Zwei Bayern auf Reisen

Reisezeit: Mai - Dezember 2009  |  von Georg Holl

Malaysia: Melaka und Kuala Lumpur

02.10. - 06.10.

Direkt nach der Grenze ging es auf den großen Busbahnhof in "Johor Bahru" und dort bekamen wir gleich einen Eindruck, was uns die nächsten Tage in Malaysia erwartet wird:
a) Wir sind nun in einem Land, in dem die Staatsreligion der Islam ist: Beinahe alle Frauen haben ein Kopftuch auf und aus den Lautsprechern in der Bushalle und aus der nahegelegenen Moschee hört man Gebete durch den Ort hallen. Neues Land, neue Sitten, neue Kultur.
b) Wir werden sofort von einigen Leuten belagert, die uns zu diversen Schaltern führen wollen, von wo es Bustickets nach Melaka gibt, und da alles so unübersichtlich ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als einen zu vertrauen und ihm zu folgen. Inmitten des Basars steht dann ein kleiner Stand, der Tickets verkauft!
c) Die Preise sind extrem billig, überhaupt nicht zu vergleichen mit den Preisen bei uns in Deutschland oder anderen Ländern. Unser Busticket nach Melaka in einem "Esspress-Bus", welcher die 3 Stunden ohne weiteren Stopp durchfährt, kostet uns umgerechnet nicht einmal 4,00 Euro, und wir haben sitze wie in der 1.Klasse in einem Flugzeug: Beinfreiheit pur, extrem breit und sehr bequem.
In Melaka angekommen fanden wir dann ein sehr nettes und günstiges Hostel, und dort gab es auch gleich das nächste zu beachten: Bevor man ein Haus betritt, Schuhe ausziehen und vor der Türe liegen lassen und die Toiletten haben kein Klopapier, sondern einen Wasserschlauch, auf den jeder Zweite drüber pinkelt. Keine Ahnung, wie das funktionieren soll... Ab sofort ist es doppelt wichtig, ein Taschentuch in der Hosentasche zu haben!
Melaka war früher eine chinesische Handelsstadt, welche dann von den Holländern erobert und verwaltet wurde und ist dadurch eine sehr wichtige Hafenstadt gewesen, nun ist sie eher unbedeutend, da der Hafen für Überseeschiffe einen zu niedrigen Seegang hat. Aber noch einige Kirchen und Ruinen zeugen von dem Einfluss der Holländer, wie zum Beispiel eine wirklich sehr schöne und beeindruckende Kirchenruine auf einem Hügel inmitten der Stadt. Als wir dort ein wenig verweilten, merkte ich, dass einige Mädels um mich herumschlichen und sich nicht trauten, mich anzusprechen. Nach einer weile fasste sich eine ein Herz und fragte mich, ob ich einen Fragebogen über die Ruine ausfüllen würde, da sie von einer Universität sei und gewisse touristische Sehenswürdigkeiten untersuchen. Im Fragebogen tauchte dann die Frage auf, wie man am besten die Ruine "aufmotzen" könne: Anmalen, etwas dazubauen, usw. Ich hielt die Frage für einen Scherz, aber war es nicht, wie wir später noch sehen sollten, ist es wirklich dort der Brauch, das man alte Ruinen durch Anmalen versucht, attraktiver zu machen. Schade um die Gebäude!!!

