Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Route du Cols - Val d'Azun - Valle d'Aure

37. Tag-Col de Aubisque-Col de Soulor- Col Tourmalet- Col d'Aspin - Arreau

8. Oktober 2012 - Montag - 37. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Route des Cols - Col de Aubisque - Col de Soulor - Val d'Azun - Col du Tourmalet - Vallee de Cam-pan - Pic du Midi de Bigorre - Col d'Aspin - Valle d'Aure - Arreau - Maison des Lys - Chateau de Segure - Kirche Saint Exupery - Saint Lary Soulan
Fahrzeit: 7 1/2 Std. - 332 km

Um 8.30 Uhr stehen wir auf, um 9 Uhr wird Brot geholt und gefrühstückt.
Unsere Tour, Abfahrt 10 Uhr, heute wird nach Frankreich führen: N 260 über Biescas, Valle de Tena, Col du Pourtalet, 1.764 m, durch eine herrliche Landschaft, Valle de Ossau, über Gabas, Eau Bonnes - D 918. An einer Baustelle übersieht Rolf die rote Ampel, aber wir werden zum Glück nicht verhaftet.

Es geht über den Col de Aubisque, 1.759 m. Dieser Pass verbindet Laruns im Valle d'Ossau mit Argeles im Tal des Gave de Pau. Die herrliche Straße wurde im Jahr 1860 unter Napoleon III. als Teil der "Route thermale des Pyrenees" angelegt. Die Tour de France hatte den Pass bereits 71 x im Programm.

Über die Pyrenäen-Hochstraße "Route des Cols" geht es weiter zum Col de Soulor, 1.474 m. Eine extrem enge Straße, vorbei an Rindern und wilden Pferden und einigen Schafen. Es ist eine traumhafte Gegend, die man kaum beschreiben kann, man muss sie erleben. Der Pass verbindet das Vallee d'Aran mit dem Val d'Azun. Wir fahren bis Argeles auf der D 918, dann einen kleiner Umweg ins grüne Azun-Tal, welches auch den Spitznamen "Garten Eden der Pyrenäen" führt.

Weiter auf D 921 bis Luz-St.-Sauver, dann D 918 über den berühmten Col du Tourmalet, 2.115 m. Der Pass verbindet Luz-St.-Sauver mit dem Vallee de Campan. Die Straße über den höchsten befahrbaren Pass in den französischen Pyrenäen ist für uns leicht zu bewältigen, für Fahrradfahrer allerdings nicht. Selbst die toptrainierten Teilnehmer der Tour de France zollen dieser Strecke gewaltigen Respekt.

Tourmalet bedeutet "Schlechte Straße". Auf dem Pass bewundere ich eine Büste von Jacques Godet, dem Tour de France Direktor von 1936 bis 1986. Und es gibt eine Gedenktafel für den Champion Octave Lapiz, der am 21. Juli 1910 auf der 8. Tour de France als Erster den Pass bewältigte. Man muss wissen, dass es 1910 es nur einen Pfad über den Pass gab und in den Pyrenäen noch viele wilde Bären lebten. Lapiz bezeichnete wegen des folgenden schweren Anstieges am Col d'Aubisque die Kontrolleure der Tour-Organisation als Mörder - "Vous etes des assassins, qui, des assassins!"
Solche Geschichten gefallen mir besonders gut.

Der Col du Tourmalet führt uns ins Vallee de Campan, ein herrliches Berggebiet, welches von dem Pic du Midi de Bigorre (Spitze des Südens), 2.877 m, überragt wird. Wir haben einen tollen Blick auf seinen Gipfel, auf dem sich ein astronomisches Observatorium und ein Fernsehsender befindet. Schon in der Frühgeschichte ist der leicht zu besteigende Gipfel des Pic du Midi von Menschen besucht worden. So fand man in der Nähe des Col de Sencours auf 2.400 m Höhe eine prähistorische Pfeilspitze. Im Vallee de Campan findet man noch eine enge Harmonie zwischen bäuerlichen Wohnorten und einer grandiosen Landschaft.

