Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Valle de Bielsa-Valle de Pineta-Monte Perdido

31. Tag - Desfiladero de las Devotas - Bielsa - Rio Ara - Virgen de Pineta

2. Oktober 2012 - Dienstag - 31. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Ainsa - Valle de Bielsa - Labuerda - Rio Cinca - Desfiladero de las Devotas - Bielsa - Valle de Pineta - Monte Perdido - Rio Ara - Ermita de la Virgen de Pineta - Boltana
Fahrzeit: 5 Std. - 129 km

Heute Morgen fährt Rolf nach dem Frühstück zunächst allein zum Supermarkt, um dort einen speziellen sehr günstigen Wein zu kaufen, doch der ist ausverkauft. Ihr müsst nicht denken, dass wir den ganzen Wein hier trinken, wir nehmen ihn auch mit nach Hause.

Gegen 10.30 Uhr starten wir unsere Tour, zunächst geht es nach Ainsa, wo ich als erstes zum Frisör gehe, während Rolf eine Ortsbesichtigung unternimmt und dann in einer Bar auf mich wartet. Um 12 Uhr geht es weiter, über die A 138 ins Valle de Bielsa, eine herrliche Strecke.

Der Kirchturm des Ortes Labuerda hat es mir angetan, ein Baum wächst darauf. Lang Zeit war Bielsa weitgehend von Spanien abgeschnitten, der Weg durch die Schlucht Desfiladero de las Devotas war schwierig und zeitaufwendig. Erst durch den Bau der A 138 öffnete sich Bielsa zur Außenwelt. Die Schlucht Devotas ist dunkel und unheimlich, die Straße eng und kurvig, so können wir die Schönheit wirklich in uns aufnehmen.

In Bielsa biegen wir ab ins Valle de Pineta, welches in westlicher Richtung bis zum Fuße des Monte Perdido, 3.248 m, verläuft und teilweise zum Ordesa-Nationalpark gehört. Wir folgen der kleinen Straße am Rio Cinca entlang, vorbei an Wiesen und kleinen Nadelwäldern. Doch je weiter wir ins Tal vordringen, desto spektakulärer wird die Szenerie. Die 13 km lange Straße endet in einem riesigen Talkessel, der von mehreren Dreitausendern - u. a. dem Monte Perdido - überragt wird. Wasserfälle stürzen herab, die schneebedeckten Gipfel leuchten in der Sonne, ein wahrhaft gigantisches Schauspiel.

Der Monte Perdido (der verlorene Berg) ist mit 3.355 m der dritthöchste Berg in den Pyrenäen. Am Fuß des Berges entspringen die Flüsse Ara und Cinca. Das sich über die Grenze beider Länder (Spanien und Frankreich) erstreckende Bergmassiv ist seit 1997 UNESCO-Weltnaturerbe.

Der Rio Ara entspringt in 2.930 m Höhe, durchfließt das Valle de Ara und das Valle de Broto. Nach ca. 70 km mündet der nicht eingedeichte Fluss in Ainsa in den Rio Cinca. Der Rio Cinca ist mit 170 km der längste Nebenfluss des Segre. Er entspringt im Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, durchfließt das Valle de Pineta und zwängt sich durch den Canyon Desfiladero de las Devotas.

Am Ende des Valle de Pineta befindet sich der Parador Nacional de Monte Perdido, Parador de Bielsa, von hier aus kann man herrliche Wanderungen unternehmen. Parken dort kostet 5 €! Doch wir mit unserem Motorrad verzichten auf den teuren Spaß und halten an der Ermita de la Virgen de Pineta - Iglesia de la Balle Verde (1626).

Die Legende erzählt, dass ein Schäfer, der Diebe erfolgreich abwehren konnte, zum Dank der Jungfrau Maria diese Kapelle errichtete. Zumindest steht es so auf einer kleinen Info-Tafel. Jedes Jahr im September wird hier ein Fest gefeiert und, zu den Klängen eines aragonesischen Dudelsackes, ein religiöser Tanz - die Chinchecle de Bielsa - aufgeführt. Nachdem wir viel fotografiert haben, geht es zurück durch das schöne Tal nach Bielsa, wo wir uns in eine Bar setzen und Kaffee trinken. Es ist 14 Uhr und sonnig. In einem Supermarkt mache ich einen Großeinkauf für Zuhause, hauptsächlich Oliven- und Nussöl und Gewürze. In Bielsa verdienen viele der ca. 500 Einwohner ihr Geld mit Handel. Viele Franzo-sen kommen auf einem Tagesausflug hierher, um günstig Spirituosen und Wein einzukaufen, die um ein Vielfaches preisgünstiger als in Frankreich sind. In Bielsa werden einige neue Häuser gebaut, die zum Verkauf stehen. Wahrscheinlich hat sich auch hier so mancher verspekuliert.

Wir folgen der A 138 bis Parzan, kehren dann um. Das herrliche Tal ist nun wie ausgestorben - Siesta. Die kleinen Orte wirken wie tot.

Wir wollen uns nun noch die alten Häuser Boltanas anschauen, die oben auf dem Berg liegen. Rolf wählt natürlich nicht die normale Straße, sondern eine enge, holprige. Das historische Zentrum von Boltana ist schön restauriert. Herrliche Häuser, im traditionellen aragonischen Stil (16. - 18. Jh.), hölzerne Balkone mit schön gedrechselten Gittern und sehr hübsche handgefertigte Gardinen sind zu sehen. Und natürlich die Kirche aus dem 16. Jh. Und Katzen, jede Menge, mind. 20 Stück. Doch leider haben einige den Schwanz abgeschnitten, eine schlimme Quälerei. Wer macht so etwas?

Wir verlassen den schönen Ort und sind um 15.30 Uhr, nach 5 Stunden, 129 km zurück. Heute Abend gibt es Fisch mit Zucchini-Pilz-Gemüse, dazu Salat, Baguette und Weißwein. Inzwischen sind einige neue Camper gekommen, u. a. ein Ehepaar aus Karlsruhe, die sehr nett sind. Ich habe allerdings oft den Eindruck, dass einige Camper uns Motorradfahrer schief ansehen. Dabei sind wir keine Motorrradrowdys, sondern mehr Kulturreisende.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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