Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Cadi Moixero-Tuixen-Llobregat-Tal

16. Tag -Gosol - Josa de Cadi - Tuixen - Ermita San Jaume - Llobregat-Tal

17. September 2012 - Montag - 16. Tag
Campingplatz Moli Serradell, Cat. 3, Ctra Campdevanol a Gombren (Girona) - Spanien
Gosol - Naturpark Cadi-Moixero -Josa de Cadi -Tuixen - Ermita San Jaume - Llobregattal - Berga
Fahrzeit: 8 Stunden - 219 km

Gestern Abend habe ich merkwürdige Laute draußen vernommen. Leider war es zu dunkel, um etwas zu erkennen. Die Schafe mit ihren leichten Glocken wecken uns am frühen Morgen, ein beruhigendes Geräusch. Mein Bein/Knie hat in der Nacht nicht weh getan, doch je nachdem wie ich auftrete, kommt ein höllischer Schmerz - trotz Schmerzmittel - und das Bein knickt weg. Mal sehen, wie es heute mit dem Motorrad fahren, vor allen Dingen dem Auf- und Absteigen, geht. Um 9.45 Uhr sind wir fertig mit dem Frühstück. Die Dauercamper haben alle gestern Abend noch den Platz verlassen und wir sind fast allein da.

Unsere heutige Tour: Richtung Gombren - in dem hübschen kleinen Ort sind alle Straßenlaternen und Häuser mit den Farben Kataloniens geschmückt. Von Gombren über den Colle Merolla, 1.090 m, La Pobla de Lillet, Macaners, mit Sicht auf das Massiv de Pedraforca, 2.497 m, Gresolettal, Natur-Parc Cadi-Moixero, Saldes, Gosol, Colle Traba, 1.421 m.
In Gosol im Naturpark Cadi-Moixero machen wir Pause auf dem Placa Mayor. Der kleine hübsche Ort, 200 Einwohner, liegt auf 1.423 m Höhe. Er wird überragt von Ruinen der alten Kirche Santa Maria und Burg. Sie stammt aus dem 11. Jh. und wurde 1992 restauriert. Der Ort Gosol ist an den "Weg der Guten Menschen" angebunden. Die Graftschaft Berga war eine Haltestation für die Katharer, die im 13. und 14. Jh. vor der Inquisition flüchten mussten. Gosol ist das landwirtschaftliche Zentrum der Region. Die Figur einer Bäuerin ziert den Brunnen in der Mitte des Platzes und erinnert an den bekanntesten Gast des Dorfes. Pablo Picasso entdeckte Gosol 1906 (zusammen mit einem Freund) und verbrachte hier den Sommer. Picasso ließ sich von der ungewöhnlichen Landschaft und dem ländlichen Leben hier inspirieren und schuf eine Reihe bedeutender Kunstwerke. In einem kleinen Museum sind Reproduktionen der Werke sowie historische Utensilien zu sehen. Die Sage erzählt, dass sich in der Silvesternacht auf dem westlich gelegen Berg Pedraforca die Hexen versammeln.

Wir verlassen den schönen Ort über eine herrliche Straße, die man ohne Übertreibung als malerisch bezeichnen darf, passieren das Bergdorf Josa de Cadi. Auf einem grünen Hügel, mitten im Tal gelegen, wirken der Ort und die schroffe, felsige Umgebung wie von Künstlerhand gemalt. Über den traditionellen Häusern thront die kleine Kirche - malerisch. In den letzten Jahren wurden in dem arg zerfallenen Dorf mehrere Häuser schön renoviert.

Weiter über Colle de Josa, 1.620 m bis Tuixen. Dort machen wir Kaffee-Pause auf dem Placa Mayor. Der kleine Ort, ca. 150 Einwohner, befindet sich auf der Südseite der Sierra de Cadi, auf 1.206 m. Hier befindet sich ein Zentrum für den nordischen Skisport. In einem kleinen Krimskramsladen, der dem Cafe angeschlossen ist, kaufe ich ein. Nicht teurer als in einem großen Geschäft in einer großen Stadt. Doch die nette Inhaberin betuppt mich um 1,30 €, wie ich erst später feststelle.

Weiter über eine herrliche kurvige Straße, mit Halt an der Ermita Sant Jaume, erstmals erwähnt im Jahr 1104. Eigentümer war das Kloster Santa Cecilia de Montserrat. Die Ermita ist sehr gut erhalten. Leider können wir sie nicht von Innen anschauen. Es ist warm. Da kein Verkehr auf der engen Straße ist, kann Rolf die Fahrt auch mehr genießen.

