von mumbai aus ins nirgendwo - indien 2007

Reisezeit: Februar - April 2007  |  von David Camnitzer

16.03.07 mysore II

gudden!

saleem kommt offensichtlich gerne mal zu spaet. beim allerersten mal, was fast unser aller kennenlernen verhindert hatte und so auch heute... aber er kommt und ich
freue mich sehr. mit dabei: ein freund von ihm welcher uns heute per rikscha durch die gegend fahren wird, auch wenn saleem ab und an mal das steuer uebernimmt...

gegen 12h brechen wir also auf, raus aus mysore und hinein in eine wider erwarten gruene landschaft mit vielen, vielen reisfeldern, natuerlichen wiesen. unser erstes ziel ist ein see noerdlich (glaube ich zumindest) von mysore. saleems idee ist es, dort schwimmen zu gehen. eigentlich durchaus gut bei der hitze, allerdings bin ich nicht ganz so begeistert. erstens finde ich es ziemlich ungewohnt in kompletter kleidung ins wasser zu springen und ausserdem ist ja die
wasserqualitaetsfrage bei indischen fluessen nicht ganz irrelevant. saleem meint es waere super sauber, trinkt ein par schluck um es mir zu verdeutlichen und....ich
gehe bis zu den oberschenkeln rein. zu mehr kann ich mich heute nicht erweichen lassen.
david macht einen auf - um hanna zu zitieren- sissi.

stattdessen fahren wir boetchen.
und zwar wieder solch ein treaditionelles rundboot wie auch zuvor im kabini national park. die strecke ist kuerzer, wir werden einmal ueber den see gepaddelt, aber es
macht spass und erinnerungen werden wach. bei saleem und bei mir. mir ist jezt noch schwindelig....

danach brechen wir in richtung sirangapatam auf. dies ist die einstige hauptsstadt hyder alis und tipu sultans. 1799 besiegten die briten die herrscher und seitdem
sind nur noch die ruinen der stadt zu sehen.

diese wollen wir erkunden. das die sonne knallt muss ich vermutlich nicht weiter erwaehnen, aber gluecklicherweise liegen viele gebauede in schattennaehe und man kann sich ab und an erholen.

zunnaechst besichtigen wir in der festung ein verliess in dem einst britische offiziere gefangen gehalten wurden. am sri-ranganathaswamy-tempel und einer grossen moschee geht es vorbei zu tipus sommerpalast. dieser steht in einem grossen, sauberen und wirklich schoenem, parkaehnlichem gelaende und beherbergt ein kleines museum ueber den herrscher und dessen leben, tun und sterben. der palast ist klein, aber wunderschoen bis unter das dach bemalt und ganz
nebenbei: saleem erweist sich als kundiger reisefuehrer und weiss so einiges zu berichten. natuerlich werden wir die ganze zeit von allen seiten angegafft, in diesem falle er wie ich, aber geteiltes leid ist in diesem falle halbes leid...

auf der fahrt zu dem gumbaz, der grabstaette haelt saleem ab und an an, es gibt kokosnuss, getraenke und andere nettigkeiten, ganz so wie vor zwei wochen auch. der gumbaz ist wiederum sehr schoen. der taj mahal im miniaturformat. zwiebelkuppe, symmetrischer aufbau erinnern tatsaechlich an den bau im norden indiens. alles eine nummer kleiner (oder eher viele nummern...), aber eben auch sehr schoen. im gumbaz liegen im uebrigen tipu und sein vater ali begraben. danach setzen saleem und ich uns unter einen baum, quatschen ein wenig und ertragen meisterlich die hitze. vielmehr ich ertrage, er meistert...

gegen nachmittag geht es zurueck in richtung mysore. doch statt in die innenstadt zu fahren, brechen wir auf in richtung bxxxx cxxxx. dort wohn saleem mit seiner

familie. ich bin tierisch aufgeregt, er anscheinend nicht minder und entschuldigt sich schon vorher zigfach fuer das kleine haus und die aermlichen verhaeltnisse.

