Kuehe, Kinder, Katastrophen -Alleine in Indien

Reisezeit: Oktober 2005 - April 2006  |  von Juljenka P.

Tsunami - ein trauriger Situationsbericht

Ich weiss nicht, ob das irgendjemand nachvollziehen kann, der zu Hause im Weihnachtsfieber ist, aber was ich heute miterlebt habe, war auf ein neues bedrueckend und traurig. Wir haben wiedereinmal Menschen besucht, die durch den Tsunami letztes Jahr alles verloren haben. Diese Leute wohnen in sogenannten "permanent shelters", was konkret eine Ansammlung von Wellblechhuetten bedeutet. Die Daecher haben etliche Loecher, in die der Monsunregen unerbaermlich eindringt. Manchmal regnet es tagelang und Muetter halten ihre Babies die ganze Zeit auf dem Arm, weil sie sie nirgends absetzen koenne. Da Kuehe die einzige Einkommensquelle fuer die

Das Dorf

Das Dorf

Familie bedeutet, hausen Kuehe in der kleinen Huette und Kuhdung liegt ueberall auf dem Boden verteilt. Die Kinder atmen den Rauch ein, den das offene Feuer abgibt, wenn es ueberhaupt etwas gibt, das gekocht werden kann. Es ist traurig und ich fuehle mich echt hilflos. Die Menschen, die dort leben, waren alles einigermassen wohlhabende Fischer, die Geld besassen, um ihre Kinder in die Schule zu schicken und fuer angemessene Ernaehrung und einigen Luxus zu zahlen. Jetzt koennen sie nicht mehr arbeiten, weil die Regierung sie entweder zu weit vom Meer entfernt untergebracht hat, oder die neuen Fischerbote schlichtweg zu gross fuer sie sind.

Veruestete Hauese und nutzlose Fischerboote

Veruestete Hauese und nutzlose Fischerboote

Es ist so traurig, wenn man sieht, wie viel Hilfsgelder in voellig unnoetige Dinge gesteckt wurden. Die Toiletten im Dorf werden nicht genutzt, weil niemand erklaert, wie man das tut und die Boote sind ohne Netze genauso nutzlos, wie der Gasherd ohne Toepfe.

Suchraetsel: Welche Person passt nicht ins Bild?

Suchraetsel: Welche Person passt nicht ins Bild?

Unzaehlige NGOs und Organisationen (allen voran traurigerweise oft Unicef) haben laut dieser Menschen nie die Muehe auf sich genommen, die Leute zu befragen, was noetig ist, sonder schlichtweg Unmengen an Hilfsguetern ausgeschuettet. Viele von ihnen finanzieren den Haueserbau in neuen Siedlungen, aber keiner kuemmert sich darum, wie es den Leuten momentan geht.

Verwuestung

Verwuestung

Eine NGO hat Frauen das Schneidern beigebracht, um ihnen eine Lebensgrundlage zu geben, aber diesen Frauen ist es schlichtweg nicht erlaubt, das Dorf zu verlassen. Ihre Familien wuerden sie nur dann ihren Beruf ausueben lassen, wenn sie eine Naehmaschine haetten, um zu Hause zu arbeiten. Die NGO, die mit einer durchaus guten Idee eine gute Arbeit begonnen hat, hat laengst die Hilfsgelder nach Afrika geleitet, um neue Probleme halbherzig zu sponsern.

Toiletten, die nie genutzt wurden

Toiletten, die nie genutzt wurden

Ich will keinen Spendenaufruf starten und hier auch niemandem die Vorweihnachtszeit im kuschligen Deutschland zerstoeren, aber mir ist vorerst die Lust auf Plaetzchen vergangen.
Abgesehen davon geht es mir aber gut und ich bin unendlich dankbar, dass ich all das sehen darf und immer wieder geruehrt davon, dass diese Menschen trotz ihres Elends den letzten Rupie ausgeben, um mir einen Chai anzubieten. Die Welt ist so ungerecht.

Mensch und Kuh unter einem Dach

Mensch und Kuh unter einem Dach

© Juljenka P., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Tsunamiopfern, Aidsaufklaerung und Gurus, von Sueden nach Norden und Osten nach Westen. Zum Reisen und Arbeiten in ein Land, in dem immer alles anders kommt, als man es erwartet...
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.04.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Malaysia
Laos
Der Autor
 
Juljenka P. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.