Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Benasque-Tal-Congosts de Ventamillo-Graus

19. Tag - Castejon de Sos - Benasque - Graus - Benabarre

20. September 2012 - Donnerstag - 19. Tag
Campingplatz Alta Ribagorca, El Pont de Suert, Lleida (Spanien)
Castejon de Sos - Benasque-Tal - Benasque - Congosto de Ventamillo - Graus - Benabarre - Castillo de Benabarre
Fahrzeit: 6 ½ Stunden - 213 km

Heute Morgen haben wir einen herrlichen Blick auf die Berge, doch es sind nur 5,5 Grad, wir sind auf 850 m Höhe. Meine Finger sind beim Frühstück so kalt, dass ich überlege, ob ich mir Handschuhe anziehe. Die Wettervorhersage ist gut, es sollen 29 Grad werden.

Um 10 Uhr starten wir. Ich bin heute dicker angezogen als sonst, mit Schal und Handschuhen. Die leider ziemlich schlechte Straße führt über den Colle de Espina, 1.407 m, Colle de Fadas, 1.470 m. Die schöne Landschaft entschädigt uns. Wir folgen der N-260 bis Castejon de Sos. Der Ort liegt am Eingang des Benasque-Tales und ist bekannt für Paragleiter. 1997 fanden hier die Weltmeisterschaften statt, die ca. 450 Einwohner des Ortes sind mächtig stolz darauf. Wir fahren in das herrliche Tal hinein, am Parc Posets Maledeta vorbei, hier sind die uns umgebenden Berge alle an die 3.000 m hoch. Wir sehen einen schönen Stausee, Embalse de Linsoles. Einige Pferdebesitzer sind nach Llanos del Hospital unterwegs. Sie befahren mit ihren Pferden ganz vorsichtig die holprige Straße.

Der östlichste Teil der aragonischen Pyrenäen ist zugleich auch der höchste des Gebirgszuges. Hier erheben sich der Aneto, 3.404 m, im vergletscherten Maledetta-Massiv und der Posets, 3.371 m als die höchs-ten Gipfel der gesamten Pyrenäen. Wir sehen zwei schöne Wasserfälle. Leider können wir nicht halten. Auch zwei Murmeltiere wollen partout nicht auf das Bild. Die putzigen Tiere halten uns zum Narren. Der Rio Esera durchzieht die Region von Nord nach Süd. Neben dem Fluss verläuft die A 139, die wenige Kilometer vor der französischen Grenze einfach endet. Wir müssen umkehren.

Im Herzen der Felsmassive liegt das kleine Örtchen Benasque (1.500 Einwohner) - Zentrum des alpinen Tourismus. Zahllose Wanderer und Bergsteiger finden hier Unterkunft. Doch der Kern des Ortes hat sein historisches Aussehen bewahrt. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Lage blieb Benasque im Laufe der Geschichte der Invasion verschont. Selbst die Mauren, die sich jahrhundertlang in Spanien aufhielten, fanden nicht den Weg hierher. Die ersten Fremden, die den Ort für sich entdeckten, waren wohlhabende Aristokraten des Aragon, die im 16. und 17. Jh. den Ort wegen seines angenehmen Klimas als Sommerresidenz für sich erkoren. So entstanden viele Adelshäuser, wie Casa Faure nahe der Kirche und der Palast der Grafen von Ribagorca in der Calle Mayor. Obwohl der Tourismus Einiges verändert, sind doch die Einheimischen der Viehhaltung treu geblieben. Auf den Wiesen rund um den Ort finden sich auch heute noch zahlreiche Rinder, Schafe und Ziegen. Wir machen natürlich einen Rundgang durch den schönen Ort und sehen uns die schönen alten Häuser und die Kirche an. Anschließend machen wir im Supermarkt einen Großeinkauf.

Nun geht es zurück auf der A 139, durch die wilde "Congosto de Ventamillo", eine phantastische Schlucht. Die Straße führt durch das Esera-Tal und die 3 km lange, enge Schlucht, deren Kalksteinwände fast senkrecht aufsteigen. Wir sind ganz begeistert. Nach dem Ort Campo fahren wir bis Santa Liestra. Rolf fährt durch die engen Gassen, auf der Suche nach einer Bar. Aber nichts zu finden, es stinkt nur gewaltig nach eingesperrten Schweinen. So geht es zurück auf die Hauptstraße, wo wir das schöne Hotel Esera sehen. Dort setzen wir uns auf die Terrasse und genießen 1 alkoholfreies Bier und 1 Kaffee, 2,50 €. Auch hier wieder, die Toiletten piccobello. Es ist 13.30 Uhr, herrlicher Sonnenschein. Viele Motorradfahrer sind unterwegs.

Auf einer gut ausgebauten Straße geht es bis Graus. Dort liegt eine prächtige Kirche hoch oben über der Stadt. Vor lauter Begeisterung über die tolle Straße fährt Rolf recht flott und wir verpassen fast die Abfahrt nach Benabarre. Kurzer Stopp am Fluss mit Blick auf eine alte Brücke. Er-staunlich, hier dürfen die Kühe, obgleich genug Platz vorhanden ist, nicht frei weiden. Sie sind eingesperrt in Ställen und überall stinkt es gewaltig. Gefällt uns gar nicht.
In Benabarre steigt Rolf eine enge steile Gasse zum Castillo de Benabarre hinauf. Dieses liegt malerisch auf einem Hügel über der Stadt und kann kostenlos besichtigt werden. Man hat von dort einen herrlichen über die Landschaft. Der Ursprung des Castillo de Benabarre geht zurück bis ins späte 10. oder frühe 11. Jh. Damals war das Gebiet unter muslimischer Herrschaft. Benabarre wurde von König Ramio I. (Aragon) 1062 erobert. Er ließ eine Burg bauen, zur Verteidigung und Sicherung der Grenzen. Im Laufe der Jahre wurde auf seine Veranlassung hin auch eine romanische Kirche errichtet.

Es ist 15 Uhr und sehr warm. Zurück auf einer super ausgebauten N-230, Rolf kann flott fahren, ich aber kaum fotografieren. Geschwindigskeitsschilder sieht Rolf nicht, weil er zufällig in die andere Richtung schaut. Ein Polizeiauto folgt uns langsam, hält uns aber nicht an. Dann geht es durch 13 kleine Tunnel (Tunnels Escales), vorbei am Stausee Escales, in dessen Wassermassen das frühere Benediktinerkloster Lavaix verschwunden ist, bis zu unserem Campingplatz. Ankunft 16.30 Uhr, nach 6 ½ Stunden und 213 km.

Es ist sehr warm. Schnell die Einkäufe verstauen und dann kochen: Heute gibt es Merluzzo (Fisch), Austernpilze, Feldsalat, Brot, Trauben und Rotwein. Rolf hat seinen "Ribera del Duero" wiederentdeckt, ein Rotwein, 13 %, der ihm gut schmeckt und bekömmlich ist. Ich bleibe eigentlich lieber bei meinen leichteren Weinen. Heute Abend ist es sehr warm, windstill. Die großen frechen Elstern leisten uns Gesellschaft. In der Wiese finde ich zahlreiche weiße Schneckenhäuser, alle anders geformt. Wir sind, bis auf ein holländisches Paar weit weg, allein auf dem Platz.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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