Indienreise von Mon und Olaf

Reisezeit: Oktober - Dezember 2011  |  von Olaf und Mon -

Mumbai oder ...angekommen: von Mumbai nach Matheran

Olaf - 15.10.2011

Olaf

Mumbai scheint mich weniger zu schockieren als Hanoi (unsere letzte Asienreise). Es scheint, als ob meine Psyche durch Asien recht abgehaertet wurde. Jedoch sind wir beide auch ein bisschen paranoider geworden bezueglich Gesundheit und Sauberkeit als dazumal in Asien. Aber Mumbai ist eigentlich recht locker im Vergleich zur Innenstadt von Hanoi. Ich muss natuerlich dazu sagen, dass wir nur im sogenannten Geschaeftviertel (Coloba, Fort) herumgelaufen sind. Ich denke, wenn wir eine Tour durch die Agglos gemacht haetten, waere unser Eindruck von Mumbai definitv schlimmer. Aber eben, man muss es ja nicht provozieren...Oder haetten wir doch die gefuehrte Tour durch die Slums buchen sollen? Nein, ich denke nicht, ansonsten wuerde ich mich als moderner Safari Tourist fuehlen. Nichtsdestotrotz ist Mumbai nicht Zuerich, sondern definitiv lauter, schmutziger, verkehrsreicher und "menschenmassiger", aber sicher weniger als Dheli.

Nach 2 Tagen Mumbai und Besichtigung mehrerer Touristenattraktionen (Victoria Station, Gate of India, Marine Drive) ist es nun Zeit, ein bisschen die Umgebung anzuschauen. So haben wir uns entschlossen, nach Matheran zu fahren, dem Uetliberg (?) von Mumbai. Wir nahmen gegen Mittag den Vorortszug nach Neral, der "Talstation" des anscheinend sehr putzigen Bergzuges nach Matheran. Wir sind zwar nicht waehrend der Rushour gefahren, aber die Leute standen schon zu dieser Zeit wie Sardinen herum. Fur Frauen gabs den "Ladies Room" und fuer die Alten den "Seniors Room". Erste Klasse gabs auch, aber wir wollten doch einmal den "Thrill" des gestopften Wagens erleben. War interessant, nett, lustig, aber muss nicht nochmal sein. Es gab viele Inder, die einen anschauten, als ob man von einem anderen Stern kommt und mich, der alle misstrauisch als potenzielle Frauengrapscher verdaechtigt (Hey, sorry! Nicht umsonst gibts die Frauenraeume und Mon ist mit blonden Haaren und blauen Augen auch nicht gerade uninteressant!). Nach drei Stunden kamen wir im Vorort an und waren das erste Mal in Indien schockiert: Neral sah fuer uns nicht gerade nach einem Touristenvorort aus, sondern eher wie eine normale Agglo (kaputt, keine Teerstrasse und Kneipen, wo ich lieber meinen Fuss nicht reingesetzt haette). Oder sagen wir es mal so: Wenn es sich um ein Dorf oder eine Stadt gehandelt haette: easy. Aber nicht be einem Vorhof zum indischen Touristenort?! Also gut, nach einen Moment des Schreckens den Schock ueberstanden. Nun versuchten wir ein Ticket fuer den huebschen Zug nach Matheran zu nehmen. Aber denkste, Zug faehrt nicht, da momentan noch Regenzeit ist und so mussten wir ein Taxi nehmen (Schade, da anscheinend die Zugfahrt nach Matheran das beste Erlebnis ist). Oben angekommen regnete es in Stroemen und wir mussten noch eine Stunde laufen (ohne Regenschutz), da keine Motorfahrzeuge in Materan erlaubt sind. Okay,wir haetten auch die Pferde nehmen koennen, aber ich habe diese lieber auf dem Teller als unter meinem Gesaess . Das Hotel (Hope Hall) war jedenfalls sehr schoen eingerichtet und hatte neben einer sehr netten Lady (die Bertreiberin) auch einen Jimmy Hofer Verschnitt zu bieten (Junior, Bruder der Betreiberin). Fuer alle, die sich nichts unter dem Namen Hofer vorstellen koennen: ehemaliger Chef der Broncos, Bern's "Hell's Angels". Ich denke, diese Spezies ist wohl eher selten in Indien anzutreffen. Die meisten (sagt man denen "Wallah"? Bin nicht sicher, Korrekturen erwuenscht) laufen mit Hemd herum, plus serioesem Haarschnitt, Stift in der Brusttasche des Hemds, Handy in der Hand, Kopfhoehrer im Ohr und einem "Pornobalken" (von Janos uebernommen, Bezeichung fuer Schnurrbaerte aus den 70er) im Gesicht.