Es geht über den Colle de Port, 1.650 m, Colle de Jou, 1.480 m, auf L-401, Font de Vermell (ein Brunnen, wo Menschen Trinkwasser holen), Blick auf Puig Sobira, 1.923 m, Richtung Cambrils und St. Llorenc de Morunys. Die Strecke L-401 ist absolut wild-romantisch und ein besonderes Erlebnis, vorbei an Schluchten und Felsen, durch scharfe Kurven und enge Tunnel, die Felsen besitzen skurrile Formen und es bieten sich immer wieder wechselnde Aussichten. Wir halten an einem verlassenen Schulhaus, in dem die letzen Zettel zur Information aus 1994 stammen. Überall sind Rinder mit großen Hörnern auf der Straße. Weiter durch Valle de Lord, dort sehen wir einen großen Stausee, über den Coll de Mina, durch das Llobregat-Tal - eine Kurve nach der anderen, der reinste Wahnsinn. In der Luft liegt ein herrlicher Duft nach verschiedenen Wildkräutern.

Hoch auf einem Felsen sehen wir das San-turio de Queralt. Wir erreichen Berga gegen 15.30 Uhr. Berga (ca. 15.000 Einwohner), im Tal des Rio Llobregat gelegen, gelangte durch Textilindustrie zu Wohlstand. Leider haben mal wieder alle Geschäfte zu - bis 17.30 Uhr hier in der Altstadt. Doch wir finden eine kleine Bar am Marktplatz - Cal Blasi, gegründet 1932 - und genehmigen uns 1 alkoholfreies Bier und 1 Glas Wein, 3 €! Die Altstadt von Berga, am Fuße des Kastells, das die Grafen von Bergueda errichten ließen, ist übersät mit engen Gassen, die z. T. über steile Treppen miteinander verbunden sind. Nach dem Besuch in Berga geht es zurück, zunächst nach Ripoll, wo wir für die nächsten 3 Tage einkaufen, Fisch, Huhn, Kaninchen. Leider ist man hier in den Su-permärkten mit Salat und Gemüse nicht so gut bestückt. An der Kasse vergessen wir den Einkaufswagen, die nette Kassiererin kommt uns nach und bringt ihn uns, unglaublich. Gegen 17.45 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 8 Stunden, 219 km und endlos vielen Kurven. Rolfs Motorrad hat Jubiläum: 85.000 Meilen, das sind 136.850 km.

Zwar herrschte kaum Verkehr (auf 160 km sind uns 2 Motorräder und 3 Autos begegnet) auf den Straßen, doch wir sind beide geschafft, Rolf wegen des Fahrens und ich wegen meines Beines. Schmerzen sind da, aber erträglich, da ich ein Schmerzmittel genommen habe. Zum Abendessen haben wir Fisch, dazu Eichblattsalat, Tomaten, Oliven, Brot, Pfirsiche und Weißwein. Das Brot, welches wir bis jetzt gekauft haben, ist zwar knusprig, aber irgendwie fad, vielleicht ohne Salz. Mit Käse oder gesalzener Butter schmeckt es jedoch. Auf dem Campingplatz ist nur ein franz. Paar, weit weg von uns, auf der anderen Seite der Brücke und 2 Wanderer in einer Hütte, von uns aus überhaupt nicht zu sehen. Wir haben den schönen Platz am Bach unter den Bäumen ganz für uns allein.

Gegen 18 Uhr werden die Schafe "gerufen", sie folgen tatsächlich dem Pfiff des Bauern, der den Campingplatz betreibt. Durch ein Gatter im Bach werden sie nach Hause getrieben, für die Nacht, wegen der Raubtiere??? 2 Schafe haben den Anschluss verloren. Verzweifelt schreien sie nach ihren Artgenossen, bis sie Antwort erhalten und eilig hinterher rennen. Ständig ist das Bellen der Jagdhunde zu hören. Hier in der Gegend wurden Hirsche und Rehe fast ausgerottet - wegen der vielen Jäger. Aus diesem Grund hat man staatl. Jagdgebiete eingerichtet und langsam erholt sich der Wildbestand wieder. Uns ist klar, dass es kaum noch was zu jagen gibt, da fast jeder Mann am Wochenende zum Gewehr greift. Heute Abend ist es sehr warm, im Gegensatz zu gestern, wo es rasch kalt wurde. Die Idylle unseres Platzes begeistert uns beide. Rolf ist zudem begeistert von dem guten Straßenzustand, viel besser als in Frankreich, und den vielen Kurven. Noch nie sind wir so etwas an einem Tag gefahren. Was ich persönlich als super empfinde ist, dass fast überall die Infos in 3 oder 4 Sprachen zu finden sind: Französisch, Spanisch, Englisch und manchmal Katalan. Das haben wir in Frankreich nie gefunden. Ein sehr schöner Tag geht zu Ende.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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