Westwärts um die Welt - 9 Monate auf Weltreise

Reisezeit: Juli 2007 - März 2008  |  von Marc Petek

01.02.08: Kambodscha: 04.02.08: Phnom Penh

Kaum aus dem Bus in Phnom Penh ausgestiegen wurden wir erstmal von etlichen Tuk-Tuk und Taxifahrern bestuermt, die uns alle ins Hotel bringen wollten. Mit viel Glueck und ein bisserl Menschenkenntnis haben wir uns fuer Jecky entschieden, der uns in den naechsten 3 Tagen zum treuen und super zuverlaessigen Tuk-Tuk Fahrer werden sollte.

Phnom Pen ist als Hautpstadt Kambodschas natuerlich groesser als Siem Reap, aber mit rund 2 Mio. Einwohnern hat sie fuer eine asiatische Grossstadt vergleichsweise wenig Einwohner. Geschaetzt 500.000 Mopeds fahren hier rum, da es aber nur wenige Autos gibt, ist die Luft hier vergleichsweise gut und die Hektik kam uns hier noch nicht ganz so schlimm vor wie anderswo.

Vielleicht war es Jecky's ruhige und eher schuechterne Art beim Verhandeln des Preises fuer den naechsten Tag, als er uns im Hotel ablieferte. Wir wissen es nicht genau woran es lag, wir fanden die Stadt auf Anhieb irgendwie sympathisch!

Viel zu sehen gibt es hier zwar nicht - neben dem Koenigspalast, den wir aber eher langweilig fanden und der Promenade am Mekong ist Phnom Penh (leider) beruehmt fuer die Hinterlassenschaft der roten Khmer. Dazu gehoert mitten im Zentrum das ehemalige, berüchtigte Folterzentrum Tuol Sleng, das auch S-21 genannt wurde. Wie sich nach unserer Ankunft uebrigens herausstellte, haben wir direkt gegenueber im Boddie Tree Umma (schoene, alte Stadtvilla mit tollem Garten und leckerem Essen, leider riecht alles schon ein bisserl muffig - aber wir fanden es trotzdem sehr nett hier) gewohnt. Komisch war es allerdings ein bisserl, als wir uns beim Abendessen gedacht haben, wozu wohl dieses schoene Haus waehrend der wenig ruhmreichen Vergangenheit des S-21 gedient hat...

Tuol Sleng mitten in Phnom Penh, Codename S-21

Tuol Sleng mitten in Phnom Penh, Codename S-21

Nach der Befreiung Kambodschas durch die Vietnamesen wurde vieles durch die wuetende Bevoelkerung zerstoert (u.a. auch die Killing Fields), dieses Gefaengnis blieb aber weitestgehend erhalten und ist mittlerweile ein ziemlich stark besuchter Ort mit Fotodokumentationen und einer Filmvorfuehrung.

17.000 Menschen landeten während der 40-monatigen Schreckensherrschaft der Pol-Pot-Truppe in den Klassenräumen dieser ehemaligen Schule und wurden hier bestialisch gefoltert bevor sie zur Toetung in Lastwagen auf Reisfelder in der naeheren Umgebung gebracht wurden. Den Killing Fileds.

In mehreren Raeumen sind die Waende mit Fotos der Opfer gefuellt. Neben den Folterraeumen, in denen nur noch wenig von der wuetenden Bevoelkerung uebrig gelassen wurde, sind die Trackte mit den Gefaengniszellen zugaenglich.

Opferwand im S-21

Opferwand im S-21

Wenn man sich ueberlegt, dass etwa zwei Millionen Menschen, ein rundes Drittel der Bevoelkerung Kambodschas und ungefaehr die heutige Einwohnerzahl von Phnom Penh, zwischen April 1975 und Januar 1979 von den Steinzeit-Marxisten der Roten Khmer abgeschlachtet wurde, ueberkommt einen in diesen Raeumen schon ein beklemmendes Gefuehl.

Im S-21 selbst wurden vor allem Lehrer, Aerzte, Moenche, Professoren und andere Gebildete gefoltert. Gemaess der Doktrin der roten Khmer sollte die uralte Kulturnation gewaltsam auf die "Stunde Null" zurückgedreht werden, um dann anschließend ein agrarisches Utopia zu schaffen - eine Gesellschaft ohne Intellektuelle, Buergertum oder Technik, ausgerichtet nur an den menschlichen Grundbeduerfnissen. Ein Wahnwitz!

Ganze sechs Opfer überlebten S-21 nur!

Die anschliessende Besichtigung eines Killing Fields ca. 19 km ausserhalb des Zentrums macht das Beklemmen dann perfekt.

Zwar ist das Gelaende nach der Aushebung der Massengraeber renaturiert worden und man laeuft durch einen sehr friedlichen Garten, aber neben Schautafeln und Fotos hat man einen Turm errichtet...,

... in dem die Schaedel der hier gefunden Opfer aufgestapelt sind.

