht gehandelt, dass Verkäuferin Lobsan ihnen zuerst mitleidig weitere Armbänder in die Tüte packte, und sie schließlich zum Frühstück zu sich nach Hause, eben das Flüchtlingscamp, einlud. Ich darf mit und bin dankbar für diese Möglichkeit, zu sehen, wie die Menschen hier leben, gar nicht mal so schlecht nämlich, im Vergleich zu vielen Nepalis.
Morgens mit dem Taxi auf zum Camp, welches sich als kleines Dorf mit adretten Steinhäusern entpuppt. Da wir nicht genau wissen, wo Lobsan wohnt, warten wir erst mal, aber sofort kommen hilfreiche Leute, die uns a) zu ihren Verkaufsständen einladen und b) zu Lobsans Haus führen. Wenige Minuten später kommt sie und lädt uns in ihr Haus ein. Sie verschwindet sofort und taucht kurze Zeit später mit Tee auf. Bron hatte mich gewarnt vor dem tibetanischen Tee, aber er kommt unausweichlich und die Höflichkeit gebietet es, ihn auszutrinken- nicht ganz leicht. Im Wesentlichen besteht der Tee aus Wasser mit Butter (Herkunft unklar), Salz und Sahne?Milch? Die ersten Schlucke sind erträglich (Hm, actually, I quite like it), dann wird es schwerer und nähert sich eher Brons "It just makes me gag". Und keine Topfpflanze weit und breit 

Wir sitzen einem flachen Tisch in dem 1-Zimmer-Häuschen, umgeben von religiösen Devotionalien, einem Altar mit 2 mal 7 Butterlampen, riesigen Bildern vom Dalai Lama und anderen buddhistischen Lehrern, Thankas etc. Der erste Tee wird auf den Altar gestellt und unter mehrfachem Verbeugen mit gefalteten Händen Buddha geweiht.
Nach dem Tee gibt es frisch gebackenes Roti (Brot) - das Beste, das ich je gegessen habe. Sie erzählt von einer deutschen Volunteerin, die hier gearbeitet hatte und jeden Tag bei ihr gefrühstückt hat- ich weiß warum! Auf dem Tisch 2 nagelneue Gläser Erdnussbutter und Marmelade, sicher extra für uns gekauft, die Tibetaner und auch Nepali frühstücken definitiv anders!
Die Kombination aus salzigem Buttertee mit frisch gebackenem Brot mit 2 Spiegeleiern und Erdnussbutter liegt mir zwar noch ~ 3 Tage im Magen, aber die Erfahrung war es wert. Lobsan erzählt von einem Amerikaner, der sie auch hier besucht hat (es hängen diverse Fotos von ihr und Ausländern an der Wand) und sie gefragt hat: What do you want, new tv or see Dalai Lama? (ich liebe die Amerikaner, sie sind so differenziert!)
Unsere ehrfürchtige Gastgeberin entschied sich für den Dalai Lama, der Amerikaner bezahlte die Reise und Lobsan fuhr nach Daramsala in Indien und (Zitat!) cried as long as Dalai Lama came see me (3 Tage!). Gut vorstellbar!
Immer wenn sie den Dalai Lama erwähnt, faltet sie die Hände in Richtung Altar und murmelt:
" Dalai Lama very good man, long life Dalai Lama, Nepali good people, long life European. Some people only pray long life own family, no, no, everybody important, long life, happy life everybody. No China, China bullshit."

