Roland Goes Around The World

Reisezeit: Oktober 2005 - Juli 2006  |  von Roland S.

New Zealand - Green Heaven: Abel Tasman National Park

20. April, 18:38

Hi Folks!

Was hat der Abel Tasman National Park fuer ein Erbe fuer Canada/Alaska hinterlassen... Und ich dachte, Nordamerika wird das beste. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Natur dort selbst nochmal ueberbieten kann.

Felsige Berge, goldene Straende, blaues Wasser, Wasserfaelle, gruene Wiesen, steile Kuesten, gruenes Wasser, Regenwald, Buchenwald, ganz zu schweigen von einer riesigen Vielfalt an wild lebender Tiere... Und das alles auf ein paar wenige Quadratkilometer, alles in 6 Tagen, zu Fuss. Da musst Du woanders stundenlang mit dem Auto fahren, sogar Laendergrenzen passieren!

Aber der Reihe nach...

Am Freitag Morgen ging's los auf den Inland Track. Mit dem eingepackten Futter fuer 4 Tage (fuer die letzten 2 Tage war Nachschub organisiert) war mein Rucksack schweineschwer. Und natuerlich war die erste Tagesetappe auch gleich die schwierigste im ganzen Park! Es ging einfach nur bergauf... Das ganze aber begleitet von super Wetter und einer gigantischen Landschaft, also kein Gejammer. Nach ca. 5 Stunden kam ich dann endlich an der ersten Huette, Castle Rocks Hut, an. Den Rucksack abgelegt ging's auf den ersten, kleinen Sidetrack - dem in den kommenden Tagen noch viele folgen sollten - zum Castle Rock, einem sehr schoenen Aussichtspunkt. Da kam mir dann auch gleich die Idee, dass das ein schoener Spot fuer einen Sonnenaufgang sein koennte...
Meine Vorahnung, vielleicht sogar alleine auf dem Track zu sein waehrend sich der Ostermob ueber den Coastal Track walzt, wurde aber, ein bisschen zu meinem Bedauern, nicht bestaetigt. Und so trafen sich am Abend in der Huette Sandra, eine Bayerin, Sage (USA) sowie Sharon, eine lokal ansaessige Neuseelaenderin, und ein schon etwas aelteres Kiwitrio (Gail, Richard & Brett) zu einer sehr lustigen Runde zusammen.
Als ich schliesslich als Letzter (was ich auch in all den anderen Huetten beibehalten sollte) um 9 ins Bett ging, hatte ich Bammel, dass wenn die Steigungen so weiter gehen ich nach 6 Tagen eine Beinmuskulatur wie einst Gerd Mueller haben werde...

Der Start des Tracks in Marahau

Der Start des Tracks in Marahau

Vollbepackt wie ein Muli

Vollbepackt wie ein Muli

Der Durst war gross und allgegenwaertig

Der Durst war gross und allgegenwaertig

Der Track war dank solcher Schilder super markiert und absolut idiotensicher

Der Track war dank solcher Schilder super markiert und absolut idiotensicher

Die ersten postkartenverdaechtigen Aussichtspunkte liessen auch nicht lange auf sich warten

Die ersten postkartenverdaechtigen Aussichtspunkte liessen auch nicht lange auf sich warten

Die Huette fuer die erste Nacht

Die Huette fuer die erste Nacht

So sieht's innen aus

So sieht's innen aus

Puenktlich um 6 Uhr Samstag Morgen bin ich dann dem Weckrufs meines Handys gefolgt, mit der Taschenlampe durch die Pampa gerannt und hab mir den Sonnenaufgang vom Castle Rock angeguckt. Gott sei Dank...

Dieser Kia, eine Papageienart, hat geschriehen wie ein Grosser, wahrscheinlich war's ein Werpapagei

Dieser Kia, eine Papageienart, hat geschriehen wie ein Grosser, wahrscheinlich war's ein Werpapagei

Wer waere dafuer nicht gerne aufgestanden?

Wer waere dafuer nicht gerne aufgestanden?

Danach ging's nach dem Fruehstueck zurueck auf den Track, der alles in allem mit kurzzeitigen Ausnahmen recht flach verlief. Und so kam ich weniger fertig als am Tag zuvor an der zweiten Huette, Awapoto Hut, an. Auf der Huette waren dann auch wieder das Kiwitrio und Sharon vertreten. Letztere besucht derzeit einen Massagekurs und hatt erstmal die ganze Mannschaft durchgeknetet!

