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Reisezeit: Mai 2009 - November 2010  |  von Bianka Seidel

Port Keats - Wadeye

Jippi, ich kann jetzt endlich schreiben, dass wir mal woanders sind. Haben es nun endlich geschafft Darwin zu verlassen. Wir waren fuer 4 Wochen in Port Keats oder von dem Aborginies (Ureinwohner von Australien)auch Wadeye genannt, was kurz vor der Grenze zu Western Australia (kurz vorm Meer) liegt. Wir wurden da mit einer kleinen Propellermaschine hingeflogen, in die max. 12 Personen passten. Wir durften gleich hinter dem Piloten und seinem Copiloten sitzen, beide etwa in unserem Alter. Der Copilot fungierte auch gleichzeitig als Steward, indem er uns am Anfang alles wichtige erklaerte und sich dann in seinen Sitz zwaengte.War echt ein lustiger Flug in so ner kleinen Maschine. Nach 45 Minuten sind wir dann in Port Keats gelandet, welches eine Aboriginal Community (dh wiederrum heisst es ist so ne Art Dorf) ist. Fuer die letzten 4 Wochen durften wir das unser Zuhause nennen. Wir arbeiten hier in einem Takeaway (ein McDonalds fuer Aboriginies). Wir sind mit noch einem deutschen Paaerchen hier und die beiden waren in der Kueche und bereiteten die Sandwichs, Hamburger und alles was das Friteusenherz begehrt zu. Verena und ich standen hinter der Kasse und bedienten die lieben Kunden. Das war manchmal echt sehr lustig aber auch anstrengend, denn die lieben Aboriginies bekommen Geld vom Staat und gehen nicht arbeiten und geben das immer aus. Das Einkaufsverhalten von denen ist auch echt total anderes - schwer zu beschreiben und auch schwer zu verstehen, wenn man es nicht selber gesehen hat. Die wispern einem ganz leise ins Ohr was sie haben moechten, man versteht sie meistens kaum (normalerweise Schreien die sich aber gegenseitig an, aber vor den Weisen haben sie Respekt und sind da viel zu leise). Naja man hatte sich daran gewoehnt, denen fast ins Gesicht kriechen zu muessen um was zu verstehen.Und die haben dann alles gekauft was sie gerade gesehen haben, egal ob sie es brauchten oder nicht. Und sie lassen sich auch erstmal alles hinstellen, selbst wenn sie gar kein Geld dafuer haben (manche wissen nicht wieviel 20 Dollar sind bzw. der Wert davon ist und demzufolge wissen sie auch nicht wann sie nicht mehr kaufen koennen und wann nicht). Also echt ne Erfahrung!!!

Fuer die letzten 2 Wochen hatten wir dann nen Mangerwechsel. Die alte Managerin wurde durch ne Unterschriftensammlung waehrend ihres Urlaubs von hier vertrieben, da sie wohl ne "bloede Kuh" (auf gut deutsch gesagt war). Wir haben sie nur 2 Tage mitbekommen und da war sie okay. Dann war so ne Uebergangsmanagerin da, Emma. Die war echt voll cool, nur ein paar Jaaerchen alter als wir. Und dann kamen die neuen. Ein aelteres Ehepaar, eigentlich schon in Rente, aber mit der Ruhe konnten sie nichts anfangen und so sind sie wieder ins Arbeitsleben zurueck. Sie (Anita) kommt urspruenglich aus Deutschland. Er (Eddi), urspruenglich Australier, hat aber auch viele Jahre in Deutschland gelebt und spricht daher perfekt deutsch. Sein Englisch und das seiner Frau hat eher einen sehr starken bayrischen Akzent, den die beiden haben in der Naehe von Muenchen gelebt. Am Anfang war es etwas gewoehnungsbeduerftig mit den beiden aber nach der Weile gings dann. Vor allem koennten wir uns alle in einr Sprache unterhalten und der Baecker, Andrew (24) und der Koch, Asantha (26) (die es da auch beide noch gibt), waren die einzigstens beiden die nicht mitreden koennen. *hahaha*.
In der ersten Woche hatten wir nicht viel hier gemacht, denn uns wurde erzaehlt, dass man hier abends lieber nicht rausgehen sollte etc. Da die Community hier aus 2 verschiedene Clans besteht. Hauptstrasse in der Mitte, der eine Clan rechts der andere links. Und manchmal fangen die an Kaempfe auszutragen und zu streiten. Die Weisen haben daher alles ein grosses Tor vor ihren Haeusern und ein Schloss dran und Hunde (wir haben hier 3 davon, Chase ein netter ruhiger Knabe, Seiy (wie auch immer man die schreibt) - eine schon lebendigere Dame und Samy (die eigentlich nur gebabysittet werden sollte aber jetzt schon nen ganze Weile da ist) die total nervig und durchgedreht ist. In der letzten Woche wurde unsere Sicherheit sogar noch mal geupdated, denn von dan an lebten wir ganz im Gefaengniss, da wir vor die Fenster und Tueren nochmal Stahl bekommen haben.

