Nach nur einem Jahr zurück in Peru!!!

Reisezeit: März / April 2008  |  von Stefan Frei

Puno, Titicacasee - peruanische Seite

07.02.-09.02.07:

Nach ca. 10 Stunden Zugfahrt durch herrliche Landschaft von Cusco kam ich gegen 18 Uhr in Puno an. Die Stadt an sich hat nicht wirklich viel zu bieten, so dass ich mich dort auch nur die Naechte aufhielt.

Dies aenderte sich allerdings etwas an diesen Tagen. Zur Zeit ist dort naemlich die "Fiesta de la virgen de la Calandaria", ein zweiwoechiges Fest mit einem Folklorewettbewerb am Wochende als Hoehepunkt. Ueber 60 Gruppen aus der Umgebung werden am Sonntag ihre Taenze und Musik vorfuehren. Am Montag folgt dann die Kuer durch die Strassen. Schon waehrend der Woche fuehrten einige Gruppen ihre Taenze wohl zur Probe in der Stadt auf.

Ein Riesenspektakel durfte ich am Freitag abend mitverfolgen, als eine Gruppe mit geschaetzt 200-300 Taenzern rund um die Plaza de Armas tanzte, begleitet von 3 Blaskapellen, die bei uns wohl unter "Guggamusik" laufen wuerden. Ausserdem spielten in allen Ecken der Stadt weitere Kapellen die ganze Nacht. Als ich am naechsten Morgen um 7 aus dem Hostal trat, hatte der Laerm immernoch kein Ende gefunden.

Die restliche Zeit verbrachte ich auf einer 2-taegigen, organisierten Bootstour zu den Inseln Islas de Uros, Amantani und Taquile.

Islas de Uros

"Was sich hier tagtaeglich abspielt, ist sicherlich nicht jedermanns Sache"

Selten findet mein Reisefuehrer solch deutliche Worte. Nachdem ich dann dort war, verstehe ich das aber nur allzu gut. Wuerden nicht taeglich Touristenstroeme auf die Inseln fluten, wuerden die Bewohner heute sicherlich nicht mehr auf den Schilfinseln wohnen. Der Tourismus ist ihre einzige Einnahmequelle. Erwartungsvoll sitzen sie vor ihren Strohhuetten, einen Teppich voller Artesania oder Verpflegung vor sich ausgebreitet bitten sie darum, dass man ihnen doch was abkaufe. Auf fast jeder der 37 kleinen Inseln legte an dem Tag ein Boot an.

An sich sind die Schilfinseln jedoch schon ziemlich interessant. Die Inseln wurden von ihren Bewohner selbst konstruiert und schwimmen auf dem See. Sie bestehen aus Erde, in der Schilf waechst sowie einer knapp 2 Meter dicken Schicht aus Schilf, die darueber gelegt wird. So werden jeweils einige Quadratmeter der Insel gebildet. Diese werden anschliessend mit je 2 Pfaelen und einem Seil miteinander verbunden. Ebenso werden die aeusseren Teilstuecke am Grund verankert, damit die Inseln nicht wegschwimmen. Alle paar Jahre muessen sie erneuert werden.

Wenn sich eine Inselgemeinschaft nun nicht mehr so gut versteht, kann man einfach die Pfaehle entfernen, mithilfe einer Art Saege das Schilf durchschneiden und schon sind 2 neue, getrennte Schilfinseln entstanden.

Es folgten weitere 3 Stunden Fahrt zur Isla Amantani. Auf "hoher See" gleicht der Titicacasee eher einem Meer. Zum Vergleich: Der Titicacasee hat ungefaehr 15mal die Flaeche des Bodensees. Das Boot schaukelte bedrohlich in den Wellen. Dies veranlasste offensichtlich eine Japanerin dazu ihr Fruehstueck mit den Fischen teilen zu wollen.

Isla Amantani

Auf der Isla Amantani verbrachten wir den Nachmittag sowie die Nacht. Auf der Insel gibt es keine Hostals. Die Unterbringung wird in privaten Familien organisiert. Eigentlich alle der Inselbewohner verdienen auf diese Art und Weise einen grossen Teil ihres Lebensunterhalts. Damit der wirklich gut ausfaellt, muessten allerdings wesentlich mehr Touristen auf die Insel kommen.

Zusammen mit einer in Paris lebenden Peruanerin war ich bei einer sehr netten Familie um die Dame des Hauses namens Inocencia untergebracht. Die Zimmer sehr einfach, das Haus besitzt kein Bad, als Toilette dient ein kleines Haeuschen mit einer Schuessel und tiefem Loch ohne Spuelung einige Meter vom Haus entfernt. Letzterer Umstand war aufgrund unseres Bierkonsums in der Nacht ueberhaupt nicht erfreulich. Auch das Essen war sehr einfach, aber lecker.

Am Nachmittag wanderten wir auf die beiden Huegel der Insel, wo sich je eine Zeremoniestelle der Inkas, einmal fuer die "Pachamama" (Mutter Erde), einmal fuer den "Pachatata" (Vater Erde) befinden. Von dort hat man auch einen schoenen Ausblick ueber die gesamte Insel bzw. den umliegenden Teil des Titicacasees.

Der Hoehepunkt des Tages war aber der Abend, wo eine kleine Folkloreparty fuer uns organisiert wurde. 4 Musiker spielten Folklore der Anden. Wir durften uns mit typischer Tracht einkleiden, was fuer den Mann jetzt nur einen Poncho und die typische Wollmuetze ("Chullo") bedeutet, die Frauen wurden deutlich farbenpraechtiger und langwieriger eingekleidet. In der Fiesta forderte uns Inocencia dann auch zum tanz mit ihr auf, was ziemlich spassig wurde. Mit der Zeit bekam ich sogar Gefallen an der Tanzweise.

Inocencia und die ersten Folkloretanzversuche

Inocencia und die ersten Folkloretanzversuche

Aurora und ich traditionell

Aurora und ich traditionell

Isla Taquile

Am naechsten Morgen brachen wir dann frueh nach Taquile auf. Eine etwas groessere Insel, 1 Stunde entfernt, die Amantani ziemlich aehnelt, nur schon etwas touristischer ist. Nach einer kleinen Wanderung ueber die Insel ging es dann in weiteren 3 Stunden Bootsfahrt zurueck nach Puno.

© Stefan Frei, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach meinem Auslandssemester 2006/07 in Trujillo bot sich kurzfristig wieder die Möglichkeit dorthin zu reisen. Meine Reise führte mich nach einiger Zeit im Hause meiner Freundin in den Norden des Landes und nach Ecuador. Ein Monat Südamerika - im Nachhinein zu kurz, um sich wirklich wieder an das Leben dort zu gewöhnen. Schön wars trotzdem!
Details:
Aufbruch: 04.03.2008
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.04.2008
Reiseziele: Peru
Lambayeque
Bolivien
Der Autor
 
Stefan Frei berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.