Kuehe, Kinder, Katastrophen -Alleine in Indien

Reisezeit: Oktober 2005 - April 2006  |  von Juljenka P.

Drei Huehner

Tja irgendwie faellt mir kein besserer Name fuer den heutigen Tag ein, als "drei Huehner". Ich (Huhn 1) bin jetzt ganz alleine mit Andrea (Huhn 2) und einem Huhn (Huhn 3) in Bangalore und lebe ein bischen durch die Stadt hindurch. Das Huhn hat Andrea aus einem Tempel geklaut (eigentlich ist es eher ein ziemlich haessliches Kueken), in dem es geopfert werden sollte. Wir schleppen es jetzt mit uns herum und wissen nicht genau, was wir mit ihm tun sollen. Jedenfalls hat es schon einen Namen: Lassi. Zu Ehren des absolut besten Getraenkes Indiens (Joghurt, Zucker, Buttermilch...)
Soviel zu unserem neuen Begleiter. Ausserdem bin ich total stolz auf uns, dass wir es tatsaechlich geschafft haben, heute mit dem Bus zum Bahnhof am anderen Ende der Stadt zu fahren, und dort ein Ticket nach Mysore zu loesen. Das hat uns Stunden gekostet und ist eine echte Herausforderung. Woher soll man auch wissen, dass Frauen im Bus vorne sitzen und man ein tagesticket unterschreiben muss. Irgendwie fahren zwar hunderte Busse, aber eine Uebersicht, wo wann wohin, gibt es nicht. Fuers Ticket nach Mysore standen wir dann ewig in der Schlange aber...mit Erfolg. Morgen um 5.30Uhr gehts ab. Wir schauen uns dort ein Festival an. Keine Ahnung was das genau ist, aber morgen ist Nationalfeiertag und es soll ziemlich gut sein. Da wir hier eh nichts tun koennen, wird es bestimmt ganz witzig.
Ich bin ja schon happy, wenn wir ueberhaupt irgendwie ankommen. Alles hier ist so kompliziert, anstrengend und dauert ewig.
Dafuer war ich mal wieder ein bisschen shoppen. Ihr solltet mich mal alle sehen und wuerdet euch schepp lachen! Gestern war meine grosse Errungenschaft eine blau karierte Schlafanzughose und ein Indieshirt, passend zu meinem langen gruenen neuen Rock. Zu Hause wuerde ich ne so rumlaufen aber hier ist das irgendwie normal und vor allem praktisch. Hoffentlich finde ich bald einen Platz, an dem ich Fotos hochladen kann...

Heute mittag hat es uns sogar in einen Tempel verschlagen, wo leckerer Reis auf Bananenblaettern und suesse Pampe und Limetten an alle verteilt wurde, waerend vor kitschiger Lichtinstallation und zu Indiemusik Familien und Einzelpersonen auf dem Boden sassen. Und mittendrin zwei weisse Huenerdiebe. Wenn ich von dem Reis nicht krank werde oder Durchfall bekomme, haut mich glaub ich nichts mehr um. Neulich habe ich, zum Entsetzen unseres Betreuers auch aus Versehen ein Glas Leitungswasser getrunken und lebe noch. Alles gar nicht so schlimm...oder sagen wir mal noch nicht. Mittlerweile habe ich mich auch an den Dreck gewoehnt und daran auf einem unbequemen futonteil zu schlafen. Ich finde es auch schon fast komisch mit besteck zu essen.
Gestern hat mir unsere Long-Termleiterin erklaert, dass in der westlichen Welt wohl immer das Problem an einer Sache gesucht wird, im Osten erst gar keines vermutet wird. Da hat sie vielleicht recht und das ist auch der Grund, warum Europa weiter entwickelt ist als Indien, aber manchmal denke ich mir echt, dass man hier alles so viel einfacher und produktiver machen koennte.
Im Moment regenet es wieder monsunartig aber immerhin ist das Klima hier einigermassen ertraeglich und nicht mehr so warm. Wuenscht mir viel Spass in Myore...ich meld mich bald wieder. Gruss vom Huhn. Julia

© Juljenka P., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Tsunamiopfern, Aidsaufklaerung und Gurus, von Sueden nach Norden und Osten nach Westen. Zum Reisen und Arbeiten in ein Land, in dem immer alles anders kommt, als man es erwartet...
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.04.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Malaysia
Laos
Der Autor
 
Juljenka P. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.