Südostasien - Endlich wieder einmal richtig verreisen...

Reisezeit: November 2008 - Juli 2009  |  von Stephan Liechti

Kambodscha - Irgendwie anders: Siem Reap

07.01.- 09.01.2008

Erstmal sorry das es so lange gedauert hat um die folgenden Reiseberichte zu aktualisieren, aber da ich ein Problem mit meinem Memory-Stick hatte und deshalb versuchte in den letzten paar Tagen in diversen Internetcafes noch die letzten Fotos von Siem Reap hochzuladen, entstand diese Verzoegerung. (leider Erfolglos, deshalb fehlen im Kapitel Siem Reap auch die letzten paar Fotos.)

Unterdessen bin ich mit Daeni auf einer Insel in den Philippinen angekommen und wir hatten auch schon unsere ersten wirklich coolen und teilweise auch anstrengenden Erlebnisse. Mehr dazu folgt in ein paar Tagen wo wir zusammen unsere Philippinen Erfahrungen beschreiben werden...

Bei den nun folgenden 2 Kapiteln stimmt die Reihenfolge der Bilder nicht wirklich, da ich bei den Tempeln von Angkor zu viele Fotos gemacht habe, musste ich mein Bericht irgendwie aufteilen. Deshalb folgt jetzt zuerst ein erstes Kapitel ueber Siem Reap, (Ausgangspunkt fuer die Besichtigung der Tempel), wo ich ein paar unglaublich Erlebnisse hatte und anschliessend im naechsten Kapitel die Bilder und Kommentare zu den Tempeln.

Nach der 9 Stuendigen Busfahrt von Kratie nach Siem Reap bin ich um ca. 17.00 angekommen und habe mir fuer 2 USD ein Tuk-Tuk Fahrer in's Stadtzentrum besorgt, der mich direkt zum gemuetlichen "Popular Guesthouse" brachte.

Meine Tuk-Tukfahrt in's Stadtzentrum.

Meine Tuk-Tukfahrt in's Stadtzentrum.

Fuer 5 USD habe ich ein anstaendiges Einzelzimmer bezogen und nutzte danach auch gleich den Abend um mein Reisebericht zu aktualisieren.

Chill-Out Bereich des "Popular Guesthouse".

Chill-Out Bereich des "Popular Guesthouse".

Am folgenden Morgen begab mich um ein wenig die Stadt zu erkunden zum naheliegenden Market "Psar Chaa".

Aber schon nach einigen Metern musste ich feststellen das hier alles voll auf Touristen ausgerichtet ist. Alle Tuk-Tuk-Fahrer der Stadt sind nummeriert... mein Fahrer der mich am Abend zuvor in's Zentrum und spaeter dann auch zu den Tempeln brachte hatte die Nummer 6884... das heisst es gibt hier ungefaehr 5000 - 10000 Tuk-Tuk und Motorradfahrer die somit einem riesigen Konkurrenzkampf ausgeliefert sind. Ungefaehr alle 20 Meter wird man mit "Tuk-Tuk Sir" angesprochen oder diverse Leute versuchen einem Massagen & Essen anzudrehen... dazu kommen dann auch noch unzaehlige Kinder die einem Buecher oder Ansichtskarten verkaufen moechten. Man laeuft hier durch die Strassen und sagt fast ununterbrochen "No, thank you". Alle Bettler & sonstigen armen Menschen die einem um Geld beten sind hier noch nicht eingerechnet. Ehrlich gesagt hatte ich mich auch nach 3 Tagen noch nicht wirklich daran gewoehnt und die Stadt ist alles andere als gemuetlich.

Ein wenig spaeter habe ich erfahren das jedes Jahr ca. 2.5 Mio. Touristen (tendenz steigend) herkommen um die Tempelanlagen zu besuchen und deshalb gibt es hier auch viele exklusive und teure 5 Sterne Resorts. Es scheint fast so als wuerde jeder zweite Kambodschaner hier her kommen um auch ein Stueck vom Kuchen (Geld der vergleichsweise reichen Touristen) abzubekommen. Aber habe ich hier einige eindrueckliche Erfahrungen gemacht, die mich richtig nachdenklich stimmten...

Hier nur mal ein Beispiel:

Ich unterhielt mich mit einem 27 Jaehrigen Tuk-Tuk Fahrer, er hat mir erzaehlt das er von Phnom Phen (Hauptstadt von Kambodscha) sei, er hierher kam, habe er zuerst in einem Hotel gearbeitet wo er 120 USD pro Monat verdiente, da er aber allein fuers Essen ca. 90 USD pro Monat benoetige und somit niemals Geld haben wuerde um ueberhaupt eine Unterkunft zu bezahlen, besorgte er sich ein Tuk-Tuk. Und obwohl er es hasse, die Touristen den ganzen Tag mehr oder weniger belaestigen zu muessen, verdiene er nun zwischen 300 - 400 USD und habe so Ende Monat ca. 180 - 220 USD uebrig um sich weiterzubilden und andererseits seine Eltern finanziel zu unterstuetzen. In Kambodscha und auch in vielen andern Laendern hier in der Region hat die Familie viel eine groesser Stellenwert als in Europa oder den Vereinigten Staaten. Es herrscht ein viel groesserer Zusammenhalt auch bis zu den entferntesten Verwandten. Die Eltern kuemmern sich um die Kinder bis sie genuegend alt sind um sich selbst zu versorgen und wenn die Eltern zu alt sind um richtig zu arbeiten, liegt es an den Kindern wieder etwas zureckzugeben. Es gib hier nun mal keine Altersvorsorge, Pensionskasse oder so was in der Richtung...

