Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Baga-El Clot de Moro-Ribes de Freser-Queralbs

17. Tag-La Pobla de Lillet-Castellar de N'Hug-Coll Creueta-Vall de Nuria

18. September 2012 - Dienstag - 17. Tag
Campingplatz Moli Serradell, Cat. 3, Ctra Campdevanol a Gombren (Girona) - Spanien
Baga - La Pobla de Lillet - El Clot de Moro - Castellar de N'Hug - Coll de la Creueta - La Molina - Ribes de Freser - Vall de Nuria - Queralbs - Rathaus - Kirche Sant Jaume - Vall de Ribes
Fahrzeit: 6 Stunden - 134 km

Der Wecker schellt um 7.30 Uhr, um 8.30 Uhr frühstücken wir und starten um 10 Uhr. Unsere vorgesehene Route heute: Gombren, Colle Merolla, 1.090 m, Baga, La Pobla de Lillet. Wir wollen heute nur eine kleine Tour machen, denn Morgen werden wir weiterfahren. Normalerweise kostet der Campingplatz 28 Euro, was wir überteuert finden. Mit ADAC Vergünstigung zahlt man 20 Euro. Wir mit der ACSI Card liegen am günstigsten, 16 Euro.

Baga - die Kleinstadt südlich vom Eingang des Cadi-Tunnels war früher Hauptort des historischen Gebietes Ober-Bergueda. Heute ist sie mit ca. 2.000 Einwohnern hinter Berga die zweitgrößte Gemeinde der Region. Die Überreste der Verteidigungsmauern erinnern daran, dass hier einst die Herrscher von Bergueda ihren Sitz hatten. Die Ruinen des Schlosses und die Kirche Sant Esteve prägen die Stadt. Der Placa Mayor ist mit schönen Arkadengängen umgeben. Wir schauen uns den Ort und die Kirche an, viele Katzen spazieren umher.

Es geht weiter nach La Pobla de Lillet. Der kleine Ort, ca. 1.700 Einwohner, wird von dem Fluss Llobregat geteilt. Bekannt wurde die Stadt durch die Artigas Gärten, ein Park mit Brücken, Türmchen und kleinen Höhlen, erbaut von dem weltbekannten Architekten Antoni Gaudi (Kirche Sagrada Familia in Barcelona). Schön anzusehen sind auch die Brücke aus dem 15. Jh., die Wallfahrtskirche Falgars und Überreste einer Festung aus dem 13. Jh. In einer kleinen Bodega erstehen wir einige Köstlichkeiten.

Anschließend geht es Richtung Castellar de N'Hug, wir besichtigen im El Clot de Moro die ehemalige Zementfabrik Asland, ein gigantisches Bauwerk von 1901 des Modernismusarchitekten Rafael Guastavino. Die außergewöhnliche Linienführung und die Tatsache, dass das Monument seit 1975 leer steht, machen aus dem Gebäude eine gespenstisch anmutende Ruine des Expressionismus. Zu dem Gelände gehört auch das Wohnhaus Chalet Guell, das allerdings dem Verfall preisgegeben ist. An der Zementfabrik, im Museum del Transport, werden historische Zugabteile, Loks, Busse gesammelt und restauriert. Das Museum ist geschlossen, doch wir können uns ansonsten alles anschauen.

Es geht weiter: Die 42 km lange Strecke über den Pass Coll de Creueta verbindet La Pobla de Lillet im Süden mit der Cerdanya im Norden. Wir kommen in den sehr schon restaurierten Bergort Castellar de N'Hug. Hier findet im Sommer ein besonderer Wettbewerb statt. Schäfer aus allen Ecken der Pyrenäen versammeln sich und küren den besten "Gos d'Atura" - dies ist ein putzig aussehender, langhaariger Pyrenäen-Schäferhund. Das Dorf, in dem sich die Hunde austoben, liegt weit ab von allem, hoch oben in den Bergen des Bergueda, an der östlichen Grenze des Naturparks Cadi-Moixero.