Irgendwie hat es etwas komisches, dass ausgerechnet neben diesem Gelaende eine Grundschule errichtet wurde, auf der laut lachend Kinder herumtoben. Aber vielleicht kann man auch so ein sinnloses Ende ja nur begreifen, wenn man auch den Anfang sieht...

Nach diesem wirklich harten Tag sind wir von Jecky dann noch 2 Tage durch Phnom Penh gefahren worden (grundsaetzlich macht Tuk-Tuk fahren ja einen Mordsspass, aber ein Gottvertrauen vor dem Herrn ist schon angebracht, v.a. wenn ein Reisebus oder ein LKW 10 cm links an einem vorbeischrammt und rechts parkende Autos keine Ausweichmoeglichkeit lassen

Tuk-Tuk Fahrt in Phnom Penh

Tuk-Tuk Fahrt in Phnom Penh

Es gibt zwar auch ganz normale Tankstellen, in den Vororten versorgen sich die Tuk-Tuk und Mopedfahrer aber ganz gerne auch von diesen illegalen Tankstellen, die den Sprit billiger aus 1 Liter Pepsi und Colaflaschen verkaufen.

Tankstelle auf Kambodschanisch

Tankstelle auf Kambodschanisch

Auch immer wieder gut: Das Moped als Allroundtransporter! Leider hatten wir den Foto nicht parat, als wir ein Moped gesehen haben, das ungefaehr dreimal so hoch beladen war mit irgendwelchen Kartons oder - auch super - hinten 3 tote Schweine quergelegt hatte!

Moto - DAS Transportmittel fuer Freunde und Familie

Moto - DAS Transportmittel fuer Freunde und Familie

Wirklich schoen fanden wir aber nur noch den Central Market (der Russian Market war wegen des anstehenden Tet-Festes leider schon zur Haelfte geschlossen), in dem es...

Central Market (Phsar Thmei) untergebracht in einem irgendwann mal sicher schoenen Art-Deco Gebaeude

Central Market (Phsar Thmei) untergebracht in einem irgendwann mal sicher schoenen Art-Deco Gebaeude

Neue Errungenschaft

Neue Errungenschaft

... neben gefakten Uhren, Guertel, Shirts etc. (alles scheint aber irgendwie von den Vor-Vor-Vorjahres Kollektionen kopiert zu sein auch noch einen grossen Lebensmittelmarkt gibt - fuer uns viel interessanter!

Von Obst- und Gemuesesorten, die wir vorher echt noch nie gesehen haben ueber Fleisch und Gefluegel (na ja, ueber die Art der Aufbewahrung kann man bei ueber 30 Grad sicher streiten)...

Puuuuh - da bleibt einem das Chickengericht doch sonst wo stecken!

Puuuuh - da bleibt einem das Chickengericht doch sonst wo stecken!

... gibt es lebenden Fisch und Muscheln, die wir sonst nur aus den Vitrinen irgendwelcher Souvenirshops kennen.

Lebende Riesenmuscheln

Lebende Riesenmuscheln

Grundsaetzlich gilt aber, dass alles super frisch und von einer Vielfalt ist, die wir so in Deutschland nur in speziellen Maerkten und vielleicht auch nicht mal da haben. Vielleicht schmeckt deswegen das kambodschanische Essen auch so lecker?!

Bananen von der Staude

Bananen von der Staude

Am Sonntag vor Neujahr hat uns Jecky dann noch zu einem Huegel mitten in der Stadt gefahren worden, auf dem ein buddhistischer Tempel steht.

Hier wurde anlasslich des Neujahrsfestes gerade mit Opfergaben (meist Schalen, die reichlich Obst, Reis, Getraenke und symbolisch auch Geldscheine enthielten) um Glueck fuer das naechste Jahr gebeten, waehrend die Moenche beteten bzw. Musik machten. Eine sehr schoen anzuschauende Zeremonie!

Schoener Altar mit elektronisch hinterleuchtetem Buddha

Schoener Altar mit elektronisch hinterleuchtetem Buddha

3 schoene, lehrreiche aber auch entspannte Tage hier gingen dann zu Ende und von Jecky, der uns noch zum Busbahnhof gebracht hat, haben wir uns dann leider auch verabschieden muessen. Jetzt geht es im Bus Richtung Vietnam!

Abschied von Jecky - Schoen war's!!!

Abschied von Jecky - Schoen war's!!!

© Marc Petek, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Geplante Weltreise von Frankfurt über New York, Westkanada, den Westen der USA, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien, Neuseeland, Fidschi, Australien, Singapur und Thailand zurück nach Frankfurt.
Details:
Aufbruch: 02.07.2007
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 19.03.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Neuseeland
Fidji
Australien
Singapur
Malaysia
Kambodscha
Vietnam
Thailand
Großbritannien
Der Autor
 
Marc Petek berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.