Aber nun zurueck zu meinem Marktbesuch...

Eine der groesseren Strassen in Siem Reap.

Eine der groesseren Strassen in Siem Reap.

Auf dem Weg zum Markt kam ich am Fluss der durch Siem Reap fuehrt vorbei und es erinnerte mich ein wenig an Chiang Mai in Thailand. Nur das es in Chiang Mai im Gegensatz zu hier wirklich gemuetlich war.

Fluss von Siem Reap (sieht so eigentlich ganz friedlich aus).

Fluss von Siem Reap (sieht so eigentlich ganz friedlich aus).

Anschliessen begab ich mich kurz auf den Markt wo so ziemlich alles moegliche verkauft wurde und ich hab mir endlich auch mal etwas gekauft. (einen Ring aus anscheinend echtem Silber !) Zuerst wollte die Verkaeuferin 15 USD, ich sagte "max. 5", sie antwortete "ok 10", ich erwiederte wieder das ich nicht mehr als 5 bezahlen wuerde. Danach ging sie auf 8 USD runter, ich dachte mir ok, ein wenig sollte ich ihr auch noch entgegen kommen und bot ihr 6 USD an, sie ging auf 7 USD runter und sagte mir das dies ihr letztes Angebot sei, aber als ich mich danach 3 Schritte entfernte, waren 6 auf sofort ok. Wahrscheinlich haette ich es noch guenstiger bekommen, aber da die Leute hier nicht wirklich nicht viel besitzen und fuer mich 1-2 USD mehr nicht gross unterschied machen, waren wir so wahrscheinlich beide zufrieden !

Auch mit den Bettlern war ich bis jetzt relativ hart, schliesslich aendert sich ja nichts an ihrer Situation wenn man ihnen Geld gibt, am naechsten Tag muessen sie trotzdem wieder Betteln und es aendert sich nicht viel. "Stephane, der Canadier hat es einmal gut gesagt, so in ewta "wenn dich jemand um ein Fisch bittet, solltest du ihm beibringen zu angeln". Trotzdem konnte ich nicht immer hart bleiben und vorallem wenn Frauen mit Babys in den Armen um ein wenig Geld fuer Milch fragen, wurde ich schwach... aber sobald man Ihnen 1 USD gibt, wollen sie noch mehr und die naechste Frau mit einem Kind auf dem Arm steht schon hintendran und moechte sofort auch etwas... irgendwie echt krass, aber man realisiert so wieder einmal mehr wie gut wir "reicher" Europaeer es eigentlich haben !

Inerhalb des "Psar Chaa" (Market)

Inerhalb des "Psar Chaa" (Market)

Auch mit meinem Tuk-Tuk Fahrer der mich zu den Tempeln brachte habe ich mich ein wenig unterhalten und obwohl sein Englisch wirklich sehr schlecht war konnte ich doch einiges ueber Ihn erfahren, was mir fast unvorstellbar erschien. Er war erst zwar erst 21 Jahre alt und wohnte seit seiner Geburt in Siem Reap, aber konnte bis jetzt noch nie eines der angrenzenden Laender (Thailand, Laos & Kambodscha) besuchen und bis jetzt war es finanziell fuer ihn nicht einmal moeglich in die 6 Stunden entfernte Hauptstadt (Phnom Phen) zu fahren, geschweige denn an einer der Kambodschanischen Straende zu gelangen... er hat also noch nie das Meer gesehen, obwohl es nicht wirklich weit weg war ! Da ich in den letzten paar Wochen so viel erlebt und gesehen habe, erschien mir das fast unglaublich...

Ein Foto der Bar Street am Abend.

Ein Foto der Bar Street am Abend.

Am meinem letzten Abend hier habe ich mich dann nochmals mit "Stephane" getroffen der unterdessen nach zwei Tagen in Phnom Phen hier eingetroffen war und wir beschlossen uns in einem der schoenen und auch teuren Restaurans, wo normalerweise eher die 5-Sterne Hotel Besucher, als die Backpacker speissten, ein gutes westliches Essen zu goennen. Ich hatte eine sehr gute Lasagne mit einem gruenen Salat und einer Cola und bezahlte USD 7.75. Mein bisher teuerstes Essen seit Beginn meiner Reise, mal abgesehen von Hong Kong !

