Weltreise 2010/11

Reisezeit: Oktober 2010 - März 2011  |  von Joachim Schätzle

Ernest Gilles Road

03.02. - 04.02.2011

Wie schon im vorherigen Kapitel erwähnt hatten wir ein Auto gemietet.
Nach dem Kings Canyon machten wir uns wie geplant auf den Weg nach Alice Springs.
Der Angestellte der Autovermietung (die Firma wollen wir hier nicht nennen) hat uns den Weg welchen wir nehmen sollen beschrieben und auf der Karte gezeigt.
Ein Teil der Strecke wies auf der Karte eine gestrichelte Linie aus und wir fragten extra sogar 2 mal nach ob die Straße auch wirklich befahrbar wäre. Er meinte das wäre gar kein Problem. Es wären 100km auf Schotter und Sand, die mit Allrad gut befahrbar wären. Wir sollten halt nicht so schnell fahren und uns an zirka 40km/h halten.
Gesagt getan.

Der Zustand der Straße war leider nicht der Beste, es musste die Tage davor geregnet haben, da uns immer wieder größere Lachen und halbe Seen begegneten.
Aber gut, wir hatten ja Allrad, kamen immer durch und schlugen uns 70km wacker.
Aber eben nur 70km.
Um 16:00 Uhr an einem weiteren dieser Seen war es dann passiert: wir steckten fest !!!

Also hat sich Joachim (ganz Gentlemen, wie er nunmal ist) an die Arbeit gemacht und versucht die Reifen wieder frei zu bekommen.
Leider war es einfach zu schlammig und es floss immer wieder Wasser nach.

Nun was tun???? Wir wussten ja, dass es in beide Richtungen etwa 100km bis zu einer menschlichen Seele sein würden. Somit schied Laufen schon mal aus.
Hilfe rufen per Handy: gute Idee, aber kein Netz.
Es blieb uns also nur die Möglichkeit zu warten und zu hoffen, dass vielleicht bis in ein paar Stunden jemand vorbei fahren würde. Und selbst das kommt selten genug vor im Outback.
Doch wir hatten Glück.
Bereits nach einer Stunde kam von hinten her ein Auto angefahren.
Der freundliche Australier namens Truce machte sich sogleich daran uns zu helfen.
Leider hatte er (wie wir übrigens auch) kein richtiges Abschleppseil, sondern nur ein paar zusammengeknotete Sicherheitsgurte, die immer wieder beim Versuch uns rauszuziehen gerissen sind.
Nach etwa 2 Stunden haben wir beschlossen, dass es besser wäre, wenn er weiter fährt und Hilfe anfordert. Schließlich würde es nicht mehr lange dauern bis die Sonne untergeht.
Wir gaben ihm unsere Personalien und das Kennzeichen, sowie die "Notrufnummer" der Mietwagenfirma mit. Er meinte frühestens in 2, spätestens in 4 Stunden wäre jemand da.
Dreckig und verschwitzt, aber in der Hoffnung, dass bald Hilfe naht, richteten wir uns ein zu warten.
Während des Sonnenuntergangs fragten wir uns, ob wir noch rechtzeitig ins Hostel kommen würden und wie die Fahrt verlaufen würde, da nachts Kamele, Kängurus und Rinder auf der Fahrbahn rum rennen.

Wie sich herausstellen sollte hätten wir uns darum absolut nicht kümmern müssen.
Wir warteten 2 Stunden,
3 Stunden,
4 Stunden,
5 Stunden und mussten uns dann damit abfinden, wohl oder übel im Outback übernachten zu müssen.
Wir saßen im Auto und hatten erstmal aufgrund der Fliegen, Moskitos und weiterer fliegender Insekten die Fenster geschlossen. Die Hitze war allerdings nicht auszuhalten, so dass wir uns lieber den Insekten aussetzten. Schließlich hatten wir ja genügend Anti-Brumm, das übrigens hervorragend wirkt.

Am nächten Morgen erwachten wir in der Hoffnung, dass der Abschleppdienst nachts nicht fahren konnte, sich bei Sonnenaufgang aber sicherlich auf den Weg machen würde uns aus unserer misslichen Lage zu befreien.
6:00 Uhr vorbei.
7:00 Uhr vorbei.
8:00 Uhr vorbei.
9:00 Uhr vorbei.
Die Hoffnung auf den Abschleppdienst starb mit jeder Minute, die verstrich.
Da das Auto mittlerweile noch weiter und tiefer eingesunken war, war es uns endgültig unmöglich irgendwie selbst raus zu kommen..
9:30 Uhr ein Motorengeräusch !!!!!
Leider waren es nur 3 deutsche Touristen mit ebenfalls schlecht ausgerüstetem Mietwagen, die uns aber versicherten an der nächsten Tankstelle in etwa 100km Hilfe anzufordern.
10:00 Uhr vorbei.
11:00 Uhr vorbei.
12:00 Uhr vorbei.
Ida nahte sich langsam einem Nervenzusammenbruch.
Doch plötzlich wieder ein Motorengeräusch. Dieses mal war es ein österreichisches Pärchen.
Und da noch ein Motorengeräusch. Eine australische Familie mit kompletter Ausrüstung !!!!
Der Australier meinte kein Problem. Er hätte Erfahrung mit sowas und er würde uns raus holen.
Doch erst mal musste er vor uns kommen und wollte dazu weiträumig um den "See" fahren....super Idee !!!
Er ist nämlich grad mal selbst stecken geblieben.
Gott sei Dank hatten wir ja immer noch die Ösis.
Also hat sich der Australier erst mal mit dem Wagen der Österreicher selbst befreit. Anschließend ist er durch unseren "See" gefahren. Dann der Österreicher hinterher.
Und dann endlich nach insgesamt 20 Stunden wurden wir befreit.

Am Liebsten hätten wir ihn abgeknutscht
Glücklich fuhren wir dann im Konvoi zu der nächsten Tankstelle, um Bescheid zu geben, dass wir nun raus waren und gerettet sind.
Dann die Überraschung:
der Australier war am Abend zuvor tatsächlich da und hat die Notrufnummer der Autovermietung verständigt, die aber nur meinten sie könnten da auch nichts tun, so dass er die Polizei kontaktierte.
Diese ist dann wohl auch an dem Abend draußen gewesen und hat jemanden befreit. Allerdings halt nicht uns.
Desweiteren erfuhren wir, dass die Ernest Gilles Road, die uns am Donnerstagmorgen vom Mitarbeiter der Autovermietung empfohlen worden ist, seit Mittwoch gesperrt war !!!

Nachdem wir dann allerdings endlich in Alice Springs angekommen waren, den Wagen los waren und mal geduscht und gegessen hatten, konnten wir sogar wieder darüber lächeln.
Aber nur ein kleines Bißchen, denn der Ärger über die Autovermietung überwiegt noch.

Wir danken der Firma auf das HERTZlichste für den Ratschlag, für die 20 Stunden ausstehende Hilfe und für ein unvergessliches Abenteuer im Outback Australiens.

© Joachim Schätzle, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Deutschland über London nach Brasilien, Argentinien, Chile, Neuseeland, Australien, Bali und Thailand und dann wieder über London heim.
Details:
Aufbruch: 02.10.2010
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.03.2011
Reiseziele: Brasilien
Uruguay
Argentinien
Chile
Neuseeland
Australien
Indonesien
Thailand
Deutschland
Der Autor
 
Joachim Schätzle berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.