Neun kleine Inselchen - die Azoren

Reisezeit: April 2012  |  von Herbert S.

Insel Terceira - lauter Lavamauern: Heiliggeistkapellen 'bis zum Abwinken'

Der Imperio darf in keinem Dorf fehlen. So nennt man die kleinen Heilig-Geist-Kapellen, die man schon von weitem an den drei Symbolen Krone, Zepter und Taube erkennt. Die drei Symbole sind das Sinnbild fur den Heiligen Geist, Espirito Santo. Der Giebel wird meist von einer Krone oder einer Taube geschmückt. Die Kapellen sind meist bunt bemalt. Am Schönsten sind die Imperios auf Terceira. Innen findet man einen Altar mit der Krone. Die ersten Imperios waren nur schlichte Holzhutten (Triatos). Inzwischen hat man in den vergangenen zwei Jahrhunderten alle massiv neu gebaut.
Der Imperio bleibt das Jahr über verschlossen. Nur zum jährlichen Fest öffnet Türen.

Terceira ist die Insel der impérios - wohl auf keiner anderen Azoreninsel gibt es so viele, farbenfrohe und phantasievolle Heilig-Geist-Kapellen. Die meisten der rund 70 impérios wurden an der Wende des 19. Jhs. zum 20. Jh. erbaut und haben vermutlich aus Holz errichtete, zerlegbare Vorgängerbauten ersetzt.

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und habe jede der Heilig-Geist-Kapellen an unserem Wegesrand fotografiert.

Die Feiern auf der Insel sind religöser Natur und werden - wie auf dem gesamten Archipel - von den Heilig-Geist-Festen bestimmt. Auf Terceira dauern sie länger, sie beginnen am Pfingstsonntag und dauern bis in den Sommer hinein. Das Fest beginnt am Dreieinigkeitssonntag mit der Auswahl der Leute, die nächstes Jahr die Mordomos darstellen.Wer zuerst gewählt wird, erhält das Abzeichen des Heiligen Geistes - Krone und Zepter - und behält beides bis zum ersten Sonntag nach Ostern zu Hause. Dann findet in der Kirche die Krönung statt. Die Krone wird dem Kaiser - einem Erwachsenen oder auch einem Kind - aufgesetzt. Er trägt sie in einer Prozession zum Haus des nächsten Mordomo, der sie eine Woche behält. Dieser Vorgang wiederholt sich jeden Sonntag. Krone und Zepter bleiben so in den Häusern der verschiedenen Mordomos bis zum Haupttag des Festes. Dann werden die Krone und das Zepter im Império ausgestellt. An diesem Tag kocht man die traditionellen Sopas do Espfrito Santo (Suppen) und die schmackhafte Alcatra, die die Bewohner und die Besucher der Ortschaft essen. Es gibt auch die sogenannten Foliöes(ausgelassene Spiele) mit Gesang und Musik. Die Feste enden - hauptsächlich in den ländlichen Gegenden - mit den fröhlichen Touradas à Corda [Stierkämpfe am Strick), wobei der angebundene Stier in den Straßen von den Mutigsten gereizt wird. Zwei oder mehr Männer halten den Stier dabei an einem langen Seil fest .

© Herbert S., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir uns in manchen Wüsten rumgetummelt haben, wollten wir nun einmal frisches Grün genießen. Dazu sind die Azoren mit praktisch nur einer Jahreszeit (täglich etwas Frühling, etwas Sommer und etwas Herbst) bestens geeignet.
Details:
Aufbruch: 01.04.2012
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 15.04.2012
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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