Eine Münchnerin in Kairo

Reisezeit: August 2007 - Februar 2008  |  von Isabel Rabe

Museumsbesuch

Also ich geb es ja zu, hier in Kairo ist heute kein typischer Tag für einen Museumsbesuch....kalt und regnerisch. Da müsste ich hier aber lange warten, zu lange um genau zu sein. Schließlich bin ich schon seit einem Monat hier und wenn ich schon mal frei habe, muss die Zeit genutzt werden. Also gemütlich aufgestanden, gefrühstückt und am späten Vormittag habe ich mich dann auf den Weg....oder besser: das Taxi hat sich auf den Weg zum Ägyptischen Museum gemacht. (Proppevoll ist es da sowieso immer!)
Vor dem Eingang drängelten sich die Touribusse ohne Aussicht auf einen freien Parkplatz....abgesehen davon, dass man eh nicht direkt vors Tor fahren darf, aus Sicherheitsgründen ist das ganze Gelände ( außer für die Busse) abgeriegelt. Man muss durch mehrere Detektoren durchmarschieren, alle paar Meter stehen Polizisten. Ich drängelte mich durch Horden unkoordinierter Ägyptenreisender, vermeintliche Schlepper, die einem entweder eine Guided Tour oder ein Taxi andrehen möchten, und Massen rangierender Busse. Da geht einem doch die Frage durch den Kopf, ob es da irgendwas umsonst gibt. Aber was ist schon umsonst in Kairo?! Ich habe sogar einen Studentenrabatt rausgeschlagen, wobei ich hier ja nur den Ausweis aus dem letzten, nicht mehr aktuellen Semester dabei habe. Der wenig motivierte Wachmann am Eingang wollte dann doch tatsächlich noch einmal meinen Ausweis begutachten und er starrte so lange drauf bis ich sicher war, dass er meinen "Betrug" entdeckt hatte. Aber Pustekuchen, vermutlich hat er ihn nur so lange angestarrt, weil er weitsichtig ist. Am Ende wollte er nur noch mal wissen, ob das mein Name ist "Isabel?"....auf meine energische Bestätigung hin durfte ich auch passieren, hätte er mal besser die Daten unter meinem Namen gecheckt! Dafür wollte er dann noch einmal wissen, was mein Heimatland ist, ob ich Arabisch kann und das obligatorische "You arrre beautifulll!" durfte natüüürlich auch nicht fehlen. Endlich im Inneren angekommen, habe ich mich dann an den weisen Rat meines Reiseführers gehalten, bin gegen den Uhrzeigersinn losgestapft und habe erst das EG, dann das OG erforscht. Die Menge an pharaonischen Relikten erschlägt einen buchstäblich - das wusste ich auch noch von meinem ersten Besuch hier - und so bestand mein Aufenthalt einfach daraus, mich durch die erwürdigen Hallen und Gänge treiben zu lassen. Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass man für eine intensive Beschäftigung mit den Ausstellungsstücken länger als ein Jahr ins Museum gehen müsste.Was jedoch unvermeidlich war, war der mehr oder weniger zufällige Kontakt zu Touristen (ich sehe mich selbst nicht dieser Art angehörend). Schon in diversen Urlauben, die ich gemacht habe, empfand ich den typisch ausgestatteten Touristen als etwas lächerlich. Nach einem Monat in einem moslemischen Land fühlte ich mich da heute im Museum mehr als peinlich berührt vom europäischen Kleidungsstil. Für mich ist es einfach normal, mich den landestypischen Gepflogenheiten anzupassen, vor allem was die Kleidung angeht. Und was da alles rumläuft!! Ich glaube, ich bin teilweise wirklich mit ungläubig offenstehendem Mund durch die Touristenmassen gelaufen. Nackte, käsige und cellulitebelastete manchmal auch noch überproportionierte Beine kamen da aus Shorts raus, die eindeutig zu weit über dem Knie...oder sollte ich sagen eindeutig zu nah an der Hüfte endeten. Ich habe selten so knapp geschnittene Hotpants gesehen. Den Höhepunkt bildeten 2 junge Damen, die eben diese Hotpants mit knaatschengen, bauchfreien Neckholdertops in Kunststoffoptik kombinierten und sich gar nix dabei dachen Von den üblichen und unmöglichen Urlaubsaccessoires des Europäers ganz zu schweigen. Immer mit Kamera, beschrifteten T-Shirts, Sonnenhut und den obligatorischen weißen Tennissocken in Allround-Sandalen ausgestattet. Kein Wunder, dass die einheimische Bevölkerung sich da ein Grinsen nicht mehr verkneifen kann.

PS: Bilder gibt es keine. Kameras kosten extra,müssen abgegeben werden und letztenendes kriegt man die Fotos eh nicht so toll hin wie die Bildbände des Museums.

© Isabel Rabe, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
..oder der Aufbruch zu einem 5-monatigen Praktikum an einer deutschen Schule in der Hauptstadt Ägyptens. Ich werde so oft wie möglich versuchen von meinem Leben, meiner Arbeit und dem "Kulturschock" Kairo zu berichten.
Details:
Aufbruch: 31.08.2007
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.02.2008
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Isabel Rabe berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.