Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

San Juan de la Pena - Jaca - Vall de Rio Ara

29. Tag - Puerto de Serrablo- Laguarta -Valle de Rio Ara-Mirador de Janovas

30. September 2012 - Sonntag - 29. Tag
Camping Boltana, Ctra. N 260, km 442, Ctra. Margudgued, Boltana, Huesca - Aragon (Spanien)
Puerto de Serrablo - Laguarta - Monasterio de San Juan de la Pena - Jaca - Zitadelle "Castillo de San Pedro" - San Pedro Kathedrale -La Torre del Reloj (Glockenturm) - Vall de Rio Ara - Mirador de Janovas
Fahrzeit: 6 Std. - 227 km

Heute Morgen haben wir 9 Grad, doch es wird schnell wärmer und in der Sonne ist es richtig heiß. Der Wind hat die dunklen Wolken vertrieben und wir nehmen an, dass es ein schöner Tag wird.

Rolf hat schon ein schöne Tour ausgesucht, durch das Valle de Serrablo - A 1604, Ziel ist Jaca. Gegen 10.30 Uhr starten wir. Die Fahrt durch das Tal ist wunderschön, wilde Felsen, dunkle Wälder, Kühe auf der Straße - Puerto de Serrablo, 1.291 m. Rolf räumt einige Steine von der Straße. In Laguarta gibt es schöne Häuser und eine alte Kirche zu sehen. Ab Lanave folgen wir einer autobahnähnlichen Straße, N 330, bis Arguis, über den Puerto de Monrepos, 1.262 m. Ab dort fahren wir über einen asphaltierten Feldweg, über Rasal, S 1205 und A 1603. Wir kommen zum neuen Kloster San Juan de la Pena, ich hole uns einige Informationen im Visitor Center.

Dann geht es zum eigentlichen "Monasterio de San Juan de la Pena", in der Sierra San Juan de la Pena, auf 1.562 m Höhe. Das Gebiet ist Landschaftsschutzgebiet. Allein die Lage unter einem natürlichen Ge-wölbe aus Felsen macht dieses ehemalige Benediktinerkloster zu einem der kulturellen Höhepunkte des Aragon. Drohend hängt der gewaltige Felsbrocken über den alten Mauern. Hier war lange Jahre das politische Zentrum Aragons, in dem sich der Widerstand gegen die Mauren formierte. Der Ursprung des Klosters ist bis heute nicht geklärt, doch bereits im 8. Jh. hat ein Einsiedler hier ein religiöses Bauwerk errichtet. 920 eroberte Galindo Aznarez II. das Gebiet und ließ ein kleines Kloster errichten, welches dem Hl. Julian geweiht war. Aus dieser Zeit ist nur eine kleine mozarabische Kirche erhalten.

Ab Mitte des 9. Jh. gewann die Abtei durch königliche Schenkungen rasch an Bedeutung. Im 11. Jh. ließ Sancho von Navarra das Kloster San Juan de la Pena bauen. Von dem versteckt liegenden Kloster ging immense Macht aus, zumal mehrere hundert abgabepflichtige Orte finanziell für rosige Zeiten sorgten. Hierher flohen die christlichen Herrscher Aragons vor den Mauren. Der Mittelpunkte des alten Klosters ist die 1094 geweihte Oberkirche, an die das Pantheon der König grenzt. Fast alle weltlichen Herrscher, die zwischen dem 12. und 16. Jh. über Aragon befehligten, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Die Kirche des Untergeschosses stammt aus dem frühen 10. Jh. und ist der älteste Teil des Klosters. Lt. einer Legende soll im Kloster einst der Heilige Gral verwahrt worden sein. Mit dem Niedergang des Königreiches Aragonien im 15. Jh. verlor die Abtei an Einfluss. Die Mönche zogen in ein neu erbautes, 1 km entferntes Kloster um. Die neue Klosteranlage, die unter dem Architekten Ricardo Magdalena erbaut wurde, gilt als geschütztes Baudenkmal seit 1923. Die Landschaft mit den Felsen um das alte Kloster wirkt auf mich dunkel und unheimlich.

Bis auf die A 1603 zum Kloster war die gesamte Straße heute eine einzige Hoppelpiste, nicht gerade gut für meinen Rücken. Die Strecke vom Kloster bis zu dem schönen Dorf Santa Cruz de la Seros hat einige Haltebuchten, von denen man einen hervorragenden Blick auf eine Felswand hat, in der sich zahlreiche Gänsegeier tummeln. Auch der Blick über die Landschaft ist traumhaft schön. Über die N 240 fahren wir bis Jaca, wo wir um 14 Uhr eintrudeln. Auf dem Placa Biscos finden wir einen schönen Platz in der Sonne, zum Kaffee trinken. Es ist heute zwar sehr sonnig, doch etwas kühl.

Jaca hat ca. 12.000 Einwohner und liegt auf 818 m am Südrand der Pyrenäen, am Rio Aragon. Bei Jaca treffen die Straßen N 330 und N 240 aufeinander. Die Stadt ist Etappe des Jakobsweges. Die Ursprünge Jacas liegen im Dunkeln. Schon die Römer erkannten die strategisch günstige Lage und erbauten am linken Ufer des Rio Aragon eine Siedlung. Maurische Autoren erwähnen Dyaka als einen der wichtigsten Orte in der Sarkosta-Provinz (Saragossa). Die Stadt konnte jedoch von den Mauren nie bezwungen werden. Als 760 n. Chr. der maurische Statthalter einen Angriff auf die Stadt unternahm, wurde er in der Schlacht am Rio Aragon zurückgeschlagen. Besonders die Frauen von Jaca stellten hier ihren Mut unter Beweis. Dieses historische Ereignis - Las Tiendas - wird immer am ersten Freitag im Mai gefeiert. 824 n. Chr. wurde die Grafschaft Aragon gegründet, die im 10. Jh. der Provinz Navarra zugeschlagen wurde. Nach dem Tod von Sancho III. von Navarra im Jahr 1035 stieg Aragon zum selbständigen Königreich auf und Jaca wurde Hauptstadt. Dadurch bildet die Jacetania, das Gebiet um Jaca, den historischen Kern Aragoniens.

