Indien...und dann?

Reisezeit: August 2010 - Mai 2011  |  von André Hellberg

Amritsar

Am 15.03.2011 ging es dann mit dem Zug nach Amritsar. Frueh morgens ging es los. Am spaeten Nachmittag erreichten wir die Stadt an der pakistanischen Grenze. Sie ist ausserdem die Heimat des "Goldenen Tempels". Was Mekka fuer die Muslime ist, ist der Goldene Tempel in Amritsar fuer den Sikh. Mitten in einem kleinen kuenstlichen See gelegen, ist der Tempel ein echter Hingucker. Der Sikh legt grossen Wert darauf jede Religion zu akzeptieren und somit ist jeder Mensch dazu eingeladen in dem Tempelkomplex zu uebernachten und im riesigen Speisesaal eine oder auch mehrere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Wir bezogen also erstmal den grossen Schlafsaal im Tempelkomplex, der den Auslaendern vorbehalten ist. Die Betten dort waren zwar alle belegt, der aufsehende Sikh jedoch deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den Boden um uns zu sagen, dass es wir uns gerne dort gemuetlich machen koennen. Wir bauten uns also ein Bettenlager im Gang des Schlafsaals. Dicke Wolldecken zum drunterlegen gab es zum Glueck genug.
Waehrend wir so an unseren Betten bauten, lernten wir Boris aus Deutschland kennen, der kurz vor uns Amritsar erreicht hatte. Er legte uns waermstens ans Herz im Speisesaal des Tempels essen zu gehen. Gesagt getan. Wegweiser wiesen uns die Richtung. Und nachdem wir die Schuhe abgegeben hatten und die Haare bedeckt hatten, betraten wir den Speisesaal, indem wir sogleich von einem Platzanweiser erwartet wurden. Bei dem Speisesaal handeltete es sich um einen riesigen Raum, in der Groesse eines halben Fussballplatzes. Vielleicht ein wenig groesser. Der Raum war voellig leer. Auf dem Boden waren im Abstand von vielleicht drei Metern 35 Zentimeter breite Bambusteppiche in der gesamten Laenge des Raumes ausgelegt. Nach System wurden die Neuankoemmlinge nun in einem Teil des Raumes zum Platz nehmen angewiesen. Somit hatte man immer einen Teil des Saals wo Essen ausgegeben wurde, in einem anderen wurde schon gegessen und einem wurde der Boden gereinigt. Und das alles im fliessenden Uebergang. Man stellte den Teller und die Schuessel, die man am Eingang des Gebaeudes bekommen hatte vor sich hin. Dann kamen Sikhs mit Edelstahleimern vorbei, aus denen sie den Teller fuellten. Und natuerlich gab es ein Thali. Scharf, aber absolut lecker. Der Reis war bemerkenswert gut. Nach dem "all-you-can-eat-menue" verlaesst man den Speisesaal durch eine andere Tuer und gibt seinen Teller an der Waschstation ab. Dort herrschte reges Treiben. Man muss bedenken, dass dieser Speisesaal 24 Stunden am Tag seine Tueren geoeffnet hat. Es werden Unmengen von hungrigen Maeulern gestopft. In einer Ecke sassen bestimmt 30 Inder und Inderinnen und schaelten Zwiebeln und Knoblauch im Akkort. Die ganze Nummer ist spendenbasiert. Ich finde es bemerkenswert, wie diese Religion fuer ihre Naechsten sorgt. Und es sind nichtmal nur die Naechsten, die dort satt gemacht werden. Es gibt uebrigens in jedem Sikhtempel in Indien einen Speisesaal...

Nach diesem fuerstlichen Mahl begaben wir uns in den Innenhof des Gebaeudes, indem auch der Schlafsaal untergebracht ist. Dort hatte man bis auf einen schmalen Druchgang in der Mitte duenne gruene Matten ausgelegt. An einer Ausgabestelle gab es duenne Matratzen und Decken fuer die Pilger zu leihen. Es war wieder ein unglaubliches Gewusel. Bettenlager wurden gebaut und der Innenhof fuellte sich schnell. Boris gesellte sich noch zu uns. Und somit liessen wir den Abend mit einer Unterhaltung, ein bischen Schokolade und dickem Staunen ausklingen, bevor wir in unser provisorisches Nachtlager kletterten.
Am 16.03.2011 schlenderten wir durch Amritsar und sahen uns die eine oder andere Sehenswuerdigkeit an. Wir besuchten einen Hindutempel der eher einer Mischung aus Kinderspielplatz und abgefahrenen Tanzclub aehnelte. Uberall waren Spiegel und Spots angebracht und man musste durch Roehren von einem Raum zum anderen klettern. Durch einen Wasserlauf musste man waten und Treppen und Gaengen folgen, sodass man schnell nicht mehr wusste, wo genau man sich befand.
Auf unserem weiteren Spaziergang begegnete Corinna noch ihrem ersten und ich glaube auch letztem indischen Elefanten. Dieser wurde zum Aestesammeln in einem Park eingesetzt. Gegen Spende durften wir fuer unser Glueck unter dem Elefanten durchlaufen. Die Spende wurde natuerlich erst hinterher und mit aller Deutlichkeit verlangt.
Im selben Park legten wir uns zum doesen noch ein wenig in den Schatten, um dann gestaerkt wieder Richtung Goldenen Tempel aufzubrechen. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch an Faerbern vorbei. Die hatten ihre Faerberei am Strassenrand. In grossen Toepfen mit heissem Wasser wurden die Farben angemischt. Die Angestellten schwenkten fachmaennisch irgendwelche Kleidungsstuecke in den Farben. Nachdem genug geschwenkt wurde, wurde das Kleidungsstueck an der Hitze des Gasbrenners trocken gemacht und dann dem Meister zum Begutachten vorgelegt. Dieser befand die Farbe des Kleidungsstuecks dann entweder fuer gut oder mischte noch ein wenig Puelverchen in die Farbe. Dann ging das Spiel von vorne los. Zur Freude der Arbeiter beobachteten wir ne Zeit. Dann mussten natuerlich wieder Haende geschuettelt und Fotos geschossen werden.
Nachdem wir zurueck im Tempel waren saugten wir erneut die abendliche Atmosphaere im Innenhof des Gebaeudes ein. Wir wurden von Kindern belagert, was nach der Lauferei des Tages doch recht schnell anstrengend wurde. Im Schlafsaal lernten wir dann noch Alex und Rebecca aus Deutschland kennen.
Da ein paar Leute abgereist waren, konnten wir am morgen schon in richtige Betten umziehen. Rebecca und Alex uebernahmen die Plaetze auf dem Boden....

© André Hellberg, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich nun drei Jahre auf den August 2010 gewartet habe um mein freies Jahr zu beginnen, bin ich jetzt langsam richtig heiß drauf. Ich werde von Hamburg über Moskau nach Delhi fliegen und dort früh morgens ankommen. Von dort soll es erstmal ´gen Norden, in den Himalaya gehen. Dann wieder ´gen Süden, dann ´gen Osten, ´gen Süden, und noch weiter und weiter... und letztlich kommt eh alles anders als gedacht... Indien, ich komme...
Details:
Aufbruch: 05.08.2010
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Mai 2011
Reiseziele: Indien
Malaysia
Thailand
Der Autor
 
André Hellberg berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.