Wir müssen ein wenig grinsen, als wir das Geschirr "Made in China" zusammenräumen .
Nach dem Essen Verkaufsrunde II, bei der Lobsan ununterbrochen erwähnt, wir würden nicht nur etwas kaufen, sondern etwas sehr Gutes tun (long life und so). Bronnie und Anthony hatten mich schon gewarnt, dass ihre Preise etwas überzogen wären, trotzdem muss ich fast lachen über die 1500 Rupien für einen Anhänger, für den man Lakeside vielleicht 400 bezahlt. Ich schwanke zwischen meiner Zahlungsbreitschaft und Lobsans Preisen ob phänomenalen Frühstücks und genuiner Gastfreundschaft und ohne Bronnie und Anthony zu düpieren mit einer rüden, unhöflichen Bekannten.
Die Verkaufsgespräche verlaufen wie folgt:
Lobsan Insa: How many piece?3,4,5?
Insa: One. How much?
Lobsan: How many piece? (beginnt, wahllos Dinge vor mir auszubreiten, darunter mehrfach den gleichen Anhänger)
(dieser erste Schlagabtausch wiederholt sich 5 Mal)
Insa: THIS. How much?I can't buy without price!
Lobsan: THIS (Anhänger)...1.500 Rupies.
Insa: ...(hustet. Hat noch silbernen Armreif, Bronnie hat den gleichen und bei ihr 2000 Rupien bezahlt)
Bronnie and Anthony: How much this all (2 Ketten, 1 Armband, 1 Anhänger)
Lobsan: 3.500
B&A: Oh, too much, 3200?
Lobsan: ...start stur gradeaus
B&A: Oh, yeah, maybe 3500 good price, no? Yeah, 3500 very good price. (legen Geld auf den Tisch)
Insa: Okay, I have 1600 Rupies here, do I get both (Anhänger, Armreif) or only one?
Lobsan: Both.
Okay, deal done.
Immer noch zu viel gezahlt, und immer noch ein schlechtes Gewissen. Erwäge kurz, zum Ausgleich
einen Papstbesuch anzubieten, verwerfe den Gedanken zwecks mangelnder Kontakte aber schnell.

Wir besuchen den buddhistischen Tempel und das Kloster, es ist eine helle Freude, mit einer so hingebungsvollen Führerin, der Tempel ist mit wunderschönen bunt bemalten Holzschnitzereien verziert, am Eingang 2 große Gongs, am anderen Ende unglaublich kunstreiche Kreationen aus Blumenwachs. Draußen ein ~ 3m hohes prayer wheel (Gebetsmühle), ebenfalls reich verziert.
Die ersten Häuser hier wurden von den Schweizern gebaut, wir sehen eine österreichische Community Hall, eine Mauer aus Holland, die Amerikaner finanzieren die aktuellen Häuser, Deutschland spendet ebenfalls- Es scheint, als sei die halbe UN hier vertreten, mit Ausnahme von bullshit-China, natürlich.
Der Weg zurück zum Taxi gleicht einem Spießrutenlauf entlang der Verkaufsstände ca. 12 Tibetaner. Ich kann nicht anders und kaufe einen kleinen Parfumflakon, später ein sinnloses Mini-Armband, einfach weil ich dem zahnlosen, aber strahlenden Lächeln in dem faltigen Gesicht der 100jährigen nicht widerstehen kann.

buddhistischer Tempel im tibetanischen Flüchtlingslager

buddhistischer Tempel im tibetanischen Flüchtlingslager

Lobsan's zu Hause

Lobsan's zu Hause

Gebetsmühle, mit der das "Om mani padme hum" in die Welt getragen wird

Gebetsmühle, mit der das "Om mani padme hum" in die Welt getragen wird

© Insa Joost & Luc Hammerstein, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der lange gehegte Traum wird endlich erfüllt: Zu zweit einmal um die Welt in 8 Monaten. Job gekündigt, Wohnung aufgelöst (naja, fast), Katze versorgt! Wir haben beschlossen, nur Länder zu bereisen, in denen keiner von uns beiden schon einmal war. Von anfangs 17 Zielen haben wir es auf folgende Länder geeinigt: Ecuador, Peru, Hawaii, Nepal, Kambodscha, Laos und Malaysia (?, Nach-Verhandlungen laufen noch).
Details:
Aufbruch: 12.07.2011
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 01.03.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Vereinigte Staaten
Nepal
Kambodscha
Laos
Malaysia
Deutschland
Der Autor
 
Insa Joost & Luc Hammerstein berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.