Indien...und dann?

Reisezeit: August 2010 - Mai 2011  |  von André Hellberg

Kalpa - Shimla - Kalka - Chandigarh

Den 06.10.2010 und 07.10.2010 haben wir mit Nichtstun in Kalpa verbracht. Kurze Spaziergaenge im und um das Dorf. Am Abend des 06.10.2010 wurde mal wieder bei Bier gefeiert. Niko und Susi haben uns Abends noch eine Kostprobe ihrer Stimmen gegeben. Und so wurde es mal wieder ein ausgelassener Abend mit Musik und Gesang.

Am 08.10.2010 verabschiedeten Niko und ich uns von den anderen Dreien. Waehrend es uns weiter nach Shimla zog, wollten die anderen drei noch einige Treks um den Kinnaur Kailash unternehmen. Niko wollte von Shimla aus weiter nach Haridwar, um anschliessend nach Nepal aufzubrechen. Ich wollte von Shimla aus mit dem Toytrain nach Kalka und von dort weiter nach Chandigarh.
In Kalpa gab es verschiedene Angaben, wann unser Bus nach Shimla fahren sollte. Es hiess mal um 6, mal um 6.30 Uhr. Und so waren wir zur Sicherheit um 6 Uhr an der Bushaltestelle. Ausser uns war dort niemand...
Um 6.10 Uhr kamen der Busfahrer und sein Gehilfe. Sie liessen uns einsteigen um anschliessend den Bus waschen zu fahren, wie sie sagten. Wir also mit zum Bus waschen. Waehrend die beiden den Bus wuschen, genehmigten wir uns einen Chai in einem gluecklicherweise schon geoeffneten Shop.
Waehrend wir uns noch wunderten, warum wir die einzigen Mitfahrer in dem Bus waren, ging es um circa 7 Uhr dann aber wirklich los. Und wohin? Zurueck nach Kalpa, um die restlichen Mitfahrer einzuladen... Mal wieder ein typisches Beispiel indischer Mentalitaet. Man hat also immer was zu lachen. Um 7.30 Uhr ging es also wirklich los nach Shimla.

Nach mehr als 12 Stunden Busfahrt wurden wir in Shimla mal wieder von einem Schlepper empfangen. Er wollte uns fuer 300 Rupien ein Zimmer besorgen. Da 300 Rupien fuer eine solche Stadt absolut in Ordnung geht, willigten wir ein, mit ihm zu kommen. Da Shimla noch immer auf circa 400 Metern Hoehe liegt, wurde der Marsch zum Guesthouse ziemlich anstrengend. Fast dort angekommen, trat ein weiterer Schlepper hinzu. Dieser sagte uns ein Zimmer in einem Hotel zu, welches normalerweise 800 Rupien kostet. Sie haetten aber so etwas wie Rabbatwochen und daher fuer uns und nur heute: unschlagbare 400 Rupien. Da er uns noch Fotos vom versprochenen Zimmer zeigte und diese wirklich gut aussahen, willigten wir ein. Und die Fotos hielten, was sie versprachen. Es handelte sich dabei um das "Woodland Hotel", wer mal da ist...

Abends gingen wir dann noch in eine wirklich gute "Punjabi Dhaba". Dabei handelt es sich um ein kleines Restaurant, in dem es Essen aus dem Bundesstaat "Punjab" gibt. Und die war mal wirklich gut. Der Kellner war mehr als erfreut, als er unsere paar Brocken Hindi hoerte, mit denen wir das Essen bestellten.

Am naechsten Tag (09.10.2010) brachte ich Niko noch zu seinem Bus, Richtung Haridwar. Anschliessend war ich nach langer Zeit mal wieder mit meiner Freiheit allein. Juchuh!!!! Ich schlenderte anschliessend zum Bahnhof um mir Informationen ueber den Toytrain einzuholen. Dabei handelt es sich um eine Schmalspurbahn, welche durch die Bergwaelder nach Kalka faehrt. Eigentlich wollte ich noch eine weitere Nacht in dem klasse Hotel verbringen. Es bot sich jedoch an, um 17.40 Uhr Shimla mit dem Toytrain zu verlassen. Und soo viel gab es in Shimla nicht zu sehen. Also Ticket gekauft.

