Kanada - Von der West-zur Ostkueste oder doch erstmal in den Norden?

Reisezeit: Mai 2010 - September 2011  |  von Isabel Maltan

Damali Lavender Farm: totem poles

Letzten Dienstag war ich zu Besuch in Duncan, der Stadt der Totempfaehle. Es ist das Gebiet der Quw`utsun`(Cowichan- uebersetzt bedeutet es `das warme Land`, auch wenn ich diese Erfahrung nicht machen durfte, da wir meistens zwischen 10 und 15 Grad hatten und dort habe ich eine Fuehrung durch deren Kulturzentrum gemacht und wieder einiges gelernt.
Ich finde die Geschichten wirklich aufregend und es ist interessant wie viel man aus Totempfaehlen lesen kann, wenn man die Symbole versteht.
Sie stellen Legenden, die Geschichte einer Familie und ihrer Wappentiere dar. Wurden zu Geburten, Hochzeiten, Begraebnissen, besonderen Veranstaltungen und weiteren Gelegenheiten geschnitzt.
Wenn ein Mann, nachdem er seinen vierten Namen erhalten hatte, einer Frau einen Antrag machte, musste er bei dem Totempfahl gegenueber des Hauses des Vaters vier Tage und vier Naechte fasten und wachen.
So konnte der Vater sehen wie ernst er es meinte, wie belastbar und wie viel Durchhaltevermoegen dieser hatte. Ueberstand er diese Zeit, durfte er die Braut mit nach Hause nehmen und zur Entschaedigung fuer die Frau, die das Lager verliess, musste er dem Chief ein Totempfahl schnitzen.

Das Kulturzentrum

Das Kulturzentrum

Die Totempfaehle werden aus dem Stamm einer Rotzeder hergestellt, nur Fluegel werden im Nachhinein angefuegt.
Aus der Rinde der Zeder werden auch Kleidung und Gebrauchsgegenstaende gemacht. Deswegen kann man hier auch in den Waeldern kulturell veraenderte Zedern sehen.
Nachdem aus dem Baum zum Beispiel das Holz fuer ein Kanu oder die Rinde fuer Kleidung entfernt wurden, wuchs der Baum weiter, verformte sich und starb nicht ab.

Urspruenglich wurden die Staemme auch nicht bemalt, wie man es heute meistens sieht.
Die aeltesten bis heute erhaltenen Totempfaehle kann man auf Haida Gwaii (Queen Charlotte Islands) finden.
Das hat man der Legende nach nur dem damaligen Chief zu verdanken, der fuer seine Sturheit bekannt war und als die ersten Weissen an seiner Insel anlegten, gleich mit ihnen zu verhandeln begann. Er setzte einen Vertrag zum Schutz seiner Bewohner und der Kulturgueter auf. Zudem waren die Haida ein kriegerisches Volk und fuer ihre Kriegsfuehrung zur See bekannt.
Bis zum heutigen Tag ist es nicht erlaubt dort ohne Genehmigung anzulegen.
Waehrend die Totempfaehle der meisten anderen Nationen ausgegraben und nach Europa verfrachtet und dort im Heim der Eroberer oder in Museen ausgestellt wurden, blieben dank der Sturheit (wird symbolisiert durch die Bergziege) des Chiefs diese auf Haida Gwaii.
Alle Pfaehle erzaehlen Geschichten und sind mit Tieren und Menschen geschmueckt.
Tiere mit einem menschlichen Mund, Lippen und Zaehnen stehen fuer Transformation. Entweder vom Tier zum Mensch oder vom Menschen zum Tier und symbolisieren den ewigen Wandel, dass sich alles zu jeder Zeit in Veraenderung befindet. Ausserdem stellen sie die Ebenbuertigkeit der beiden Wesen und so die Gleichheit aller dar.

der Rabe- der Findige und Trickreiche, der seine Gestalt aendern kann, mit Verbindungen zur naechsten Welt
der Baer-der maechtigste und bedeutendste der Tierwelt, da er Beschuetzer und Ernaehrer ist und fuer Geborgenheit, Mut und grosse Staerke steht
der Killerwal-der Jaeger und Ernaehrer und Beschuetzer
der Adler-Schutz, Verbindung zum Goettlichen, Heilung, Intelligenz, Treue (Adler bleiben ein Leben lang zusammen), Fruchtbarkeit, Staerke
der Lachs-Ernaehrung und Wohlstand

Das waren die Figuren, die mir am haeufigsten in Duncan begegnet sind. Nicht zu vergessen natuerlich
Thunderbird-Ein uebernatuerlicher Vogel, der aus seinen Augen Feuerbaelle schiessen kann und wenn er seine Schwingen oeffnet, umgibt einen lautes Donnergrollen. Macht und Magie zeichnen ihn aus

Meine derzeitige Lieblingsgeschichte:

Vor langer Zeit lebte auf Erden ein alter Mann, der das Licht in einer Kiste eingeschlossen verwahrte. Sei es weil seine Tochter so haesslich oder so schoen war, das wusste niemand. So herrschte auf der Welt alles umfassende Dunkelheit.
Doch der Rabe wollte nicht laenger im Dunkeln umhertasten und gegen Gegenstaende stossen. Er machte sich auf die Suche nach dem Licht und gelangte schliesslich zu dem Heim des alten Mannes.
Dort ueberlegte und ueberlegte er wie er es anstellen sollte, in dessen Haus zu gelangen. Er wartete ab bis seine Tochter zum Fluss kam, um etwas zu trinken, verwandelte sich in die Nadel einer Hemlocktanne und liess sich in ihren Becher fallen. So kam er in ihren Magen, wo er sich in einen Foetus verwandelte. Neun Monate spaeter brachte sie ein Rabenbaby zur Welt. Dieses weinte und weinte die ganze Zeit und konnte nicht getroestet werden. Es verlangte immer danach mit der Kiste zu spielen. Der alte Mann liess sich schliesslich erweichen und gab sie ihm.
Woraufhin sich der Rabe wieder in seine urspruenglich Gestalt verwandelte und davon flog.
In seiner Freude die Box gewonnen zu haben, vergass er die Umgebung um sich und uebersah den ihn angreifenden Adler.
Vor Schreck liess er die Kiste fallen und die Kugel zersprang in zwei grosse und viele kleine Teile.
Mond und Sonne und Sterne.

So brachte der Rabe das Licht in die Welt.

© Isabel Maltan, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Trudele durch die Welt. Sie ist so schoen; Gib dich ihr hin und sie wird sich dir geben. Kurt Tucholsky
Details:
Aufbruch: 16.05.2010
Dauer: 16 Monate
Heimkehr: September 2011
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Isabel Maltan berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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