von mumbai aus ins nirgendwo - indien 2007

Reisezeit: Februar - April 2007  |  von David Camnitzer

28.02.07 - 01.03.07 mysore - kabini - mysore

salut!

fuer mich wird es heute sehr schwer werden diese beiden tage zu beschreiben. es ist unglaublich viel passiert und wir haben ausserdem einen wirklich wunderbaren menschen kennengelernt, einen menschen der bei uns allen bleibenden eindruck und
beim abschied eine wirkliche luecke hinterlassen hat.

ich werde heute nicht chronologisch vorgehen, sondern versuchen alles ein wenig zusammenzufassen, mal sehen ob es gelingt.

natuerliches
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den grossteil der beiden tage haben wir im nagerhole
national park verbracht, genauer genommen im kabini national park. dieser liegt rund 80 km suedlich von mysore und bietet unzaehligen tieren ein zu hause, unter anderem
gibt es tieger, elefanten, baeren, indische wildhunde, panther, bisons, wildschweine, affen und viele anderen arten mehr.

um diesen nationalpark erkunden zu koennen, haben wir ziemlich tief in die tasche greifen muessen, bisher definitiv der teuerste posten unserer reise. rueckblickend hat es sich aber ganz sicherlich gelohnt.
wir wohnen in einer lodge nahe des parks, sind dort die einzigen gaeste, werden nach strich und faden verwoehnt und geniessen die freie zeit unter einer grossen pagode
mit seeblick. dort bekommen wir meiner meinung nach ultimativ leckeres essen, koennen karten spielen und die seele baumeln lassen wenn uns der nervige lodge manager nicht gerade zutextet...

doch zurueck zum natuerlichen. den ersten ausflug in den nationalpark unternehmen wir in form einer jeep safari. rund vier stunden geht es auf der ruckeligen
ladeflaeche in den park um den tieren so nah wir moeglich zu kommen. unsere traum ist es natuerlich einen tiger bzw. elefanten zu sehen, einer davon wird spaeter in

erfuellung gehen.
zunaechst jedoch geht es durch die voellige einoede, trockene steppenartige, verdoerrte natur,karge baueme, verbrannte boeden. wir sind etwas ueberrascht, denn wir hatten sattes gruen und dschungel erwartet, nur langsam wird es ein wenig gruener, wir naehern und den wasserstellen, bzw. dem grossen see des nationalparks.
bisher ist die tiersichtung eher unspekatakulaer, hirsche, rehe, affen und pfaue saeumen unseren weg. nett aber eben auch nicht ungewoehnlich. die natur hingegen wird merklich schoener und endlich oeffnet sich dann auch der wald und wir fahren an besagtem see entlang. wunderbar schoen in der abendstimmung gelegen und von sanften bergen und huegeln umgeben. traumhaft.

und dann sehen wir sie. direkt am see steht eine ganze heerde von elefanten, mindestens sieben groessere und kleinere dickhaueter, grasend und ebenfalls die abendsonne geniessend - so scheint es.
wir haben zeit zu sehen, zu betrachten und zu fotografieren, bleibende eindruecke und erinnerungen, wieder mal gaensehaut.
als wir aufbrechen wollen kommen drei weitere elefanten hinzu, zwei elefantenkuehe und ein baby traben an uns vorbei und gesellen sich spaeter zu den anderen.
wir fahren schliesslich weiter am see entlang, die sonne geht unter und rotes licht spiegelt sich im wasser.
viele tiere kommen zum trinken, alle nur wenige meter von uns entfernt, wildschweine, bisons, voegel und abermals ein grosser elefant, an der anderen uferseite des sees.
nach einigen stunden kehren wir in unsere lodge zurueck, noch immer ausschau haltend ob sich noch ein tieger zeigen wird.
tut er nicht, doch elefanten in freier wildbahn und eine schoene, ruhige landschaft waren belohnung genug...