Den restlichen Tag bis zur Abfahrt verbrachte ich damit den Tempel in Shimla anzuschaun. Dieser befindet sich auf einem Huegel in Shimla. Geht ganz schoen steil. Bei diesem Tempel steht eine bestimmt 25 Meter Hohe Statue vom Affengott Hanuman. Schon beeindruckend. Obwohl die Statue zum Teil wegen Restaurationsarbeiten eingeruestet war. Desweiteren stattete ich der Punjabi Dhaba einen weiteren Besuch ab. Mhhhh, lecker.

Wie erwartet war es nach 1,5 Stunden Zugfahrt dunkel und von den Bergwaeldern war nicht viel zu sehen. Ich erlebte jedoch einen netten Sonnenuntergang und bis dahin war es schoen aus dem Fenster zu schaun. Die Waggons waren sehr geraeumig. Es gab zweimal Tee und ein Essen war im Preis von 280 Rupien inbegriffen. Das ist ein Schnabber.. Dafuer hatten wir bestimmt 1,5 Stunden Verspaetung, da wir mehrfach auf der Strecke hielten. Warum, blieb mir verborgen. Da ich aber gerade "Den Schwarm" vom "Frank Schaetzing" lese, war mir das egal.

Eigentlich war geplant in Kalka eine Nacht zu verbringen, um am naechsten Tag mit dem Zug nach Chandigarh zu fahren. Es wurde mir jedoch im Zug mitgeteilt, dass Kalka ein eher nicht soo schoener Ort sei, um dort eine Nacht zu verbringen. Ueblicherweise wurde man gleich nach Chandigarh weiterfahren. Die Fahrt wurde auch nur 30 Minuten dauern. Gesagt, getan. Da ich aber kein Zugplatz reserviert hatte, blieb mir nur die "normale" Fahrkarte. Also stand ich nach Erhalt der Fahrkarte vor dem einzigen Waggon, der dem schnoeden Volke mit "normalen" Fahrkarten vorbehalten war, des Hunderte Meter langen Zuges. Und meiner Ansicht war dieser Waggon voll. Eigentlich mehr als voll. Die Leute standen in den Eingangstueren. Dahinter grosses Gedraengel. Mir gingen die Fotos von den Vorortzuegen von Mumbai durch den Kopf, auf denen die Leute in Trauben aus dem Zug haengen. Als ich das Gefuehl hatte, dass der Zug bal abfahren wurde dranegte ich mich in den Zug. Denn ich wollte bestimmt nicht den Abschluss der Traube bilden, mit meinem 25 Kilo Rucksack. Also nix wie rein in den Zug. Ich kam gerade so weit, dass mein Rucksack nicht mehr draussen hing. Meinen kleinen Rucksack stellte ich auf die geoffnete Zugtuer. Aber der Zug fuhr noch lange nicht los. Mir rann der Schweiss in Stroemen. Nach einer halben Stunde, mir kam es vor wie eine Stunde, fuhr der Zug endlich ab. Und hinter mir hing wirklich die Traube aus dem Zug. In Chandigarh befand sich der Bahnsteig natuerlich auf der "falschen" Seite. Aber die Option sich durch den Zug zu kaempfen gab es nicht. Also zurueck. Nach langem Gezeter und Gemotze liess sich die Traube dann auch endlich dazu ueberreden, mich aus dem Waggon zu lassen. Danke!

In Chandigarh musste ich dann zunaechst 8 Kilometer vom Bahnhof in das Stadtzentrum zuruecklegen. Dies tat ich mit einer Motorrikscha und einem weiteren, offensichtlich homosexuellen, indischen Mitfahrer an meiner Seite. So schnell ist man auf Nachfrage ploetzlich verheiratet...

Die von mir angepeilten Hotels im Sektor 22 hatten doch tatsaechlich kein Zimmer mehr frei. Es war inzwischen 1 Uhr nachts und ich dementsprechend geraedert. Eine Fahrradrikscha brachte mich dann in den Sektor 45. Dort sollte mich ein Zimmer ohne Badezimmer, in welchem Getier auf dem Boden krabbelte 750 Rupien kosten. Da zumindest das Bett sauber war und anbetracht der Uhrzeit und meines Zustandes sagte ich zu. Bei Licht am naechsten Tag sah das Zimmer auch nicht mehr soo schlimm aus. Dennoch das schlechteste Preis-Leistungs-Verhaeltnis, welches ich auf der bisherigen Reise erlebt habe.