Castellar de N'Hug ist schon fast zu touristisch für uns, doch wir schauen uns die schön restaurierten alten Häuser und die Kirche an. Wir wollen dann einen Kaffee trinken, doch der Inhaber schließt - es ist Mittagszeit, den Spaniern wirklich heilig. Von 12.30/13.00 Uhr bis 16.30 / 17.00 Uhr ist alles geschlossen, egal, wo. Da ich mir Notizen machen will, setzen wir uns auf eine Bank, leider ist die frisch gestrichen, doch wir haben mit unseren Hosen Glück, man sieht kaum was. Rolf hat im Übrigen sein Motorrad direkt bei einem Parkverbotsschild abgestellt, sehen wir aber auch erst später. Da wir kein offenes Cafe finden in dem malerischen Ort fahren wir weiter, über den Coll de la Creueta, 1.888 m. Es gibt hier wenig Vegetation und es ist recht kühl. Wir sehen einige große Pferdeherden. Rolf fährt jedoch zu schnell, ich krieg sie nicht fotografiert. Und natürlich gibt es auch viele schöne Rinder zu sehen. Über den bekannten Skiort La Molina (Wegbereiter des alpinen Skisports in Spanien, schon 1911 wurden hier Wettbewerbe ausgetragen) auf einer Kurvenstraße nach Ribes de Freser. Der Ort ist bekannt für sein Mi-neralwasser, welches als besonders schmackhaft und gesund gilt.

Unsere Fahrt führt uns nun in das Vall de Nuria, nahe der Grenze zu Frankreich. Nuria ist ein bedeutender religiöser Ort und ein beliebtes Ausflugs-ziel, das vielfältige Ski- und Wandermöglichkeiten (zu mehreren knappen Dreitausendern) bietet. Wir machen Station in Queralbs, 1.236 m, ca. 134 Einwohner. In der Gegend finden sich zahlreiche Höhlen, in denen steinzeitliche Funde gemacht wurden, die für eine frühe Besiedlung der Gegend sprechen. Queralbs wurde 839 urkundlich erstmals erwähnt. Neben der traditionellen Viehzucht und dem 1903 aufgenommenen Betrieb von Wasserkraftwerken, ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle des Ortes, insbesondere seit 1931 die Zahnradbahn "Cremallera de Nuria" auf der Strecke von Ribes de Freser in das Tal von Nuria in Queralbs Station macht. Von Queralbs führt der historische Cami Vell ("Alter Weg") in 3,5 Gehstunden zum "Sanktuari de la Mare de Deu" im Vall de Núria auf 1.967 Höhe.

Wir haben keine Zeit, diese Wanderung zu unternehmen, doch wir schauen uns das schöne Bergdorf mit vielen alten Häusern, einem interessanten Rathaus und der romanischen Kirche Sant Jaume aus dem 10. Jh. an. Die Straßen sind eng und steil, nur die Einheimischen dürfen hier fahren. Für mich wäre das eh ein Albtraum in den engen Gassen. Wir haben Glück, wir sehen die Zahnradbahn, die in Queralbs Halt macht und dann hinauf nach Nuria fährt. In einer kleinen Bar genehmigen wir uns ein alkoholfreies Bier und einen Kaffee, 2,60 €. Vor uns parkt mal wieder ein "Beulenauto". Die Menschen hier sind sehr freundlich, sprechen uns oft an, bewundern das Motorrad. Durch Vall de Ribes mit dem Rio Freser geht es zurück auf den Campingplatz, wo wir um 16 Uhr ankommen, nach 6 Stunden und 134 km. Zu unserem Erstaunen stellen wir fest, dass wohl die Schafe unseren Platz "besucht" haben. Tische und Stühle sind verrückt und in unserem "Vorgarten" haben die Schafe ihre "Hinterlassenschaft" verewigt. Beweisfotos werden gemacht!

Rolf lädt gleich bei Ankunft das Motorrad auf den Hänger, ich räume auf und bereite das Essen zu. Es gibt Hühnerbrust mit Zucchini, Chicoree-Salat, Trauben, Brot und Rotwein. Wir haben heute unterwegs sehr gutes Brot gekauft, knusprig und nicht so fad schmeckend, außerdem ein süßes Blätterteigteilchen, ganz hervorragend. Rolf verabschiedet sich von den Campingplatzbesitzern. Es hat uns auf dem Platz sehr gut gefallen. Zum Abschied bekommen wir eine Flasche Weißwein geschenkt. Hier im Tal ist es warm, doch in den Bergen heute war es recht kalt. Es gab viel Nebel und Feuchtigkeit. Mein Bein schmerzt, ich reibe es ein, nehme Schmerzmittel. Auch mein rechter Arm, mit dem ich auf den Blumenkübel gefallen bin, tut weh. Doch ich will nicht meckern, Hauptsache, ich kann das Motorrad besteigen. Plötzlich kommt ein starkes Gewitter und zack, das Licht im Bus ist weg. Doch Dank Rolfs Batterien sitzen wir nicht im Dunkeln und nach einigen Minuten kommt der Strom eh wieder. Und es schüttet wie aus Kübeln. Doch wir sitzen im Trockenen und schauen uns einen Krimi an. Morgen fahren wir weiter.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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