von mumbai aus ins nirgendwo - indien 2007

Reisezeit: Februar - April 2007  |  von David Camnitzer

25.03.07 mudumalai natonalpark - mysore IV

morgen!

und wieder mal heisst es frueh aufstehen, doch dankenswerterweise wurde der start fuer das heutige trekking von 5h auf 7h verschoben. kommt meinem kopf zugute, der
rum laesst noch ein wenig gruessen...ganz indiengemaess, starten meine guides und ich den tag mit einem heissen chai und dann gehts auch schon los, per jeep in richtung berge.
das oertchen liegt am fusse einer ca. 2200meter hohen bergkette, die sich in ihrem verlauf bis hin nach ooty erstreckt. mit meinem guide werde ich heute drei gipfel
erklimmen (das klingt anstregend).

also werden wir am fusse der berge aus dem jeep geworfen und zu zweit gehts zu fuss weiter. stets bergauf, die nächsten 5h lang. zu beginn laufen wir durch vollkommen zugewachsene bambuswaelder, danach an den berghaengen durch trockene, ziemlich kahle waldgebiete. nur in wassernaehe wird es wieder gruen uns auch die tierwelt versammelt sich nahe des wasser. unzaehlige affen, voegel und anderes getier - ein einziges gezwitscher und gezirpe.

es ist vollkommen entspannend durch die berge zu laufen, stets den blick in richtung der ebene mit dem nationalpark. wir kommen immer hoeher, der blick wird mit steigender hoehe grandioser und noch ist die temperatur angenehem, noch ist es nicht zu heiss, die fruehen morgenstunden waren eine gute wahl....

auch hier kreuzen wir einige elefantenfaehrten, allzu weit koennen sie nicht sein. doch heute sehen wir keine dickhaeuter mehr. stattdessen laufen wir entspannt weiter, bleiben oft an besonders schoenen aussichtspunkten sitzen und verweilen
einige minuten.

und genau dieses verweilen wird ploetzlich durch ein ziemlich

lautes, dumpfes fauchen bzw. brummen unterbrochen. ich bin etwas ueberrascht weil ich den laut nicht
zuordnen kann, doch ein blick auf meinen einige meter entfernt stehenden guide laesst mich schnell ahnen worum es sich handelt. dieser fuchtelt naemlich mit den haenden und gestikuliert wild herum: ein tiger.

um es gleich zu sagen: ich hab ihn nicht gesehen, vielmehr, wir haben ihn nicht gesehen. aber eben gehoert und das hat mir schon einen gehoerigen adrenalinkick verpasst. denn das ganze klang ziemlich nah und vor allem ziemlich laut. ich hab
dann auch mal meinen guide gefragt, was man denn so macht wenn man ploetzlich vor einem tiger stuende. antwort:
man klatscht in die haende und macht "hey,gschh,hey...". dann wuerde er sich langsam entfernen.
oh man. ich hab mich da schon stehen sehen. auge um auge mit einem indischen tiger, klatschend und hey,hey-sagend, ein kleiner flamencoauftritt im dschungel. der tiger waere bestimmt so begeistert von meinen darbietungen gewesen,
dass er zu mir gekommen waere, sich auf den rucken geworfen, und das baeuchlein haette graulen lassen.
nein, ich bin nicht ungleucklich, dass wir den guten dann doch nicht zu gesicht bekommen haben, vor allem dann, als wir mitten auf dem weg ueber eine relativ frische blutspur laufen...

ohne tigersichtung, aber trotzdem etwas aufgeputscht laufen wir weiter und machen kurze zeit spaeter eine etwas laengere pause am bachlauf. zu monsunzeiten wohl ein reissender bergfluss, heute eher ein par kleine duempel. aber trotzdem ein schoener ort fuer ein kurzes fruehstueck: omelette und masala dosa. lecker...

