Mit dem Zug nach Armenien und zurück

Reisezeit: August - Oktober 2019  |  von Caroline Gustke

7. Etappe: Armenien: Abschied von Armenien

Letzte Tage in Yerevan

Von Gomk aus fährt Vladimir uns zurück nach Yerevan. Auf dem Weg besichtigen wir das malerisch auf einem roten Berg gelegene Norawank Kloster, die Areni Höhle, die von der Steinzeit bis ins Mittelalter von Menschen für verschiedene Zwecke genutzt und in der u.a. eine etwa 5000 Jahre alte, professionelle Weinpresse freigelegt wurde sowie verschiedene Gegenstände und vermutlich von Menschenopfern stammende Gebeine (natürlich weibliche) und in der nach wie vor Ausgrabungen stattfinden.

Norawank Kloster.

Norawank Kloster.

Interessante letzte Ziele sind zudem der farmers market - wo man vor lauter Probieren beinahe schon satt wird - und der Vernissage market (Antiquitäten, Teppiche, Souveniers) in der Hauptstadt.
Bei einem wunderbaren, von Vladimirs großartigen Töchtern gezaubertem Abendessen lassen wir die Reise ausklingen. Welch unvergesslicher Trip!

Die Heimreise beginnt - oder ist es eher eine Weiterreise? Ich weiß es nicht...

Während Konstantin und Christine noch in der selben Nacht ihren Flieger nach Hause besteigen, verläuft meine Heimreise nach einem tollen sing- und diskutierfreudigen Tag mit Vladimirs sechzehnjähriger Tochter sowie einer weiteren Nacht auf Nairas Couch, genauso etappenweise wie der Weg hier her. Wie auch zu Beginn des Abenteuers graut es mir einen Moment vor der gigantischen Strecke. Fliegen ist so einfach und so schnell... Einmal unterwegs und nur noch in überschaubaren Abschnitten denkend, kommt die Neugierde und mit ihr die Reisefreude zurück. Mit einer Mischung aus Konzentration und stoischer Gelassenheit im Angesicht neuer Herausforderungen mache ich mich auf den Weg nach Hause.

Mit einem Kleinbus fahre ich in einer angsteinflößenden Höllenfahrt auf der Überholspur zunächst in das hübsche, ruhige (und zweitgrößte) Städtchen Gyumri, im Norden des Landes, nahe der georgischen Grenze. Es wurde 1988 weitestgehend von einem Erdbeben zerstört, jedoch wird seither viel Geld investiert, u.a. durch die in der Diaspora lebenden Armenier aus der ganzen Welt, um die alten Fassaden wieder herzurichten. Ich komme für zwei Nächte in einem etwas ausgestorben wirkenden Hostel unter, verbringe den ganzen Abend im gemütlichsten Café bzw. Teehaus der Stadt und beginne, mich nach den anstrengenden und ereignisreichen Tagen mal etwas zu sammeln und meine Abenteuer niederzuschreiben, um sie später zumindest zum Teil noch mal durchleben zu können. Vor allem jetzt freue ich mich über das langsame Nachhausekommen, um alles ein bisschen sacken zu lassen und nicht gleich wieder in den Alltag einzusteigen. Dennoch fühlt es sich auch ein bisschen ungewohnt an, nach den 10 Tagen in der Gruppe nun ganz allein hier zu sein. Aber das gehört zwischendurch auch dazu.

Eine sehr tolle Sache und Möglichkeit, Plastikflaschen zu vermeiden sowie das Recht auf Zugang zu Trinkwasser zu gewähren, sind die Trinkbrunnen, die in armenischen  Städten an jeder Ecke und oft auch neben abgelegeneren Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Ist nur die Frage, wie nachhaltig es ist, immer das Wasser laufen zu lassen, aber das lässt sich sicher upcyclen...

Eine sehr tolle Sache und Möglichkeit, Plastikflaschen zu vermeiden sowie das Recht auf Zugang zu Trinkwasser zu gewähren, sind die Trinkbrunnen, die in armenischen Städten an jeder Ecke und oft auch neben abgelegeneren Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Ist nur die Frage, wie nachhaltig es ist, immer das Wasser laufen zu lassen, aber das lässt sich sicher upcyclen...

Geburtstagsgrüße für Bruder<3.

Geburtstagsgrüße für Bruder<3.

Black Fortress.

Black Fortress.

Wiederaufbau und Restauration des historischen Stadtkerns.

Wiederaufbau und Restauration des historischen Stadtkerns.

Schönstes Gebäude in Gyumri.

Schönstes Gebäude in Gyumri.

Und überall begegnet man Katzen...

Und überall begegnet man Katzen...

Erlöserkirche in Gyumri, die durch das Erdbeben 1988 völlig zerstört wurde und sich nun im weit fortgeschrittenen Prozess des Wiederaufbaus befindet.

Erlöserkirche in Gyumri, die durch das Erdbeben 1988 völlig zerstört wurde und sich nun im weit fortgeschrittenen Prozess des Wiederaufbaus befindet.

Und weiter geht's!

Und weiter geht's!

Ich fliege nicht mehr, ich fahre Taxi...

Um den Umweg über Tiflis, Batumi und das hohe Gebirge zu vermeiden, begebe ich mich nach einigen Tipps zu einem entlegeneren aber näher gelegenen Grenzposten. Von Gyumri aus finde ich ein günstiges Taxi, das mich nach Akhalkalaki, Georgien bringt. Drei Armenierinnen sitzen auf der Rückbank; niemand spricht Englisch, aber irgendwie können wir doch mit Händen und Füßen und bis zur Grenze auch teilweise per Google-Übersetzer kommunizieren. Mit dem alten Mercedes, dem ganzen Stolz unseres Fahrers, düsen wir über die georgischen Schotterpisten. Bei blauem Himmel und heruntergekurbeltem Fenster holpern wir in Schlangenlinien den tiefen Schlaglöchern ausweichend durch die malerische Landschaft. Gegenfahrzeuge, die teils deutsche Schriftzüge aufweisen, senden meist einen dröhnenden Hupen-Gruß, während aus den Lautsprechern des Mercedes' teils tolle, teils gewöhnungsbedürftige armenische und russische Musik dröhnt, die dem Erlebnis einen eindrucksvollen Soundtrack verleiht. Es ist eine großartige Fahrt!

© Caroline Gustke, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fliegen kann jeder - Zugfahren auch. Der Klimawandel macht mir Angst und mein bisheriger CO2-Fußabdruck ist erschreckend. Daher steht für mich fest: Bis Fliegen nachhaltig geht, wird nicht mehr geflogen! Nun ist die Reise - Pferdetrekking durch den armenischen Westen - schon lange geplant und so gehe ich das Wagnis ein, die etwa 5000 km pro Weg per Zug zurückzulegen, quer durch Europa und darüber hinaus - als Konsequenz von Erkenntnis, als Klimastreik und Selbstversuch.
Details:
Aufbruch: 26.08.2019
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 07.10.2019
Reiseziele: Armenien
Deutschland
Rumänien
Türkei
Schweiz
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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