Anschliessen begaben wir uns noch auf den Nacht-Market, der hier eher ein "Luxus-Nachtmarket", als ein gewoehnlicher Asiatischer Nachtmarket war... alles war in sehr schoen aussehenden Bambus-Huetten angeordnet und man konnte z.B. ganze Krokodil-Haeute mit Kopf fuer ueber 300 USD und solche Luxus-Gueter kaufen... aber anscheinend muss es auch hierfuer Kaeufer geben, ansonsten wuerde sowas gar nicht erst angeboten werden.

Und zum Schluss noch ein Nachtrag zu Stephane, dem grosszuegigen und gutherzigen Canadier ! Schon als er mir auf den "4000 Inslands" erzaehlte das er 6 Monate in Suedafrika Freiwilligenarbeit geleistet hatte, war ich irgendwie beeindruckt, da er doch erst 21 Jahre jung war. Ein anderes mal hat er mir erzaehlt das er auch gerne nach Manila gehen wuerde... er habe ein Buch gelesen ueber jemanden der auf der ganzen Welt die groessten Muellkippen besuchte und ueber die dort Lebenden Menschen schrieb. Sie suchen den ganzen Tag Buechsen oder andere wiederverwertbare Gegenstaende im Muehl und finanzieren sich so ihre Existenz. In Manila befinden sich die sogenannten "Smokey Mountains", eine der groessten Muellkippen-Staedte der Welt, anscheinden so riesig das es dort sogar eine eigene Polizei-und Feuerwehrstation gibt.

Vor unserem letzten Abendessen in Siem Reap hat er mir dann von seinem "einzigartigen Erlebnis" am Tag zuvor in Phnom Phen berichtet. Er hatte sich dort einen Tuk-Tuk-Fahrer besorgt, kaufte fuer 100 USD ca. 125 KG Reis und wollte dies an die auf der Muehlhalde von Phnom Phen lebenden Menschen verteilen. Natuerlich war er unsicher wie die Leute vorort auf einen "reichen" (er war Student und hatte deshalb auch nicht gerade zu viel Geld) weissen Canadier reagieren wuerden wenn er einfach dort aufkreuzen wuerde um Reis zu verteilen.

Aber anscheinend war es unglaublich... sobald er und sein Fahrer dort eintrafen, erschienen auch schon die ersten neugierigen Bewohner und als sein Fahrer ihnen in ihrer Sprache dann erklaerte, das er fuer jeden Bewohner 2 Schalen Reis mitgebracht habe, ging es ein paar Sekunden und ca. 50 Leute umkreisten das Tuk Tuk. Es entstand umgehend ein riesiger Tumult, jeder wollte etwas vom Reise abbekommen und alle draengten sich nach vorne, bis schliesslich einer der Bewohner die Kontrolle uebernahm und sich darum kuemmerte das sich alle mehr oder weniger in einer Reihe aufstellten, trotzdem versuchten immer wieder einzelne sich nach Vorne zu draengen, aber alles spielte sich anscheinend recht freundlich ab. Da die meisten Bewohner dort keine Schalen oder sonstige Behaelter besassen, trugen sie das Reis in ihren T-Shirts in ihre Huetten oder besorgten sich auf der Muehlhalde irgendwelche dreckigen Plastiksaecke. Auch die dort lebenden Kinder kamen sofort angerannt, kletterten auf dem Tuk Tuk herum und wollten mit Stephane ein wenig english sprechen. Als all das Essen verteilt war, hatten alle etwas abbekommen und anschliessend nahmen die Kinder "Stephane" an der Hand und zeigten ihm ihre Schule und stellten ihm die Lehrer vor, wo er dann auch noch zum Mittagessen eingeladen wurde.

Stephane schwaermte richtig... einfach sei unglaublich gewesen, wie freundlich die Leute alle waren und ein unbeschreibliches Gefuehl zu sehen wie vielen Menschen er mit nur ein wenig Reis eine riesen Freude bereiten konnte. Ich war richtig beeindruck... und selbst jetzt, als ich diesen Abschnitt schrieb und mir das ganze nochmal durch den Kopf gehen lies, bekam ich nochmals eine Gaensehaut ! Ich denke Stephane und auch die wenigen Tage die ich in Kambodscha verbracht habe, haben meine Sichtweise der Dinge und auch mich sicherlich ein wenig veraendert. Zudem wuerde ich mich sehr freuen den "guetigen Canadier" , mit dem ich ein paar tolle und auch sehr interssante Tage verbrachte irgendwann wieder einmal zu treffen.

© Stephan Liechti, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem ich nun schon ein paar mal die Möglichkeit hatte, jeweils für ein paar Wochen einzelne Länder in Südostasien zu bereisen, freue ich mich jetzt nach einer längeren Durststrecke umso mehr auf einen mindestens 6 Monate langen Aufenthalt in einer immer wieder faszinierenden und atemberaubenden anderen Welt.
Details:
Aufbruch: 30.11.2008
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 09.07.2009
Reiseziele: Hongkong
Malaysia
Philippinen
Macau
Thailand
Laos
Kambodscha
Myanmar
Indonesien
Schweiz
Der Autor
 
Stephan Liechti berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.