2 Große und 2 Kleine in Australien

Reisezeit: September 2006 - August 2007  |  von Mario Prager

Wwoofing: Murrami - Melbourne

Diese Kapitel ist nicht übers wwoofen sondern über die Zeit zwischen zwei Farmen .

Den Kindern gefiel es gar nicht, dass wir uns am Montag (2.10.) auf den Weg machen mussten, da Katrin Ende der Woche in Melbourne einen Termin an der Uni hatte. Unser Weg führte aus dem Bewässerungsgebiet des Murrumbidgee (Riverina) wieder durch trockene Gebiete. Der abrupte Wechsel von grünen Orangenhainen und Weinhügeln zu hellbraunen Ebenen mit vereinzelten, häufig toten Bäumen war genauso abrupt wie der Wechsel, der sich kurz vor Überqueren der Landesgrenze zu Victoria bot. Da gab's dann plötzlich wieder grünste Wiesen mit Rindern, fast holländisch anmutende Landschaft. Auch hier war Weinbau groß im Kommen oder wird ausgebaut. Die Strassen verlaufen fast ausschließlich rechtwinklig. Gut für die Orientierung, aber es wirkt sehr durchgestylt.

Eine Nacht waren wir in Shepparton. Hier zeigte sich, wie groß der Spielraum für die Preise pro Übernachtung ist. Hatten wir sonst zwischen 19 und 28 Dollar pro Nacht bezahlt, berechnete der Platzwart dort auch noch die Kinder als zwei extra Personen und wir mussten 36 Dollar abdrücken.

Nach Shepparton wichen wir vom "beaten track" (dem vielbefahrenen Newell Highway) ab Richtung Euroa. Hier waren wir plötzlich völlig allein, und auch die Schilder musste man regelrecht suchen, um sich nicht zu verfahren. Euroa hat so viele historische Gebäude zu bieten, dass man nach einer Touristenkarte einen Stadtrundgang machen kann, bei dem jedes beschrieben wird. Das teilte uns zumindest eine freundliche Einheimische mit, als Mario die Post fotografierte.

Post Office in Euroa

Post Office in Euroa

nix los - Eukalyptus Allee

nix los - Eukalyptus Allee

Aber soviel Geschichte wollten wir den Kindern nicht zumuten. Stattdessen hoben wir Geld ab und gaben es sogleich in der nächsten Bäckerei für lecker Keckse aus. Die Landstrasse Richtung Merton hielt malerische Landschaft bereit. Große Findlinge waren über die Weiden verteilt. Am besten gefiel uns, dass hier auch reichlich Bäume stehen gelassen wurden, was mancher Ecke ein märchenhaftes Aussehen verlieh. Ein verblichenes Schild wies uns den Weg zu den Gooram Falls. Weil ein Baum über den Wanderweg gefallen war, irrten wir erst ein wenig umher und fragten uns, ob die paar Stromschnellen tatsächlich die Bezeichnung "Wasserfall" verdienten. Aber unsere Hartnäckigkeit wurde belohnt: ein zwar sehr kalter, aber sonst romantischer Bach lud zum Baden und - wie üblich - Steine werfen ein. Für das Picknick fanden wir eine schattige Stelle, sogar ohne Ameisen, dafür reichlich Lizards (Echsen), die sogar an unseren Brotkrümeln mümmelten.

Echsen am Gooram Wasserfall

Echsen am Gooram Wasserfall

Für die Nacht hatten wir den Eildon Lake National Park angedacht. Für die Kinder war es einfach ein See, aber uns behagte der angestaute See (Zeugnis waren die vielen toten Bäume im Wasser) gar nicht. Daran konnten selbst die zutraulichen, farbenfrohen Papageien und Kängurus nichts ändern, die in der Dämmerung vor der Tür unseres Campers grasten. Vielleicht hätte er mit mehr Wasser besser ausgesehen, aber wegen der schon erwähnten langanhaltenden Dürre im Südosten Australiens war der Wasserspiegel so niedrig, dass die Ufer grau und kahl hervortraten.

Eildon Lake National Park
Was war wohl zuerst da - der Stausee oder der National Park?

Eildon Lake National Park
Was war wohl zuerst da - der Stausee oder der National Park?

