Indien...und dann?

Reisezeit: August 2010 - Mai 2011  |  von André Hellberg

Dharamsala: Dharamsala Update

Am Samstag hatte ich meinen ersten Tag in der "Baby Care Station". Heute ist Mittwoch (08.09.2010). Insgesamt waren es jetzt vier Tage. Und es ist wirklich eine Freude, wenn man merkt, dass die Kinder einen wiedererkennen und freudig auf einen zugerannt kommen, wenn man die Station betritt.
Kaum setzt man sich auf den Boden sitzen einem auch schon drei Kinder auf dem Schoss.

Die Station ist in einem wirklich schlechten Zustand. Auf dem Betonboden wurde eine duenne Schaumstofffolie verlegt. Auf dieser Folie befindet sich eine Lage PVC-Boden. Der PVC-Boden ist an vielen Stellen bruechig oder fehlt ganz. Um diese Stellen zu flicken habe ich heute mein Panzertape geopfert. Waehrend der Reparaturarbeiten habe ich mich immer wieder gewundert, dass aus den Rissen und Loechern des PVC-Bodens Wasser drang. Ja, es ist feucht hier, aber soo viel Wasser... Waehrend des Vormittags loeste sich schon an einigen Stellen das Panzertape. Schliesslich zeigten mir die Mitarbeiter, woher das Wasser kommt. An einer Seite des Spielraumes rinnt Regenwasser von der Decke, an der Wand lang, unter den Fussboden. Die Lecks in der Decke sind in der Vergangenheit zwar notduerftig repariert worden, jedoch rinnt das Wasser noch immer. Somit ist der gesamte Boden feucht. Viele Zimmerecken sind schimmelig. Ich mag garnicht an die kalte Jahreszeit denken, wenn hier in den Bergen Schnee liegt und die Durchschnittstemperatur 0 Grad betraegt. Wenn dann die Kiddis auf ihren Matratzen ihren Mittagsschlaf halten...
Ein neuer Raum existiert wohl bereits, jedoch ist dieser noch nicht an der Elektrizitaet angeschlossen. Und die Stadtregierung laesst sich Zeit. Werden wohl keine Tibeter sein mit ihren Kindern in der "Care-Station"...

Neben dem koestlichen internationalen Essen habe ich mir sagen lassen und inzwischen auch selber festgestellt, dass es hier leckerste Suessigkeiten gibt. "Tsampa-Balls" zum Beispiel. Sie schmecken ein wenig wie Rumkugeln, nur viiiieeeel besser! Auch saemtliche Sorten Donuts, Kuchen und Kekse gibt es hier. Wirklich koestlich. Und wie Ute im Gaestebuch berichtete gibt es hier auch alle Sorten Kaffee. Und ich habe sogar stinknormalen gefunden Ute, hihi.
Aber ich stehe seit neustem auf "Ginger Lemon Honey". Leckerer Ingwertee mit Zitrone und Honig. (fuer die nicht Englisch Verstehenden)

Nachdem wir heute Feierabend hatten sind wir in den Tempel zu dem "Teaching" des Dalai Lama. Die Atmospaehre dort ist wirklich nett. Ueberall sind Teppiche und Matratzen ausgelegt. Um 13 Uhr kommt der Dalai Lama mit seinem Gefolge, inklusive Secutritys, durch den Tempel gelaufen. Er gruesst links, gruesst rechts. Ich sitze 2 Meter vom Gang entfernt, durch den er laeuft. In der Mitte des Tempels befindet sich ein Raum. In der Mitte des Raumes steht ein Thron. Auf diesem nimmt der Dalai Lama platz. Volle 2,5 Stunden im Schneidersitz. Waehrend ich mich von einer Sitzposition in die andere quaele. Zunaechst spricht er Englisch. Spaeter, als es ans Eingemachte der zu erklaerenden Sutra geht, spricht er lieber Tibetisch. Der Simultanuebersetzung kann man ueber mitgebrachte Radios lauschen.
Und Witze macht er und lachen tut er viel.
Bei der "Herz-Sutra" geht es um die Leerheit und um das Wissen, dass nichts unabhaengig voneinander existiert. In diesem Zusammenhang spricht der Dalai von Georg Busch und Saddam Hussein. Er wuerde Georg B. wirklich moegen sagt er mit einem Laecheln auf den Lippen. Die Menge kichert. Und er wuerde mit ihm uebereinstimmen, dass Saddam kein guter Mensch sei. Aber es habe keinen Sinn, wenn man sich ein Ziel aussucht und dieses eleminiert, um das Boese zu zerstoeren, sagt er weiter. Da eben nichts unabhaengig voneinander existieren wuerde. Saddam hatte eine starke Armee, die man nicht vergessen duerfe. Und Waffen habe diese Armee auch gehabt. Das duerfe man auch nicht vergessen. Waffen, die auch Deutschland geliefert hatte, sagte er weiter.

Mit diesen Worten hat der Dalai Lama an einem Besipiel erklaert, dass nichts unabhaengig voneinander existiert. Er wollte damit nicht kritisieren. Hat es aber natuerlich durch die Blume getan. Will auch nicht, dass das an dieser Stelle falsch verstanden wird werte Leser: Es ging ihm darum zu erklaeren, dass nicht das Offensichtliche die Loesung eines Problems sein muss.
Vieles habe ich nicht verstehen koennen, da mein Englisch einfach zu schlecht ist. Schade eigentlich. Morgen gibt es noch nen zweiten Tag.

Und am Freitag werde ich mit Nicole einen Kochkurs besuchen. Es werden "Momos" gekocht. Das ist ein tibetisches Gericht. Eine Art Teigtasche mit Gemuese gefuellt. Diese werden dann im Dampf gegart, gebraten oder frittiert.

Heute hat es mal den ganzen Tag nicht geregnet. Bisher zumindest nicht. Und ich konnte heute zum ersten Mal sehen, wie hoch ich eigentlich bin, da zum ersten Mal der Blick ins Tal nicht wolkenverhangen war.

So weit erstmal. Gruesse an alle Leser, die Familie, die WG1Luebeck, Dienstgruppe Dora und alle anderen Freunde, Bekannten und Kollegen.

© André Hellberg, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich nun drei Jahre auf den August 2010 gewartet habe um mein freies Jahr zu beginnen, bin ich jetzt langsam richtig heiß drauf. Ich werde von Hamburg über Moskau nach Delhi fliegen und dort früh morgens ankommen. Von dort soll es erstmal ´gen Norden, in den Himalaya gehen. Dann wieder ´gen Süden, dann ´gen Osten, ´gen Süden, und noch weiter und weiter... und letztlich kommt eh alles anders als gedacht... Indien, ich komme...
Details:
Aufbruch: 05.08.2010
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Mai 2011
Reiseziele: Indien
Malaysia
Thailand
Der Autor
 
André Hellberg berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.