Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Sierra Guara - Alquezar - Embalse El Grado

27. Tag - Colle Eripol - Collada de S. Caprasio - Barranco de Las Gargantas

28. September 2012 - Freitag - 27. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Sieste - Colle Eripol - Barcabo - Collada de S. Caprasio - Barranco de Las Gargantas - Sierra Guara - Alquezar- Rio Cinca - Embalse de El Grado - Embalse de Mediano
Fahrzeit: 6 Std. - 163 km

Laut Auskunft der Campingplatzbesitzerin, eine unheimlich nette und freundliche Dame, soll es die ganze nächste Woche schön sein. Heute Morgen ist es allerdings bewölkt, jedoch nicht kalt. Als Hausgäste haben wir mind. 20 Spatzen, die die restlichen Brot- und Käsekrümel verputzen. Um 10.30 Uhr geht es zunächst zum nahe gelegenen Supermarkt, einkaufen.

Anschließend führt die Tour vorbei an der ehemaligen Abtei Monasterio del Carmen, am Ufer des Flusses Ara gelegen. Das Kloster aus dem 16. Jh. wurde in ein wunderschönes Hotel umgebaut mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis.

Die Straße ist allerdings nach Sieste eine Katastrophe: Huckel, Schlaglöcher und übersät mit Kuhscheisse von den Rindern, die hier überall frei herumlaufen. Nach wenigen Kilometern endet sie und wird zu einem unasphaltierten Feldweg - irgendwann endet auch dieser und wir müssen zurück ... Ich bin heilfroh, die Schlaglöcher sind nichts für meine Wirbelsäule. Die Kühe schauen uns erstaunt nach.

Rolf macht sich kundig und wir nehmen einen anderen Weg ins Gebirge, A 2205. Zunächst über den Colle Eripol, 860 m, dann eine wunderschöne tiefe Schlucht nach Barcabo, vorbei an der Sierra de Olson, über den Collada de S. Caprasio, 810 m, an schönen alten romanischen Brücken vorbei, durch tiefe dunkle Schluchten, sehen den Eingang zur Barranco de Las Gargantas. Wir befinden uns in der Sierra de Guara, einer Gebirgskette der spanischen Vorpyrenäen. Der höchste Gipfel ist der Pico de Guara, 2.077 m. Die Straße für durch den "Parque Naturel de la Sierra y Canones de Guara". Kunstdenkmäler oder lebhafte Orte sucht man hier vergeblich, die meisten Dörfer sind verlassen. Doch gerade diese Abge-schiedenheit macht den Charme der fast menschenleeren, steppenartigen Landschaft aus. Die meisten Touristen meiden die Sierra de Guara, doch beliebt ist sie bei den Canyoning-Sportlern. Die haben hier schier unbegrenzte Möglichkeiten am Rio Vero und am Rio Balces. Tosende Sturzbäche haben am Ende der Eiszeit zahllose wilde Schluchten geschaffen.

Canyoning - in dieser Sportart sind uns die Amerikaner weit voraus. In Europa wird diese Sportart noch als Geheimtipp gehandelt. Bekleidet mit einem Neopren-Anzug und rutschfesten Gummischuhen bewegen sich die Sportler zwischen den steilen Felswänden fort - kletternd, schwimmend, watend, robbend. Mal kann ein Wasserfall nur durch einen mutigen Sprung in die Tiefe passiert werden, mal muss eine Höhle durchschwommen werden. Manchmal muss auch mit einem Seil mehrere Meter Höhenunterschied über-wunden werden. Anfänger sollten daher diesen Sport nur in Begleitung eines erfahrenen Führers machen. Es gilt die Regel, nicht alleine zu gehen, 3 - 4 Personen gelten als optimale Gruppenstärke. Wir haben das Glück, einige der tollkühnen Sportler zu sehen. Ich bewundere diese sehr.