Die zweite Nacht "in der Pampa" verbrachten wir im Yarra Ranges National Park in den Bergen. Cambarville ist eine ehemalige Siedlung und Sägemühlenstandort. Alles verlassen, und mal abgesehen von den regelmäßig am Picknickplatz vorbeifahrenden Holztrucks (wir waren also unweit der Grenze des Parks, wenn so intensiv Holz geschlagen wurde), auch ziemlich ruhig. Das Wetter spielte mit und wir konnten in einer urigen Feuerstelle anheizen und Würstchen braten. Der Mond und Taschenlampen waren hell genug um auch nach Einbruch der Dunkelheit noch draussen zu essen. Den Regen gab's erst am nächsten Morgen. Aber ehe wir mit dem Frühstück und Abwasch fertig waren, hatte er nachgelassen und wir machten uns auf zur 4km Regenwaldwanderung. Die Jungs waren erst recht maulig drauf, ließen sich dann aber durch den Big Tree (Victoria's höchstem Baum) und die Cora Lynn Falls zum weiterlaufen motivieren. Unterstützend wirkten auch die gut dosierten Mentos, die Mario verteilte.

Da hätten gut noch ein halbes Dutzend von der Sorte reingepasst...

Da hätten gut noch ein halbes Dutzend von der Sorte reingepasst...

Cora Lynn Falls

Cora Lynn Falls

Auf dem Weg nach Melbourne liegt auch Marysville, gut ausgebautes Touristenstädtchen, aber im Frühjahr zum Glück recht ruhig (Hauptsaison im Winter durch nahes Skigebiet). Im Touristenbüro konnten wir uns über den seltenen und vielleicht ausgestorbenen Gunni (ausgesprochen guhn-ei) informieren. Sieht aus wie ein Wombat mit Rehbockgeweih, soll aber eher mit dem auch schon ausgestorbenen Tasmanischen Tiger verwandt sein. Na wer weiß.... jeder Ort braucht seine Attraktion, besonders im Touristengeschäft. Auch in Marysville konnten wir ordentlich Geld lassen, ein bescheidenes Lunch kommt auf über 50 Dollar. Wir waren etwas platt angesichts der Spagetti aus der Dose, die die Bedienung kurzfristig (und offensichtlich ohne Skrupel) aus dem Supermarkt nebenan holte.

Die nahende Großstadt war am zunehmenden Verkehr und Bebauungsdichte unverfehlbar zu erkennen. Nicht so einfach zu finden war die Werkstatt, zu der uns unser Vermieter geschickt hatte, um endlich kleinere Reparaturen erledigen zu lassen. Dummerweise war die gerade am anderen Ende von Melbourne. Also wieder quer durch zurück. Auch die Suche nach einem Campingplatz war schwierig, da just an diesem Wochenende eine Campermesse stattfand und deswegen alles ausgebucht war. In Dandenong (südöstlich von Melbourne) wurden wir endlich fündig und ergatterten den letzten freien Platz. Dafür ist er ruhig gelegen und knuffig-gemütlich. Piet und Theo spielten nach anfänglichem Zögern sogar mit drei Brüdern von gegenüber und alle hauten sich auf "international" die Taschen voll (Englisch-Deutsch-Zeichensprache).

4 Tage lang vertrieb sich Katrin die Zeit auf einer Konferenz in Melbourne mit nobler Unterkunft im Hotel (allerdings das Fenster zum Innenhof raus, so dass man wegen Sichtschutz ständig die Vorhänge geschlossen halten musste, d.h. nur bei elektrischem Licht lebte) während Mario den Camper in die Werkstatt schaffte, "mühelos" den Weg per Tram ins Stadtzentrum und wieder zurück zum Caravan Park fand und sich glänzend mit den Kindern beschäftigte (z.B. Besuch im Aquarium).

Einen Tag lang ließen wir gemeinsam die Seele baumeln, dann war es Zeit, die Fähre nach Tasmanien zu befahren und die nächste Wwoofer-Farm aufzusuchen.

© Mario Prager, 2006
Du bist hier : Startseite Australien & Ozeanien Australien Murrami - Melbourne
Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Familie plant einen fast einjährigen Aufenthalt in Australien. Tasmanien ist dabei ein "MUSS" aus arbeitstechnischen Gründen, wo es uns sonst noch hinverschlägt, wird die Zeit zeigen. Flexibilität ist durch einen Camper gewährleistet.
Details:
Aufbruch: 01.09.2006
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 12.08.2007
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Mario Prager berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.