Ramiro I., seit 1035 der erste König Aragoniens, erhob Jaca zur Stadt und hielt hier ein Konzil ab. 1063 errichtete König Ramiro I. eine von Papst Nikolaus II. genehmigte Kathedrale (San Pedro Kathedrale), die heute als erste und wichtigste romanische Kathedrale am Jakobsweg in Spanien betrachtet wird. Jaca wurde Sitz der Bischöfe von Huesca. Endgültig Bischofssitz wurde die Stadt 1572, basierend auf einer Bulle von Papst Pius V. Das Bistum Jaca gehört zur Kirchenprovinz Saragossa. Der Ausbruch der Pest und die Ereignisse des endenden Mittelalters rissen Jaca in eine Krise. Ferdinand II. (1452-1516) und seine Frau Isa-bella I. von Kastillien gingen rigoros gegen Andersgläubige (Juden, Moslems) und Ausländer vor, so verlor die Stadt auch einen großen Teil wirtschaftlich und kulturell bedeutender Bevölkerung.

Jaca begann ein strategischer Ort zu werden, von dem aus man sich gegen eine mögliche französische Hugenotten-Invasion verteidigen hätte können. Aus diesem Grund ordnete Philipp II. (1527-1598) den Bau verschiedener Festungen in den Pyrenäen an, unter denen sich die Zitadelle von Jaca befand. Der Bau wurde erst 1670 unter Philipp III. beendet. Der Zweck der Befestigungsanlage war der Schutz der Grenze vor den Angriffen französischer Truppen. Die Zitadelle - Castillo de San Pedro - ist eine Befestigungsanlage in Form eines regelmäßigen Fünfeckes. Die Anlage ähnelt der nur wenig älteren Bergfestung Wülzburg bei Weißenburg in Bayern, unterscheidet sich von dieser aber durch die Lage im Tal. 1707 wurde die Festung im Spanischen Erbfolgekrieg von den Truppen des Erzherzogs Karl von Österreich angegriffen. Im Unabhängigkeitskrieg 1809 wurde sie von den Truppen des Marschalls Suchet besetzt, jedoch 1814 von dem spanischen General Espoz y Mina zurückerobert. Seit 1951 gehört die Festung zum "Monumento Historico Ar-tistico". Die heute noch teilweise militärisch genutzte, gut erhaltene Zitadelle wurde 1968 restauriert. dafür wurde ihr 1985 der Preis "Europa Nostra" zuteil. Seit 2007 gibt es in der Festung ein Museum für Militär-miniaturen. 2010 erfolgte die Rekonstruktion der Eingangsmauern.

Im Dezember 1930 gewann Jaca die Aufmerksamkeit Spaniens. Ein Aufstand in der Garnison von Jaca, die die Abschaffung der Monarchie und eine demokratische Republik verlangte, konnte nur mit einigen Schwierigkeiten niedergeschlagen werden. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. kam es zu einem Wandel der Stadt, der sich bis heute auswirkt. Die Dominanz der Vieh- und Landwirtschaft wich dem Tourismus. Die Eisenbahnstation von Canfranc bildete die Basis für eine verbesserte Infrastruktur, die bis heute die touristische Entwicklung unterstützt. Besonders sehenswert sind in Jaca auch u. a. die romanische Kathedrale und der "Torre del Reloj" (historischer Glockenturm) mit einer Statue des Königs Ramiro I.

Ramiro I. (1000-1063) war König von Aragon von 1035 bis 1063. Er war der Sohn von König Sancho III, genannt der Große von Navarra. Er soll ein illegitimer/vorehelicher Sohn gewesen sein. Ramiro I. führte ständig Krieg gegen die Mauren. Er kämpfte gegen den Emir von Saragossa und fiel in der Schlacht von Graus, als er diesen Ort zurückerobern wollte.

Nach der Besichtigung der Altstadt von Jaca - schöne Häuser mit herrlichen Schmiedearbeiten - fahren wir über die N 330 bis Sabinanigo, von dort Richtung Fiscal, durch eine traumhafte Landschaft, entlang der Sierra de Portiello und Sierra de Picardiello. Wir passieren einen neuen Tunnel - Petralba, ca. 3 km lang - und kommen durch das Valle de Rio Ara, halten am "Mirador de Janovas", einer wilden tiefen Schlucht. Heute sind viele Jäger unterwegs, einer hat seine Beute - eine Gemse - in die Bäume gehängt, sah schaurig aus und die Jäger selbst haben uns böse Blicke zugeworfen. Wahrscheinlich weil normalerweise kein Mensch auf diesen Wegen herum fährt, nur wir mal wieder. Gegen 16.30 Uhr sind wir am Campingplatz nach 6 Stunden und 227 km. Das war heute ein besonders schöner Tag. Zum Dinner gibt es eingelegten kalten Thunfisch, Oliven, Salat, Pfirsiche, Brot und Rotwein. Zum Abschluss des schönen Ta-ges erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang über unserem Berg.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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