Tags darauf liehen wir uns Fahrräder aus und fuhren einfach mal ohne grobes Ziel drauf los. Und die ersten Meter durch die Stadt waren schon sehr phänomenal: Verkehrsregeln und Vorschriften gibt es dort anscheinend nicht, man hat den Eindruck, dass auf der Straße die Devise herrscht: Der Stärkere gewinnt! Wenn man sich damit abgefunden hat, kommt man auch plötzlich bedeutend besser durch den Verkehr: Man weicht über Gehwege zwischen Personen hindurch aus, zwängt sich durch Autos hindurch, kreuzt kurz einen Lastwagen, nimmt dem anderen die Vorfahrt, missachtet Ampeln usw. Ein wirkliches Abenteuer auf der Straße, und macht verdammt viel Spaß. Zum Schluss kam es sogar vor, dass wir in einer 3-spurigen Einbahnstraße entgegen gesetzt der Fahrtrichtung fuhren, und kein einziger Autofahrer hat gehupt... Das gehört dort einfach dazu!
Während unserer Fahrradtour fing es plötzlich an stark zu regnen, und ein junger Bauarbeiter hat uns per Handzeichen aufgefordert, ihn zu folgen. Er führte uns in eine Wohnung hinein, wo noch weitere sechs Arbeiter vor den Regen Zuflucht suchten, aber nur einer von denen ein wenig Englisch sprechen konnte. Wir saßen in einem Raum und wurden von den jungen Arbeitern stumm angestarrt, bis einer von denen einen Film über American Wrestling in den DVD-Player einlegte. Nun war der Fernseher interessanter als wir und der etwas Englischsprechende Typ erklärte den sechs anderen Arbeitern, die staunend und mit großen Augen wie kleine Kinder vor dem Fernseher saßen etwas in deren Sprache. Die ganze Situation war so etwas von schön anzusehen und erinnerte mich sehr stark an das Buch "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin". Nachdem der Schauer etwas nachließ ging es dann weiter durch die nicht touristische Umgebung der Stadt.

Zurück in der Stadt verbrachten wir dann den Abend in einem kleinen Cafe in der Livemusik gespielt wurde. Es spielte dort nicht eine fest gebuchte Person, sondern jeder, der Lust hatte, konnte auf die Bühne gehen und sein Bestes geben. Ein sehr gutes Konzept, insgesamt trauten sich sechs oder sieben Musiker auf die Bühne, und unterhielten die Gäste mit teils überragender Musik. Selten so eine interessante und entspannte Atmosphäre erlebt wie dort!
Der Ort hätte es eigentlich verdient gehabt, länger als wie nur zwei Nächte zu verbringen, doch für uns ging es mit einem Bus weiter zur 2-Millionen-Stadt "Kuala Lumpur", der Hauptstadt Malaysia's.
Und der erste Eindruck hat mich total überrascht: Ich hatte Kuala Lumpur immer als eine extrem fortschrittliche, saubere und etwas prunkvolle Stadt im Kopf, doch das ist sie überhaupt nicht (wenn man von dem kleinen Gebiet um die "Petronas Towers" absieht): Überall Dreck, noch mehr schlafende Personen auf dem Boden als sonst in irgendeiner Stadt und ein Chaos auf den Straßen, unglaublich. Wir mussten uns erst einmal daran gewöhnen, dass man auch bei Grün vorsichtig über die Straße gehen muss, und bei Rot ohne Probleme die Straße queren kann, auch wenn die Polizei direkt neben einem steht!
Über Chinatown, dem "Colonial District" und dem "Merdeka Square" machten wir uns vorbei am "Menara Kuala Lumpur" (dem 2. höchstem Fernsehturm Asiens und gleichzeitig auch 5. höchstem Fernsehturm der Welt) dann auf den Weg Richtung dem Wahrzeichen, den "Petronas Towers". Die Zwillingstürme, welche über eine Brücke im 41.Stock miteinander verbunden sind, ist das siebthöchste Gebäude der Welt. Wir erfuhren dort, dass es täglich 1.200 Karten gibt, um auf die Brücke zu kommen, man sich dafür aber schon sehr früh in eine Schlange anstellen muss. Als wir nachschauen wollten, wo wir uns den nächsten Tag anstellen mussten, wurden wir herbeigewunken und wir durften mit dem letzten Aufzug umsonst nach oben zur Brücke mitfahren und "Kuala Lumpur" von oben begutachten. Ein riesiges Glück gehabt! Aber noch viel faszinierender sind die Türme nachts, wenn sie, angestrahlt, erleuchten. Abends im Hostel zurück hatten wir dann das Gefühl, schon alles von der Stadt gesehen zu haben.