Um 13.10 Uhr kommen wir nach Alquezar, ein hübsches altes Städtchen auf einem Berg gelegen, ca. 300 Einwohner. Die Lage des Ortes kann man nur als malerisch bezeichnen. Am Ende der letzen Kurve taucht plötzlich die am Rand der Vero-Schlucht gebaute Siedlung auf, deren an den Felsen geschmiegte Häuser von einer Stiftskirche überragt werden. Der Ort selbst ist ein Labyrinth an kleinen Gassen, die von prächtig verzierten Häusern mit schönen Steinportalen gesäumt werden. Rund um die Burg (Alcazar) und die Colegiata de Alquezar Santa Maria (geweiht im Jahr 1099) hat sich das Dorf angesiedelt. Schön ist der kleine Placa Mayor mit seinen Arkaden. Die befestigte Stiftskirche liegt auf einem Felsvorsprung. Ihr Hauptgebäude ist ein Kloster. Die Anlage aus maurischer Zeit (9. Jh.) wurde nach der Rückeroberung (durch König Sancio Ramirez) renoviert, doch sie hat den ursprünglichen Charakter erhalten. Im Mittelalter und in der Renaissance wurde sie vergrößert und erweitert. Es gibt einen ungewöhnlichen dreiseitigen Kreuzgang und die königliche Kapelle zu besichtigen.

Der Ort ist allerdings ziemlich touristisch, was uns nicht so gut ge-fällt. Da es anfängt zu tröpfeln, setzen wir uns nach der Besichtigung in eine Bar, um Kaffee zu trinken. Rolf drängt aufs Weiterfahren, wir wollen nicht nass werden. Unseren letzten Fotostopp machen wir daher an der Puente Romano, unterhalb des Ortes, dann werden die Kameras verstaut und wir machen uns auf den Rückweg, durch das Tal des Rio Vero bis Barbastro. Von dort über die A 138 nach El Grado am Rio Cinca. Eine herrliche Strecke, immer wieder erreichen die Felsen fast die Straße. Wir sind ganz begeistert, doch leider kann ich nicht fotografieren.

Erstens ist die Camera verstaut und zweitens "fliegt" Rolf, denn der Himmel sieht düster aus. Von El Grado an begleitet uns der Stausee El Grado, vorbei an der Ermita de la Virgen de Mona, zum Stausee Mediano. In den heißen Sommermonaten werden große Teile des Sees zu einer vertrockneten Lehmwüste, auch heute teilweise so zu sehen. Der kleine Ort Mediano, 14 km südlich von Ainsa, ist normalerweise vom See komplett überflutet. Im Frühjahr ragt nur der Kirchturm wie ein mahnender Zeigefinger aus dem Wasser, im Hochsommer kann man die Kirche trockenen Fußes betreten.

Der Rio Cinca ist mit 170 km der längste Nebenfluss des Segre im Nordosten Spaniens. Er entspringt im Nationalpark Ordesa y Monte Perdido. Nach Passieren des Ortes Ainsa, an der Mündung des Ara, wird der Fluss zum Embalse de Mediano - 10 km lang und 2 km breit - dessen Staumauer die Enge der Schlucht "Desfiladero de Entremon" nutzt. Wenige Kilometer weiter wird der Rio Cinca erneut gestaut - die Tal-sperre Embalse de El Grado ist 15 km lang. Sie dient dem Hochwasserschutz und der Trinkwassergewinnung. Außerdem wird durch die abzweigenden Kanäle "Canal de Aragon y Cataluna" und "Canal de Cinca" die Bewässerung der Landwirtschaft in den trockenen Gebieten zwischen Huesca, Barbastro und Lleida gewährleistet.

Über Ainsa geht es auf den Campingplatz, vorher noch kurz tanken. Um 15.30 Uhr sind wir Zuhause, nach 163 km und 6 Stunden. Rasch baut Rolf das Vorzelt auf, so dass wir auf jeden Fall im Trockenen sitzen. Unterwegs haben wir wieder einige riesige Schaf- und Ziegenherden gesehen. Ich muss unbedingt sehen, dass ich sie fotografiere. Auf den Hügel bzw. Bergen, die hier nicht so hoch sind, finden sich oft hübsche alte Orte, teilweise jedoch verlassen. Die Landflucht im Aragon ist sehr groß. Doch wir könnten jeden Meter anhalten, entweder wegen der schönen Dörfer oder wegen der grandiosen Natur, die uns oft an Land-schaften im Westen der USA erinnert.

Heute Abend gibt es Seeteufel, Austernpilze, Salat, Trauben, Brot und Weißwein. Unser Platz hier ist sehr schön. Wir haben einen traumhaften Blick auf das Gebirge und sind fast allein hier. Dann erscheint ein Spanier, der wohl nicht weiß, was er will. Er kurvt mehrfach über den Platz und sucht sich dann eine Ecke, die wirklich nicht schön ist. Aber jeder, wie er will. Nach einem weiteren Krimifilm gehen wir schlafen.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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