Mit dem Zug nach Armenien und zurück

Reisezeit: August - Oktober 2019  |  von Caroline Gustke

Kleine Welt, große Welt

Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise. - Wilhelm Busch

Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise. - Wilhelm Busch

Die Welt ist wieder schöner geworden

Es ist eine ziemlich erfüllende Sache, derart langsam nach Hause kommen zu können. Der Rückweg ist immer noch ein Erlebnis und gleichzeitig hat man viel Zeit, sich mental auf die Alltagsroutine einzustellen. Nun bin ich zurück in meinen vier Wänden, aber so richtig angekommen fühle ich mich noch nicht, im Gegenteil. Gedanklich bin ich gerade jetzt weit weg von zu Hause, immer noch irgendwo da draußen, immer in Bewegung, fern jeder Routine (mal abgesehen vom Rucksackpacken).

Vor einer gefühlten Ewigkeit bin ich losgefahren, um mir mein schönes Weltbild zurückzuholen; jenes in welchem Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft, Weltoffenheit und Vertrauen allgemein dominieren. Ich wollte mich mal wieder vergewissern, dass die Welt nach wie vor ein deutlich friedlicherer und schönerer Ort ist, als uns die Nachrichten dauernd weismachen wollen. Das hat geklappt, würde ich sagen!
Ich erinnere mich, im Angesicht der enormen Strecke ins Unbekannte, die ich mit dem Zug erobern wollte, ganz schön Muffensausen gehabt zu haben. Ein weiteres Mal hatte ich nun die Chance festzustellen, dass das Bezwingen meiner Angst, wenn mein innerer Kompass mir eine Richtung weist, das größtmögliche Geschenk an mich selbst ist. 

Mein Dank gilt den vielen Menschen, die meinen Weg bereichert und ihn zu einem erinnerungswürdigen Bündel wundervoller Erinnerungen gemacht haben.
Die Welt ist für mich wieder ein Stückchen kleiner und greifbarer geworden, weil ich neue Gebiete für mich erschlossen habe und weiß, wie ich "mal eben" hinkommen und wo ich übernachten kann, und weil sie viele neue Gesichter bekommen hat. Es gibt dieses Sprichwort: Menschen können vergessen, was du zu ihnen gesagt hast, aber sie erinnern sich immer an das Gefühl, das du in ihnen ausgelöst hast. Somit ist jede*r Botschaftler*in seines bzw. ihres Landes. Das haben unterwegs mehrere Leute aus verschiedenen Ländern zu mir gesagt; außerdem ist es ein Mantra meiner Mutter. Und es stimmt; jene emotionalen Eindrücke prägen die Erinnerung an einen Ort, an ein Land und eine ganze Reise und sie prägen Weltbilder. 
Gleichzeitig ist dieser Planet in meinen Augen unendlich gewachsen, denn zwischen mir und der abenteuerlichen Weite steht das Leben. Es ist schwer in Worte zu fassen. Es fühlt sich an, als gehöre einem die ganze Welt, aber man ist zu klein, um diese Kostbarkeit in den Händen zu (be)halten...
Es ist wie im echten Leben: Am Ende kann man nichts mitnehmen. Aber man kann es füllen.

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Eine lange Reise hört nicht am Ziel auf. Ein Stück von uns wird im Geiste immer weiterreisen. - Andreas Bechstein

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© Caroline Gustke, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fliegen kann jeder - Zugfahren auch. Der Klimawandel macht mir Angst und mein bisheriger CO2-Fußabdruck ist erschreckend. Daher steht für mich fest: Bis Fliegen nachhaltig geht, wird nicht mehr geflogen! Nun ist die Reise - Pferdetrekking durch den armenischen Westen - schon lange geplant und so gehe ich das Wagnis ein, die etwa 5000 km pro Weg per Zug zurückzulegen, quer durch Europa und darüber hinaus - als Konsequenz von Erkenntnis, als Klimastreik und Selbstversuch.
Details:
Aufbruch: 26.08.2019
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 07.10.2019
Reiseziele: Armenien
Deutschland
Rumänien
Türkei
Schweiz
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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