addicted to life

Reisezeit: April 2020 - Dezember 2021  |  von Markus Knüsel

better safe than sorry, oder?

barichara - älteste kolonialstadt in kolumbien

barichara - älteste kolonialstadt in kolumbien

park in san gil - hochzeitsfoto session

park in san gil - hochzeitsfoto session

tayrona nationalpark

tayrona nationalpark

teil 2

mit einem uber fuhren wir zum busterminal von bogota. der uber fahrer erzählte mir während der fahrt schon immer was von der polizei, aber ich hatte keinen plan was er genau meinte. wir fuhren durch undurchsichtige strassen, durch schönere gegenden und überall fahrrad fahrer. in der ganzen stadt. man hat gefühlt die hälfte aller strasse sind für die fahrradfahrer*innen gesperrt. und das wurde auch schönerweise rege genutzt. die busse in kolumbien sind einiges angenehmer als in costa rica. sie sind klimatisiert, es darf nur jeder zweite platz besetzt sein und es hatte ein klo im bus. zwar nur für klein und nicht das schönste erlebnis, aber man kann trotz maskenpflicht genügend wasser trinken. san gil erreichten wir nach 8 stunden, also wir hatten 2 stunden verspätung. es war schon fast tiefste nacht, als das taxi das hübsche hostel anfuhr. kurze stärkung im kubanischen restaurant gleich gegenüber und noch kleine unterhaltung mit einem österreicher, der meinte, dass es in santa marta (unser nächster stopp) evtl. in wenigen tagen einen lockdown gehen könnte, da dort die fallzahlen durch die decke steigen. bisschen beunruhigt gingen wir ins bett.

ausschlafen auf reisen war am nächsten tag angesagt: 8 uhr aufgewacht. gleich leckeres frühstück zu uns genommen und dann von josh unsere ausflugsoptionen von san gil erklären lassen. josh, dem venezuaner, der wohl das breiteste grinsen in der welt zur schau stellt und das auch noch mit einem wirklich unerschütterlichen optimismus paart.
wir entschieden uns für barichara, das wohl schönste kolonialdorf in ganz kolumbien. und in der tat, die weissen häuser mit den farbigen türen waren wunderschön gespickt mit der herrlichen aussicht auf die anden, das herumwandern hatte tollen spass gemacht. ich bzw. mein körper musste wieder umschalten von saukalt in bogota zu sauheiss in barichara, ich fühlte mich ziemlich müde. der bus brachte uns zurück nach san gil und darauf folgte ein gespräch mit josh. schlechte neuigkeiten: für die osterwoche wird es in santa marta strengere vorschriften geben. wir haben nun alles so gebucht, dass wir santa marta und cartagena noch vor ostern besuchen und zu ostern in medellin sind.

am folgetag checkten wir aus, besuchten den naheliegenden park in san gil. ein netter park, aber nichts besonderes. wir beobachteten neben schmetterlingen und vögel auch eine hochzeitsgesellschaft, die dort im park die unmöglichsten hochzeitsfotos machen. ein gewitter zog auf und wir zogen uns ins hostel zurück. und es leerte richtig runter. teile des hostels waren komplett unter wasser. 2 stunden schüttete es runter, erst danach mussten wir zum busterminal, denn wir wollten den nachtbus nach santa marta erreichen. um sechs uhr brachen wir auf und ein taxi brachte uns zum terminal. um 19 uhr hätte der bus fahren sollen. tat er aber nicht. wohl auch wegen dem unwetter und wegen unfälllen schob sich das bis um 21 uhr raus. als wir dann endlich im bus waren, versuchten wir mit mehr oder weniger glück ein wenig schlaf zu finden. bald hatte es auch kaum noch leute im bus, also machte dieser umstand es uns ein bisschen einfacher. in der hoffnung, dass der chauffeur auch noch an seinem leben hängt (sein fahrstil zeigte mir was anderes auf), fuhren wir die anden hoch und runter wie in einem bergrennen. halsbrecherische überholmanöver, verbremser, kopf an kopf rennen mit lastwagen, der typ liess gar nix aus. die kolumbianer sind erstaunlich forsch im strassenverkehr und machen regen gebraucht von lichthupen und hupe. naja, mir solls recht sein, wenn wir heil ankommen. anstatt 5.45 uhr in der früh sind wir dann um 10.30 uhr angekommen. rechnet man alles zusammen, waren wir fast 17 stunden unterwegs, dementsprechend auch schön auf der fresse!