als wir ankommen bin ich absolut gluecklich. sein haeuschen ist gruen gestrichen - von innen, klein aber irgendwie knuffig und man fuehlt sich willkommen. seine beiden
juengsten, tochter saniya und sein sohn fazil sind zu hause und mustern mich zunaechst etwas schuechtern. insbesondere saniya verliert aber schnell ihre scheu und so landen wir alle gemeinsam im zimmer auf dem boden, sitzen, machen ein par
fotos (die kinder von sich gegenseitig), ich schaue mir fotos der hochzeit von saleem und seiner frau an, und bekommen alsbald ein wunderbar leckeres, kleines mahl aufgetischt. ebenfalls anwesend sind noch saleems mutter, frau, schwester, vater und spaeter, gerade aus der schule gekommen, farhan, der aelteste sohn. leider essen wir nicht
gemeinsam, stattdessen saleem, dessen freund und ich. hatte ich jezt noch gefragt ob nicht saleems frau dazu stossen koenne, hatte ich vermutlich das familengefuege bzw.
traditionen etwas in aufruhr gebracht.
doch zurueck zum essen. auch hier entschuldigt sich saleem die ganze zeit wie wenig es doch ist, ich finde es hingegen extremst schmackhaft und einfach nur leibenswert
zubereitet. zunaechst gibt es ein gericht aus reisnudeln, zwiebeln, chillis, koriander (yeah!), tomaten und eiern: suuuper. habe mir die zutaten notiert und
werde mich zu hause in deutschland an einem "essen-bei-sameel-revival" versuchen. das dessert wird da schon schwieriger, handelt es sich dabei doch um eine

geleeartige, etwas klibbrige, aber doch feste suessigkeit, die aus chinesischem gras (wenn ich das nicht total falsch verstanden habe) hegestellt wird. darauf war eine dicke schicht kokosraspeln, ein par nicht zu identifizierende samen und viele andere gewuerze. sah absolut edel aus, schmeckte sehr suess aber ebenfalls wunderbar lecker.danach gabs den obligatorischen chai tee, verschiedene kekse und chips...
rundum gelungen und lecker und ich geniesse jede minute. jede minute bei den kindern, die die ganze zeit neugierig um einen rumtollen, jede minute bei der familie, jede minute in der ich sehe, wie liebenswert saleem mit seinen
sproesslingen umgeht und jede minute des heutigen tages, der einmal mehr erschreckend schoen ist.

irgendwann ist es leider zeit aufzubrechen. ich verabschiede mich von saleems familie, was nicht wirklich gelingt da sie kein wort englisch sprechen. also uebersetzt er und wir knattern anschliessend per rikscha in richtung mysore. fortan
sind wir in der stadt unterwegs, ich mal im internetcafe, mal mit saleem und ein par seiner kumpels beim chai tee trinken. irgendwann abends fahren wir nochmals gemeinsam mit seinem freund in ein restaurant, werden dort wie eh und je von allen
seiten beaeugt und essen ein grandios leckeres, indisches brot das nicht italienischer schmecken koennte. oelig, voller toamten und frischem kaese. ich bin uberrascht aber geniesse. vor allem die extraportion koriander als topping (yaeh),
welche ich sissiesk herunterpuhle.

es wird spaet, auf dem nachhauseweg kommt saleem noch einer sileberfabenen, extremst suessen suessigkeit an. auch hier: lecker, aber ich schaffe einen bissen, nicht mehr.

wir erreichen mein hotel, nehmen abschied. ein weiteres, vielleicht letztes mal auf dieser reise. ein genial schoener tag liegt hinter uns, mit vielen neuen und schoenen eindrucken fuer mich, aber hoffentlich auch ein par schoenen moment fuer
ihn...

einzig tarurig stimmte mich, dass saleem nebenbei erwaehnte, momentan fuer seine achtkoepfige familie kaum genug geld verdienen zu koennen. er hat nicht genug geld,
um sich eine eigene rikscha kaufen zu koennen und ist so darauf angewiesen eine rikscha seines freundes zu fahren, wenn dieser sie gerade nicht braucht. das sind
pro tag zu wenige stunden und zu wenig verdienst fuer ihn, drei kinder, frau, mutter, vater und schwester...

verquerte, traurig stimmende und verbesserungswuerdige welt
....

david

in der nussschale mit saleem (links) und dessen freund

in der nussschale mit saleem (links) und dessen freund

gumbaz - granstätte von tipu und ali

gumbaz - granstätte von tipu und ali

geliebtes, wunderschönes mysore. morgens um 5h...geweckt durch das morgengebet in der gegenübeliegenden moschee...

geliebtes, wunderschönes mysore. morgens um 5h...geweckt durch das morgengebet in der gegenübeliegenden moschee...

© David Camnitzer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
am 15.02.07 diesen jahres ging es endlich los - nach indien. 6 wochen lang beschreibe ich hier eine wunderbare, unglaublich schöne, bunte, eindrucksvolle, geruchsintensive, belebende, bereichernde, aber auch widersprüchliche reise, so oder so, das genialste was ich bisher gesehen und erlebt habe...unglaublich.
Details:
Aufbruch: 15.02.2007
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 01.04.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
David Camnitzer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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