Also ging es zu einigen Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt. Zuerst ging es westlich nach "Shah Alam", dort steht eine der größten Moschee Asiens, in die 24.000 Leute passen. Der Anblick ist einfach nur faszinierend, und es ist einem sogar erlaubt, die Moschee zu betreten und zu besichtigen. Die Einstündige Busfahrt hat sich auf alle Fälle vollkommen gelohnt, kann man jedem nur weiter empfehlen, dorthin einen Ausflug von Kuala Lumpur zu machen. Weiter ging es dann für uns nach "Putrajaya", einer neu geplanten Stadt 25km südlich von Kuala Lumpur, die später als Regierungsviertel dienen soll. Insgesamt sollen in dieser Stadt einmal 330.000 Leute leben können, zur Zeit leben dort "nur" etwa 50.000 Menschen, deshalb war es in dieser Stadt auch ein wenig sehr ruhig und etwas verlassen, aber natürlich in unseren Augen sehr interessant.
Ein bekanntes Highlight bei Kuala Lumpur hielten wir uns dann bis zum Schluss
auf, die "Batu Caves" im Norden der Stadt.
Dort angekommen waren wir gleich etwas geschockt, alles total auf touristisch angelegt, von einer ruhigen und spiritueller Anlage war nicht viel mit zu bekommen. Direkt an der riesigen, goldenen Statue und der pompösen Treppe, die zur Haupthöhle hinauf führt, tummelten sich Souvenirshops und Verkaufsstände, und einiges an Müll. Aber das war noch nicht genug: Jede der 272 Stufen ist mit großer Schrift nummeriert, oben angekommen dann die nächsten Souvenirshops, teilweise in der Höhle drin und einige Statuen verdeckend. Und dazwischen Müll, streunende Katzen, Müll, Affen, Müll, Hühner, und Müll. Am Ende der großen Höhle gibt es eine Art Grotte, in der das Licht von oben herein scheint und ein Hindu-Tempel steht. Aber nicht der Tempel fällt einem ins Auge, sondern die Müllberge, und die Affen, die inmitten der Plastiktüten und Verpackungsresten herumtollen. Der Tempel und die Höhle mit den dort lebenden Affen hätten so viel Charme und sind so etwas von einmalig, wird aber durch diese Müllberge und den Souvenirständen total "entstellt". Wirklich sehr, sehr schade! Man muss beinahe dort schon die Postkarten kaufen, um zu sehen, was hinter den Ständen eigentlich ist!
Für einige Tempel, die am Fuße der Treppe zwischen den Verkaufsständen stehen, ist uns dann etwas die Lust vergangen und fuhren schon etwas früher in die Stadt zurück, um den Nachmittagsbus in Richtung des "Taman Negara-Nationalparks" zu bekommen. Nach nun drei Städten in Asien sind wir nun sehr neugierig auf die Natur und die Bevölkerung dort.

Chinatown in Melaka

Chinatown in Melaka

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Kuala Lumpur |pm

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In den Petronas Towers

In den Petronas Towers

Petronas Towers

Petronas Towers

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Shah Alam

Shah Alam

Putrajaya

Putrajaya

Putrajaya

Putrajaya

Batu Caves

Batu Caves

"religiöse Affen"

"religiöse Affen"

Dem Piet bekommt das Reisen nicht so gut...!

Dem Piet bekommt das Reisen nicht so gut...!

© Georg Holl, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vom entspannten Liebesurlaub zur abenteuerlichen Männerreise in 2 Akten mit kurzem Zwischenspiel (Solo): 1. Akt: Schorsch und Claudi auf den Fiji-Inseln und in Neuseeland. Zwischenspiel: Schorsch von Cairns nach Melbourne 2. Akt: Schorsch und Piet über Australien und Indonesien quer durch Süd-Ost-Asien (Malaysien, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, China, Tibet, Bhutan, Nepal, Indien).
Details:
Aufbruch: 10.05.2009
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: Dezember 2009
Reiseziele: Fidschi
Neuseeland
Australien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Georg Holl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.