You don\'t find the way, the way finds you.

Reisezeit: September 2008 - Februar 2009  |  von Anja Mueller-Thurgau

NZ 03

Nun bin ich doch schon wieder seid vier Wochen im eigenen Lande und befinde mich noch im Prozess des Akklimatisierens. Die Reise war wichtig und ich möchte sie nicht missen. Ich habe lang darüber nachgedacht, meine Reise für Euch im Blog nachzuschreiben. Doch umso mehr ich darüber nachdenke, würde ich meine Erlebnisse gerne für mich behalten. Natürlich kann ich verstehen, das Ihr alle gern wissen möchtet, wie es mir erging und was ich erlebt habe. Deshalb gebe ich Euch eine kleine Zusammenfassung zum Stillen der Neugierde. Für detailliertere Ausführungen werden gerne Einladungen auf ein Getränk entgegengenommen.

Mit dem gemeinsamen Reisen mit Neil und Adrien hat ein neues Kapitel in meiner eigenen Art und Weise zu Reisen begonnen. Entscheidungen wurden gemeinsam beschlossen. Für mich war das zwar ein riesen Einschnitt, hab ich doch die letzten Monate nur für mich alleine entschieden. Hatte mir etwas nicht in den Kram gepasst, hab ich mich freundlich verabschiedet und hab eine andere Richtung eingeschlagen. Ganz unkompliziert. Das war nun nicht mehr ganz so einfach, jeder hatte eigene Vorstellungen und man machte Kompromisse. Doch bin ich dankbar um diese weitere Erfahrung. Ich habe diese gemeinsame Zeit so sehr genossen, was haben wir zusammen gelacht!

Mit den Beiden verbinde ich einen Grossteil meiner NZ-Zeit. Ich vermisse Neils exzellenten Kochkünste und Adriens Lachen. Zusammen meisterten wir das Tongariro Crossing, eine Tageswanderung im Tongariro Nationalpark. Wir waren die 'Compost Warriors' beim Woofen auf einer Education Organic Farm in Inglewood bei New Plymouth. Woofing bedeutet man arbeitet ein paar Stunden am Tag für Verpflegung und Unterkunft. Eine Erfahrung die ich nur empfehlen kann. Kaum sonst bekommt man einen so ehrlichen Einblick in das normale Alltagsgeschehen der Kiwis. Anschließend verbrachten wir unvergessliche Weihnachtstage in Wellington, mit gutem Essen, nem Haufen Franzosen (es soll noch einer behaupten in NZ wären nur Deutsche, also ich hab andere Erfahrungen gemacht), Sonne, Strand und einer Prise Sentimentalität. Zusammen setzten wir auf die Südinsel über. Die Route hat uns von Picton ueber Hevalock (Queen Charlotte Track - wunderschön!) nach Nelson gefuehrt. In Nelson haben wir unsere letzten gemeinsamen Tage und ein feuchtfröhliches Sylvester verbracht. Kurz nach Neujahr trennten sich unsere Wege dann auf meinen Wunsch. So sehr ich die gemeinsame Zeit auch genossen habe, wollte ich einfach wieder alleine reisen. Die beiden wollten per Anhalter weiter Richtung Westküste und für mich ging es weiter Richtung Abel Tasman Nationalpark. Der Abschied fiel uns allen schwer, hatte man sich doch so sehr aneinander gewöhnt und gegenseitig ins Herz geschlossen.

Bei Motueka habe ich eine geführte Tagestour mit dem Kajak in den Abel Tasman Nationalpark gemacht, inklusive Delphin, Seehunde und einem Pinguin. Was will man mehr? Im Abel Tasman NP habe ich auch meine erste Tageswanderung für mich ganz allein gemacht. Was für eine herrliche Erfahrung! Ich habe in den schönsten Naturkulissen budgetfreundlich in meinem Auto geschlafen. Ich war an der Golden Bay, am nördlichsten Zipfel der Südinsel - einfach unglaublich. Die Landschaft! Ich reiste wirklich auf einer Postkarte, anders kann ich es nicht ausdrücken. Weiter ging es an die Westküste, von Norden nach Süden auf der Route 6. Start in Karamea, wo ich noch einmal auf Adrien traf. Das Backpacker (Ringo's) dort glich eher einer Hippiekommune und es lebte sich sehr entspannt. Man zahlt dort für drei Nächte und die vierte Nacht ist for free - auf keinen Fall bei einer NZ-Reise auslassen!

Ab Karamea hatte ich zwei Tramper im Auto, Yosi (Israel) und Dan (NZ). Eigentlich wollten diese nur bis Westport mitfahren... nunja irgendwie waren sie nicht mehr aus meinem Auto zu kriegen. Ts. So haben wir zusammen die Pancake Rocks bei Punakaiki im Abendrot besichtigt. Waren auf dem Arthur's Pass wandern und hatten bei Hokitika unvergessliche Campingtage auf einen Freecampingground an einem See. Eine wirklich bunt gemischte Truppe, die unter normalen Umständen mit Sicherheit niemals zusammen gefunden hätte. Das ist Reisen. Nicht immer einfach, aber ich liebe es. Weiter ging es zusammen zum Franz-Josef- und zum Fox-Gletscher. Wow! Beim Fox-Glacier trennten sich dann unsere Wege. Wieder auf meinen Wunsch, wollte ich doch endlich mal wieder alleine reisen. Das konnte doch nicht so schwer sein!