nach wohlverdientem schlaf sind wir dann am nächsten tag um bereits 6.30 uhr wieder aufgestanden; für den nationalpark tyrona. natürlich genehmigten wir uns ein deftiges frühstück (grosser früchteteller, schale cornflakes, ein teller voll mit rührei, brot und maisfladen) schliesslich mussten unsere beine was leisten. mit dem bus sollte es zum tayrona national park gehen. der typ an der reception hatte uns auf dem plan genau aufgeschrieben, wo wir zu warten hatten. gesagt, getan. und siehe da, es warteten schon einige anderen lokale leute da. zur gleichen zeit als weiter vorne unser vermeintlicher bus anhielt, öffnete jemand ein tor und alle warteten leute gingen hinein, die waren also lediglich zur arbeit dort angestanden. wir erreichten den bus aber trotzdem. die fahrt dauerte rund 40 minuten und endete direkt vor dem parkeingang. es warteten schon einige leute vor ort, aber der andrang war nicht sonderlich gross. zuerst stand da eine dame, welche erklärte, dass man keinen einwegplastik reinnehmen darf, (was wir eigentlich positiv fanden, aber ebenfalls zwei grosse flaschen wasser in pet mitbrachten). überprüft wurden wir aber nie. dann folgte eine komplete desinfektionsdusche inkl. schuhsohlen. später wiederum zahlten wir einige franken eintritt, was wir aber bis heute nicht so richtig herausgefunden haben wofür, denn die richtige park kasse kam erst danach. und als letztes mussten wir die hände nochmals richtig fest desinfizieren. weiteres geld gaben wir für einen shuttle aus, der uns an den parkplatz brachte, wo die eigentliche wanderung erst anfing. bis dorthin zu laufen machte keinen sinn, keine schöne wanderung und an der strasse entlang.

der idyllische weg führte über stock und stein, teilweise am strand entlang und schon bald sahen wir die berühmten steine und die wunderschöne sandstrände. leider waren auch unter der woche für meinen geschmackt viel zu viele leute da, will mir die menge am weekend und ohne covid gar nicht vorstellen. ein hotspot für tiere ist der tayrona park nicht, aber wir sahen trotzdem: aguita, schmetterlinge, eidechsen und vögel, und ein paar kapuziner affen. in don juan, dem eigentlichen hauptschauplatz des parkes, fanden wir viele zelte und nochmals mehr leute vor. jammerschade eigentlich, meine romantische vorstellung mit dem zelt dort ein oder zwei nächte zu bleiben, ja diese seifenblase platze gleich bei der ankunft. wir fanden vorallem lokale party leute oder dann versiffte touris oder irgendwelche weltretter vor, welche alles ausdiskutiert haben möchten. nein danke, zum glück blieben wir nur ein tag im park. und es war heiss, so richtig schwül. der rückweg fühlte sich lang an und wir waren froh als uns das shuttle nach kurzer zeit zum exit fuhr und wir gleich einen bus zurück nach santa marta ergattern konnten. um 16 uhr im hostel angekommen und voller vorfreude aufs pool. aber in der zwischenzeit waren neue leute angekommen, unter anderem zwei jungs und eine dame mit eigener musik und vorallem mit eigenem lautsprecher. der eine junge versuchte sich als hobby dj, hatte aber total keine klasse. die latino pop kacke aus den speakern vom hostel war ja schon kaum zum aushalten, aber die geschwellte scheisse von diesem hobby dj war die pure quälerei. und bei dieser lautstärke... ach was hätte ich für beatrice egli gegeben in dieser situation. natürlich nicht... die musik lief lange bis in die nacht hinein, es hat uns aber auch nicht mal um den schlaf gebracht, zum glück war unser ventilator so laut, dass wir das nicht mitgekriegt hatten.

ich zahlte in der nacht tribut für unsere lange reiserei und die schon ziemlich lange wanderung unter heiss schwülen bedingungen. ich hatte einen migräneanfall in der nacht, was ich bisher nur ganz selten hatte. erwachte mit stechenden kopfschmerzen und fühlte mich nicht wirklich gut. also entschieden wir uns nur die stadt ein bisschen unsicher zu machen. mit dem taxi ging es zum goldmuseum. doch leider ging da ohne vorherige buchung gar nichts, obwohl das mueseum leer war. scheiss bürokratie. also beschlossen wir die altstadt und die älteste kathedrale von ganz südamerika anzuschauen. in einer netten strassenkneipe erfrischten wir uns und der kellner informierte uns, dass am nächsten tag ein kompletter lockdown stattfinden solle. also alles geschlossen und jegliches auf die strasse gehen verboten. dummerweise haben wir aber auf diesen tag einen bus gebucht. also fuhr uns ein taxi halsbrecherisch zurück ins hostel. die reception wusste von den neuen restriktionen noch nichts und er konnte uns auch nicht garantieren, ob der bus überhaupt fährt geschweige ob wir mit dem taxi zum terminal kommen. es gab aber die lösung von einem shuttle, welches uns vor der hostel türe abholt und uns direkt nach cartagena fährt. zwar hatten wir das ticket mit dem bus schon bezahlt, aber shuttle war im nu gebongt. wir wollten nur noch raus aus dem lockdown in santa marta.