Über Haarnadelkurven der D 918 kommen wir zum Col d'Aspin, 1.490 m. Dieser Pass verbindet Bagneres de Bigorre bzw. Sainte Marie de Campan im Campan-Tal mit Arreau im Valle d'Aure. Wir beobachten hier zwei "lesbische" Kühe und viele Schafe. Das Wetter ist herrlich und wir haben einen tollen Panorama-Blick vom Pass über das Tal der Neste d'Aure. Wir sind in der "Zona pastorale", das bedeutet, dass Rin-er, Schafe, Ziegen, Pferde "Vorfahrt" haben bzw. besonders geschützt sind.

Wir fahren nun abwärts, durch das Valle d'Aure, eine wunderschöne Gegend, die mir besser gefällt als der Ski-Zirkus um den Col de Tourmalet. Manchmal besetzen die hier frei laufenden Rinder die Parkplätze der Häuser bzw. die Hauseingänge, sieht witzig aus.

Gegen 15.15 Uhr sind wir in dem historischen Ort Arreau. Lange Zeit war Arreau (ca. 900 Einwohner) die Hauptstadt des "Pays des quatre Valles". Man darf Arreau ohne Zweifel als die Perle des Aure-Tales bezeichnen, denn hier finden sich viele architektonisch schöne Häuser, wie z. B. das "Maison des Lys", aus dem 16./17. Jh. Die wunderschöne Fassade aus Holz ist mit Lilien verziert und das Gebäude, welches einst für eine Adelsfamilie gebaut wurde, ist seit 1912 "historisches Monument".

Auch "Chateau de Segure" (14.-18. Jh.) und die Kirche Saint Exupery sind sehenswert und werden von uns bestaunt. In den engen Gassen gibt es viele prächtige Fachwerkhäuser aus dem 16. Jh., eines schöner als das andere. Man fühlt sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Mittelpunkt des hübschen Ortes ist ein historisches Marktgebäude, in dem die Bauern und Händler der Gegend auch heute noch ihre Waren anbieten. Die strategisch günstige Lage des Ortes bescherte dem Dorf im Laufe der Geschichte jede Menge, vielfach unerwünschter, Besucher - römische Legionen bezogen hier Stellung wie auch arabische und deutsche Soldaten. Im "Morgan Soul" machen wir Pause, wir sitzen direkt im historischen Zentrum des Ortes und ich kann einen Bummel durch einige nette kleine Lädchen unternehmen.

Nachdem wir uns gestärkt haben, fahren wir weiter - D 929 - und endlich gelingt es mir, den schönen Brunnen in Saint Lary Soulan vom Motorrad aus zu fotografieren. Der Ort selbst hat sich enorm gewandelt, nicht nur die Einwohnerzahl, sondern auch die Zahl der Skitouristen hat astronomische Maße angenommen. Sehenswert in dem einstmals beschaulichen Ort ist das Maison de l'Ours (Haus der Bären), hier erfährt man alles über die letzten Braunbären der Pyrenäen. Wir verlassen nun das Valle d'Aure durch den Bielsa-Tunnel. Zunächst heißt es jedoch warten und Rolf schaut besorgt zum Himmel, wo sich dunkle Wolken zusammen ziehen. Doch wir kommen gegen 17.30 Uhr trocken nach Boltana zurück, nach 332 km und 7 Stunden. Rolf macht sich gleich an die "Camping-Platz-Arbeiten", d. h., Abwasser, Toilette, Frischwasser.

Gegen 18.30 Uhr können wir essen, Rindersteak mit Paprika, dazu Salat, Trauben, Baguette und Rotwein. Es war heute eine ganz besonders schöne Tour, über 4 Pässe, sonnig und warm. Wir haben mit dem Wetter wirklich Glück. Auf dem Camping-Platz genießen wir den Blick auf unseren Berg, einige Katzen, Tauben und Spatzen warten abends immer auf uns. In den nächsten zwei Tagen wollen wir weniger fahren. Es wird der Abschluss eines phantastischen Urlaubes sein.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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