Indienreise von Mon und Olaf

Reisezeit: Oktober - Dezember 2011  |  von Olaf und Mon -

Mumbai oder ...angekommen: von Mumbai nach Matheran

Mon, 13.-15.10.2011

Noch etwas zum Thema Blicke & Blickkontakt:
Irgendwie muessten die Inder hier doch laengst an die Erscheinung von Westlern gewoehnt sein? Wir ernten jedenfalls viele Blicke und wissen noch nicht so recht: erwidern oder nicht? Von Asien her wissen wir: so lange wir nichts kaufen wollen, ist es ratsam, den Leuten nicht direkt in die Augen zu schauen - besser noch, sie eher zu ignorieren. Sonst kommt man nirgends hin. Finden wir aber ziemlich arrogant. Trotzdem halten wir uns als Erstes mal an diese Vorgehensweise, vor allem ich. In unserem Reisefuehrer (oder im Kulturschockbuch Indien, ich weiss es nicht mehr) steht, dass man als Frau die Blicke der Maenner nicht erwidern soll, da es als "Aufforderung" gilt. So laufe ich mit ziemlich eingeschraenktem Blickfeld durch die Strassen Mumbais und versuche, weder zu stark rechts noch links und vor allem ja keinem in die Augen zu schauen. Das strengt auf die Dauer ziemlich an und ist irgendwie doof, da ich so die Haelfte von allem verpasse, was um mich herum geschieht.

Wie gesagt, nebst der feuchten Hitze ist es erstaunlich ertraeglich hier in Mumbai. Die fremden Gerueche kommen uns irgendwie bekannt vor, bzw. erinnern uns stark an unsere letzte Asienreise...

Trotz abendlichem Regen und spektakulaerem Gewitter haben wir am zweiten Tag in Mumbai trotzdem vorerst mal genug von der Stadt. Das erste Indien-Zugabenteuer beginnt...
Am Bahnhof CST begegnen wir den ersten verkrueppelten Bettlern, was mein Auge von Asien her schon kennt, mein Herz aber immer noch zusammenzieht und unser ewiges Diskussionsthema spaeter abends wieder entfacht...
Beim Verlassen des Bahnhofes wird uns nun erstmals die Armut und der Dreck richtig vor Augen gefuehrt. Vom Zugsfenster aus erhaschen wir zwar nur Ausschnitte des Ganzen, koennen uns jedoch nun besser vorstellen, wie es ausserhalb der reichen Geschaeftsviertel Mumbais aussieht. Die Abfallberge und der Dreck entlang der Schienen und Wellblechdaecher der Armen-Behausungen uebertreffen alles bisher Gesehene - unsere letzte Asienreise inklusive. Ich moechte nicht wissen, wie es mir zumute waere, wenn ich das alles 1:1 sehen wuerde, muesste ich da draussen entlang laufen...

Die Beschreibung der Zugfahrt ueberlasse ich Oli. Zu erwaehnen sind noch der Alarmhebel (Notfallknopf), der wie eine Handgranate aussehend von der Wand baumelt sowie die hohe Dichte der Handgriffe an den Stangen (etwa doppelt so hoch wie in einem Schweizer-Tram) sowie die der Ventilatoren: ca 1 pro Abteil, ergibt somit mindestens 16 kreisende Dinger pro Zugwagen...
Nach zwei Stunden Zugfahrt klebten wir richtiggehend am Sitz fest (nach der Heimfahrt heute waren unsere Hintern auf Grund der Hitze und Feuchtigkeit praktisch angeschweisst..) und ich war froh, endlich aussteigen zu koennen. Ja, Neral, der Ausgangsort zu Matheran fuhr uns wirklich in die Knochen...aber es ging alles gut und wir landeten schliesslich oben in diesem Naherholungsrt fuer reiche Inder, den wir uns ziemlich anders vorgestellt hatten: sauberer und niemals so abgefuckt (tschuldigung!) wie wir ihn schlussendlich vorfanden. Der Bahnhof ist ein einziges Loch und ich war schon etwas schockiert. Ausserdem schienen wir fast die einzigen Weissen hier zu sein...

Indische Toiletten: In den Unterkuenften bis jetzt akzeptabel, an oeffentlichen Orten wie Bahnhoefen oder Restaurants brauchts hingegen einigen Mut und zusammengekniffene Augen, um den Besuch einigermassen hinter sich zu bringen. Jedenfalls wuerde es an vielen Orten wohl nicht auffallen, wenn man nach der WC-Benuetzung nicht spuelen wuerde, auch nicht nach einem "grossen" Geschaeft...
Soviel zum Thema Dreck.

Indien hat zum Glueck noch anderes zu bieten, z.B.: freundliche, hilfsbereite Menschen und interessante Guesthouses. Fuer alle, die trotz unseren Berichten irgendwann doch nach Matheran fahren: Das Guesthouse "Hope Hall" am Ende der MG-Road bzw. am Ende der Laedeli-bestueckten Hauptstrasse ist eine gute (und im Vergleich zu anderen Hotels guenstige) erste Adresse, wenn man im Ort ankommt und keine Lust hat, noch lange zu suchen. Freundliche Inhaberin mit herziger, schwerhoeriger Mutter, jedoch grimmigem Bruder und klaeffenden Hunden. Bellen, aber beissen nicht. Heulen nachts jedoch wie ein Wolfsrudel...Schlaf ade...
Lohnen tut sich definitv das weiter abseits und im Wald gelegene "Bombay Vew" (siehe Beschrieb von Oli): riesige Raeume, auch riesiges Bad mit "richtigem" WC, grosse Balkone, von denen aus man in den Urwald blickt und wie im Zoo den Affen zusehen kann - und vorallem: sehr sauber im Vergleich zu anderen GH! Aber: unbedingt Not-Essensvorrat mitnehmen (die Hauptstrasse mit den Laedelis und Restaurants sind ca 20min Fussmarsch entfernt - bei uns gabs abends kein Essen mehr (wenn wirs richtig verstanden haben, weil sonst keine Gaeste im Hotel waren und sie deshalb nicht eingekauft hatten). Mein Abendessen bestand deshalb aus einer Scheibe Toast vom Morgen, einem Stueck "Flugzeug-Kaese" von der Hinreise, einem Guetzli sowie einem mit Wasser verduennten uebersuessen Lassi (ca 1dl) und ein paar Schlucken Bier von Oli. Sehr gesund, also

© Olaf und Mon -, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Indiens Sueden: Von Mumbai bis nach Trivandrum & Rajasthan
Details:
Aufbruch: 10.10.2011
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 26.12.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Olaf und Mon - berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.