Teil 2 - Pyrenäen 2012 (Katalonien/Aragon) - Spanien

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Uschi Agboka

Vall Foasca - Capdella - Geri de la Sal

24. Tag - Vall Fosca -Stausee Salente -La Torre de Capdella -Geri de la Sal

25. September 2012 - Dienstag - 24. Tag
Campingplatz Alta Ribagorca, El Pont de Suert, Lleida (Spanien)
Vall Fosca - Capdella - Stausee Sallente - Estany Gento - Capdella - La Torre de Capdella - Kirche Sant Marti - Geri de la Sal - Benediktiner-Kloster Santa Maria
Fahrzeit: 6 Std. - 161 km

Heute Morgen ist es sehr kalt. Wir heizen im Bus, ehe wir aufstehen und frühstücken erst spät. Anschlie-ßend geht es nach El Pont de Suert, zum Einkaufen - Fleisch, Brot und Shampoo. Und wieder mal über die schöne kurvige Straße N 260, Perves-Pass nach Senterada.

Unser Ziel ist das beschauliche Vall Fosca - dunkles Tal. Die Berge im höchsten Teil des Tales sind so hoch, dass auch an den längsten Tagen im Jahr die Sonne sehr früh untergeht. Diese Besonderheit ist eine Erklärung für den Namen des Tales. Hier ist noch alles beim Alten. In dieses hübsche Tal verirren sich nicht viel Besucher, nur hin und wieder mal ein paar Bergsteiger, die in der von Gletschern geschaffenen Seenlandschaft im Norden wandern und die Gipfel der 3.000 m hohen Berge erklimmen. Hier im Tal befindet sich eines der wichtigsten Seengebiete Europas, mehr als 30 natürliche Seen sind hier zu finden. Hier befindet sich auch das erste Wasserkraftwerk Kataloniens. Das Vall Fosca wirkt gemütlich, nicht spektakulär und die Kirchen zeichnen sich mehr durch Niedlichkeit als durch kunsthistorische Bedeutung aus.

Nach ca. 13 km erreicht man das Hauptdorf des Tales - La Torre de Capdella. Der Lauf des Rio Flamisell führt den Besucher des Tales durch eine ständig wechselnde Landschaft bis zum Ende des Tales. Das winzige Dorf Capdella, dessen Kirche auf einer Erhebung thront und das Tal von dort aus zu überwachen scheint, befindet sich auf 1.420 m Höhe. Es herrscht eine urige Atmosphäre in den Gassen des kleinen Ortes.

Zwar verschweigen die meisten Karten das, doch es führt eine ca. 6 km lange Straße nach Norden, zum Wasserkraftwerk Stausee Sallente. Dieses wird mit Hilfe eines ausgedehnten Netzes unterirdischer Kanäle versorgt. Das Kraftwerk Sallente-Lago Gento arbeitet reversibel, kann also in Zeiten geringen Strombedarfs Wasser vom tief gelegenen See Sallente in den hochgelegenen Estany Gento pumpen. Von dort führt eine Seilbahn über einen Höhenunterschied von 500 m an den Fuß von über 3.000 m hohen Bergen. Mit der Seilbahn von Sallente kann man in ca. 13 Minuten den Estany Gento auf 2.000 m Höhe erreichen. Der See ist eiszeitlichen Ursprungs. Die Anfänge der Seilbahn reichen in die frühen 80er Jahre zurück, als das Pumpspeicherkraftwerk Sallente gebaut wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt der der See von Gento nur zu Fuß zu erreichen. Der Bau einer Straße war aufgrund unüberwindlicher Hindernisse erschwert. Deshalb baute man die Seilbahn, mit der das erforderliche Baumaterial für das Kraftwerk transportiert werden konnte. Die Seilbahn verfügt mit 25.000 kg Last über eine der größten Transportkapazitä-ten in Europa. Während der Bauarbeiten wurde ein Betonmischer mit der gesamten Last nach oben befördert. Die schöne Landschaft um den Estany Gento - 2.154 m - und die anderen Seen zogen einige Besucher an und so wurde die Seilbahn ab 1991 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie hat eine Aufnahmekapazität von ca. 60 Personen und ist vom 1. Juli bis 30. September in Betrieb.