das zweite natuerliche der beiden tage war eine bootstour in den ruhigen morgenstunden des folgetages. safari nennen wuerde ich sie nicht, aber eben eine gemuetliche bootstour auf dem nationalparksee. unser boot sieht aeussert lustig aus,
ist kreisrund und hat etwas von nussschale. trotzdem finden wir zu 6 gemuetlich platz und rudern an den ufern entlang, sehen voegel und koennen abermals die ruhe indiens geniessen. auch diese kann es geben. ab und an gehen wir an land, sehen frauen bei der morgendliche kleidungswaesche am ufer, probieren zuckerrohr und gehen durch bambuswaelder. entspannend, auch wenn es bereits wieder sehr heiss wird...

technisches
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anstelle einer weiteren safari bekamen wir nach der
bootstour einen ausflug in ein eletrizitaetswerk (wasser). nicht unbedingt unser traumziel, aber rueckblickend auch nicht uninteressant. der damm bzw. das werk unterscheidet sich nicht wesentlich von stauseen, die wir aus deutschland kennen,
aber wir durften in einen mit kniehochem wasser gefuellten schaft hinab steigen und rund 40m tief unter dem stausee entlang laufen. etwas bedrueckend und eng, aber
erfrischend kuehl und auch aufregend. begleitet wurden wir dabei uebrigens von vielen, vielen fledermaeusen die um unsere koepfe schwirrten...

menschliches
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das praegendste dieser beiden tage ist ganz
sicherlich unsere aufkeimende freundschaft zu saleem.
ihn hatten wir am vortag kennengelernt, er ist der rischkafahrer, der uns zu unserem hotel brachte und schlussendlich fuer uns einen fahrer besorgte, der uns in den kabini national park bringen sollte.

der fahrer ist ein bekannter von saleems familie, aber auch saleem selbst faehrt mit in den park.
wir sind also mit zwei fahren in richtung kabini unterwegs und von anfang an haben wir alle ein gutes grundgefuehl bei saleem. sympathie und warmherzigkeit tun ihr
uebrigens, als er uns unterwegs dann zu einem chai tee einlaedt und von seinem bruder erzaehlt, welcher in der naehe wohnt springt dann endgueltig der funke ueber.

in kabini angekommen will sich keiner von uns so recht von saleem trennen, er auch nicht von uns und nach einigem hick hack mit dem manager war klar, das saleem ebenfalls die nacht in der lodge bleiben, mit uns essen und ganz generell die zeit verbringen wird. traurig und wuetend stimmten uns dabei nur einige unsagbar dummen kommentare des aufgeblaehten jungmanagers, der der meinung war, das saleem uns nur stoeren wuerde, er nicht mit uns essen solle, ungebildet sei etcpp. das kastenproblem eben. aetzend und niderschmetternd, schliesslich erlebten wir saleem genau gegenteilig und waren in seiner anwesenheit durchaus gluecklich.kurzum er bleibt.

was dann folgte war eigentlich nur wunderbar.
ein gemeinsamer nachmittag mit saleem und den (durch den manager) ultra eingeschuechterten angestellten der lodge,
welche gluecklicherweise mehr und mehr auftauten als ihr chef endlich weg war und sich nach einiger ueberzeugung zu uns gesellten, mit uns spielten, sofern es die sprachbarrieren zuliessen redeten und einfach M I T uns den tag verbrachten.
eigentlich gibt es nur ein passendes wort, dass diesen nachmittag beschreiben kann: schoen.

ebenso verlief auch der abend, gemeinsam am lagerfeuer, intensive, nahe gespraeche mit saleem, sprachbarrieren uberbrueckend, mit haenden, fuessen und zeichen im sand mit den angetstellen kommunizierend, lachend, freuend, fuehlend...das war so grandios, so intensiv, so fernab von oberflaechlichkeit. so krass schoen.