pünktlich um 12 uhr holte uns der fahrer des shuttles ab und er meinte, dass bei einer polizeikontrolle wir einfach den pass zeigen sollten und erklären, dass wir diesen bus schon vor tagen (also vor der ankündigung der neuen restriktionen) gebucht hätten. hatten wir aber nicht und wir mussten auch nie einen polizisten anlügen, würden wir niemals tun. aber es gab schlicht keine kontrolle. die fahrt führte uns an der küste entlang, es war eine art dammstrasse, links und rechts mangroven und wasser. und wär hätte gedacht, dass die karibische see so rauh sein kann. ziemlich windig, karg und wellig. cartagena empfing uns mit aller pracht. seit wir in kolumbien sind ist das für mich der absolute top platz dieses landes. nette stadt – jedenfalls der stadtteil wo wir unser hostel hatten, typisch karibisches flair und ferienstimmung kam auf. gleich am ersten abend verköstigten wir uns auch gleich karibisch (cocos reis mit falaffel und gemüse) und genehmigten uns ein bierchen auf der roof-top-bar. hier könnte es mir sehr gut gefallen, da auch geschichtlich einiges vorhanden ist.

wieder buchten wir am selben tag zwei touren, schliesslich wollten wir alles mögliche über diese stadt erfahren. elis zeigte uns am morgen die ganze altstadt, während arturo uns „unser“ viertel getsemani zeigte. und ich muss sagen, hat mich beeindruckt, beide touren. die stadt hat ja schon alles erlebt: spanier, engländer, piraten, englische söldner, shakira, miss columbia wahlen, einfach alles. die strategische lage aber vorallem die grosse und tiefe bucht hat bei den kriegerischen kolonialisten besten eindruck hinterlassen. man erstellte forts und eine 13 kilometer lange verteidigungsmauer, welche nicht mehr vollständig vorhanden ist. die stadt wurde belagert, geplündert und ausgebeutet, es gab aber auch heroische geschichten, wo ein x-faches kleineres heer mit 6 kriegsschiffen der spanier vor ort gegen 168 schiffe der engländer gegenüberstand. mit gottes hilfe (so wurde das uns tatsächlich beigebracht) und mit hilfe von mücken (malaria und denguefieber) siegten die spanier, da das britische heer praktisch komplett an krankheiten gestorben ist. der englische befehlshaber meinte nachdem er die stadt nicht einnehmen konnte, dass er zurückkommen wird mit einem grösseren heer. man wartet bis heute da drauf...

die karibischen kolonialhäuser haben es mir total angetan, ich könnte praktisch jedes gebäude hier fotografieren. leider hat auch hier covid viel zerstört. gerade mal seit ca. 5 jahren zieht hier in kolumbien der internationale tourismus an. hier in cartagena haben viele leute in diese häuser investiert und/oder umgebaut und wollten ein hostel, airbnb oder restaurant eröffnen und sind jetzt bankrott, weil sie den kredit nicht mehr zurückzahlen können. viele hostels sind deshalb auch zu. stimmte mich sehr traurig, das so zu sehen.

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reisen & covid

in kolumbien herrscht maskenpflicht überall, selbst in den hostels. sobald man das zimmer verlässt, muss man sie anziehen. in den bussen geschieht das ein bisschen mehr schlecht als recht. die überlandbusse sind jeder zweite sitz gesperrt, kann gar nicht gebucht werden. in den dorfbussen wäre das auch der fall, aber die kann man nicht online buchen sondern steigt einfach hinzu indem man am strassenrand die hand hebt. also kann das nicht überprüft werden, wer wo absitzt. wie bereits berichtet, sind die zahlen in santa marta in die höhe geschossen und man musste die leute in weitere krankenhäuser verweisen, da alles übervoll in dieser stadt. die lokale regierung wählte zuerst einen weichen lockdown (ausgangssperre 8pm bis 5am), aber das hatte nicht so viel bewikrt. dummerweise kommen die steigenden fallzahlen genau mit der osterwoche zusammen, ein riesen ding hier. alle fahren ans meer und wollen es sich gut gehen lassen. das fällt jetzt aber alles ins wasser, santa marta hat in der osterwoche an drei tagen kompletten lockdown. man erhofft damit, dass die leute nicht über die ostertage ans meer fahren. in cartagena munkelt man auch über verschärfungen und selbst in medellin (über 700km vom meer entfernt) steigen die zahlen, auch dort könnte bald eine ausgangssperre geben. die frage, welche claudi und ich uns stellen ist halt, ob nach ostern wieder alles auf null zurückgeht oder ob die restriktionen beibehalten werden resp. verschäft werden. wir halten sicherlich mal die augen und ohren offen.

