Abgetaucht - 66 Tage Down Under

Reisezeit: August - Oktober 2011  |  von Ralf P.

Springbrook NP

30.09.-02.10.
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Etwas gefrustet verlassen wir am Nachmittag Byron Bay Richtung Norden, quasi planlos, wohin wir eigentlich wollen. Doch das ist ja das Spannende und Spontane - das zeitlose Reisen mit unklarem Tagesziel, mal sehen, wohin es uns verschlägt.
Wir stoppen also erstmal nach 20 Minuten Fahrt am nächsten Rastplatz am Freeway, checken Guidebook, Karte und unsere Wünsche. Wir entscheiden uns gegen weitere Schicki-Micki-Strandstädte, zumindest vermittelt uns der Reiseführer einen solchen Vorab-Eindruck von der 'Golden Coast' in ca. 50-80km Entfernung. Bis Brisbane sind es nur mehr reichlich 100km.
Da wir noch genügend Zeit haben (noch 3,5 Wochen) fahren wir ins Hinterland, um uns am nächsten Tag in der Gegend um den Mt. Warning das riesige Gebiet und die Nationalparks um den einstigen Ur-Schildvulkan anzusehen. Wir beziehen kurzerhand bei einem mürrischen Camphost und einigen 'Heimatlosen' (Dauercamper ohne anderes Zuhause) kurz vor Murwillumbah unser Nachtlager und beginnen noch am Abend, mit unserem Wäscheberg die Maschine zu füttern. Sternenklarer Himmel und der liegende Neumond versprechen Gutes für den nächsten Tag.
Nebenbei sei hier mal erwähnt, dass es nicht zu empfehlen ist, Kinderdurst am Abend mit grünem Tee zu stillen, dass rächt sich mehrfach in der Nacht...oder war es doch das lange Spielen am Strand bei Ozeanwind?

Der nächste Morgen beginnt mit immer wiederkehrenden kurzen Schauern und Wolken und so trocknet die Wäsche erst 12Uhr bei nun knallender Sonne. Wir befreien Matteo noch schnell von einer Zecke, die sich gerade hinter seinem Ohr festbeißen will und nach Ermahnung vom Camphost, dass eigentlich 10Uhr der Zeltplatz zu verlassen ist, geht es los. Wir fahren über die Berge gen Nerang und erreichen am Pass die Border zu Queensland - Sunshine State - userem letzten State für diese Reise.

Der erste Anlaufpunkt des Springbrook NP ist die 'Natural Bridge' und nachdem alle ihren Mittagsschlaf im Auto beendet haben, sind wir sogar überrascht von dieser im dichten Rainforst gelegenen Attraktion, die auf einem kurzen Trail erlaufen werden kann. Weiter geht es auf das Hochplateau des Nationalparks. Dort steuern wir nach einigen weiteren kurzen Lookouts den einzigen Zeltplatz an und freuen uns (es ist Samstag und es sind Schulferien), den letzten freien Platz zu sichern. Danach schnell Ernüchterung, beim genaueren Hinsehen erfahren wir, dass es ein pre-booked Platz ist und man nur im Voraus per Internet oder Telefon buchen kann. Ganz prima Sache für Spontan-Touristen aus Übersee. Wir versuchen also von der nächsten Telefonzelle aus diesen einen Platz zu buchen - ist natürlich nicht mehr frei. Das dafür sehr lange und nette Gespräch endet mit einer positiven Bewertung meines Englisch und Buchung des NP-Zeltplatzes im benachbarten Lamington NP für die Folgenacht. Doch was wird nun heute? Noch eine Stunde, bis es dunkel wird, und keine Möglichkeit im NP zu bleiben - so ein Mist.
Etwas planlos versuchen wir, eine versteckte Ecke in der Umgebung zu finden, wo wir uns so hinstellen können, nebenbei jogge ich zum Sunset noch zum hochgepriesenen 'Best of All Lookout'. Wir bleiben am Straßenrand der letzten Sackgasse im Park stehen, in der Hoffnung, dass uns hier niemand vertreibt bzw. wir kein weiteres Strafticket ernten. Es ist stockdunkel, der Wind ist zum Strum mutiert und faucht nun schon den ganzen Abend ums Auto. Einige unheimlige Geräusche werden erzeugt und es fliegen regelmäßig Äste auf's Auto. Also Türen verriegeln und schnell schlafen. Nachts halb zwei schrecken wir hoch - es hat gekracht...mal wieder - leider!! Diesmal hat es Nevio erwischt, er ist beim Schlaf aus der 1,60m hohen Höhle kopfüber runtergefallen. Wir erkennen im Halbschlaf mit Stirnlampe eine Monsterbeule an der Stirn. Es droht eine Platzwunde, also schnell das größte Küchenmesser rausgekramt und fest draufgehalten. Das die anderen Beiden bei seinen Schreien weiterschlafen, zeigt, wie man sich an das Zusammensein auf engstem Raum gewöhnen kann. Zum Glück gelingt es mir, das Horn zurückzudrängen und wir können nach ca. 20 Minuten mit Nevio kuschelnd weiterschlafen, Maya wird noch einmal weit in die Höhle hineingeschoben.
Wir wollen lieber nicht darüber nachdenken, was gewesen wäre, wenn wir einen Arzt gebraucht hätten...