und genauso ging es am tag danach weiter, vielleicht noch besser, noch intensiver, noch krasser. der gmeinsame bootsausflug mit den lodgeleutchen und saleem, und dann,
auf der rueckfahrt, ein besuch bei der familie saleems. unsicherheit auf beiden seiten, wie verhalten, was sagen. aber immer: eine warmherzige, freundlich schoene
atmosphare, ein laecheln auf allen muedern, auf denen seiner familie, auf unseren. geniessen bei einem chai, erzaehlungen aus seinem leben, dem seiner familie...

auf der rueckfahrt dann ein stop, saleem laedt uns auf ein par blatterteisnacks ein. wie lecker und was eine nette geste vor dem anstehenden abschied, wieder ein stueckchen naeher zuammen gerueckt...wieder mehr freunde geworden.
und dann der erste abschied am busbahnhof. adressenaustausch und traurige gesichters des abschieds wegen, aber auch freudige der letzten 24h wegen...

wir gehen zum ticketschalter. unser bus faehrt erst in 8h. und wer steht neben uns?
saleem.
fortan sind wir wieder zu viert...

nun sind wir saleems gaeste und er zeigt uns weitere sehenswuedrigkeiten seiner stadt. per rikscha gehts durch enge strassen, zum taj hotel und in ein caf'e,
abermals zum chai tee trinken. schoen ist es, angenehm und immer wieder haelt saleem an, kauft uns liebenswerte kleinigkeiten, wie chips und bonbons, oder steckt uns ein
kleines flaeschein parfum zu, als wir ihm erzaehlen, das wir uns des ganzen staubes wegen schmutzig fuehlen...kleine gesten, die groesser nicht sein koennten.

gegen abend koennen wir ihn ueberzeugen mit uns essen zu gehen. ein nicht ganz einfaches unterfangen, schlussendlich fuehlt saleem sich im restaurant zu anfang
etwas unwohl, moechte nicht auf unsere kosten essen. doch mehr und mehr taut er auf, es wird sehr lustig und ein wirklich schoenes abschiedsessen.
an den bevorstehenden abschied mag keiner so recht denken, wir nicht, als auch er nicht.
gerne moechten wir noch seine familie kennenlernen, doch der weg ist zu weiter, uns bleibt nur noch eine stunde...das naechste mal.

dann der zweite abschied, wieder am busbahnhof, wieder ein kloss im magen, wieder traurigkeit auf beiden seiten. das gleiche wie ein par stunden zuvor, vielleicht
noch mehr intensiviert. schweren herzen wenden wir uns von einander ab...bis irgendwann.

wir laufen zum bus, muessen warten, versumpfen ein wenig im chaos des busbahnhofs. und wieder: wer steht ploetzlich neben uns?
saleem.
in der hand eine kleine tuete fuer uns mit reiseproviant, fuer unterwegs. er hat uns datteln gekauft, chips und kekse. und wieder: liebenswert, krass, grossartig.
emotional bewegend.das abschied nehmen wird immer schwerer, immer trauriger. trauriger da immer naeher
und schoener.
doch diesesmal ist der abschied endgueltig. saleem faehrt mit seiner rikscha von dannen, wir mit unserem bus in richtung kueste...

diese stadt hat uns geflasht. im posivtiven wie im negativen.
geangen sind wir jedenfalls als freunde.
ohne hintersinn. einfach so.

irgendwie niedergeschmettert.
irgenwie gluecklich.
das eine wegen des
anderen.

david

elefanten in freier wildbahn

elefanten in freier wildbahn

nationalpark

nationalpark

see im  nationalpark

see im nationalpark

abends am lagerfeuer

abends am lagerfeuer

© David Camnitzer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
am 15.02.07 diesen jahres ging es endlich los - nach indien. 6 wochen lang beschreibe ich hier eine wunderbare, unglaublich schöne, bunte, eindrucksvolle, geruchsintensive, belebende, bereichernde, aber auch widersprüchliche reise, so oder so, das genialste was ich bisher gesehen und erlebt habe...unglaublich.
Details:
Aufbruch: 15.02.2007
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 01.04.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
David Camnitzer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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