Das Hotel war jedenfalls sehr schoen, mit gutgenaehrten Hunden. Diese waren jedoch auch das Problem beim Schlafen: Da "Breeding season" war, haben die Hunde die ganze Nacht herumgejault, dass ich am liebsten die Schnauze von denen mit Isolierband zugeklebt haette (Sorry Hundefreunde, aber da hoert meine Tierliebe auf). Nach einer schlaflosen Nacht sind wir losgezogen, um ein anderes Guesthouse zu suchen, das Bombay View. Nach der Karte von unserem Reisefuehrer sollte dieses Hotel etwa einen Kilometer entfernt sein, aber die Karte war eher unbrauchbar und so liefen wir bei groesster Hitze und Feuchtigkeit herum und wollten schon aufgeben, als wir ueber das Schild zum Hotel gestolpert sind. Es war eine Kolonialstil-Villa mit netten Leuten, die entweder lustiges Indienglish sprachen oder nur Hindi. Die Zimmer waren sehr sauber und riesig, alles total still und ruhig. Somit wurden die Zimmer gebucht und wir gingen zurueck zum Hotel. Unterwegs noch ein Pferd organisiert fuer das Gepaeck (Wollte nicht schweissgetraenkt im neuen Hotel ankommen!). Ich wollte dann noch was essen, bestellte Dosa Masala und Roti mit Bier. Das Bier kam, das Essen nicht. Ich dachte schon, dass sie zuerst den Reis ernten mussten. Erst als der Chef nachgefragt hatte, ob ich schon bestellt haette, kam das gewuenschte. Anscheinend hatte die Bedienung mich nicht verstanden und erst bei den Anweisungen des Chefs wurde reagiert. Aber he, wieso machen die das Essen nicht, auch wenn die Bedienung mir das Masala vorschlaegt. Merkwuerdig, merkwuerdig...
Nach dem Essen (und einer kurzen Wanderung zu einem Aussichtspunkt) zum Hotel Hope Hall zurueck und Gepaeck gepackt. Jedoch fings an zu regnen inklusive Gewitter und somit kam kein Pferd (zu gefaehrlich wegen Blitze, verstaendlich). Wir warteten dann bis der Regen aufgehoert hatte und sind losmarschiert. Im Dunkeln angekommen war Strom/Licht im Hotel Bombay View inexistent. Aberes war herzig, dass das Guesthouse uns sofort mit Kerze und Streichhoelzer ausgeruestet hat. Irgendwann am Abend (so um 11 Uhr) gabs dann doch noch Strom und ich hatte alle Schalter ausprobiert, um herauszufinden, was passiert. Bei einem Schalter gabs komischerweise keine Reaktion (Kein angehen von Licht, Ventilator wars nicht, mmmh). Wir haben dann TV geschaut mit lustigen Bollywood Filmen und ploetzlich klopfte es an der Tuer. Es war der Gastgeber, total verschlafen, in den Unterhosen: Der Schalter, wo nichts passierte, war die Klingel fuer den Service. Ooooops, tausendmal entschuldigt und ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen hatte (Aber hey, wer erwartet schon eine Klingel? Gibts doch nicht einmal bei uns in der Schweiz, oder?)

Am naechsten Tag gabs indisches Fruestueck, gebracht von zwei Jugendlichen, die die ganze Zeit, mit einem Stock bewaffnet, aufgepasst hatten, dass keine Affen unser Essen stahlen. Affen gabs ueberall, wir hatten sogar Besuch im Zimmer von einem neugierigen Exemplar. Zum Glueck kam keiner in der Nacht, sonst haetten wir wohl ein paar Sachen weniger.
Danach wieder einmal unsere 700 Sachen zusammengepackt und runter zum Markt, um Take away einzukaufen fuer unsere 3 Stunden Reise zurueck nach Mumbai. Wobei: Take away gab's nicht und wir schaufelten unsere Essen in das Tupperware aus der Schweiz (War wohl etwas frech, oder?). In Neral nahmen wir dann die erste Klasse (wollte diesmal entspannter reisen und nicht mehr mit Argusaugen ueber Mon wachen). War dann echt gemuetlich, obwohl der Preis uns ueberrascht hatte (19 Rupies fuer 2 Klasse, 119 Rupies fur erste Klasse). Aber dafuer Leute, die einen nicht anstarrten. Aufgrund von Missverstaendnissen zuerst in der zweiten Klasse eingestiegen, dafuer "Foreigner, Foreigner, Heeeeellloooo" Rufe bekommen. Bei der naechsten Station wurde in die erste Klasse gewechselt und gemuetlich nach Mumbai gefahren. Irgendwann gabs auch ein Wiedersehen: Unser Concierge vom Resident Hotel in Mumbai stieg ein und begruesste uns erfreut (Leute: Resident Hotel ist absolut empfehlenswert, zentral, sauber, gutes Fruehstueck, super Bedienung) und erbot sich an, bei ihm im Hotel unser Gepaeck zu lagern, bis wir am Abend weiter nach Goa fuhren. Toller Service, auch nachdem wir nicht mehr bei ihnen eingecheckt waren! Mumbai selber war ploetzlich von Touris ueberflutet, zum Teil von der ueblen Sorte: Wer zum Henker geht mit einem T-Shirt nach Indien, wo ein McDonalds Zeichen draufgedruckt, das in eine liegende Frau verwandelt wurde. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber das ist doch "wuerg, kotz".

In zwei Stunden werden wir in den Zug nach Goa einsteigen und hoffen, dass es uns a) gefaehlt, b) Badeferien machen koennen und c) hoffentlich nicht noch mehr behaemmerte Touris ueber den Weg laufen. See ya in Goa (Paradise of se pauschaltouris).

© Olaf und Mon -, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Indiens Sueden: Von Mumbai bis nach Trivandrum & Rajasthan
Details:
Aufbruch: 10.10.2011
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 26.12.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Olaf und Mon - berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.