Stehversuche klappen inzwischen super

Stehversuche klappen inzwischen super

Die Natural Bridge...

Die Natural Bridge...

...erreicht man auf einem kurzen Trail

...erreicht man auf einem kurzen Trail

Good Night Gondwana

Good Night Gondwana

Der nächste Morgen überrascht uns um ca. 6Uhr mit Windstille, blauem Himmel und aufgehender Sonne. Wir wollen hier schnell verschwinden und bauen um die schlafenden Kinder herum das Auto um. Genial, wir kommen um kurz vor 7Uhr weg, erleben halb 8 den 'Best of All Lookout' im Morgenlicht mit Panoramablick auf den 1150m hohen Mt. Warning, Byron Bay und die fernen Hochhäuser der umschifften Gold Coast - die Müslitüte als Frühstück in der Hand.
Übrigens hat man zum Millenium (Jahreswechsel 2000) die Permits auf den Mt. Warning verlosen müssen, da der Gipfel der Punkt auf dem australischen Kontinent ist, wo die ersten Sonnenstrahlen das Festland erreichen.
Wir entscheiden uns für eine längere Wanderung am Vormittag zu mehreren Wasserfällen und sind auf dieser 3stündigen Tour besonders vom Rainbow Fall beeindruckt. Mystische Motive lassen die Nikon wieder dauerklicken und wir machen unserem eigenen Gewinnerfoto von den Emperor Falls im Mt. Robson NP (Canada) aus 2001 Konkurrenz - mit Wassermenge und Höhe kann der Fall hier zwar nicht mithalten, dafür gibt es Pluspunkte bei Licht und Rainforest-Umgebung ;o)
Am zeitigen Nachmittag setzen wir in den benachbarten Lamington Nationalpark um. Da dies trotz kurzer Entfernung etwas zeitaufwändig ist, kommen wir dort nach einer kurven- und abwechslungsreichen Fahrt erst gegen 16Uhr an und beziehen unseren pre-booked Platz so zeitig wie noch nie.

Best of All Lookout am Morgen

Best of All Lookout am Morgen

Canyon Lookout - unsere Busch-Wanderung beginnt

Canyon Lookout - unsere Busch-Wanderung beginnt

Beeindruckender Rainbow Fall

Beeindruckender Rainbow Fall

Twin Falls

Twin Falls

© Ralf P., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Zeit rennt...und wir rennen täglich viel zu hektisch mit, lassen uns leider anstecken von der Hatz nach den vermeintlich wichtigen Dingen des Alltags zu Hause in Deutschland. Darum haben wir uns abermals zu einer 'Draußen-sein-Reise' nur in Familie entschieden. Fix ist so gut wie nix: Ankunft Sydney, Abflug Cairns - dazwischen liegen reichlich 9 Wochen für ganz viel Natur, Freiheit, Abenteuer und Alleinsein mit unseren 3 Kindern im Süden und Osten Australiens.
Details:
Aufbruch: 23.08.2011
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 28.10.2011
Reiseziele: Australien
China
Deutschland
Der Autor
 
Ralf P. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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