Indien...und dann?

Reisezeit: August 2010 - Mai 2011  |  von André Hellberg

Bikaner

Prost!!!

Prost!!!

zwei Motorraeder, ein Unfall, Johnny und jede Menge Ratten

Mit dem Nachtzug also nach Bikaner. Der kam dort um 5 Uhr morgens an. Und dann erstmal durch die Strassen geirrt und ein Guesthouse gesucht. Da Bikaner fuer alle Traveller nur ein Zwischenstop auf ihrer Reise ist, sind die Zimmer dementsprechend teuer. Nach zwei Stunden durch die Gegend irren habe ich dann das bisher teuerste Zimmer fuer 450 Rupien abgestaubt. 7.50 Euro. Aber dafuer mit Air-Condition. Die funktionerte jedoch nicht wirklich.
Zwei Stunden geschlafen. Danach wurde es in dem Zimmer unertraeglich heiss.
Nachdem ich aufgestanden war, sass ich vor dem Hotel auf der Treppe und ueberlegte was jetzt zu tun sei. Mein Nachtzug von Bikaner nach Pathankot sollte um 2 Uhr nachts gehen. Ich hatte also jede Menge Zeit. Zunaechst war der Plan zu fruehstuecken, um anschliessend zum Rattentempel in die Naehe von Bikaner zu fahren.
Waehrend ich noch auf der Treppe rumsass, kam ein junger Typ auf mich zu. Zunaechst also die obligatorischen Fragen abgehandelt: Wie gehts Dir, wo kommst Du her, wo willst Du hin und wie heisst Du. Nachdem ich alle Fragen besten Wissens und Gewissens beantwortet hatte, bot mir der junge Mann an, mich zu einem Guesthouse zu fahren, wo ich fruehstuecken koenne. Und dort in der Naehe sei auch gleich die Bushaltestelle fuer den Rattentempel. Gesagt getan. Also aufs Motorrad.

Nach ca. 3 Kilometer Fahrt setzte er mich an einem wirklich netten Guesthouse ab. Kleine Huetten in einem Innenhof. Und der Besitzer sagt mir noch, dass eine Huette 250 Rupien die Nacht kosten wuerde. Da hab ich mich schon ein wenig geaergert. Besonders da dieses Guesthouse auch im Lonely Planet empfohlen wurde. Aber ich wollte ja unbedingt in der Naehe des Bahnhofs bleiben...

Nachdem ich mir leckeren Haferbrei mit Fruechten reingehauen hatte, machte ich mich auf dem Weg zur Bushaltestelle. Dieser Haferbei heisst in Indien uebrigens "Porridge", was sich weitaus besser anhoert, als Haferbrei. Und die Inder koennen den echt gut...

Na ja, die Bushaltestelle war jedenfalls noch weiter die Strasse runter. Ich fragte an einer Werkstatt, wo die Haltestelle genau sei. Nachdem der Mechaniker mir zu verstehen gegeben hatte, dass er sich jetzt fuenf Minuten unterhalten, und mir hinterher geholfen wuerde, stellte ich mich in den Schatten und beobachtete das Treiben um mich. Nach fuenf Minuten kam dann ein weiterer Motorradfahrer und meinte zu mir, dass er mich jetzt zu der Haltestelle fahren wuerde. Was er dann auch gemacht hat. Jaja, der hilfsbereite Inder...

Mit dem Bus bin ich dann die 40 Kilometer zum Rattentempel gefahren. Bei den lokalen Bussen sagen die Mitfahrer mal so zwischendurch bescheid, wo sie aussteigen wollen. Der Busfahrer laesst sie dann raus. Das heisst, er verlangsamt die Fahrt und da die Tueren eh immer aufstehen kann der Passagier dann aussteigen. Ein junger Typ, vielleicht so 17-20 Jahre alt sagt jedenfalls bescheid, der Fahrer verlangsamt die Fahrt, der junge Typ unterhaelt sich noch weiter mit dem Fahrer, achtet also so garnicht auf die Strasse und die Geschwindigkeit. Na ja, und dann steigt er halt aus, aber bei einer Geschwindigkeit, die dafuer eher noch nicht geeignet ist. Ich denke noch als er den Schritt auf die Strasse macht, dass er das lieber nicht tun sollte, da liegt er auch schon. Ungebremst klatscht er baeuchlings auf die Nase. Doch statt anzuhalten gibt der Fahrer wieder Gas, der Busreinschmeisser (Schaffner) lehnt sich noch aus dem Bus und beschimpft den junger Kerl. Jaja, der hilfsbereite Inder...