Wir haben in einem Donga gewohnt, was so ne Art Bungalow ist und da standen 4 Dongas sich gegenueber, so dass sie ein Viereck ergeben. Die Mitte ist ueberdacht und unsere Art Wohnzimmer. In einem Donga wohnten wir natuerlich in dem links von uns wohnte das andere deutsche Paaerchen, in dem links von uns wohnte der Koch und uns gegenueber lebte der Baecker. Meistens kamen dann abends noch paar andere Leute vorbei, denn man kann hier nichts gross machen, ausser abends zusammensitzen, quatschen und Karten spielen (haben uns fleissig die Zeit mit Poker und Black Jack spielen vertrieben).
Mein Telefon ging hier auch die ganze Zeit nicht, ich habe zwar die richtige Sim-Karte, aber die die mein Handy kennen, wissen, dass es nicht gerade auf dem aktuellsten Stand ist. Somit keine Verbindung zur Aussenwelt. Telefonzellen gab's da leider auch nicht. Koch oder Baecker haben uns manchmal kurz ihr Internet bzw. Telefon benutzen lassen, denn die leben hier laenger hier und haben die teuren Anschaffungskosten in Kauf genommen.
An dem ersten Wochenende waren noch unsere Vorgaenger da. Ein deutsches Paaerchen und 2 Maedels (auch aus Deutschland). An denen ihrem letzen Freitag gabs dann von denen ne Abschiedsparty. In der kommende Woche haben wir uns dann so langsam eingearbeitet. Die ersten 2 Tage waren Verena und ich in der Kueche (wir durften gleich am ersten Tag mit arbeiten los legen) und dann hatten wir gewechselt und irgendwie ist es auch so geblieben. An unserem ersten Wochenende haben wir nicht viel hier gemacht, ausser relaxt. Die Wochen verliefen immer wieder gleich....frueh arbeiten, nachmittags/abends fertig nach Hause kommen. Noch bissel rumsitzen und dann noch nen Film ansehen und ab ins Bett. An unserem zweiten Wochenende wurden wir dann von Emma (Uebergangsmanagerin) mal an den Beach (zu gut deutsch Strand) gefahren, damit wir von hier auch mal was sehen. 10km mitten durchs Outback sind wir auf unbefestigten Strassen lang gerast und der 4wheel drive wurde auch gut bebraucht als es an den Strand ging. Ein ewig langer Srand ohne jegliche Menschenseele. Schon krass. Mit baden gehen wars da aber auch nichts, denn Krokodile wuerde es da noch mehr geben als in Darwin. Selbst bis zu den Knien haben wir es lieber sein lassen, denn so klar wie das Wasser in Darwin war's da nicht. Und somit konnte man eventuelle Feinde erst sehr spaet ausmachen.

Haben einfach das Meer genossen, Bilder gemacht und Spass gehabt.
Waehrend der Woche ist man wieder fleissig arbeiten gegangen. Aber mit dem Unterschied, dass wir langsam angefangen haben hier unser Sozialleben etwas aufzupeppen, indem wir zum Fussball gegangen sind (von den "Weissen") und auch paar neue Leute kennengelernt haben (neben denen die man schon kannte, von diversen Pokerabendenden oder als Kunden aus dem Takeaway).
An dem kommenden Wochenende (Samstag nach der Arbeit) hat der Butcher (zu gut deutsch Fleischer) vom Nachbardorf (ca.40km entfernt), dass Palumpa genannt wird, abgeholt und uns seine Cattle Station (man kanns auch Farm nennen) gezeigt. Wow die ist voll riesig 80x80km. Wenn die waehrend der Regenzeit Bullen jagen, machen die das ua. mit nem Hellicopter, weils zu rieisig ist und man dann nicht mehr ueberall hinkommt, da die Haelfte unter Wasser ist). Natuerlich hatten wir nur einen Bruchteil der Farm gesehen. Scott hat uns an dem Tag auch noch ein Buschessen gezeigt - den gruenen Arsch von Ameisen essen. Mein Hauptgericht wird's wohl nicht werden, aber war schon man lustig das auszuprobieren.
Der Ort wo der wohnt besteht eigentlich auch hauptsaechlich nur aus der "Farm". Viel mehr gibt's da nicht. Aber es ist schon total anders als Port Keats hier. Man braucht keine hohen Zaeune, weil niemand gross einbricht. Man kann das Auto offen stehen lassen und es passiert nichts und die Schwarzen gehen Arbeiten.
Als wir dann abends wieder zurueck kamen war bei uns im "Wohnzimmer" voll die Party im Gange. Ans Schlafen konnte man bei dem Laerm nicht denken. Aber irgendwann waren wir dann doch zu muede und sind einfach nur ins Bett. Am Sonntag wollte der Butcher uns dann wieder abholen (sein Name war Scott) und uns mit zum Fischen nehmen. Leider ist er nicht augetaucht. Somit haben wir nen Schlaf-, Lese-, Putz- und Computertag eingelegt, was auch gar nicht so schlecht war.