Wir fahren zunächst bis zum vermeintlichen Ende der Straße, nach Capdella. Die Kirche steht wachend über dem urigen Ort. Von dort folgen wir einem gut asphaltierten Feldweg zum Stausee Sallente. Unterwegs begegnen wir nur einigen Rindern, denen man allerdings die Hörner gestutzt hat. Wir befinden uns ziemlich hoch und es ist empfindlich kühl. Leider ist die Seilbahn wegen wegen Reparaturarbeiten nicht in Betrieb, so dass wir nicht zum Estany Gento hochfahren können. Rolf ärgert das. Er hat einen Bunker entdeckt, in der eine steile Straße tief in den Berg führt. Er überlegt, ob wir mal kurz da hinein fahren sollen. Gott sei Dank setzt er das nicht in die Tat um, das Verbotsschild hält ihn davon ab. Nach vielen Bildern und Schauen geht es zurück durch das schöne Tal nach Capdella, wo Rolf zur Kirche hochsteigt, um zu fotografieren. Nur die riesigen Strommasten stören überall. Die Bergspitzen sind in dunkle Wolken gehüllt, es wird doch wohl kein Regen kommen? Ich bestaune den Garten einer älteren Dame, die mich anspricht und sich freut, dass ich Bilder ihres Obstbaumes und ihrer Blumen mache. Mit meinem Italienisch funktioniert die Verständigung einigermaßen.

Nun geht es weiter, nach La Torre de Capella. Hier ist die Kirche Sant Marti sehenswert und einige hübsche Häuser. 2 Katzen sitzen vor einem Tante Emma Laden und miauen. Eigentlich sollte das Geschäft von 10 bis 14 Uhr geöffnet sein, doch die "nette" Dame im Laden schließt uns die Tür vor der Nase zu, um 13 Uhr! Schade, so macht sie kein Geschäft, denn ich wollte dort einkaufen. Wir machen einen Spaziergang durch den alten Ort, ich entdecke dabei einen hübschen kleinen Spielplatz.

Da Rolf keine Lust hat, exakt den gleichen Weg zu fahren, geht es ab La Pobleta de Bellvei über eine abenteuerliche Straße quer durch die Pampa nach Gerri de la Sal. Unterwegs springen 3 junge Rehe über die Fahrbahn. Sie sind zu schnell, ich erwische sie nicht. Es sind die einzigen Rehe, die wir auf dieser Reise erblickt haben. Die Jäger haben ja alle ausgerottet.

Gerri de la Sal - der Name sagt bereits viel über den Ort aus. Seit frühester Zeit nutzen die Bewohner eine Quelle zur Salzgewinnung. Von der Hauptstraße sind noch einige intakte Salinen zu sehen, die terrassen-förmig nah am Fluss errichtet wurden.

Einst unterstand die Salzgewinnung den Äbten des hiesigen Benediktinerklosters Santa Maria.
In Gerri de la Sal sitzen wir in einer Bar direkt an der Hauptstraße und haben eine nette Unterhaltung auf Englisch mit zwei Spaniern. Auch das ist anders als in Frankreich, wo anscheinend kaum jemand Englisch spricht. Nachdem wir uns gestärkt haben, besichtigen wir den alten Ort mit einer schönen romanischen Brücke, die über den Rio Noguera Pallaresa führt. Dort schauen wir uns die Reste des Benediktinerklosters Santa Maria an, das bereits im 9. Jh. (um 807) erstmalig erwähnt wurde. Die Kirche aus dem 12. Jh., ein brillantes romanisches Bauwerk mit einem auffälligen stufenförmig angelegten Glockenturm, ist sehenswert. Es gibt auch einen kleinen Friedhof mit alten und neuen Gräbern. Auf der Brücke rette ich einen kleinen Schmetterling vor dem Überfahren werden.

Gegen 16 Uhr sind wir nach einer herrlichen Fahrt durch die Bergwelt der Pyrenäen zurück am Campingplatz, nach 161 km und 6 Stunden. Es war wieder ein toller Tag. Evtl. müssen wir heute Abend noch mit Regen rechnen. Zum Dinner gibt es Steak, Salat, Brot, Trauben und Rotwein. Erst spät verziehen wir uns in den Bus zum Fernsehen. Es regnet nicht.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 42-tägige Tour von Niederbayern nach Frankreich, in die Auvergne, weiter in die französischen und spanischen Pyrenäen.
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 13.10.2012
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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