Der Rattentempel... schon verrueckt, was man alles so anbeten kann. Einer Legende nach hat Karni Mata den Todesgott Yama gebeten, den Sohn eines trauernden Geschichtenerzaehlers wieder zum Leben zu erwecken. Als Yama sich weigerte, sorgte Karni Mata dafuer, dass alle toten Geschichtenerzaehler als Ratten wiedergeboren wurden und brachte Yama so um menschliche Seelen.
Und somit ist dieser Tempel voll von Ratten. Also nicht so, dass man ueber sie steigen muss, aber sie laufen dort schon zu hauf rum. Und die besonders Glueck bringende weisse Ratte habe ich auch gesehen. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob sie vielleicht tot war. Aber gut...

Und wieder zurueck mit dem Bus in die Stadt Bikaner. Da es in der Altstadt nette Havelis (alte Villen des Maharadschas) geben sollte, beschloss ich in Selbige zu gehen. Kaum an einer der Altstadttore angekommen sprach mich mal wieder ein Inder an. Ob mir der Trubel und diese Masse an Menschen nicht zuviel sei. Nein sagte ich, bin ja inzwischen drei Wochen in Indien unterwegs und habe mich inzwischen dran gewoehnt. Jedenfalls soweit das moeglich ist. Dann gab es die obligatorische Einladung zum Tee. Da ich es nicht eilig hatte, nahm ich die Einladung an. Wie sich herausstellte sollte es sich bei dem Inder um Johnny handeln. Schon ein sehr ungewoehnlicher Name fuer einen Inder. Er sei Lehrer an einer privaten Schule. Er gebe Unterricht in Englisch und Mathe in einer 40-koepfigen Klasse. Sein Englisch war auch wirklich gut. Ich hatte oftmals Schwierigkeiten zu folgen. Nach einer kurzen Unterrichtsstunde in Geometrie, indem wir die Zeitung in verschiedene Formen falteten, bot mir Johnny an, die Havelis zu zeigen. Auch dieser Einladung folgte ich gern.

Wir schlenderten also durch die Stadt. Da Johnny Inder war, konnte ich ein Hotel besichtigen, welches in einem dieser Havelis untergebracht ist. Zu diesem Zwecke wurde das Haveli komplett renoviert. Das sah schon toll aus.
Johnny zeigte mir noch einen janiistischen Tempel. Anschliessend brachte er mich zurueck zu dem Ort an dem wir uns getroffen hatten. Dort fragte er mich dann, ob mir seine Fuehrung gefallen habe. Ja, antwortete ich. Und dann fragte er mich doch tatsaechlich, ob ich ihm dann Trinkgeld geben koenne. Jaja, der hilfsbereite Inder... Sollte er halt nen Euro bekommen.

Anschliessend verirrte ich mich noch ein wenig. Fand halt das Guesthouse nicht wieder. Und da ich Fuchs mir den Namen nicht gemerkt hatte, konnte ich nicht mal fragen. Nachdem ich es dann gefunden hatte, versuchte ich ein wenig zu pennen. Es war inzwischen 8 Uhr. Und ich hundemuede. Aufgrund der Hitze in dem Zimmer war an Schlaf jedoch nicht zu denken. Um 22.30 Uhr checkte ich also aus und ging zum Bahnhof. Dort schlief ich dann mit jede Menge Indern zusammen auf dem Bahnsteig. Der Zug hatte ne halbe Stunde Verspaetung. Um 2.30 Uhr ging es also los Richtung Pathankot. Von dort sollte es mit dem Bus weiter Richtung Dharamsala gehen...

© André Hellberg, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich nun drei Jahre auf den August 2010 gewartet habe um mein freies Jahr zu beginnen, bin ich jetzt langsam richtig heiß drauf. Ich werde von Hamburg über Moskau nach Delhi fliegen und dort früh morgens ankommen. Von dort soll es erstmal ´gen Norden, in den Himalaya gehen. Dann wieder ´gen Süden, dann ´gen Osten, ´gen Süden, und noch weiter und weiter... und letztlich kommt eh alles anders als gedacht... Indien, ich komme...
Details:
Aufbruch: 05.08.2010
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Mai 2011
Reiseziele: Indien
Malaysia
Thailand
Der Autor
 
André Hellberg berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.