Waehrend der Woche ist wieder nicht viel passiert. Fussball war wieder angesagt. Und da hatten wir noch ne junge Mutter kennengelernt, die meinte sie will mal mit uns zum Lagerfeuermachen gehen. Gesagt getan. Am Mittwoch nach der Arbeit hat sie uns mit ihrer Schwaegerin eingesagt und wir sind zu nem Aussichtspunkt (ueber die Gegend hier und Port Keats hat man auch gesehen) gefahren und haben ein Lagerfeuer gemacht. Die hatten Fische mitgebracht und gegrillt und wir hatten Spiesse mitgebracht. Somit wurde es ein ganz angenehmer Abend in der puren Natur.
Das war aber das einzigste Highlight unter der Woche. Am Samstag nach der Arbeit hat uns dann Scott wieder abgeholt. Eigentlicht wollten wir Angeln gehen. Er ist dann mit uns zu nem Ort gefahren der "Red Cliff" heisst und nachdem wir den Weg von der Klippe oben nach unten an den Strand gefunden hatten wussten wir auch wieso der Ort so heisst. Die Kliffs wurden von der Sonne schoen angeleuchtet und haben in einem schoenen Rot geleuchtet. Sind dann ans Meer gelaufen (es war gerade so ein bischen Ebbe gewesen und da musste man ein Stueckchen laufen). Um dahin zu gelangen mussten wir aber erst durch knietiefes Watt laufen. Das war vielleicht ein Spass. Wir waren von oben bis unten mit dem Schlick bespritzt und sahen aus wie 2 kleine "Schweine". Danach hat er noch an einem Creek angehalten und wir konnten uns abkuehlen, denn da gabs mal ausnahmsweise keine Krokodile. Es hat dann auch noch ne Aborginie Family gehalten, die baden gegangen sind (bekannte Gesichter aus dem Takeaway). Die haben dann noch bissel mit uns gequatscht und uns ihr Abendbrot gezeigt, was sie vorher gesammelt haben - mud crabs (so ne Art Riesen Krebs/Krabbe). Wird wohl ueber dem Feuer gebraten.

Danach sind wir wieder zu unserem Zuhause zurueck und sassen mit den bei netten Kartenspielchen wieder zusammen. Das Beste Spiel des Abends war Black Jack (auch 21 genannt). Ich durfte die Bank sein und hab auch mein ganzes Geld wieder bekommen. Gute Bank gell ?!
Am Sonntag ist dann Scott mit uns zum Bull-hunting (dh. Kuehe fangen) los. Wir sind zu ihm nach Hause, wo er uns dann nen Hut gegeben hat, weil sonst alles zu dreckig waere danach (wir hatten uns dann schon gefragt, auf was wir uns da eigentlich eingelassen haben). Er hat das Auto noch fit gemacht. Eine Art Riesenjeep, aber ohne Tueren und Fenster etc. Da war einfach alles auf. Nur ne grosse Eisenstange war angebracht, die einem am evtl. rausfallen hinter konnte. Scott hat seine Aborginies-jungs zusammen gerufen und dann gings los. Unser Auto, noch ein Jeep (aber ein normler) und der LKW (der die lebenden, gefangenen Kuehe zurueck fahre sollte). Erstmal 5 Minuten bis man ueherhaupt irgendwo war und dann hat Scott angefangen ne richtige Kuh auszusuchen. Also eine die das richtige Alter hatte, nicht schwanger war oder gerade gekalbt hatte etc. Nachdem wir dann eine hatten, ging die Jagd los. Unsere Armmuskeln wurden an diesem Tag stark beansprucht, denn wir haben uns kramphaft an dem Griff festgehalten, da die Kuh nicht nur Bock hatte gerade aus zu laufen, sondern gerne Zick Zack gerannt ist und wir ja hinter her mussten. Dabei sind wir ja nicht auf ner Strasse langgerasst sondern auf ner Buckelwiese mit Kuhscheisse drauf (die wir auch ueberfahren haben und die dann immer schoen hochgespritzt ist - da wir keine Tueren etc. hatten war das natuerlich ein tolles Gefuehl mit der ganzen Kuhscheisse ueberall am Bein etc.). Irgendwann war es dann gluecklicherweise so weit und wir hatten die Kuh. Sie wird dabei ueberfahren (vor dem Auto sind 2 Riesenreifen und ne Bullbar - die bringen die Kuh nur zu Fall und tun ihr nichts). Dann wenn die vorm Auto liegt werden ihr die Fuesse zusammengebunden, damit sie nicht wieder abhauen kann. Dann kommt der Truck und sie wurde darauf verladen. Nachdem sie dann auf dem LKW war und wieder fit war ging das gleiche Spiel mit ner neuen Kuh wieder los.

