Mit dem Zug nach Armenien und zurück

Reisezeit: August - Oktober 2019  |  von Caroline Gustke

2. Etappe: Bukarest - Istanbul: Istanbul

Türkisches Frühstück mit Elif.

Türkisches Frühstück mit Elif.

Schätze auf dem Bazar.

Schätze auf dem Bazar.

Großer Bazar in Istanbul.

Großer Bazar in Istanbul.

Istanbul

In Istanbul treffe ich Elif, die vor ein paar Jahren ein Semester in Bielefeld studiert und in meinem Chor mitgesungen hat.
Wir verbingen einen großartigen Tag miteinander. Nach einem ausgiebigen türkischen Frühstück führt sie mich durch die Altstadt; zu schönen Plätzen, historischen Gebäuden und einem riesigen alten Bazar mit kunstvoll bemalten Gewölbedecken, auf dem ich mich kaum an den bunten Farben sattsehen kann. Das Angebot ist üppig: kleine Lädchen mit Trockenobst, Nüssen, Honig und Bakhlava, Teppichen, hangbemalten Keramiken, Kupferwaren, Schmuck und jede Menge Stehrümchen reihen sich wie auf einer Perlenkette aneinander. Da werde ich wohl auf dem Nachhauseweg noch mal vorbeischauen.

Als nächstes möchte Elif mir die Blaue Moschee zeigen, eine wichtige Sehenswürdigkeit in Istanbul. Allerdings kommen wir kurz vor dem Abendgebet an und da ist das Gebäude für Touristen gesperrt. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als uns unter die (weiblichen) Gläubigen zu mischen und mitzubeten. Wir machen einfach das, was die anderen machen und fallen gar nicht auf. Die schwarz verhüllte Frau neben mir lächelt uns durch ihren schmalen Augenschlitz sogar freundlich an (mit den Augen). Leider wird die Moschee gerade restauriert und die berühmte Gewölbedecke bleibt komplett hinter nur matt bedruckten Stoffplanen verborgen.
Dennoch ist das Erlebnis viel spannender, als in fotografierenden Tourihorden mitzuschwimmen. Tatsächlich tut eine 15-minütige Einheit sanfter Dehnübungen nach dem vielen Laufen sogar sehr gut (und ist das nicht eh ein Grund des Rituals?!).

Bei Anbruch des Sonnenuntergangs nehmen wir den Bootstransfer zurück ans andere Ufer. Das ist genauso günstig wie eine Fahrt mit der Metro, allerdings kriegen wir fast den ganzen Bosporus zu sehen - es ist eine wahnsinnig schöne Panoramafahrt vor der beeindruckenden Kulisse der hügeligen Stadteile mit den Silouetten ihrer unzähligen Minarette und gigantischen Brücken. Die Haut klebt von der salzigen Seeluft, die in der Dämmerung allmählich abkühlt.

Ungeplant fahren wir mit dem Schiffchen zur asiatischen Seite hinüber. Dort ist es aber auch wunderschön; egal wohin man in Istanbul schaut (zumindest wo ich überwiegend gewesen bin), überall gibt es vielfältige Architektur und besondere Kleinigkeiten zu sehen, die zum pittoresken, teilweise auch ein bisschen chaotischem Flair der Stadt beitragen: Angler, Teppichhändler, ältere Herren, die Chai trinkend vor ihrem Lädchen sitzen, braungebrannte Männer, die eine Ladung Semide (Sesamkringel) auf dem Kopf transportieren, fahrbare Stände, an denen Maiskolben und Maronen verkauft werden, Frauen in buntgemusterten Kleidern, abenteuerliches Straßenverkehrswirrwarr, einige Hunde und Katzen, Eisverkäufer, die gekleidet sind, als seien sie einem Märchen aus 1001 Nacht entsprungen und über all dem vollziehen etliche Seevögel ihre halsbrecherischen Flugmanöver.

Um meinen Nachtzug nach Ankara rechtzeitig zu erreichen, setzen wir gegen ein paar Münzen mit einem knatternden, hölzernen Privatbötchen wieder zum anderen Ufer über, mit einer Hand im lauwarmen Wasser des türkisfarbenden Bosporus.
Nach guter Anleitung und umwerfender Hilfsbereitschaft etlicher Leute auf der Straße erreiche ich meinen Zug am Söğütlüçeşme Bahnhof ohne unerwartete Hindernisse, während ich zum hundertsten Mal versuche, mir den Namen des Bahnhofs mit richtiger Aussprache zu merken.

Typisches Streetfood

Typisches Streetfood

Spektakuläre Eisdiele

Spektakuläre Eisdiele

In der Blauen Moschee.

In der Blauen Moschee.

© Caroline Gustke, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fliegen kann jeder - Zugfahren auch. Der Klimawandel macht mir Angst und mein bisheriger CO2-Fußabdruck ist erschreckend. Daher steht für mich fest: Bis Fliegen nachhaltig geht, wird nicht mehr geflogen! Nun ist die Reise - Pferdetrekking durch den armenischen Westen - schon lange geplant und so gehe ich das Wagnis ein, die etwa 5000 km pro Weg per Zug zurückzulegen, quer durch Europa und darüber hinaus - als Konsequenz von Erkenntnis, als Klimastreik und Selbstversuch.
Details:
Aufbruch: 26.08.2019
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 07.10.2019
Reiseziele: Armenien
Deutschland
Rumänien
Türkei
Schweiz
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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