Einmal rum!

Reisezeit: Juli 2011 - März 2012  |  von Insa Joost & Luc Hammerstein

Nepal: Nepal First Times

Der Nepalaufenthalt war für mich geprägt von Firsttimes: 

Die erste professionelle Massage meines Lebens. Die Hände der blinden Mitarbeiter der Seeing Hands-Massagezentren kann ich bedenkenlos und wärmstens empfehlen!).

Mein erster langer Trek in den Bergen (14 Tage zum Annapurna Sanctuary und zurück).
Viele Leute kennen den Trek, der zwar anstrengend, aber sicher für jeden mit ein wenig Willenskraft und durchschnittlicher Fitness zu schaffen ist. 5-6 Stunden Gehen werden mit unglaublich schönen Eindrücken in den Rhododendronwäldern und mit spektakulären Aussichten im Sanctuary belohnt. Umringt von 7000-8000m hohen Bergen und Menschen, die die doppelte Tagesstrecke bergauf mit 40 kg auf dem Rücken schaffen und noch von Hand mit Stöcken dreschen sind Demut und Bewunderung oft nicht fern.
Es war geistig und körperlich anstrengend und jedes Quentchen Mühe wert. Wir haben die nettesten und scheusslichsten Touristen unserer bisherigen Reise getroffen, bezeichnenderweise alles Australier, (Bronnie und Anthony sind mit uns verlinkt, Gordon hat sich am Frühstückstisch während wir aßen mit dem elektrischen Rasierer rasiert!) eine weitere Lektion Nepals und vielleicht die wichtigste. 
Wir wissen nun auch um die Bedeutung des "Nepali flat": a little up, a little down and then also some steep steps maybe. Die Wahrheit ist, dass die Nepali keine flachen Ebenen kennen.

Ich habe die erste Raubkatze und den ersten Adler in freier Wildnis gesehen. Der Leopard ist auf Facebook zu sehen. Das war in Chitwan National Park in Süden, wo nach der Zeit der Maoisten die Tiger sich langsam von der illegalen Jagd auf sie erholen. Wir waren 4 Tage dort und waren von der Vielfalt der Tiere,  die wir sehen konnten, begeistert. Besonders witzig und erfolgreich waren die Elefantenritte. Zu viert plus Mahud, dem "Kutscher" hatten wir den Vorteil der Höhe und des Elefantengeruchs - ein zweischneidiges Schwert - weil die wilden Hirsche, Bären und Raubkatzen den Menschen nicht riechen können und nicht flüchten. Bei den Treks hatte man dann schon Angst, auf der gleichen Höhe wie diese Tiere zu sein. Es gab auch Opfer : Insa und eine schottische Begleitern mussten den in den Büschen hängenden Egeln zu meiner Belustigung Blut spenden. Wir waren von ihnen gar nicht gewarnt worden. Als wir nach unserer letzten Birdwatching-Tour zurück in der Stadt auf unseren Bus warteten, sah ich einen in der Agentur an unseren Stühlen entlang kriechen und sagte zu Insa:" schau mal, die sind sogar in der Stadt zu finden." Insa schaute besorgt auf ihre von DEET und dicken über die Hose gezogenen Socken und kickte den behebigen Egel aus der Agentur. Erst in Bus fand ich einen großen Blutfleck an meinem T-Shirt und eine Bissstelle über meinem linken Beckenkamm. Insa und ich sind in schallendes Gelächter ausgebrochen.

Dank Insa's grandiosem Geburtstagsgeschenk (Parahawking) habe ich zum ersten Mal Falken gefüttert, in der Luft beim Paragliding als auch am Boden. Es sind unglaublich majestätische Geschöpfe, welche zusammen mit den Aasgeiern Nepals vom Aussterben bedroht sind, weil die Kühe Nepals und Indiens mit Diclofenac so vollgepumpt werden, dass ihre Überreste für die Vögel toxisch sind. Und mit vom Aussterben bedroht meine ich, dass 99,9% der Egyptian Vultures bereits tot sind und man die überlebenden in freier Wildbahn an den Fingern einiger Vogelschützer abzählen kann.

Erste Rasur durch einen Barbier-ja, mit einer offenen Klinge, ja, ich hatte Angst und ja Mama, er hat eine frische Klinge genommen. 