Alleine ging es dann weiter nach Wanaka. Die Fahrt war traumhaft, was für eine Kulisse! Ich musste mich selbst so beherrschen, nicht alle 10 Meter aus dem Auto zu springen um ein Foto zu machen. Was für dramatische Naturschauspiele mir NZ bescherte, einfach unglaublich! Also von der Natur Neuseelands konnte ich einfach nicht genug kriegen. Eigentlich habe ich meine Zeit in NZ fast ausschliesslich an der frischen Luft verbracht. Wenn ich es mir genau überlege, dann eigentlich während der ganzen Reise.

Das alleine Reisen dauerte nicht lange an, weil der Zufall es so wollte und Yosi und ich uns am Abend im selben Backpacker wieder über den Weg liefen. Wanaka, ist der Traum. Die Umgebung ist der Hammer und läd gerade zu nur zum wandern ein. Während einer solchigen Wanderung haben wir beschlossen zusammen eine 5-Tagestour in der Nähe von Queenstown zu machen. Den Rees-Dart-Track. Mein persönlicher Höhepunkt meiner Reise. Es war für mich das erstemal, das ich über mehrere Tage wanderte. Ausgestattet mit genügend Proviant, Kocher und Zelt erlebten wir eine unglaublich intensive Zeit in den Bergen. Inklusive fiesen Blasen an den Fersen... es schmerzt, wenn ich nur daran denke. Da diese Wanderung nicht zu den Great-Walks gehörte, trafen wir nur auf wenige Menschen und hier fast nur auf Kiwis. So machten wir Bekanntschaft mit der einheimischen Ann-Marie und ihren Freunden. Diese lud uns für ein paar Tage in ihr Sommerhaus in Queenstown ein. Surrealer Luxus pur, gerade nach solch einem Track.

Nach erholsamen Tagen in Queenstown reisten wir zusammen weiter zum Lake Te Anau und den Milford Sounds. Beeindruckend, was sonst... Auf der Rückreise trennten sich dann ganz spontan unsere Wege beim Lake Te Anau. Wieder auf meinen Wunsch hin. Es war zwar seltsam wieder allein zu sein, aber ich hab es so genossen mein Auto wieder für mich zu haben. Alleine reisen. Schön. Nunja, allein war ich nicht allzulang. Irgendwo nach Intercargrill hab ich Yosi beim trampen wieder auf der Strasse aufgegabelt. Ab dem Moment hab ich es aufgegeben allein reisen zu wollen und hab mich einfach voll und ganz meinem Schicksal gefügt. Irgendetwas wollte mir dieses ja ganz eindeutig mitteilen.

So ging es weiter zusammen durch die Catlins (Slope Point, Seelöwen, Fossil Forest - 160 Mio. alten versteinerter Wald aus der Jurazeit, Cathedral Caves) Richtung Dunedin. Dort blieben wir im Penny's Backpacker übers Wochenende (nur 18 NZ-Dollar die Nacht, gutes Preis-/Leistungsverhältnis) und genossen das Stadttreiben. Weiter gings nach Christchurch und Kaikoura. Ab Dunedin haben wir eigentlich wieder nur noch wild gecampt. Yosi war der beste Lehrer was das Simple Life angeht. Nun weiss ich, wie man sich budgetfreundlich und dreist durchs Leben schlägt. In Yosi habe ich einen wahren Freund gefunden und ich bin froh, dass das Schicksal so hartnäckig war. Irgendwann kam tatsächlich der Tag, an dem ich allein weiter reisen sollte. Yosi blieb noch wegen einer unerledigten Frauengeschichte auf der Südinseln und ich setzte wieder auf die Nordinsel über.

In Wellington kam ich genau richtig an und ging auf das 'One Love'-Reggae Festival, juhu! Ich fuhr weiter zum Cape Pallisier, dem südlichsten Punkt der Nordinsel und übte mich weiterhin im einfachen Leben. Über Napier, Gisborne, Opotiki führte meine Reise zum Abschluss nach Coromandel. Dort verbrachte ich traumhafte letzte Tage an südseeähnlichen Stränden. Einen Tag früher als geplant bin ich wieder in Auckland angekommen und habe mit meinem Zelt in der City Garden Lodge eingecheckt. Da war ich wieder, dort wo alles anfang. Mein letztes Wochenende in Auckland war richtig schön, ich habe alte Bekannte wiedergetroffen, war auf dem Sky-Tower, hab mein treues Gefährt zurückgebracht, Aucklands Nachtleben genossen und hab es einfach für mich zu einem runden Abschluss gebracht. Irgendwann musste die Stunde ja kommen und etwas wehmütig gings Montagmorgen letztendlich zum Flughafen Richtung Heimat.

Die Reise
 
Worum geht's?:
Geplant sind zwei Monate Suedostasien und drei Monate Neuseeland. Doch bekanntlich kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Mit offenen Augen und offenem Herzen, achtsam fuer die kleinen Dinge des Lebens, bin ich bereit fuer meine persoenliche, kleinegrosse Reise. Die Erfuellung eines langwaehrenden Traums.
Details:
Aufbruch: 13.09.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 17.02.2009
Reiseziele: Thailand
Laos
Kambodscha
Neuseeland
Der Autor
 
Anja Mueller-Thurgau berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.