Cracker mit Philadelphia zum Mittag

Cracker mit Philadelphia zum Mittag

Fuer Spielereien mit meiner Kamera war auch noch Zeit...

Fuer Spielereien mit meiner Kamera war auch noch Zeit...

Dem felsigen Aufstieg vom Vortag folgte schoener, dichter Wald am Samstag

Dem felsigen Aufstieg vom Vortag folgte schoener, dichter Wald am Samstag

Am dritten Tag war dann schon der Coastal Track das Ziel. Zuvor ging's aber vor allem ueber grossflaechige, huegelige Wiesen, sowie ein paar schoene Waldabschnitte, bevor ich am spaeten Nachmittag an der Whariwharangi Hut, endlich auf Meereshoehe, angekommen bin. Nachdem die letzte Dusche nun schon drei Tage her war, gab's nur eins: Ab ins Meer, wurscht wie kalt...
Auf der Huette dann wieder alte Bekannte, das Kiwitrio. Gewandert sind wir nicht zusammen, ich war ein bisserl schneller, aber am Abend hatten wir immer eine Riesengaudi. Und weil Gail und Richard in der Naehe von Nelson wohnen, von wo aus ich am Samstag nach Auckland fliegen werde, haben sie mich fuer Freitag Abend zum Essen eingeladen! Richard, ein pensionierter Polizist, holt mich sogar am Hostel ab und faehrt mich nach dem Essen wieder zurueck. Thema Gastfreundschaft...

Dieser Fantail ist mir zwei Stunden lang gefolgt und hat mich immer angezwitschert, wenn ich mal stehen geblieben bin. Man koennte fast meinen, dem haettest Du, Rene, einen Auftrag bezueglich meiner Fitness gegeben..?

Dieser Fantail ist mir zwei Stunden lang gefolgt und hat mich immer angezwitschert, wenn ich mal stehen geblieben bin. Man koennte fast meinen, dem haettest Du, Rene, einen Auftrag bezueglich meiner Fitness gegeben..?

Auf der Landzunge ist das Meer nicht nur westlich gelegen...

Auf der Landzunge ist das Meer nicht nur westlich gelegen...

...sondern auch im Osten...

...sondern auch im Osten...

...und so sieht's dazwischen aus

...und so sieht's dazwischen aus

Whariwharangi Hut, urspruenglich mal privat errichtet

Whariwharangi Hut, urspruenglich mal privat errichtet

Nur noch ein paar Meter...

Nur noch ein paar Meter...

Am vierten Tag ging's dann schliesslich auf den Coastal Track. Am Seperation Point, einem weiteren Sidetrack, wollte ich mal wieder einen Sonnenuntergang beiwohnen. Also ging's mal wieder mit der Taschenlampe durch den Wald. Leider war's ziemlich bewoelkt und der Sunrise eigentlich gar nicht vorhanden, aber die dort ansaessige Robbenkolonie war zahlreich vertreten.

Das war der kleinste von sechs Robben

Das war der kleinste von sechs Robben

Danach ging's ueber einen Strandabschnitt, der nur bei Ebbe ueberquert werden kann, sonst wird man weggespuelt. Einem ziemlichen rauf-und-runter, weg von den Straenden, hin zu den Straenden, folgte schliesslich die Ankunft zur Mittagszeit in Totaranui. Dort gibt es ein oeffentliches Telefon, von dem ich den fuer den naechsten Tag geplanten Kayaktrip bestaetigen sollte. Da ich aber leider der einzige war, der sich fuer genau diesen Trip interessiert hat, wurde er gecancelt. Da war ich stinkesauer, ein wesentlicher Bestandteil dessen war naemlich ein organisiertes Fruehstueck, mit dem ich natuerlich geplant hatte. Soll heissen, mir ging das Futter aus!
Pruegelsauer ging ich zurueck auf den Track. Haette ich da schon gewusst, was mich am naechsten Tag erwartet und worauf ich aufgrund des Kayaken wahrscheinlich verzichten haette muessen, ich haette mich nicht geaergert sondern wahrscheinlich eher einen Luftsprung gemacht...
Angestachelt von der schlechten Nachricht hab ich mich den Headland Track in rekordverdaechtiger Zeit hochgepruegelt. Mein literhafter Schweissverlusst wurde aber mit einer derartig genialen Aussicht belohnt, dass schon bald aller Aerger wieder vergessen war.
Am spaeten Nachmittag fing's dann aber furchtbar zu Regnen an und die letzte Ebbe-Ueberquerung zur Awaroa Hut war eine einzige Sauerei.