Leider haben wir nur 2 Kuehe fangen koennen an diesem Tag, denn es war zu nass und die haben sich schon teilweise ins Hinterland verzogen (wofuer man dann den Helicopter braucht). Somit wurde die Aktion Bull-hunting nach ca. 45 Minuten wieder abgebrochen und wir sind zurueck gefahren. Die Kuehe wurden dann zum Schlachthaus gefahren, wo sie noch ne Nacht in Frieden leben durften, denn am naechsten Tag kam das Bolzenschussgeraet zum Einsatz und sie wurden zu essbaren Fleisch verarbeitet.
Scott hat uns dann wieder zurueck gefahren und nach ner schoenen kalten Dusche hat man sich auch wieder wie ein normler Mensch gefuehlt und nicht mehr wie ne halbe Kuh. Abends gabs wieder ne kleine Poker Runde und damit war dann auch schon das letzte Wochenende hier im Busch fuer uns vorbei.
Unter der Woche sind wir dann wieder fleissig arbeiten gegangen. Fussball haben wir ausfallen lassen, aber dafuer sind wir am Dienstag dann zum Cricket gegangen. Ich habe das Spiel nie richtig verstanden, aber wenn man es so selber mal bissel mitspielt versteht man es doch und es faengt auch an Spass zu machen. Somit war der Abend auch geritzt und ging eigentlich ziemlich schnell vorbei.
Am Mittwochabend sind wir 3 Maedels dann zur Ladies Night gegangen. Da waren aber hauptsaechlich nur Aborgininal Maedels dabei (sonst wuerden wohl auch Weisse mitkommen). Aber es war trotzdem ein lustiger Abend mal mit denen zusammen. Und man hat doch bissel was von ihnen mitbekommen. Und wir haben nicht nur neben ihnen gewohnt und gelebt sondern auch mit ihnen. Die haben an dem Tag Kleider anprobiert die sie fuer ne Modenschau in 2 Wochen tragen werden. Leider koennen wir das ja nicht mehr sehen, denn am Samstag morgen ging unser Flug wieder zurueck in die Zivilsation.
Dort bleiben wir bis Montag Nacht (also nur 3 Tage) bevor es dann nach Brisbane geht (via Flugzeug) und wir Verenas Vater und Opa treffen werden. Unser Plan ist mit den beiden die Ostkueste bis nach Cairns hochzufahren, denn von dort aus fliegen wir wieder nach Darwin zurueck um unser Auto zu holen und es dann hoffentlich bis Silvester nach Sydney zu schaffen. Aber wir wollen hier ja nicht zu viele Plaene schmieden, denn das Glueck lag da ja bis jetzt noch nicht so auf unserer Seite. Von dem her bleibt gespannt, was es so als naechstes zu berichten gibt.

© Bianka Seidel, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach langer Warterei und einigen Umwegen ist es nun endlich fast soweit......der Mai rückt näher und damit auch das Abflugdatum. Und um für alle daheim gebliebenen etwas Abwechslung in den Alltag zu bringen und mir das schreiben zahlreicher mails zu ersparen ist die Idee dieses Tagebuchs entstanden. Viel Spass beim Lesen.
Details:
Aufbruch: Mai 2009
Dauer: 18 Monate
Heimkehr: November 2010
Reiseziele: Australien
Singapur
Der Autor
 
Bianka Seidel berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.