Chandigarh ist die Hauptstadt des Bundesstaates Punjab und dementstprechend modern. Man sieht kaum Inder in der sonst so typischen kulturellen Kleidung. Alles ist sehr westlich. Die Stadt ist am Reissbrett geplant worden. Die Hauptstrassen zweigen im 90-Grad-Winkel voneinander ab.
Im Norden der Stadt liegt der Rock-Park. Der eigentliche Grund meines Besuches. Dort hat der Gruender dieses Parks den anfallenden Muell, als Chandigarh errichtet wurde, gesammelt und in allerlei Statuen und so weiter verarbeitet. Das war schon nett anzuschaun.
Viel witziger war jedoch meine Vernschnaufpause, die ich mir am Ausgang des Parks goennte. In der einen Stunde, die ich dort sass, wurde ich bestimmt 5 Mal zum Teil ungefragt fotografiert. So etwas passiert in Indien ja schon des oefteren Mal, aber diese Haeufigkeit hatte ich bisher nicht erlebt. Von einem Fotograf verlangte ich spasseshalber 10 Rupien. Er begann sofort in der Tasche nach Geld zu wuehlen...

Anschliessend besuchte ich noch den kuenstlichen See in der Naehe des Parks. Danach liess ich mich in Sektor 17 fahren. Dort befinden sich saemtliche guten Restaurants der Stadt. Mit meinem inzwischen ziemlich langen Bart und meiner Travellerklammotte kam ich mir in dem Restaurant zwar ein wenig fehl besetzt vor, das Masala-Huehnchen war jedoch einsame Spitze. Und das ganze mit nem frischen Joghurt zum Nachtisch fuer umgerechnet 10 Euro.

Auf dem Weg zurueck in meinen Sektor kamen wir an einem Jahrmarkt vorbei. Dort wollte ich unbedingt hin, um ein paar Fotos zu schiessen. Zunaechst wollte ich jedoch zum Hotel zurueck, um schonmal zu bezahlen, da ich beabsichtigte am naechsten Morgen Chandigarh zu verlassen. Nachdem das Geschaeftlich geklaehrt war, konnte ich natuerlich keinem Rikschafahrer begreiflich machen, wohin ich nun wollte. Schliesslich sagte ich einem Fahrer einer Fahrradrikscha, er solle mich in Richtung Sektor 17 bringen. Von dort war ich ja gekommen, als den Jahrmarkt gesehen hatte. Wir waren schon fast in Sektor 17 angekommen, als mir klar wurde, dass der Fahrer vermutlich einen anderen Weg gefahren war. Also bat ich ihn, wieder zurueck zu fahren. Moeglichst einen anderen Weg. Schwitzend und einen flehenden Blick in den Augen drehte er sich zu mir um und deutete nur auf die andere Strassenseite. Ich bezahlte ihn also und wechselte das Fahrzeug. Hihi, Rikschafahrer sind auch nicht mehr das, was sie mal waren...

Ich wechselte in eine Motorrikscha und tatsaechlich kamen wir an dem Jahrmarkt vorbei. Also rausgelassen und rein ins Vergnuegen. Vor dem Jahrmarkt befand sich noch ein grosser Gemuesemarkt. Zunaechst schlenderte ich ueber diesen und schoss ein paar nette Fotos. Auch auf dem Jahrmarkt schoss ich grosszuegig Fotos. Das war alles sehr interessant so nah an der Stadtbevoelkerung Chandigarhs zu sein. Touris gab es dort naehmlich nicht.

Am 11.10.2010 machte ich mich auf nach Haridwar, um anschliessend weiter nach Rishikesh zu fahren.

© André Hellberg, 2010
Du bist hier : Startseite Asien Indien Kalpa - Shimla - Kalka - Chandigarh
Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich nun drei Jahre auf den August 2010 gewartet habe um mein freies Jahr zu beginnen, bin ich jetzt langsam richtig heiß drauf. Ich werde von Hamburg über Moskau nach Delhi fliegen und dort früh morgens ankommen. Von dort soll es erstmal ´gen Norden, in den Himalaya gehen. Dann wieder ´gen Süden, dann ´gen Osten, ´gen Süden, und noch weiter und weiter... und letztlich kommt eh alles anders als gedacht... Indien, ich komme...
Details:
Aufbruch: 05.08.2010
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Mai 2011
Reiseziele: Indien
Malaysia
Thailand
Der Autor
 
André Hellberg berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.