Ein Blick auf die Karte am Abend schoss mir den Schock ins Gesicht. Der geplante Kayaktrip haette meinen leidgeplagten Fuessen sicherlich gut getan, so aber standen am naechsten Tag 20km auf dem Programm. Die beiden grossen Blasen am rechten Fuss haben sich auf jeden Fall nicht darauf gefreut...

Die Low Tide Ueberquerung an der Mutton Cove

Die Low Tide Ueberquerung an der Mutton Cove

Die Aussicht vom Headland Track, auf die die meissten verzichten, weil er ihnen zu steil ist...

Die Aussicht vom Headland Track, auf die die meissten verzichten, weil er ihnen zu steil ist...

Am Dienstag Morgen war ich dann mal wieder der erste, der um 6:30 die Huette verliess. Diesmal aber nicht wegen 'nem Sonnenuntergang, sondern wegen der 20km und einen sehr hart erwarteten Tag. Vor allem weil das Fruehstueck aus vier Keksen und drei Handvoll Studentenfutter bestand...
Die Knochen haben schon geknatzt, aber wenigsten haben die Blasen Ruhe gegeben. Fuer den konstanten Schub an Endorphinen hat dann der Park mal wieder selbst gesorgt...
Ungeachtet der eh schon langen Strecke bin ich weiterhin jeden Sidetrack gelaufen und hab somit noch ein paar Kilometer draufgepackt. Wenn scho dann g'scheit!

Das Wasser froschgruen, das Aushaengeschild des Parks

Das Wasser froschgruen, das Aushaengeschild des Parks

Beim Mittagessen auf einem Felsen ist mir dann eine meiner zwei Getraenkeflaschen zwischen die Brocken gefallen. Fluchend nach dem Ding suchend hab ich dann einen alt bekannten Meeresbewohner entdeckt...

Gott sei Dank hab ich erst hingeguckt als ich reinlangen wollte, sonst haette mich der Krebs bestimmt gezwickt

Gott sei Dank hab ich erst hingeguckt als ich reinlangen wollte, sonst haette mich der Krebs bestimmt gezwickt

Den haette ich vom Kayak aus nicht gesehen...

Den haette ich vom Kayak aus nicht gesehen...

...und auf die Haengebruecke (hat die herrlich gewackelt) haett ich auch verzichten muessen. Auch auf das Geschrei der Englaenderin hinter mir, der nicht gefallen hat, dass ich extra noch auf und ab gesprungen bin!

...und auf die Haengebruecke (hat die herrlich gewackelt) haett ich auch verzichten muessen. Auch auf das Geschrei der Englaenderin hinter mir, der nicht gefallen hat, dass ich extra noch auf und ab gesprungen bin!

Bark Bay

Bark Bay

Eine Traumaussicht jagte die naechste. Die Eindruecke waren derart intensiv, dass ich schon nicht mehr musste, was ich die Tage vorher eigentlich gemacht und gesehen hab!
Und dann hat es Petrus besonders gut mit mir gemeint. Beim Abstieg zum Fuss des Falls River, ein weiterer Sidetrack, jetzt aber doch mit Schmerzen, hat er es mal wieder regnen lassen. Die Sonne hat er aber nicht abgestellt... Und so gab es in diesem eh schon wunderschoenen Nationalpark auch noch einen Regenbogen!!!

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Da haut's einem doch den Vogel raus!

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Da haut's einem doch den Vogel raus!

Torrent Bay

Torrent Bay

Das Ziel des Tages, Anchorage Bay, erforderte eine letzte Ebbe Ueberquerung

Das Ziel des Tages, Anchorage Bay, erforderte eine letzte Ebbe Ueberquerung

Dann hatte ich es endlich geschafft, bin zwar mit schiefen Knochen, aber uebergluecklich an der Anchorage Bay angekommen. Jetzt endlich zur Ruhe gekommen, machte sich vor allem mein Magen stark bemerkbar. Aber Rettung war in Sicht.
Aufgrund der ausgebuchten Anchorage Hut hatte ich eine Nacht bei den Aquapackers gebucht. Das sind zwei Boote, ca. 100m vom Ufer weg, mehr oder weniger schwimmende Hostels. Fuer 60 Dollar bekommt man dort nicht nur ein Bett (mit Zudecke, kein Schlafsack!), sondern Abendessen, Fruehstueck und ein Lunchpaket fuer den kommenden Tag. Unter Anbetracht dessen, dass die Holzhuetten auf dem Coastal Track 25 Dollar kosten, man im Schlafsack pennen muss und vor allem sein Essen selbst mitbringen und vor allem mitschleppen muss, ein Schnaeppchen also!
Und weil's bis zum Abendessen dann aber nochmal 1-1/2 Stunden waren und auf dem Boot auch Bier verkauft wurde, hab ich saemtliche sporternaehrungstechnischen Grundlagen ingnorierend (Rene, weghoeren!) erst mal drei Bier runtergelassen. Welch ein Genuss! Nachdem dann auch noch das Gegrillte nebst Salad den Weg in meinen Bauch fand, wurde langsam aus meinem sinnlosen Kadaver wieder ein Mensch...