grundsätzlich kann man sagen, dass kolumbien sehr gut organisiert ist, nur hält sich niemand dran, was leider jetzt die steigenden zahlen bestätigen. kleines beispiel: bei der busreise kriegt man beim einsteigen zwei masken, es gilt eine maskenpflicht und jeder zweite sitz darf nicht besetzt werden. ausser die zwei schweizer hatte niemand eine maske auf, es wurde frischfröhlich nebeneinander gesessen und keiner hatte sich darum geschehrt, dass dieses virus nicht weiter gegeben wird. waren die bad people in costa rica vorallem die touris, sind es hier ganz bestimmt die einheimischen leute.

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reisen & umwelt

unsere meere sind verschmutzt, komplett verdreckt. traditionell hat die menschheit ihren unrat in der natur entsorgt, beim nächsten regen war’s ja einfach weg – das ging so lange gut, wie unser müll rein organisch war und die menschheit nicht ganz so viel individuen zählte. nun haben sich die zeiten geändert, knapp 8 milliarden menschen sind auf der suche nach wohlstand. dazu gehört kunststoff und kunststoff müll, dazu gehören unmengen an chemikalien aus industrie und landwirtschaft. ein grossteil davon landet in der natur, unmittelbar im meer. es zersetzt sich zwar, doch verschwinden tut es nicht. und wir, wir schwimmen und surfen in dieser suppe, die wir letztendlich mitgekocht haben. schätzungsweise kommen pro jahr 9 millionen tonnen plastikmüll hinzu. um dem entgegenzuwirken, können wir selbst direkt was tun. was wir an verpackung vermeiden, kann nicht in die umwelt gelangen, egal ob hier in kolumbien oder in der schweiz.

warum ich gerade jetzt solche zeilen schreibe?

zuviel nostalgie und «füher war alles besser»-geheule ist heutzutage verdächtig en vogue. ich mache daher lieber eine kleine bestandesaufnahme wegen kolumbien. richtig krass, was hier an müll herumliegt, treiben mir tränen in die auchen. am strand, in flüssen, am strassenrand. überall. wirklich an jedem ecken dieses wunderschönen landes. aber kein wunder, das hahnenwasser kann nirgends getrunken werden, also werden millionen an plastikflaschen wasser täglich gebraucht. auf den bananenplantagen oder auf den gemüsefeldern werden unmengen von plastik benötigt, welches dann nicht entsort wird. schlussendlich landet das alles in unserem essen.

aber was können wir als reisende denn tun?
wir haben eine wasserflasche mit filter dabei, mit welcher wir hahnenwasser trinken können. also unser konsum an plastikflaschen hält sich sehr in grenzen. einfach an der kasse auf die plastiktüte verzichten, auf dem markt einkaufen gehen, statt abgepacktes vom supermarkt. und wenn doch kunststoff zusammenkommt, so achten wir drauf, dass wir es richtig entsorgen und die dafür vorgesehen tonnen nutzt, die gibt es mittlerweile sogar in costa rica oder kolumbien. zahnpasta und kosmetika mit mikroplastik-kügelchen sind logischerweise auch tabu, da gibt es auch hier genügend alternativen.

ein patentrezept ist das freilich nicht und wir als gäste in einem fremden land werden immer einen einfluss darauf haben, wie es sich entwickelt. wir versuchen einfach, dass dieser einfluss ein positiver ist. und übrigens; von den (vielen) burkatragenden flüchtlingen, die gerade in unser land kommen (oder eben nicht), erwarten wir das schliesslich auch.

cartagena - karibisches flaur

cartagena - karibisches flaur

© Markus Knüsel, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
dem sommer durch die welt folgen
Details:
Aufbruch: 07.04.2020
Dauer: 20 Monate
Heimkehr: Dezember 2021
Reiseziele: Costa Rica
Schweiz
Kolumbien
Italien
Frankreich
Deutschland
Dänemark
Schweden
Der Autor
 
Markus Knüsel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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