gestaerkt geht es weiter, immer hinauf in richtung berggipfel...erst den einen, dann den zweiten und irgendwann haben wir sie alle und erreichen ein hochplateau mit

einem kleinen oertchen. der weg dorthin schlaengelt sich entlang einer steinernen mauer, baeume sauemen den weg. ich fuehle mich 100% wie in tirol, erwarte hinter der
naechsten ecke eine almhuette mit apfelstudel und schmand im angebot. stattdessen kommt ein knallbunter tempel, mit lauter musik und vielen menschen, die in einer vorbereitung fuer ein temeplfest stecken.wir schauen uns kurz um, staerken uns mit ein par leckeren, frittierten gemuesebaellchen und machen uns auch kurze zeit spaeter schon wieder zurueck auf den
heimweg, schliesslich muessen wir die gesamte strecke wieder zurueck.das geht natuerlich relativ schnell und so kommen wir gegen 14h im tal an, der jeep wartet schon und wir fahren zurueck zum hotel.das war defintiv ein traum und wunderschoen, ruhig, ohne autos, ohne jeep, nur laufen und natur- genial.

doch diesen abend wartet wieder die grossstadt, noch heute moechte ich in mysore ankommen. also steige ich kurze zeit spaeter in den bus nach mysore und erreiche mein ziel am abend gegen 19h. mit saleem bin ich vorm parklane restaurant
verabredet. keine feste uhrzeit, mal sehen ob wir uns diesesmal direkt finden.

zunaechst muss ich einem besonders hartnaeckigen schlepper klar machen, dass ich weiss wohin ich will und keine hilfe brauche. er kapiert es nach ein par hundert metern...anstrengend der gute!
doch bald stehe ich vorm parklane und warte fortan auf saleem. leider ist er noch nicht da, also warte ich erstmal 45minuten und werde natuerlich alle 3 minuten in sachen hotel, rikscha und haschisch bequatscht. no- thanks.

besonders spassig wird es mit einer hijras. das ist eine eigenstaendige kaste indischer nicht-heteros, also beispielsweise eunuchen, transvestiten und auch
einigen schwulen. sie tragen frauenkleidung und geben sich offiziell als ein drittes geschlecht aus, unter anderem um das verbot der homosexualitaet zu umgehen. na jedenfalls stand eine dieser damen vor mir und bettelte mich an. ich wollte
standhaft bleiben und habe wieder, wieder verneint. irgendwann hat sie was genuschelt, sich eine zitrone vor die nase gehalten (sah zumindest wie eine zitrone aus) und mir dann, so voellig unvorbereitet mal herzhaft zwischen die beine
gegriffen. ich war ja schon etwas uberrascht, das muss ich zugeben...

irgendwann hat mich dann der hunger gepackt und ich bin ins parklane gengangen um eine kleinigkeit zu essen. genau in diesem moment kam saleem an, wie ich spaeter erfahre. haben wir uns also mal wieder wunderbar verpasst. 45minuten spater
verlasse ich daa restaurant: kein saleem.doch der tuersteher spricht mich an und versucht mir in kannada irgendwas klar zu machen. ich frage nur :saleem?, das kommt an und ich verstehe, daß saleem also da war und wir uns verpasst haben. also warte
ich abermals eine halbe stunde, diesemal mit erfolg. ein freudiges wiedersehen auf beiden seiten.

ein kurzer zwischenstop in meinem hotel, ein paar erste gespraeche und es wird klar, die stimmung ist nicht die beste, saleem ist geknickt und traurig.

...

der abend endet mit saleem und mir, bier und martini auf einem

hoteldach...

und viel stoff zum nachdenken...

...

david

mudumalai nationalpartk gegen 6.30h in der früh

mudumalai nationalpartk gegen 6.30h in der früh

hier haben wir den tieger gehört

hier haben wir den tieger gehört

der supernette guide und ein wunderbaer spurensucher...

der supernette guide und ein wunderbaer spurensucher...

auf unserer wanderung...

auf unserer wanderung...

© David Camnitzer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
am 15.02.07 diesen jahres ging es endlich los - nach indien. 6 wochen lang beschreibe ich hier eine wunderbare, unglaublich schöne, bunte, eindrucksvolle, geruchsintensive, belebende, bereichernde, aber auch widersprüchliche reise, so oder so, das genialste was ich bisher gesehen und erlebt habe...unglaublich.
Details:
Aufbruch: 15.02.2007
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 01.04.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
David Camnitzer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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