Sicht vom Boot aus auf die Anchorage Bay

Sicht vom Boot aus auf die Anchorage Bay

Die beiden Boote der Aquapackers

Die beiden Boote der Aquapackers

Nachdem ich mir am Vorabend auf dem Boot die beiden Blasen aufgestochen hab, hatte ich boese Vorahnungen fuer den letzten Tag. Gluecklicherweise standen aber nur noch ca. 12km auf dem Programm.
Pustekuchen! Nach dem Fruehstueck war ich voller Energie, voellig schmerzfrei (oder mein Gehirn war mit Eindruecken blockiert), vor Kraft strotzend. Also bin ich wieder die Sidetracks rauf und runter gerannt.

Und weiter ging's mit den Postkartenmotiven

Und weiter ging's mit den Postkartenmotiven

Und dann kam der Moment, der irgendwann auf dieser Reise kommen musste. Das Ende eines One-Way Sidetracks, an dem ich voellig alleine war, mein stetiger Drang, aussergewoehnliches zu machen, meine high-aehnliche Gemuetslage aufgrund der juengsten Ereignisse und mein scheinbar angeborener Hang zum Nudismus...

...ehrlich...ein herrliches Gefuehl...

...ehrlich...ein herrliches Gefuehl...

Der freien Koerperkunst folgte die Muschelkunst

Der freien Koerperkunst folgte die Muschelkunst

Die letzte von mir besuchte Bucht, Appletree Bay

Die letzte von mir besuchte Bucht, Appletree Bay

Einer der letzten, genialen Aussichtspunkte

Einer der letzten, genialen Aussichtspunkte

Mein Wanderstock, der mir eine grosse Hilfe war

Mein Wanderstock, der mir eine grosse Hilfe war

Und zurueck ich war!

Und zurueck ich war!

Die vielen Sidetracks lassen eine genaue Angabe der zurueckgelegten Distanz nicht zu. Aber es duerften zwischen 95 und 100km gewesen sein, die ich in den sechs Tagen zurueckgelegt hab. So kraftvoll und fit hab ich mich das letzte Mal waehrend meiner Marathonvorbereitung gefuehlt. Heute, einen Tag nach meiner Rueckkehr, hab ich nicht den geringsten Hauch von Muskelkater.

Der Park, vor allem die Art und Weise wie ich ihn erlebt hab, hat mich veraendert, tief beruehrt. Als ich im Bus sass zurueck nach Motueka hatte ich Traenen in den Augen, wollte zurueck, zurueck in die Natur. In diesem Park hab ich was gefunden, was ich nicht mehr hergeben werde. Ich hab das Gefuehl, als war der Abel Tasman NP der Anfang von einem Teil in mir, der in Zukunft ein wichtiger in meinem Leben werden wird. Es war das erste Mal, dass ich ueber Nacht hiken war, und sicher nicht das letzte Mal!

Wenn man sieht, wie unglaublich schoen diese, unsere einzige, Welt sein kann, macht es mich traurig und wuetend gleichermassen, dass es Menschen gibt, denen es fuer ein paar Dollar nichts ausmacht, diese Welt zu zerstoeren. Gerne wuerde ich die grossen Bosse der grossen Laender fuer ein paar Tage in diesen Park schicken, vor allem den burgerfressenden Revolverhelden aus Texas. Vielleicht kaemen sie dann auf andere Gedanken. Ich bin es jedenfalls.
Oder wuerde der Texaner an der Bark Bay einen Raketenstuetzpunkt errichten?

So lange es die schoenen Orte dieser Welt noch gibt wird man mich dort treffen. Und ich werde mich anschicken, so viele wie moeglich davon zu besuchen...

cya, Roland

© Roland S., 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In 10 Monaten werde ich 7 verschiedene Länder besuchen und dabei einmal komplett um die Welt reisen.
Details:
Aufbruch: 16.10.2005
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 03.07.2006
Reiseziele: Thailand
Australien
Neuseeland
Vereinigte Staaten
Kanada
Der Autor
 
Roland S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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