Erste Eskimorolle.
Für alle, die es noch nicht probiert haben: White-Water-Kayaking rockt! Zusammen mit Bernhard, einem österreichischen Studenten und zwei richtig guten jungen nepalesischen Kajaklehrern bin ich einen Tag auf dem Phewa Lake und 3 Tage auf dem Seti-River in geschlossenen 1-Mann Kajaks unterwegs gewesen, um die Eskimorolle zu lernen. Verdammt kalt, verdammt nass und verdammt schwer, dieses Kajak aufzurichten. Es war dennoch ein großer Spaß und meiner Karriere als Meister des upside-down-kayaking steht nichts mehr im Wege außer meiner körperlichen Verfassung: Nach 3 Tagen Stromschnellen tat mir vom Becken aufwärts alles weh, was Muskelfasern hatte.

Auch eine Reihe von Besttimes: beste Frühlingsrolle irgendwo zwischen Zivilisation und dem Annapurna Base Camp, beste Rasur (ja, Mehrfachnennung, ich weiß), best Tripfriends (Bronnie und Anthony aus Australien, Ihr versteht kein Deutsch, aber wir hatten eine sehr witzige und schöne Zeit mit Euch!). Best Animal Sound: Der Wasserbüffel macht ein resigniertes "moa", egal ob er sich gerade fortpflanzt, grast, oder aus Versehen ins Wasser plumpst. Ich weiß, für Lesende nicht witzig, aber Insa konnte man damit wochenlang unkontrolliertes Gekicher entlocken.

Frisörbesuch:
Um den grässlichen Fussel, der sich kranzartig um meinen Kopf windet wieder zu dem von mir bevorzugten 3mm Kurzhaarschnitt zu transformieren begab ich mich 30 min vor einer Verabredung mit Bronnie und Anthony zum Frisör. Mein Gedanke war, dort 5 min zu verbringen und noch schnell duschen zu gehen. Pustekuchen. Nepali haben keine elektrischen Haarschneider. Stattdessen wirbelte der Frisör nach dem traditionellen Milchtee 45 min mit einer rostigen und stumpfen Schere um meinen Kopf um das gewünschte Resultat zu erreichen. Glücklicherweise war Insa dann schon wieder gegangen um die beiden zu treffen als die dazugehörige Nacken- und Kopfmassage begann. Auf die 10 min kam es doch dann auch nicht mehr an, oder? 

Zuletzt möchte ich noch auf eine unglaublich geschickte Technik der Konfliktbewältigung der Nepalesen hinweisen, die uns in ihrer verblüffenden Plumpheit faszinierte. Die Rinder sind hier in Nepal wie in Indien heilig, das Fleisch somit verboten. Dennoch gibt es weder in Kathmandu noch in Pokhara ein Restaurant ohne Rindfleisch auf der Karte. Wie das geht? Man nennt es Buff. Nicht Beef. Was nicht sein darf nennt man anders, dann ist es auch nicht. Ganz einfach. 
Geschlachtet werden die Rinder von Muslimen. Und jetzt ratet mal, woher sie kommen. Richtig. Aus Indien. Mit einem sicher sehr tierschutzgerechten 20 StundenLKWTransport. Aber die Inder haben ja damit kein Problem, sie schlachten ja keine Rinder.

Bei einer witzigen Gegebenheit hat uns diese Eigenschaft zum Vorteil gereicht: als wir betrunken und in Partystimmung vor der Amsterdam bar in Pokhara standen und der Nachtwächter uns nicht reinlassen wollte. Auf die Frage:" Are you local?" antworteten wir mit fester Stimme "Yes, of course!" und prompt ging die Tür auf...

© Insa Joost & Luc Hammerstein, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der lange gehegte Traum wird endlich erfüllt: Zu zweit einmal um die Welt in 8 Monaten. Job gekündigt, Wohnung aufgelöst (naja, fast), Katze versorgt! Wir haben beschlossen, nur Länder zu bereisen, in denen keiner von uns beiden schon einmal war. Von anfangs 17 Zielen haben wir es auf folgende Länder geeinigt: Ecuador, Peru, Hawaii, Nepal, Kambodscha, Laos und Malaysia (?, Nach-Verhandlungen laufen noch).
Details:
Aufbruch: 12.07.2011
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 01.03.2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Vereinigte Staaten
Nepal
Kambodscha
Laos
Malaysia
Deutschland
Der Autor
 
Insa Joost & Luc Hammerstein berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.